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Uebersicht des Innern - Wasserstaats von Nordholland.
Um eine anschauliche und deutliche Beschreibung von diesem
nordholländischen Binnen-Wasserstaate zu machen, habe
ich die vorzüglichsten Busen, worauf die verschiedenen Schöpfmühlen
das Wasser, aus den Poldern, und aus dem Altenlande
ausmahlen, mit Farben illuminirt.
Zwey Hauptbusen, nähmlich Schermeers- und Raaxmaats-
Busenf*), und einige von geringer Bedeutung sind es, in denen
das W asser aufgemahlen und von denen es durch Seeschleusen ,
östlich und nördlich in die Südersee, und südlich in das Y , geleitet
wird. So hängt also die gesammte Auswässerung von der
Ebbe und Fluth der Südersee ab. — In dieser Hinsicht ist eine
Wasserhöhe nöthig: bis zu welcher der Busen stehn sollte. So
kann z. B. Schermeers-Busen Wasser, im Winter und im Sommer
19I Zoll unter dem Nullpunct des amsterdammer Pegels gehalten
werden , und deswegen nennt man jene 7J Zoll den W in ter
und 19IZ0II den Sommerpegel. Auf Raaxmaäts-Busen stehn
aber keine Pegel.
Schermeers - Busen nimmt das in den Gräben gesammlete
Wasser, durch Hülfe der Mühlen aus folgenden ausgetrockneten
Meeren auf: als aus dem Schermeer, derBeemster, dem Stermeer,
dem Purmeer, dem Woormeer; kurz aus den Bezirken, deren
Gewässer eine ungehinderte Communication mit ihm haben.
Diese Gewässer oder Canäle sieht man sehr deutlich auf T. 4 1 • 4 2-
43. und 44., wenn man sich die Mühe nimmt, die Bedeichungen
nachzugehn und dieCommunications-Schleusen, in diesen Deichen,
aufzusuchen. Nördlich entwässert dieser Busen in die Südersee am
Ende der Zype, durch die Grofse-Seeschleuse. Südlich in das Y ,
und zwar 1°' durch die zwo Schleusenöffnungen bey Nauwerna
und den drey Schleusenöffnungen bey Saanredam oder Zaandam.
Oestlich in die Südersee durch die Schleusen zu Monikendam ; zu
Edam, und durch die grofse Schleuse zu Schardam, welche die
(*) Der erstere Hauptbusen ist auf T. 41. 43. und 44. grün, und der zweyte
roth illuminirt.
Hornschleuse genannt wird; so wie durch zwey andere Schütt-
schleusen,daselbst. Alle diese eilf Schleusen, liegen vortrefflich,
und ihr Drempel oder ihre Flur 8 F. unter die ordinaire Fluth,
da doch der Boden vom Schermeers-Busen diese Tiefe nicht erreicht,
und vorzüglich jetzt nicht, wo er sehr verschlammt ist.
D ie circulirende Bewegung des Ebbe - und Fluthstromes in der
Südersee und dem Y e theilt dem Busenwasser selbst eine solche
Bewegung mit, die nach verschiedenen Richtungen Statt findet,
je nachdem sich die Schleusen öffnen. Auf diese Weise kann die
Circulation des Wassers in den verschiedenen Canälen unterhalten
werden, wenn so z. B. die Schleusen am Y , bey der niedrigsten
Ebbe und bey stillem Wetter, auswässern; so ist es an den
Schleusen bey Schaardam, Monikendam und Edam \ und halbe,
und nördlich vor der Grofsen-Zyperschleuse volle Fluth. Diese
letztere Schleuse leistet deswegen vor den übrigen einen anhaltenden
Auswässerungs-Effect, weil vor ihr die Ebben tiefer als vor
den andern Schleusen fallen. Davor den Schleusen zu Zaanredam
Ebbe und Fluth ist, so kann die Zaane, der Schiffahrt wegen,
des Sommers bey trockener Witterung, auf die nöthige Höhe erhalten
werden, indem man das Y -W a s s e r , Vermittelst deren
bey Zaandam liegenden Schleusen , in die Zaane hinein läfst.
Raaxmaats - Busen ergiefst sich eines Theils bey Aardswoude,
westlich Medenblick, aus der in den vier Noorder Coggengelegenen
Seeschleuse, welche die groote Geestmeer Ambagts - Schleuse
heifst. Andern Theils aber wird dessen Busenwasser auf Schermeers
Busen aufgemahlen, und zwar vermittelst dreyzehn Streichmühlen
(Strykmolen) (*) ; davon stehn viere bey Alkmaar nördlich
Oudorp; fünfe zu Huygendyck, und vier zu Rustenburg.
(*) Das sind solche Wurfradmühlen, die das Wasser nur 2 Fufs hoch aufmahlen.
Sie streichen das Wasser also gleichsam nur auf, daher auch
die Benennung sehr angemessen ist. Hier ist es durchaus zwecltmäfsig:
dafs die r3 Streichmühlen das Wasser nur bis auf eine bestimmte Höhe
bringen können, denn sonst würde Schermeers-Busenwasser von Raaxmaats
- Busenwasser zu sehr belastet. Diese i 3 Streichmühlen sind auf
der 43. Kufpertafel beschrieben.