ja schon Beweises genug, dafs man den W e llen -w ie dem Flu th-
strom nur Sanft ablaufende Werke entgegen setzen mufs, wenn
andere Rücksichten, als die geringe Tiefe und Weite der Hafen-
strafsen es nicht verhindern. Nach den heftigsten Seestürmen und
hohen Sturmfluthen bleibt-der sandige Strand in seiner grofsen
Böschung , ohne Auswühlungen erlitten zu haben, liegen; und
die steilen Höfter, von welcher Gattung-Materialien sie auch erbauet
seyn mögen, werden beschädigt! Diefs beweisen die friefsi-
schen - seeländischen - und mehrere Seeuferbauwerke , wie in die-
«em Bande gezeigt wird. Dagegen halten sich die niedrigliegenden
und flach ablaufenden Werke westlich Goederede, die Buschsteinwerke
bey ’sGraveSande, Petten und am Nieuwendiep vortreflich.
Es ist daher wahrlich unerklärbar: welche Gründe einige Seeuferbaumeister
haben, wenn sie fortfahren steile Holzwände, die über-
dem höchstens nur ein halbes Jahrhundert ausdauren können , anzulegen.
Sie ahmen solchen Flufsbaumeistern nach, welche in
grofsen und schnellen Flüssen an den concaven Ufern, vor denen
die gröfste Tiefe und der Stromstrich liegt; perpendiculaire W e r ke
erbauen und solche wohl bis zur Mitte der Bahn , ohne Böschung
am Kopfe ,■ aufführen. Bauwerke , welche nicht nur die
Tiefe des Bettes vermehren, also den Angriff des Stromes auf das
concave Ufer, welches sie.beschützen sollen , verstärken*; welche
der Eisgang zerstört und deren Stelle man nach einigen Jahren nur
mit Hülfe der Stromkarte auffinden kann. Wann wird man solche,
den Staaten kostbar fallende‘Methoden verlassen? Siewerden wohl
so lange ihren Platz behaupten bis die Natur der Flüsse und Fluth-
ströme näher untersucht, und die Wirkungen, welche die angelegten
Bauwerke hervorbrachten, mitSorgfaltaufgezeiehnet werden ! ■
Ausserdem , dafs man gegen die See hoch stehende Holzwerke,
welche ihrer Natur nach nicht lange dauern können , weil
sie täglich nafs und trocken werden, und dem Holz- oder Seewurm
ausgesetzt Sind, anlegte, bediente man sich auch des Eisens,
welches vom Seewasser nicht nur äufgelöfst sondern in Blätter
getheilt wird. So habe ich Eisen von zwey Zoll dick gesehn,
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das zehn Jahr in den friefsischen Holzwänden gestekt hatte ;
von dem sich die Blätter oder Schiefer abnehmen liefsen ohne
Mühe. Was hilft es also, wenn, die Pfähle mit eisernen Nägeln
beschlagen werden ? Sind ihre Köpfe äufgelöfst, so wird auch
der in das Holz steckende Nagel bald rosten und weggewaschen.
Ja ich habe an den alten Thoren der Slykenschen Schleuse von
Ostende, welche xy56 eingesetzt waren , gesehn, dafs eine Menge
Nägel fehlten. .Unter allen Metallen möchte sich das Zinn noch
zum befsten im Seewasser halten. Berühren sich aber zwey Metalle
im Seewasser, so erfolgt die Auflösung des einen sehr schnell.
So darf sich Eisen und Kupfer nicht darin berühren wenn das
Eisen nicht äufgelöfst werden soll. An der Schleuse von Dieppe
hat man diese Erfahrung leider gemacht. Auch der jetzige Ingenieur
en Chef zu Havre Herr la Peyre hat darüber einen V ersuch
angestell-t. Er sagte mir, dafs er Eisen mit Kupfer gefüttert,
dieses in eine Büchse verschlossen , in Meerwasser gesetzt und
nach zehn Jahren das Eisen in einen Brey äufgelöfst gefunden habe.
W ir sehn hieraus, dafs die Hydrotecten sich einige Kennt-
nifs der Chemie erwerben müssen ; dafs sie sich solcher Materialen
nicht bedienen sollten , welche dem Wasser nicht widerstehn können
; also alles Holzwerk der Luft und,dem Wasser entziehn und
sich des Eisens so wie des Kupfers nichtohneNoth bedienen dürfen.
Ich habe nun, noch etwas-: Ueber den Abstand, in welchen
die Enden der Höfter artgelegt werden müssen, zu sagen. Die
Regel, welche ich hier geben w ill, habe ich aus der Lage und
den Wirkungen der Seeuferbauwerke zwischen Havre und Cuxhaven,
abgeleitet. Dieser Abstand betrage 1,66 der Länge eines
senkrecht auf das Seeüfer liegenden Höftes, wenn der Fluthstrom
bey mittlerer Fluth nur eine mittelmäfsige Geschwindigkeit,
etwa von zwey Fufs in der Secunde hat. Ist diese kleiner
, so kann man den Abstand bis zur Länge eines senkrecht
auf das Seeufer liegenden Höftes ( aufs höchste) verkleinern;
im Gegentheil und bey einem sehr flachen Strande ihn,
bis zur z , 5 , ja bis zur dreyfächen Länge eines Höftes, vergröfsern.