wird. Alle steilgebauten Höfter werden auch heftig angegriffen
, und die Wellen stürzen über sie h in ,,w ie dies die Erfahrung
an den Höftern vor W^estcappel (Tab. 57 .) und an den
friefsischen Seedeichen (Tab, 56. ) beweifst. Es können daher
dergleichen Werke nie Gewinnung des Strandes bewirken. So
haben z. B. die steilen Höfter, welche vor dem westcappelschen
Seedeiche und dem Dünenstrand daselbst liegen , gar keine Erhöhung
des Strandes bewirkt, wohl aber das flache , mit einer
Dossirung versehene und tonnenrunde Faschinen - Höft (Tab.
5y.) a südlich Zouteland. An der Wurzel liegt dasselbe etwa
zwey Fufs über die Fluth und an der Spitze so viel über die Ebbe.
Haben nicht auch die flachablaufenden und nicht hochliegenden
Höfter bey s’Gravesande und Petten (B. II. S. 4° 7 - 4 1^-)
eine Erhöhung des Strandes bewirkt? Man w ird freylich fragen ,
warum haben denn viele holländische Seeuferbaumeister, welche'
so viele hundert steile Höfter anlegten und den schlechten Effect
derselben sahen, sich nicht von der Natur belehren lassen , indem
sie ja den sanftablaufenden Strand, selbst nach den stärksten Sturm-
fluthen, nicht abgenommen fanden ? Unmöglich konnten sie ihre
verticalen Höfter anders als für Wellenbrecher erkennen und doch
sind dieselben, wie ich eben gezeigthabe und wie jedem ein Seesturm
es beweisen wird , gerade das Gegentheil ! Also mufs man, wie
mächtig auch die Vorurtbeile seyn mögen, von den steilen Höftern
ablassen und sanft Auflaufende bauen , wenn man sich nicht
gegen jede Erfahrung und gegen jeden Beweis ad hominem , den
die erste Sturmfluth gibt, auflehnen ; und es abläugnen w ill:
dafs die schräge Fläche die Isochrone, worinn sich die W^ellen
bewegen , verhindert und also den Gipfel derselben allmählig
senkt indem sie die freye Erhebung nicht zuläfst.
W enn ich nun eine Regel über die Höhe der Seeuferbauwerke
geben sollte , so würde ich auf die Momente der Fluth
Rücksicht nehmen. Beginnt nähmlich die Fluth, so ist der Strom
unbedeutend und keines schädlichen Angriffes fähig. Gleiche Be-,
schaffenheit hat es mit der Nachebbe und vor dem Moment des
Stillstandes. Also kann das Höft längs seiner Spitze keine W i r kung
äussern weder eine hydraulische noch oeconomische , das
ist, den Strom nicht abweisen — wenn es nicht mit dieser seiner
Spitze über die ordinaire Ebbe erhoben liegt. Da bey der
Nachfluth derStrom gleichfalls unbedeutend ist, so würde man das
Werk an der Wurzel auch nicht , bis zur ordinairen Fluth erheben
dürfen , wenn man nicht auf die Springfluthen Rücksicht
nehmen und von denselben den gröfsten Angrilf des Seeufers und
Umlaufung des Bauwerkes erwarten müfste. Von Cherbourg
bis Cuxhaven steigt die gewöhnliche Springfluth über die tägliche
oder ordinaire zwey Fufs. Ich würde daher , um mittelst den
Elöftern den gröfsten hydraulischen Effect hervorzubringen und
der Destruction oder dem Angriffe des Seeufers zu begegnen , das
Intervall zwischen der ordinairen Fluth und der ordinairen Ebbe
in sechs gleiche Theile theilen und die Spitze der Höfter einen
solchen Theil über die tägliche Ebbe; die Wurzel aber einen sol-:
chen Theil über die tägliche Fluth legen. Jedoch nur in dem Fall ,•
wenn ein solcher Theil bis zur ordinairen Springfluth hinauf geht ;
denn diese sollten die Seeuferbauwerke an der Wurzel immer erreichen.
Da , wo das Intervall grofs ist, . ist auch die Geschwindigkeit
des Fluthstromes gröfser, als wo es geringer ist. Dieses
ist also die wesentlichste Ursache, welche die höhere Lage der
Bauwerke bey höherer Fluth nothwendig macht.
Müfste ein Höft von einem niedriger, als ich die Höhe der
Wurzel bestimmt habe, liegendes Vorland oder Groden abgehn,
so wird über ein solches niedriges Vorland bis zum Deiche das
Höft verlängert und zwar nach der Construction der Strandhöfter
(B. II. S. 38g.) zum Theil in den Boden hineingelegtwerden müssen.
Gegen die auflaufenden W'ellen , hohe und steile Höfter zu
erbauen, ist, meines Erachtens zweckwiedrig, denn wie können
sie wohl die Baaren, Brandungen oder die auflaufenden W1eilen
in ihrem Angriffe schwächen und abmatten, da doch die Natur
der Wellen das nicht zu läßt und uns alle hohe vertical stehende
Höfter das Gegentheil zeigen ? Auch jeder sandigte Strand ist uns
I II . Band. 2.