Des Seewurmes wegen, sind, bey jedem Haupthöfte an der
Spitze, etwa 400 Pfähle mit eisernem platköpfigen Nägeln, bis zur
Fluthhöhe bespickert. Zu 120 lauffende Schuh werden 1000
Pfund Nägel deren Kopf \ Quadr.Zoll grofs ist, gebraucht, und
diese kosten 120 Gulden.
Jedes etwa sechszig Ruthen langes Höft hat, wie mir der
Aufseher versicherte, 42 tausend Gulden gekostet, welches wohl
nicht übertrieben ist. W i r wollen im Durchschnitt die grofsen
und kleinen Höher zu 3o tausend Gulden rechnen, so hat die erste
Anlage des Seeuferbaues bey Westcappel, die kleinsten Höher,
welche nicht nummerirt sind, auch gerechnet, ohne den Seedeich,
zwey Millionen Gulden gekostet. Nun bleiben die Pfähle nur i 5
Jahre gut, wie oft mögen die Werke also nicht seit ihrer ersten Anlage,
(sie sind, nach und nach von 1740 an, gelegt ) reparirt
worden seyn? Man kann demnach, ohne Uebertreibung annehmen:
dafs diese westcappler Seewehre vier Millionen Gulden gekostet
hat. Das ist doch in der That eine Summe, welche mit Vorsicht
und nach Grundsätzen hätte angewendet werden mögen. W ir
müssen auch zur Ehre des Herrn Inspeetors Dingemanns erkennen
, wie er ein gewisses System bey der Direction der neuen
Höher befolgte. Längs demSeedeiche legte er die Höher senkrecht
auf den Deich ; vor dem Norderstrande auf die Ebbe und längs
dem Süderstrande auf die Fluth (*). Es mufs nähmlich der Umstand
angemerkt werden: dafs der Fluthstromsich gegen das Höft
N10' 35. auf ein paar hundert Ruthen Abstand von demselben, theilt.
VondieserStellewendetersichlängs dem Seedeiche vor Westcappel,
d.i. vonNorden nachSüden und auch vonSüdwesten nachNordosten
genDomburg(**). Es istalso eines Theils aus dieser Trennung des
(*) Ehemals legte man dieseWerke theils auf die Ebbe, theils auf dieFluth, jetzt
seit etwa zehn Jahren.sind aber eilf neue Höfter (von Nro- 5o. angerechnet
welche nicht in T. 5 7. wegen Mangel des Raumes verzeichnet sind)
aufdieEbbe gelegt worden. Sieliegen auf gleichen Abstand wie Nr°'4g.
und 5o. und haben fast alle die Länge von 5o Ruthen.
(* * ) Men sehe die genaue Karte von Seeland von Hatinga.
Fluthstromes und andern Theils aus der Richtung der nordwestlichen
Seestürme erklärbar, wie die Höher zwischen NM' 3o. und 3g.
vor allen übrigen stark angegriffen werden. Wenn also der Angriff
des Fluthstromes auf dieser Ecke bald nach dieser bald nach jener
Richtung statt finden mufs, je nachdem die Stürme wehen, so
dürfte hier ein Parallel werk, von Sinkstücken aufzuführen und mit
Steinen zu bedecken seyn; welches von der Spitze des hölzernen
Höftes Nro' '3o. anfinge und die Spitzen aller hölzernen Höfter bis
Nr"'40, jedoch nach einer Curve, vereingte; das zwey Fufs über die
tägliche Fluth hervorragte, allen Seestürmen wiederstehn könnte
und die Unterhaltung der kostsplitternden hölzernen Höftern un-
nöthig machen würde (*). W ie kann mit diesen g Höftern hier
viel ausgerichtet werden , da der Strom und die Sturmfluthen so
Veränderlich sind S. 7 ? hat auch nicht die Erfahrung für Parallelwerke'
entschieden? Die Höfter, der Strand und die Deichsdos-
sirung ist so lange unaufhörlich zerstört worden, bis man zwischen
den Höftern Buschbermen und Steinkisten angelegt hat; es istalso
nur noch nöth'ig, diesen ein zweckmäfsigeSProfil T. 56. F. 8., eine
dauerhafte Construction, B. II. S. 38g., und die nöthige Höhe,
zu geben. Ja bey einem Local wie dieses, wo der Angriff nach
so verschiedenen Richtungen geschiehet und das Seeufer schon eine
hervorstehende Ecl%e bildet; also eine Erhöhung des Wattes, nicht
nöthigist, sond<#n nur Conservation desselben, würde ich immer
Parallelwerke den Höftern vorziehn.
Vortlieile und Nachtheile der Höfter von Westcappel.
Es bleibt nun noch übrig zu untersuchen, welche Vortheile
oder Nachtheile diese hohen Höfter verursachen.
Wenn man den Strand nachgeht, so wird man finden, dafs
er von einigen Höftern erhöhet worden ist; Erwägt man die Lage
des Seedeiches welcher allen hohenSturmfluthenblofsgestelltist1
so wird es einleuchtend, dafs er bey seiner jetzigen Höhe nicht ohne
Höfter bestehn kann, es seydann, dafs man seine äufsere Böschung
(*) An den mehresten Stellen käme es auf die alten Kistwerke und Busch-
steinbermen zu liegen ; würde also'flicht so sehr kostbar'werden.