7°’ Der Leuchtthurm auf dem Felsen Edystone im Canal zwischen Frankreich
und England. Tab. 5q. 53. 54. und 68.
Von diesem schön und kühn erbauten Leuchtthurm hat
der Erbauer — John Smeaton — sein prachtvolles und jamständ-
lich verfafstesWerk, das ich besitze,, herausgegeben; aus weichem
der H. Schmidt, Professor der Mathematik auf der Universität
Giefsen einen Auszug.zu übersetzen die Güte gehabt hat und wofür
ich diesem Gelehrten, dem die Physik so viel verdankt, hiermit
die innigste Dankbarkeit bezeuge. Diesen Auszug will ich zu dieser
geschichtlichen und raisonnirenden Beschreibung, an der ich
also den geringsten Antheil habe,'benutzen.
Lage und Eigenschaften des Felsen Edystone.
Dieser Leuchtthurm, den ein deutscher Schriftsteller mit
Recht den Triumph menschlicher Kraft und Genies nennt, steht
auf ein Felsrief, der Edystone- Felsen genannt. Diese Felsen liegen
im Canal, S SW, von Plymouth-Sound, T. 68., i4 3engl.
Meilen entfernt. Die Benennung Edystone-Rocks haben die Felsen
von der Gefahr, welcher der Seemann in ihrer Nähe aus-
gesetzt ist und von der unregelmäfsigen und wirbelnden Strömung
der Fluth und Ebbe. Diese ist so merklich, dafs wenn gleich
im Canal die Fluth von Westen nach Osten regelmäfsig aufwallt
und an dessen Ufern der Stillstand des Meeres nach der höchsten
Fluth oder niedrigsten Ebbe eintritt, doch diefs ganz anders in
der Nähe dieser Felsen erfolgt: der Stillstand des Meeres ist nähm-
lich daselbst, nach Smeaton, zur halben Ebbe-oderzur halben Fluth-
zeit,äufserst merkwürdig. ObneZweifel ist die Lage dieserFelsen-
wände und der Küste vor Plymouth die Ursache solcher unregelmäfsigen
und ungewöhnlichen Strömung; denn sowohl dies Felsenrief
als die Küste steht dem Fluthstrom entgegen. Hierzu
kömmt noch: dafs diese Felsen die anwogende Fluth spalten,
und also Wiederströme erzeugen. Bey der Fluth sind sie (T. 54-
F .l.) vom Meer fast bedeckt, und bey der Ebbe ragen sie einige
Schuh daraus hervor. Das Meer steigt hier bey Neu - und Vo llmond
16 bis 18 Schuh, in den Aequinoctial Zeiten 18 bis 20
Fufs und die ordinaire Fluth 11 bis 12 Fufs, also nicht so hoch
als an den französischen und englischen Küsten. Ein Beweis dessen,
was ich im II. Bande S. 484. gesagt habe» Das Felsrief worauf
der Leuehtthurm steht heifst das Hausrief, die Felsenspitze L
heifst der Nordfelsen und a der östliche Felsen. Das Felsenrief h
wird das südöstliche Rief genannt, c heifst der südliche Canal und
de Aas südliche Felsenrief. Die Abschüssigkeit des Haufsfelsens,
ersieht man aus Tab. 52.Fig. 1. 2. und 6. Dessen Gipfel würde
die Springfluth bey ganz ruhigem Wetter nicht erreichen; aber
dies ist selten der Fall, denn die Brandungen stürzen sich fast
unaufhörlich gegen-und auf die Edyston - Felsen ; die tobenden
Wellen bedecken diese- dann, ja sie hüllen zum öftern den Thurm
gänzlich ein und erheben sich bey heftigen Seestürmen wohl 80
Schuh über dessen Spitze ;,da brüllt also die Woge des weit aufwallenden
Meeres hoch an dies W e rk der Kunst und die stürmende
Fluth hallt in die Ferne ; und so ist es allen den Stürmen-, die
aus dem atlantischen Ocean sowohl, als derBiscaya-Bay das Meer
anrollen, ausgesetzt.
Die Edystonfelsen , welche sich J bis auf \ Meile unter dem
Wasser fort erstrecken, sind dem Seemann äusserst gefährlich,-
selbst mehrere Tage nach geendigtem Sturm brechen sich an ihnen
die Schlagwellen oder Grundwogen mit schrecklicher Kraft, und
verhindern das Anlanden, obschon das Meer einem Spiegel gleicht.
W ie nothwendig und wohlthätig ist also nicht die Errichtung
dieses Leuchtthurms, bey Tage zum Seezeichen dienend, gewesen!
Was die Festigkeit und die Materie dieser Felsen anbetrift,
so ist sie-granitartig. In Hinsicht des schiefrigen Bruches kommen
sie aber mit dem Killas (eine Art Hornblende aus Cornwallis)
überein. Die Dicke der Schieferblätter welchselt von bis\ Zoll
ab , und zwischen denselben ist viel Glimmer eingestreut. Nach
dieser Beschreibung zu urtheilen gehört der Edystonfels zu den in
Hornblende - Schiefer übergehenden Gneisarten. Die Härte des
Steins, ist, nach der Richtung der Blätter , der Härte des Granits
gleich, aber queer durch die Blätter viel beträchtlicher. Daher
U I . Band. 4 o.