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 1.  Unterfamilie Asiracinae. 
 Diese  Unterfamilie  der  Delphaeiden  ist  in  Europa  nur mit  einer  einzigen  Form  vertreten, 
   der  schwarzbraunen  Asiraca  clavicornis  F.,  die mir  in  fast  unbeschränktem Maße  
 aus  der weiteren Umgebung Leipzigs zur Verfügung stand. Ergänzt werden die an diesem,  
 vor  allem  auch  im  Leben  untersuchten  Material  gewonnenen  Ergebnisse  durch  Befunde  
 an  einem  jüngeren Weibchen  einer  brasilianischen Asiracine  (As),  die  zwar  nicht  genauer  
 bestimmt  wurde,  sicher  aber  sehr  nahe  mit  unserer  Form  verwandt  ist. 
 Die  symbiontische  Ausrüstung  besteht  ans  paarigen, in jugendlichen Tieren noch un-  
 paaren  X-Organen,  einem  Rektalorgan  beim  ?,  paarigen  a-Organen,  sowie  einem  dritten  
 unpaaren Mycetom  (p-Organ)  (Abb. XXVI),  das  bei  der  brasilianischen  Form  fehlt  und  
 durch  paarige,  sehr  unregelmäßig besiedelte und  unscharf  begrenzte Komplexe von Myee-  
 tocyten  ersetzt  wird,  die  noch  deutlichen  Fettzellcharakter  zeigen.  Im  folgenden  werden  
 vor  allem  die  Verhältnisse  von  Asiraca  clavicornis  geschildert,  während  abweichende  
 Befunde  bei  der  brasilianischen  Form  besonders  gekennzeichnet  und  an  den  betreffenden  
 Punkten  vermerkt  werden. 
 Das  R e k t a l o r g a n   besitzt  länglich  eiförmige,  oft  etwas  abgeplattete  Gestalt  
 (Abb. XXVI c u. d)  und  ist,  ganz  ähnlich  wie  bei  vielen  Cixiinen,  dicht  unterhalb  der  
 sterilen  und  deshalb  unscheinbaren  Valvula  rectalis  der  ventralen  Wand  des  Rektums  
 eingefügt.  Im  Gegensatz  zu  den  Cixiiden  ist  aber  hier,  wie  wohl  bei  allen  Delphaeiden,  
 das  Rektum  verhältnismäßig  lang,  infolgedessen  liegt  nicht nur  die Valvula  rectalis und  
 der  Übergang  zum  Mitteldarm  sehr  weit  vorn  im  Abdomen,  sondern  mit  ihm  auch  das  
 Rektalorgan,  das  dadurch  relativ  weit  von  dem Komplex der  übrigen Mycetome  entfernt  
 ist,  die  sich  wie  gewöhnlich  in  der  hinteren  Hälfte  des  Abdomens  konzentrieren.  Das  
 obere  Ende  des Mycetoms wird  meist  gerade  noch  vom  Valvulalumen  gestreift,  während  
 das  untere  +   frei  in  das  Lumen  des  Rektums  hineinhängt.  Die  nach  dem  Leben  gezeichnete  
 Abb. 134  des  in  Ringerlösung  frei  präparierten Darmtraktes zeigt  den Übergang  des  
 von  hinten  nach  vorn  ziehenden  Endabschnittes  des Mitteldarmes in  den  zurücklaufenden  
 Enddarm.  An  der  stark  eingeschnürten  Knickstelle  liegt  die  Valvula  rectalis;  dicht  dahinter  
 scheint das Rektalorgan durch,  der  ventralen Rektumwand angeheftet,  die in  dieser  
 Region  besonders  reichlich  von  Tracheen  umsponnen  ist.  Die  gestrichelten  Linien  sollen  
 die  peristaltischen  Bewegungen  des  Darmrohres  veranschaulichen,  die  im  Bereich  des  
 Rektalmycetoms  eine  weitere  Amplitude  haben  als  in Nachbar bezirken  und  kräftig pumpend  
 noch  lange Weiterarbeiten, wenn  der Darmtraktus  herausgelöst  und  in Ringerlösung  
 aufbewahrt  wird.  —  Das  Organ  setzt  sich  aus  12  (auch  bei  der  brasilianischen  Form!)  
 großen,  zweikernigen  Mycetocyten  zusammen,  die  so  angeordnet  sind,  daß  an  den  Enden  
 je  2,  in  den  mittleren  Zonen  je  4  auf  den  Querschnitt  entfallen.  Bei  99  des  5.  Larvenstadiums  
 und  der  jungen Imagines  im Herbst sind  die Mycetocyten  noch  relativ  klein  und  
 noch  mehr  oder  minder  einkernig.  Die  grobgelappten,  verhältnismäßig  großen  Kerne  
 sind  zwar  schon  deutlich,  offensichtlich  auf  amitotische Weise,  in  zwei  Tochterkerne  zer-  
 schniirt,  hängen  aber  mittels  einer  schmalen,  oft  mondförmigen  Brücke  zusammen.  Erst  
 mit  zunehmendem  Alter  vergrößert  sich  das  Mycetom  durch  Zellwachstum  und  Sym-  
 biontenvermehrung  derart,  daß  es  in  legereifen  9?   fast  den  gesamten  Querschnitt  des  
 Rektums  ausfüllt.  Die  Zahl  der  Mycetocyten  ist  dabei  natürlich  konstant  geblieben.  Die  
 beiden Tochterkerne  jeder Mycetocyte  haben  sich  nun  vollständig voneinander  gelöst  und 
 nehmen  immer  bizarrere  Formen  an,  bis  sie  schließlich  zu  schmalgliedrigen  Schriftzeichentypen  
 werden,  wie  wir  sie  von  den  Cixiinen  kennen. Das Darmepithel  im  Bereich  
 des  Mycetoms,  sowie  die  epithelialen  Hüllen  der  einzelnen  Mycetocyten,  sind  anfangs  
 kräftig  und  hoch,  flachen  sich  aber  mit  dem Wachstum  des  Organs  zu  membranartigen  
 Häuten  ab  und  sind  dann  oft  kaum  mehr  wahrnehmbar.  Die  Mycetocyten  beherbergen  
 kräftige,  gebogene  Schläuche  mit  dichtem  homogenem Grundplasma,  das  von  zahlreichen  
 Granulis  verschiedener  Größe  durchsetzt  ist  (Abb.  135).  Sie  liegen  in  gallertigen  Kugelhüllen, 
   die  dicht  aneinander  gepreßt  ein  polygonales  Netzwerk  vortäuschen.  Die  Vermehrung  
 vollzieht sich  durch Querteilung, wobei  die Tochterindividuen  oft mehrere Generationen  
 hindurch  von  einer  großen  gemeinsamen  Gallerthülle  umgeben  bleiben,  innerhalb  
 der sie ihre eigenen Hüllen schon wieder  gebildet  haben.  Infektionsformen  entwickeln  
 sich  in  den  peripheren  Partien  der  Mycetocyten,  sind  gedrungener,  aber  kaum  größer  
 als  die Normalformen,  besitzen  jedoch  keine  kugeligen Hüllen und  färben  sich  stets  etwas  
 dunkler. 
 Die  X -Or g a n e   bleiben  in  jungen  Imagines  oft  noch  lange  Zeit  unpaar,  hufeisenförmig, 
   wobei  die  cranialgelegenen  Brückenteile  eng  aneinandergepreßt  sind und  nur  die  
 Schenkel  nach  hinten  stärker  divergieren  (Abb.  136).  In   älteren  Tieren,  besonders  99,  
 ebenso bei As, sind dann stets paarige, kräftige, meist  
 gedrungene Schläuche entwickelt (Abb. XXVI),  die  
 median  von  vorn  nach  hinten  ziehen,  einander  oft  
 engstens  berühren,  und  häufig  hantelförmige  Gestalt  
 mit sackartig  erweiterten  und  etwas divergierenden  
 Enden  annehmen,  während  sich  die Mittelteile  
 zu  schmalen Brücken  ausdünnen. Die Matrixzellen  
 des reich entwickelten Tracheennetzes enthalten  
 im  Gegensatz  zu  den  a-  und  p-Organen  wenig  
 oder  fast  keine  Pigmentgranula,  so  daß  die Mycetome  
 im  Leben  weißlich  erscheinen.  Wirtsplasma  
 und  Symbionten  zeigen Übergangsformen  vom  Ci-  
 xius- zum Mysidiatyj),  indem  die Hauptmasse  des  
 Plasmas  zwar  auf  periphere  Zonen  des  Mycetoms  
 konzentriert  ist,  aber  doch,  besonders  bei  den  cf Cf  Fig‘ 9< Asiraca clavicornis  f.,  $,  Riesensymbionten,  
 und As (Abb. 137), auch in zentraleren Gebieten die 
 Symbionten  einzeln  alveolenartig  umgibt  und  die  zackigen,  gelappten  und  verästelten  
 Kerne diese mittleren Plasmabrücken und  -insein  bevorzugen.  Die S ymb i o n t e n   (Fig.  9)  
 sind  große,  grobgelappte,  nur  von  wenigen  Einfaltungen  gekerbte  rundliche  bis  polygonale  
 Formen,  die  besonders  bei  den  kleineren  Cf cf  gröbere  und  fast  ungeteilte,  nur  
 wenig  gelappte  Gestalt  besitzen,  während  sie  in  den  Organen  der  kräftigeren  99  reichlicher  
 gegliedert  sind  (Abb. 138).  Bei  der  brasilianischen  Form  treten  die  Einkerbungen  
 und  Lappenbildungen  an  den Symbionten  nur  einseitig auf, so  daß  sich auf Schnitten sehr  
 verschiedene Bilder  ergeben und man fast geneigt ist,  zwei Symbiontensorten anzunehmen.  
 Lebendbeobachtungen  würden  hier  ohne Zweifel diese Täuschung klarlegen. Von manchen  
 Tettigometren  werden  ähnliche Formen  zu  beschreiben  sein.  Das  Grundplasma  der  Symbionten  
 ist  verhältnismäßig  dicht  und  im Leben  gallertiger  als  bei  den  großen  Formen,  
 etwa  bei  Fulgoratypen.  Es  ist  dicht  angefüllt  mit  stark  lichtbrechenden  Granulis  von  
 mittlerer Größe und ziemlich gleichmäßiger Dimension. In einem Falle gelang es,  die Sym