
b) Nährpflansenwahl in der Familie.
Die Nahrpflanzen der rund 963 Pieridenspezies aller Erdteile verteilen sich auf folgende
14 Pflanzenfamilien:
Ericaceae (3 gen.): Eucheira, Neophasia (1 sp.), einige nordische Colias.
Coniferae (2 gen.): Neophasia (1 spec.).
Loranthaceae (1 gen.): gelegentlich oder örtlich auch Santalaceae (3 gen.): Delias, Mylo-
thris, Pereute, Melete, wohl auch Catasticta18).
Berberidaceae (2 gen.): Aporia (außer A. crataegi).
Rosaceae (4 gen.): Aporia crataegi.
Capparidaceae (5 gen.): Prioneris, Anaphaeis, Ascia, Belenois, Cepora, Appias, Leptosia,
Colotis (pt.), Ixias, Hebomoia, Pareronia, Pontia (pt.), Terias (pt.).
Cruciferae (23 gen.): Pieris, Synchloe, Pontia, Anthocharis, Euchloe, Zegris.
Resedaceae (1 gen.): Pieris (pt.), Pontia (pt.).
Tropaeolaceae (1 gen.): Tatochila, Pieris (pt.).
Salvadoraceae (1 gen.): Colotis {pt. in Trockengebieten).
Rhamnaceae (1 gen.): Gonepteryx, Terias hecabe (pt.).
Papilionatae (26 gen.): Colias (pt.), Terias, Leptidia, Catopsilia, Dercas.
Euphorbiaceae (2 gen.): Appias paulina, Terias hecabe.
Hypericaceae (1 gen.): Terias hecabe.
Die Nahrungswahl von 32 gen. und 963 sp. der Pieriden umfaßt also nur 14 Fam.
(75 gen.) der Pflanzen. Das Verhältnis von Falterspezies: Pflanzenfamilie und Pflanzen-
F a l t e r g r u p p e P f l a n z e n g r u p p e Charakteristische Stoffe in ihnen
Älteste amerikanische Pier int:
a) Gattung Eucheira 1 spec.
b) Gattung Neophasia 1 spec.
1 spec.
Älteste asiatische Pierini:
Gattung Aporia, etwa 20 spec.
Aporia crataegi
Nächste Absprosse dieser ältesten Pierini
(Schwärzlinge) :
Gattung Delias, Mylothris, Pereute (wohl'
auch Catasticta), Melete etwa 250 spec.
Gros der Pierini und Euchloini:
13 tropische Gattungen
6 holarktische Gattungen
1 Gattung der südamerikanischen Anden
20 Gattungen, rund 300 spec.
Gros der Rhodocerini:
Gonepteryx, Dercas, Catopsilia, Terias,
. 4 Gattungen, rd. 100 sp.
Colias (Rhodocerini), Leptidia (Dismor-
phiinae) etwa 70 spec.
18) Teste Dr. A rn . S c h u ltz e .
Arctostaphylos
Arbutus
Pinus, Pseudotsuga
Mahonia, Berberis
Prunus, Pyrus, Crataegus
Loranthaceae, geleg.
Santalaceae
2 Phenolglykoside (Arbutin, Methylarbutin),
I 1 glykosid. Bitterstoff (Ericblin)
s. oben
Ätherische öle mit Terpenen und Diterpenen
und Glykosid oder glykosidischen Bitter-
. stoffen
Heterozyklische Alkaloide (Berberin)
Blausäureglykosid u
Wenig erforschte organische Verbindungen:
ein Alkaloid (Viscin), eine azyklische Base
(Cholin), ein Glykosid, ein harzartiger Bitterstoff
und der Klebstoff Viscautschin
Capparidaceae ! j
Cruciferae, Reseda, Tropaeolum 1 Senfölglykoside
Tropaeolum
Rhamnus, Dalbergia, Cassia
Papilionatae Genisteae
Anthraglykosidé
Nicht weiter bekannt
genus beträgt 1:0,0.12:0,064, ein Verhältnis, das nur von der chemaktischen Uniformität
unter Satyriden, Morphiden und Danaiden unterboten wird.
Über die Verteilung der Nährpflanzenwahl auf die Gattungen und Tribus der Pieriden,
sowie über den C h emi s m u s d e r g ew ä h l t e n P f l a n z e n versucht die nebenstehende
Tabelle Auskunft zu geben.
Arctostaphylos, Coniferae, Berberis, Capparidaceae, Cruciferen, Reseda, Tropaeolum,
Rhamnus, Dalbergia, (Jassia, die meisten der in Frage kommenden Papilionatae Genisteae
und Vieieae, also der bei weitem überwiegende Teil der Pieriden-Nährpflanzen, werden
von keinem ändern Rhopaloceron angenommen. Die Chemotaxis der Pieriden ist also,
ebenso wie bei den nahestehenden Papilioniden, durchaus Familienmerkmal.
Die ältesten amerikanischen und asiatischen Pierini sind monophag für immergrüne
Holzgewächse, Üie amerikanischen (Eucheira, Neophasia) für Arctostaphylos, dann Arbu-
tus und Coniferae, die asiatischen (Aporia) für Berberidaceäe, Die Arten des älteren von
deren beiden Subgenera (Metaporia). scheinen monophag für die immergrünen Mahonia,
und ih r Hauptverbreitungsgebiet deckt sich mit dem von Mahonia in Asien (10 spec.
Indien, vor allem im Himalaja-Gebiet, 25 in China, zentralisiert in Yunnan-Szechwan,
von da über Südhupe bis Nordkuangtung, Fukien, Chekiang, 3 Arten in Formosa). Die
Arten des zweiten Subgenus, (Aporia) haben sich —^ soweit bekannt —- für Berberis spezialisiert,
und der Übergang von Mahonia auf sie mag über die zum Teil wintergrünen
Arten der Gattung erfolgt sein. Auch die Hauptverbreitungsgebiete von Berberis und
Aporia fallen zusammen. Über die Nährpflanze von Mesapia, der dritten Untergattung,
ist nichts bekannt.
Bei den vermutlich von Aporia abgesproßten indoaustralischen Delias, den amerikanischen
Delias-Vertretern, den Pereute und Melete, sowie bei den afrikanischen Mylothris,
deren systematische Stellung nach der Morphologie der Imago nicht klar ist, die
aber nach- der Chemotaxis zu der Deßas-Gruppe im weiteren. Sinne zu rechnen sind, ist
Spezialisation fü r die immergrünen parasitären Loranthaceae-Santalaceae erfolgt. Is t die
Vermutung, daß Catasticta, die zur Eucheira-N eophasia-Gruppe gehört, Loranthaceen
frißt, richtig, so würde sie den Übergang von den ursprünglichsten rezenten Pierinen zu
den nächststehenden, der Deiias-Gruppe, vermitteln.
Der gesamte andre Stamm der Pierini (Prioneris, Cepora, Pieris, Appias, Anapheis,
Mesentina), und der Euchloini (ParCtonia, Euchloe, Anthocharis, Colotes, Ixias, Hebomoia),
deren Nährpflanzen bekannt sind, hat sich in seinen tropischen Vertretern für immergrüne
Capparidaceae, in seinen holarktisehen Vertretern für sommergrüne Cruciferae1’')
entschieden. Die Entscheidung ist landschaftsbedingt: Capparidaceae sind in Tropen aller
Florengebiete wenigstens der Individuenzahl nach gut vertreten, gehen aber nördlich nicht
über die Grenzzone zwischen Tropis und Paläarktis hinaus (in Ostasien: Südufer des
Yangtse, südliches Japan). Umgekehrt treten Cruciferen im tropischen Florenbilde stark
zurück und finden sich meist nur noch in Hochgebirgen.
Aber auch in Übergangsgebieten zwischen Tropis und Paläarktis, wie in Südchina,
wo Capparidaceen und Cruciferen wenigstens der Individuenzahl nach (Capparis) oder
nach Arten- und Individuenzahl häufig sind (Cruciferen), wurde kein Fall beobachtet, daß
ein Capparidaceenfresser Cruciferen angenommen hätte und umgekehrt. Denn wenn auch
Capparidaceen und Cruciferen im gleichen Horizontal- und Vertikalraum nebeneinander
ö) Über Reseda und Tropaeolum vgl. man weiter unten.