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 wurde  (M e l l ) ,  schwankt  diese  außerordentlich,  je  nachdem,  ob  die  Physiologie  der  
 Art  oder  Artengruppe  der  zeitlichen  oder  örtlichen Kombination von Wärme  und Feuchtigkeit  
 angepaßt  ist  oder  Hemmungen  durch  sie  erfährt.  Es  liegt  kein  Grund  vor,  anzunehmen, 
   daß diese Erfahrungen nicht auf Spezies mit  rein imaginaler Eiproduktion, wie  
 Rhopaloceren,  übertragen  werden  können. 
 Wa n d e r u n g e n .   Bei  Rhopaloceren  kommt  es  unter  Einwirkung  stark  unter-  oder  
 überoptimaler  Temperaturen  vermutlich überhaupt nicht zur Eibildung (die Anlagen werden  
 nicht  oder  nur wenig weiter  entwickelt)  oder  es  wird  nur  ein  Bruchteil  der  Anlagen  
 zu  Eiern  ausgebildet  oder  der  Trieb  zur  Eiablage  ist  unterdrückt. Der  infolgedessen  drohende  
 Untergang  der  Art  wird  dadurch  vermieden,  daß  die  Tiere  nach  einer  ihrer  physiologischen  
 Konstitution besser  entsprechenden  Gegend  abwandern.  Pieris  brassicae  wandert  
 — wie  vorn  gesagt —*idn  der  kühlen  Zeit  aus  den  tieferen  Lagen  am  Südhange  des  
 Himalaya  in  die Vorberge  an seinem Fuße und  legt hier  ab. Die Nachkommen  dieser Südwanderer  
 erleiden  bei  Temperaturen  über  25° C,  also  in  2 .  oder  3.  Generation,  Hemmungen  
 in  der  Eiproduktion,  bei  Temperaturen  von  28° C  aufwärts  Hemmungen  in  der  Eiablage, 
   und  wandern  dann  in  ihnen  meteorologisch  günstigere  Gegenden  ab,  nämlich  zurück  
 in  tiefere  Lagen  des  Himalaya:  Größe  des  alljährlichen Wanderwegs  etwa  180  bis  
 200  km  in  der  Luftlinie. 
 Pieris  canidia  wandert  in  der  Cantonebene  etwa  vom  20.  V.,  also  beim  E in tritt  der  
 heißfeuchten Zeit,  in  der Temperaturen  unter  28° C  in  normalen  Jahren Ausnahmen  sind,  
 zu einem beträchtlichen Teile in Mittelgebirgslandschaften  oder nach  dem Norden  der Provinz  
 (s.  S.  18.ff.,  Horizontalwege  auch  bis  etwa  200 km, Vertikalaufstieg bis  1200 m). Wie  
 vorn gesagt, wandern Terias  (hecabe,  herla)  und Delias  (belladonna,  in  geringerem  Grade  
 auch  aglaia)  in  der  kühltrockenen  Zeit  als  Regel  oder  gelegentlich  ans  Mittelgebirgen  in  
 die Canton-Ebene. 
 Diese Pieriden-Arten  haben  also  ein  gut  entwickeltes Gefühl fü r Luftdruck- und Temperaturspannungen  
 und  zeigen  —  wie  sich  aus  den  Untersuchungen  an  Pieris  brassicae  
 e rg ib t^H e in e   positive  Reaktion  (Wanderneigung)  nach  Regionen  hin,  deren  Luftdruck  
 und  Temperatur-Feuchtigkeitskombinationen  die  Hemmungen  von  Eiproduktion  und  Eiablage  
 aufheben.  Pieriden  sind  die Wanderer  par  excellence  unter  den  Lepidopteren,  und  
 vermutlich sind diese Wanderneigungen bei  allen  auf  die gleichen Ursachen wie bei  Pieris  
 zurückzuführen.  Da  unter  Rhopaloceren Wanderer  nur  noch  unter  Familien  mit  schnellster  
 Entwicklung  auf treten,  liegt  es  nahe,  als  letzte  Veranlassung  der  Wanderneigung  
 diese  Entwicklungsbeschleunigung  anzusehen.  Die  Entwicklung  der  Geschlechtsprodukte  
 kann  diese  Beschleunigung  nicht  mitmachen,  ja  wird  bei  manchen  Spezies  durch  überoptimale  
 Temperaturen gehemmt.  Folge  ist Abwanderung  nach  Gebieten,  deren  Meteorologie  
 der  normalen  Entwicklung  von  Eiern  und  Spermien  günstiger  ist39). 
 VI.  F a r b k l e i d   d e r   P i e r i d e n . 
 Vgl. Taf. I—III. 
 U r s p r ü n g l i c h e s   F a r b k l e i d .   Wie  bei  den  mit  den  Pieriden  aus  der  gleichen  
 Wurzel  stammenden  Papilioniden  (cf.  Mell  p.  267)  ist  auch  das  Farbkleid  der  Pieriden  
 biochemisch  ursprünglich  auf die Tyrosin-Melaninreihe  aufgebaut. Der Grad  der  dabei  er- 
 3!))  Beobachtungen  an  jahreszeitlich  wandernden  Sphingiden  führen  zu  den  gleichen  Folgerungen. 
 reichten  Oxydation,  also  der  Melaninbildung,  wächst  im  allgemeinen  mit  gesteigerter  
 Wärme  und Feuchtigkeit. Darum  sind  Pieriden-Genera mit ausgeprägter Schwärzung tro-  
 pisch oder subtropisch (1 . Gruppe, neotropisch: Eucheira, Neophasia, Catasticta;  2. Gruppe,  
 pan tropisch:  Delias  ä in d o au stralisch ,  Pereute, Melete  =   neotropisch, Mylothris  =   äthiopisch;. 
  3:,. Gruppjjlindomalaiiseh:  Eronia,  Nepherona,  Pareronia),  und  in  Gebieten  mit  
 scharf  unterschiedener  Eegen-  und  Trockenzeit  sind  Generationen  der  feuchtheißen  Zeit  
 mehr  geschwärzt  als  solche  der  kühltrockenen  Periode  (Delias,  Cepora,  Ixias,  Hebomoia  
 u.  a.).  Auch  im. Farbkleid  der  neotropischen  Dismorphinae  (2.  Subfamilie  der  Pieriden)  
 überwiegen  braune  und  schwärzliche Melanine. 
 Die  genannten  drei  Gruppen,  die  man  wegen  des  Überwiegens  oder  der  wenigstens  
 relativ  starken  Entwicklung  der  Melanine bei  ihren Arten als  „Schwärzlinge“  bezeichnen  
 könnte,  umfassen  zugleich  die  beiden  primitivsten Sippen, der am meisten generalisierten  
 Tribus (Pierini) und die primitivste Reihe der spezialisierteren Tribus  (Euchloini) der Subfamilie  
 Pierinae.  Auch  die  vorwiegend  melanistisch  gefärbten  Dismorphiinen  sind  familiengeschichtlich  
 unspezialisiert. Alle  diese  ursprünglichen  Pieridenformen  bewohnen  Gebiete, 
   in  denen  große  erdgeschichtliche  Umwälzungen,  die  Veränderungen  im  Erscheinungsbilde  
 durch Änderung abiotischer Faktoren  erzwingen  können,  nicht  vorgekommen  
 sind. 
 P t e r  i n e. Die  Pterine,  die  unter  Lepidopteren  bisher  allein  von  Pieriden  bekannten  
 und  also  für  sie  charakteristischen  Farbstoffe,  scheinen  nach  den  Untersuchungen  von  
 B e ck e r   [2]  „gegen  regere  Stoff Wechsel tätigkeit der Gewebe  sehr  empfindlich“  und  treten  
 darum  nur  an Orten geringster  Stoffwechselintensität  in  der  Hypodermis  auf.  Läßt  man  
 nun  ein  Tier,  das  normalerweise  Pterin  als  Pigment  ablagert,  z.  B.  einen  Zitronenfalter,  
 während  der  Puppenruhe  reinen  Sauerstoff  atmen,  so  wird  offensichtlich  infolge  irgendeiner  
 Steigerung  der  Oxydationsvorgänge  die  Pigmentvorstufe  zerstört,  und  man  erhält  
 pigmentlose Tiere,  d.  h.  fast weiße Zitronenfaltermännchen,  die  aber  im Gegensatz  zu  den  
 in  der Natur  gefangenen  ähnlich  aussehenden  Tieren,  die  entschuppt sind,  völlig  normale  
 Schuppen  tragen.“ jS H B e i  den  Insekten,  die  kein  Pterinpigment  ablagern,  und  bei  den  
 übrigen  Tieren  könnte  man  annehmen,  daß  eine  Zerstörung  der  Pigmentvorstufen  die  
 Regel  ist.“ 
 Z u s a m m e n s e t z u n g   d e r   h ä u f i g s t e n   P t e r i n e   u n d   i h r e   w i c h t i g s t e n   E i g e n s c h a f t e n ( n a c h  B e c k e r ) . 
 Name Farbe Charakt. 
 Derivat Löslich  in 
 Fluoreszenzfarbe  
 der Lösung in 
 n/2  |  .  1/n 
 Leukopterin weiß gelbes  Na-Salz  
 (Sphärokristalle) 
 Alkalien,  NH3,  konzentrierter 
 •  h 2so4 blauviolett 
 Erythropterin rot Cioil,8(io)0+N30(2l) Alkalien,  NHS,  Mineralsäuren,  
 starke  Essigsäure,  Methano-  
 lische HCl 
 violettblau! grünblau  bis  
 graublau 
 Xanthopterin gelb Ci 0H18O6N16 Ba-Salz  
 (gelbe Nadeln) 
 Alkalien,  NH3,  Säuren,  Metha-  
 nolische  HCl 
 gelb  blaugrün 
 Guanopterin  weiß C1öH22O3N20 Sulfat  (farblose  prismatische  
 Nadeln) 
 Alkalien,  NH3,  Säuren,  Metha-  
 nolische  HCl