
G r a f f (3, S. 567) behaupten, daß die größeren Nervenstämme in besonderen Kanälen liegen.
Diese Kanäle sind jedoch nichts als Lakunen von ganz unregelmäßiger Gestaltung, welche
streckenweise die Nervenstämme begleiten.
M u s k u l a t u r u n d B i n d e g ewe b e . Unter dem Epithel liegt die nur dorsal von der
Bauchfurche unterbrochene mächtige Schicht, die von T u l l b e r g ausführlich beschrieben
worden ist (41, S. 5). Sie besteht aus einer recht festen, durchsichtigen, strukturlosen Grundsubstanz,
in der zahlreiche Muskelfasern, Nervenzellen und Bindegewebezellen eingebettet
liegen. Weiter mediad wächst die Zahl dieser geformten Elemente ansehnlich, und die
durchsichtige Grundsubstanz vermindert sich allmählich; schließlich geht die Körperwand
ohne scharfe Grenzen in das lockere Bindegewebe über, das jene mit dem Darme und ändern
innern Organen vereint. Auch in der nächsten Nähe des Epithels nehmen die Zellen und
Fasern ein wenig an Zahl zu, weshalb der an geformten Elementen ärmste Teil der Körperwand
eine Zone bildet, die etwas innerhalb des Epithels gelegen ist. T u l l b e r g unterscheidet
außer Nervenfasern und größeren oder kleineren Zellen mit oder ohne Fortsätze nachfolgende
Muskellagen, die in den inneren Teilen der Körperwand wahre Lagen oder Bänder
bilden, in den äußeren Teilen aber aus vereinzelten Fasern bestehen. Zu innerst liegt
eine dünne Lage von Ringmuskeln (Abb. 114, i.r.m.), darauf longitudinale Fasern, die an
der ventralen Seite des Tieres am zahlreichsten auftreten und dort breite, zusammenhängende
Bänder bilden, welche dorsal ihre Mächtigkeit einbüßen und im dorsalen Teil der
Körperwand allmählich verschwinden. Außerhalb von dieser liegt eine dicke Lage von
Ringmuskeln (Abb. 114, ä.r.m.), von woher eine Menge Fasern schräg ventrad der Außenseite
des Körpers zulaufen. Außerhalb dieser Lage sind die Fasern minder zahlreich. Die
meisten laufen in longitudinaler Richtung. Eine große Zahl radiärer, meistens dünnerer
Fasern kreuzen alle diese Lagen (Abb. 114). W i r e n (43, S. 32) fügt folgendes zu T u l l b e r g ’s
Beschreibung hinzu. An der Mitte der ventralen Seite, dorsal von der Bauchfurche, ist die
Längsmuskelschicht unterbrochen, und hier fließen die äußere und innere Ringmuskellage
ineinander über. Dorsal von diesen Ringmuskeln liegen unmittelbar neben den Ventralsträngen
an ihrer Medianseite zwei kräftige, runde Längsmuskelbündel, welche W i r e n die
inneren Längsmuskeln nennt (Abb. 114, i.l.m.). Sie sind die kräftigsten Muskeln der Körperwand
und erstrecken sich kaudad bis an die Analraumwand, wo sie verstärkt und in
mehrere Bündel zerteilt werden, deren einige sich sogar durch die hintere Bauchdrüse hinziehen.
Sie sind ihrer ganzen Länge nach von Zellen umgeben, die der hinteren Bauchdrüse
angehören. Die zwischen den Ringmuskeln befindliche Längsmuskellage bildet die von
W i r e n (43, S. 33) benannten mittleren Längsmuskeln (Abb. 114, m.l. m.), und die außerhalb
der äußeren Ringmuskeln befindlichen Fasern sind die äußeren Längsmuskeln nach W i r £ n .
Sie bestehen zum größten Teil aus vereinzelten Fasern; nur zu beiden Seiten der Bauchfurche
sind sie zahlreicher und bilden mehr zusammenhängende Bündel (Abb. 114, ä.l.m.).
Von den vereinten Ringmuskellagen laufen jederseits der Bauchfurche teils gerade ventrad,
teils schräg laterad und ventrad starke Muskelbündel, die vermutlich zum Öffnen der B auchfurche
dienen. Die ganze Muskulatur wird gegen die Endteile des Körpers verstärkt. Dies
bezieht sich insbesondere auf die Ringmuskeln, welche kräftige Verschließer des Atriums
und der Analraumöffnung bilden (Abb. 115, s.a.). Schließlich mag hinzugefügt werden, daß
an der Basis des Rückenkiels eine beträchtliche Zahl horizontaler Muskelfasern Vorkommen,
welche querüber von der einen Seite zur anderen gehen (Abb. 114, h.m.). Dorsal von der
Bauchfurche, zwischen den inneren Längsmuskeln, ist die Körperwand sehr dünn und besteht
nur aus den vereinten Ringmuskellagen, ein wenig Bindegewebe und Epithel. T h i e l e
(38, S. 271) erwähnt, daß dorsal zwischen Keimdrüsen und Hautmuskelschlauch zwei
Längsmuskeln verlaufen sollen, welche ich aber nicht auf gefunden habe.
K ö r p e r h ö h l e u n d p s e u d o v a s k u l a r e s L ü c k e n s y s t em . Die Körperhöhle
(primäre Leibeshöhle) ist größtenteils von einem formlosen Bindegewebe ausgefüllt. In diesem
Bindegewebe befindet sich eine Menge größerer und kleinerer, zuweilen zu großen
Lücken zusammenfließender Safträume. T u l l b e r g (41, S. 6) hat ein System von verästelten,
blutgefäßähnlichen, von rundlichen Zellen angefüllten Kanälen beschrieben, die in verschiedenen
Richtungen den gallertigen Teil der Körperwand durchsetzen. Dieselben Kanäle
werden auch von G r a f f (3, S. 561) erwähnt, welcher bemerkt, daß er kein Epithel in ihren
Wänden gefunden habe. Whlen (43, S. 34) spricht vom pseudovaskularen Lückensystem.
Sie sind derselben Art wie die Bindegewebelücken und stehen mit diesen im Zusammenhang;
sie entbehren des Epithels (Abb. 111,114,116,117). Die Zellen, welche oft sowohl das
pseudovaskulare Lückensystem als auch Teile der Leibeshöhle massenhaft ausfüllen, sind
Blutkörperchen. Die pseudovaskularen K anäle sind am zahlreichsten auf der dorsalen Seite,
vornehmlichst im Rückenkiel. Hier vereinigen sie sich mit Verästelungen der dorsalen
Sinus. Größere, mehr unregelmäßig geformte Lücken, meistens jederseits zwei, finden sich
stets jederseits der Bauchfurche, dicht an der Bauchdrüse (Abb. 114).
G e n i t a l o r g a n e . Die Gonaden (Abb. 114, go.) sind paarig und bestehen jede aus
einem langen schmalen Rohr (Abb. 114, a.go.), das lateral mit einer Reihe von dicht aneinandersitzenden
Blindsäckchen versehen ist, welche von W i r e n ausführlich beschrieben
(43, S. 44) und abgebildet worden sind (cf. 43, Taf. VII, Fig. 4, 5; Taf. VI, Fig. 6, 11). In
jedem Blindsäckchen setzt sich von dem medianen Teil der Wand eine scheibenförmige
vertikale Falte, die Keimfalte, ab, welche mehr oder weniger vollständig das Blindsäckchen
ausfüllt (Abb. 114, k.f.). Kaudal befinden sich einige sterile Gonadensäckchen, in welchen
sich reife E ier und Spermatozoen anhäufen, aber nicht entwickeln, wie es auch T h i e l e
(37, S. 240) für N. grandis T h i e l e erwähnt. Die Wand der Gonaden besteht zu äußerst aus
einer dünnen bindegewebigen Membran, die in das Bindegewebe der lakunären Leibeshöhle
übergeht, und innerhalb dieser aus einem Epithel, das überall, außer an der Keimfalte, aus
niedrigen kubischen oder platten Zellen besteht. Daß diese Zellen Flimmerhaare tragen, wie
es W i r e n fü r möglich hält (43, S. 45), muß ich verneinen. Die gono-perikardialen Gänge
haben ein Wimperepithel und in der Längsrichtung eine wenig gefaltete oder gerunzelte
Wand, so daß sie sich erweitern können, was auch so sein muß, indem ihr Durchmesser
kleiner als der der reifen Eier ist. N. carinata T u l l b e r g ist Hermaphrodit. Nach W i r e n
(43, S. 46) ist sie wahrscheinlich proterandrischer Hermaphrodit. T h i e l e (38, S. 270) schließt
sich dieser Meinung an, aber unsere Exemplare enthalten reife E ier und reife Spermatozoen
in den Gonaden, sodaß an der Zwittrigkeit kein Zweifel bestehen kann und die Proterandrie
also noch in Frage steht. Umfangreichere Untersuchungen an Ort und Stelle werden in der
Zukunft zur Lösung dieser Frage notwendig sein. Das Perikard (Abb. 117, p.k.) ist ein
großer, rundlicher und etwas platter Sack, dessen Wand denselben Bau wie die der Gonaden
zeigt. Die bewimperten Zellenstreifen sind vorhanden. Kaudal sind drei kurze perikardiale
Ausläufer vorhanden, von deren Vorderende die Gonodukte abgehen (Abb. 119, go.d.).
Diese biegen zuerst ventrad, nachher kraniad und ziehen sich, anfänglich ventral und etwas
lateral vom Perikardium verlaufend, eine Strecke an diesem vorbei zwischen der Körperwand
und der Mitteldarm wand. Die Gonodukte machen häufige und dicht aufeinander