
 
        
         
		1. Große,  rundliche  oder  eiförmige,  selten  etwas  gebogene  Kurzschläuche  mit  dichtem,  
 intensiv  und  dunkler  gefärbtem  Plasma  stammen  aus  den  Infektionshügeln  der  
 a -Or g a n e . 
 2. Kleine,  schlanke,  oft  gekrümmte  Schläuche mit hellerem Plasma  sind  aus  dem KeH-  
 t a l o r g a n   entsandt. 
 3. Die  Lücken  zwischen  diesen  beiden,  in  überwiegender  Anzahl  vertretenen  Formen  
 werden  von  sehr  blassen,  formveränderlichen,  polygonalen,  gezackten Gestalten  ausgefüllt, 
   die  sich  plastisch  den  vorhandenen Spalträumen einfügen und  zweifellos aus  
 den  I n f e k t i o n s s y n c y t i e n   d e r   k -Or g a n e   gekommen  sind. 
 Bei  den  Formen,  die  zusätzlich  Epithelorgane  besitzen  (Crepusia  und  P s),  sind  natürlich  
 als  v i e r t e   Sorte  noch  zarte,  blasse,  stabförmige  Schläuche  im  Symbiontenballen  anzutreffen, 
   infolge  ihrer  geringen  Größe  jedoch  sehr  schwer  zu  sehen  (Abb.  91h). 
 Zum  Schluß  muß  ich  noch  auf  zwei  Erscheinungen  eingehen,  die  nach  meiner  Überzeugung  nichts  mit  symbion-  
 tischen  Verhältnissen  zu  tun  haben,  leicht  aber  für  solche  gehalten  werden  könnten. 
 Bei  allen  Poiocerinen  fällt  eine  d o p p e l t e   A u s b i l d u n g   d e s   F e t t g e w e b e s   auf,  von  denen  die  eine  den  
 gewohnten  Typ  mit  stark  vakuolisierten  Zellen  darstellt, während  diese  in dem  anderen  Fall  dicht mit kleinen,  rundlichen,  
 zumeist  stark  lichtbrechenden  Körnchen  erfüllt  sind,  in  denen  man  Symbionten  erblicken  kann.  Dagegen  sprechen  aber  
 mehrere  Gründe:  erstens  sind  entsprechende  Formen  im  Symbiontenballen  nicht  aufzufinden;  zweitens  ist  die  hohe  Lichtbrechung  
 für  das  Plasma  von  Symbionten  völlig  ungewöhnlich,  bei  Granulis  des  Fettgewebes  aber  sehr  häufig;  drittens  
 bleiben  infizierte  Fettgewebszellen  nie  intakt,  sondern  pflegen  syncytial  zu  verschmelzen,  und  schließlich  sind  die  beiden  
 Zonen  des  Fettgewebes  an  vielen  Stellen  durch  fließende  Übergänge  verbunden.  Ich  glaube  deshalb,  daß  es  sich  hier  
 um  irgendwelche  Stoffwechselprodukte  handelt,  die  in  zufällig  sehr  einheitlich  großen  Granulis m  bestimmten  Zonen  des 
 Fettgewebes  angereichert  werden.  ^  ,  WM 
 Die  andere  Erscheinung  tritt  ausschließlich  bei  erwachsenen  $ $   auf,  die  entweder  schon  Eier  abgelegt  haben  oder  
 bald  damit  beginnen.  Die  Ovidukte  dieser  Tiere  sind  stark  angeschwollen  und  von  ihrer  Einmündung  in  die  Vagina  bis  
 weit  in  die  Eikelche  hinein,  bei  Ps  bis  in  die  Ovariolen  hinein,  von  ungeheuren  Mengen  bakterienartiger,  dunkler  Stäbchen  
 erfüllt,  die  zu  mehr  oder  weniger  parallelen  Ketten  und  Bündeln  geordnet  in  dichten  Wirbeln  und  zopfartig  ge-  
 fächerten  Strähnen  das  extrem  geweitete  Lumen  durchziehen,  häufig  aber  auch  zu  fädigen  Strängen  verschmelzen  und  im  
 einzelnen  nicht  mehr  zu  erkennen  sind, g g  Es  hegt  sehr  nahe,  hier  an  Beschmiereinrichtungen  zur  äußerlichen  Infektion  
 der  Eier während  der  Ablage  zu  denken,  wie  sie  von manchen  Käfern  und  bei  Siriciden  in  den  Ausführgängen  der  weiblichen  
 Geschlechtsorgane  bekannt  geworden  sind.  Dabei  ist  jedoch  zu  bedenken,  daß  diese  „Bakterien"  n e   m  irgendwelchen  
 Zellen  oder  von  Zellen  umschlossenen  Organen  beobachtet  werden  konnten,  daß  sie  nie  in  das  Oviduktepithel  
 eindringen,  daß  sie  nie  auf  jüngeren  Stadien  und  in  Larven  nachweisbar  sind,  sondern  sehr  plötzlich  vor  der  Eiablage  
 in  ungeheuren  Mengen  erscheinen. Wenn  es  sich  überhaupt  um  Mikroorganismen  handelt,  so  dürften  es  höchstens  harmlos  
 kommensalisch  in  den  Ovidukten  lebende  Bakterien  sein, mit  denen  sich  jedes  5   be i  den  ersten Eiablagen  irgendwie  
 regelmäßig  infiziert.  Ich  glaube  aber  vielmehr,  daß  diese  Bakterien  von  einem  Sekret  vorgetäuscht  werden,  das  in  Form  
 trichocvstenartiger  Stäbchen  vom  Oviduktepithel  zur  Zeit  der  Eiablage  abgeschieden  wird,  aufquiUt  und  zu  Faden  und  
 Strähnen  verklebt  die  Aufgabe  hat,  als  tertiäre  Eihülle  zu  dienen,  oder  als  Kittsubstanz  .die  Eier  miteinander  oder  auf  
 ihrer  Unterlage  zu  verankern.  Vermutlich  hat  es  die  Fähigkeit,  noch  stark  aufzuquellen.  Gestützt  wird  diese  Erklärung  
 durch  Befunde  in  einem H   (Crepusia),  das  zwar  voll  ablagereifer  Eier  ist,  aber  zweifellos  noch  nicht  abgelegt  h a t  Bei  
 ihm  sind  die  Ovidukte  im  Lumen  noch  völlig  leer;  dagegen  finden  sich  in  den  Nischen  des  stark  g e alteten  Oviduktepithels  
 schon  viele  der  kleinen  Stäbchen,  die  sich  sehr  häufig  bürstenartig  auf  der  Oberfläche  des  Epithels  aufreihen  
 und  ganz  den  Eindruck  machen,  als  wären  sie  soeben  von  den  Epithelzellen  ausgestoßen  worden.  Ich  werde  bei  einer  
 Arbeit  über  die  Fortpflanzungsbiologie  der  Zikaden  näher  darauf  zurückkommen. 
 Es  ist bedauerlich,  daß  aus  den  übrigen Unterfamilien  der  Laternariiden  noch  keine  
 Vertreter  untersucht werden  konnten;  denn  gerade  in  dieser  großen  und  relativ  gut  bekannten  
 Familie  ließen  sieh  durch  die  Symbiose  sicher  wertvolle  Anhaltspunkte  für  die  
 Verwandtschaftsbeziehungen gewinnen. 
 e)  6. Familie Fulgoridae. 
 1.  Unterfamilie Fulgorinae. 
 Unsere  Kenntnisse  von  den  symbiontisehen Einrichtungen der Fulgörinen beruhten  
 bisher  auf  den  ausführlichen  Untersuchungen  B ü ch n er s   und  SüLCs  an  Fulgora  europaea  
 L.,  der  größten  und  auffälligsten  Fulgoroide Mitteleuropas.  Ich  versuchte  an  einem  
 umfangreichen  Material  das  von  beiden  aufgezeigte Bild, vor allem durch Beobachtungen  
 an  herauspräparierten,  lebenden  Mycetomen  und Symbionten,  zn  vertiefen  und  konnte  es  
 außerdem  durch  die Bearbeitung  von  19  verschiedenen Fulgörinen  aus Brasilien  auch  erweitern. 
 Bei  einem  ersten  Überblick  lassen  sich  hinsichtlich  der  symbiontisehen  Verhältnisse  
 zwei  große  Gruppen  aufstellen,  deren  eine: 
 die Gr u p p e   A,  oder  Fulgoragruppe  (Abb.  XVII  u.  XVIII),  Formen  enthält,  die  sich  in  
 ihrer  Organkombination eng  an  die  bei Fulgora  europaea L.  gefundenen  
 Einrichtungen  anschließen.  Außer Fulgora europaea L.  und der  brasilianischen  
 Fulgora  confusa  (Sta l)  sind  es  5  weitere,  wahrscheinlich  zur  
 Gattung Fulgora gehörende oder  ihr  doch sehr  nahestehende,  nicht  näher  
 bestimmte  Formen  (FB;  F n; F 0; F q),  die außer F q,  alle neben paarigen  
 X-Organen  und  dem  zugehörigen  unpaaren  Rektalorgan  im  9,  und  teils  
 paarigen,  teils  unpaaren  a-Organen  noch  ein  drittes,  sehr  verschieden  
 ansgebildetes Mycetom  aufweisen,  das  stets  einen  unscheinbaren,  bakterienartigen  
 Organismus  enthält  und  als m-Organ  bezeichnet werden soll;  
 während 
 die  Gr u p p e   B,  oder  Aersmgruppe,  durch  Formen vertreten wird,  die neben einer diffusen  
 und  meist  sehr  unregelmäßigen  Besiedlung  des  Fettgewebes  mit  
 Hefen  nur  unscheinbare,  paarig  oder  unpaar  entwickelte  f-Organe  besitzen. 
  Nur  bei  F x  findet  sich  ein  weiteres,  paariges  Mycetom,  das  wohl  
 dem  m-Organ  der  Fulgoragruppe  gleichzusetzen  ist.  Hierher  gehören:  
 Fulgora  apicalis  Me l .,  F.  herbida  W a lk .,  F.  nodivena  W a lk .,  Ptero-  
 plegma  jacobiana Me t c .,  Lappida  n.  sp.  bei  instabilis  Me l .,  Nersia  ser-  
 tata  JAC.,  und  die  unbestimmbaren,  zum  großen  Teil  nur  als  Larven  
 vorliegenden:  F b;  F k;  F p;  F r;  F t; F y; F x und Cx0. 
 1.  D ie   Gr u p p e   A  (Fulgoragruppe).  Da  durch  B ü c h n e r   schon  eine  ausführliche  
 Schilderung  der  einzelnen  Organe bei  Fulgora  europaea  vorliegt,  will  ich  mich  hier  auf  
 eine  zusammenfassende  Darstellung,  der  alle  Formen  zu  Grunde  liegen,  beschränken. 
 Das  R e k t a l o r g a n   besitzt  im  ganzen  eine  zumeist  gedrungen  eiförmige,  seltener  
 {Fulgora  confusa,  F r)  etwas  gestrecktere  Gestalt.  Die  zweikernigen  Mycetocyten  ordnen  
 sich  in  der  relativ  kurzen  Valvula  rectalis  in  zwei-  bis  mehrfacher  Schicht  zu  einem  i   
 ringförmigen,  selten  kurzzylindrischen  {Fulgora  confusa)  Wulst  an,  der  von  dem  spaltförmigen  
 Valvulalumen schräg durchsetzt wird,  so  daß  er  eine schiefe  
 (in  dorsoventraler  Richtung!)  bilaterale  Symmetrie  erhält.  Das  Mycetom  
 hängt frei in  das Lumen des Rektums  hinein  und  entspricht  in  
 etwas  abgeänderter  Form  dem  in  Textfig.  2 b  dargestellten  Typ  
 (Fig.  4). Abh.  92 zeigt eine Ansicht des Organs von Fulgora europaea,  
 wie sie sich bei Lebendpräparation  in Ringer-Lösung bietet, wenn das  
 Rektum  von  hinten  her  bis  zur  Valvula  rectalis  auf geschlitzt  und  
 zurückgeschlagen wird, so daß  das Mycetom in der Ringfalte frei liegt. 
 —  Eine  kranzförmige  Anordnung  der Mycetocyten  um  die  s t e r i l e   
 Valvulafalte,  wie  sie  von  ÖULC  dargestellt  wird,  so  daß  gewissermaßen  
 in  die  vom  Mycetom  eingenommene  Falte  eine  zweite  leere  
 konzentrisch  eingeschaltet  ist,  konnte  ich  nie  beobachten  und  halte 
 Fig.  4.  Schematische  Darstellung  
 eines  ringförmigen  
 Rektalorgans (Fulgora  
 europaea).