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 Im  Jah re   1894 wurde  dieses  Tier  von  T h i e l e   als  eine  neue Art  (37,  S.  269)  beschrieben. 
  Ich habe T h i e l e ’s  Präparate noch einmal studiert und bin davon überzeugt, daß dieses  
 Tier eine Abnormität von Rh. aglaopheniae (K o w a l e v s k y  et M a r io n )   ist, was auch T h i e l e   
 später vermutet h at (40, S. 51). Kranial an der  dorsalen Seite ist das Tier  stark  deformiert;  
 es  zeigt  eine große Ausbuchtung. Die Organe  in der Kopfregion, wie  der  vordere  Teil  des  
 Nervensystems,  die  hinteren  Speicheldrüsen  und  das Mitteldarmcoeeum,  haben  sich  verschoben, 
  sodaß nur von einer A bnormität und nicht von einer neuen Art die Kede sein kann. Allgemeines  und Verwandtschaft. 
 Von H.  F.  N i e r s t r a s z   und  H. A.  S t o r k * ) . 
 Die Fragen, die die Verwandtschaft und die systematische  Stellung  der  Solenogastren  
 betreffen,  sind  schon  so  oft  eingehend  behandelt worden,  daß  es  sich  vielleicht  erübrigen  
 möchte,  unseren Standpunkt noch einmal zu begründen.  Die  letzte,  ausgezeichnete Diskussion  
 über  diese Gruppe findet man bei H o f fm a n n  (12, S. 383), der diese Fragen so eingehend  
 erörtert  hat,  daß  es  schwierig ist,  noch  etwas Neues hinzuzufügen. Wir werden jedoch versuchen, 
   auch  unsere Meinung noch  einmal  genau mitzuteilen,  weil das Problem  der Stammesgeschichte  
 der  Solenogastren  von  großer  Bedeutung  ist,  da  es  eng  das  Problem  der  
 Stammesgeschichte  der  Mollusken  überhaupt  berührt  und  dazu  diese Gruppe,  mit Rücksicht  
 auf  ihren  Zusammenhang mit  anderen  Tiergruppen,  noch  immer  das  Interesse  der  
 Morphologen beansprucht. Überdies weicht unsere Meinung in verschiedenen Hinsichten von  
 H o f fm a n n ’s Meinung ab. An erster Stelle muß darauf  hingewiesen werden,  daß  die Lösung  
 des  Ahstammungsproblems  der  Mollusken  von  der  Frage  abhängt,  ob  den Mollusken  ein  
 Zölom  zukommt.  Überhaupt  ist  das  Zölom  hei  solchen Spekulationen  von hervorragender  
 Bedeutung. 
 Das Zölom ist eine sehr interessante, etwas mystische Bildung, welcher von vielen Morphologen  
 eine  große Bedeutung  zuerkannt  wird.  In  letzter  Linie  führen  uns  die  Betrachtungen  
 über das  Zölom zur Gastraeatheorie zurück, welche die Cölenteraten als die Stammtypen  
 der  Evertebraten  betrachtet. 
 F ü r viele Zoologen ist das Zölom auch  jetzt noch ein Organ,  das  von  den Cölenteraten  
 auf viele andere Evertebraten  übertragen worden  ist,  fü r  diese unentbehrlich  ist und  eine  
 ganz  natürliche,  notwendige Bildung  darstellt. So  z.  B,  für  die  älteren  Forscher  wie  R a y   
 L a n k e s t e r ,   S e d g w i c k ,  H u b r e c h t ,   P e l s e n e e r ,   M a s t e rm a n   und  viele  andere;  aber  auch  
 für  alle Lehrbücher,  sogar  die  neuesten  z.  B.  von  L am e e r e   (16,  S.  2).  Das  Zölom  ist  ein  
 Gemeingut  fü r  die  Zoologen  geworden.  Versuche,  die  alte  und  fundamentale  Gastraeatheorie  
 zu  erschüttern,  sind  oft  genug  gemacht worden;  man  kann  aber  nicht  sagen,  daß  
 sie diesen Erfolg gehabt haben, und  auch jetzt h a t das Zölom für  die meisten Morphologen  
 noch  die  gleiche  Bedeutung  wie  vor  60  Jahren.  Die  Zölomtheorie  der  Brüder  H e r tw i g   
 wird noch,  sei es auch in verschiedenen Modifikationen, in den Vordergrund gestellt. Geistvolle  
 Ideen, wie z. B. von L a n g ,   haben  die Gastraeatheorie nicht verdrängen können. Eine  
 der Ursachen  für  diesen  Sachverhalt  ist,  daß die Gastraeatheorie auf einer ganz  einfachen  
 und klaren Idee basiert ist. Und sicher ist,  daß  das Einfache und Klare auf diesem Gebiete  
 immer beliebt gewesen  ist. Das ist natürlich  eine  durchaus  falsche Vorstellung;  alles,  was 
 *)  Die  Seiten  75  bis  79  dieses  Kapitels  lagen,  nur  skizzenhaft  von  Nier stra sz   bearbeitet,  vor,  sodaß  die  endgültige  
 Fassung  des  Textes  dieser  Seiten  von  Stork  stammt.