
Das große, eiförmige R e k t a l o r g a n ist nach Cixiinenart unterhalb der Valvula rectalis der ventralen Wand des
Rektums eingefügt und füllt das Darmlumen mit 6, zu drei Paaren hintereinander geordneten Mycetocyten fast völlig aus.
Oben wird es vom Lumen der Valvula eben noch gestreift. Darmepithel und Epithel der Mycetocyten sind sehr zart und
dünn; die zwei Kerne jeder Zelle extrem schriftzeichenförmig verzweigt wie bei Cixius. Als S y m b i o n t e n finden sich
kräftige, lange Schläuche, die besonders durch ihre Größe auffallen (Abb. 52 und 53) (vergl. die a-Symbionten) und in
ihrem dichten Plasma neben hellen Vakuolen zahlreiche dunklere Granula enthalten. Zwischen ihnen ist das Wirtsplasma
in Spangen und Septen noch reichlich vorhanden. Infektionsformen sind in dem jungen mir vorliegenden $ noch nicht
ausgebildet.
Die paarigen X- O r g a n e werden durch große, kräftige Schläuche verkörpert, die, winkelig gebogen, zusammen
eine X-förmige Figur bilden. Sie ziehen sich hinter den Mitteldarmschlingen in lockerem, nach außen geöffneten Bogen
um die a-Organe. Ihr Aufbau entspricht völlig dem Cixiuslyp. Die kleinen, schwachlappigen Kerne sind auf das wandständige
Wirtsplasma beschränkt, die großen, im Gesamtumriß polygonalen Symbionten werden randlich durch schmale,
tief einschneidende Spalten in fiederförmige Lappen geteilt.
Die paarigen a - O r g a n e dagegen weichen wenigstens hinsichtlich ihrer Form vom Gewohnten ab und liegen als
große, kugelig ovoide Gebilde am weitesten seitlich im Abdomen, locker dem Bogen der X-Organe eingefügt. Der innere
Aufbau zeigt aber wieder das gleiche Bild wie bei den Cixiiden. Ein flaches, aber kräftiges Epithel umzieht ein riesiges
Synsyncytium, das aus großen Einzelsyncytien hervorgegangen ist. Bei dem größeren Mycetom des $ sind die alten Syn-
cytiengrenzen an schmalen Plasmawänden und zentralen kernhaltigen Plasmainselchen bisweilen noch zu erkennen, während
beim cT das gesamte Wirtsplasma mit allen Kernen auf einen tapetenartigen Wandbelag beschränkt ist. Die lcurz-
schlauchförmigen S y m b i o n t e n zeigen wieder einen extremen Dimorphismus (Abb. 53a und b ) : sehr kleinen, ungeheuer
zahlreichen Formen in den weiblichen Mycetomen stehen viel größere, jedoch in den ohnehin kleineren männlichen
Organen entsprechend wenige Individuen gegenüber. Am vorderen Pol der weiblichen Mycetome findet sich je ein
Infektionshügel in Form eines linsenförmigen Polsters einkerniger Zellen eingelassen, die aber in unserem Falle noch
steril sind.
Unmittelbar hinter den Mitteldarmschlingen (Abb. X a, b) liegt ventral in der Mediane
des Abdomens ein unpaares, großes, breit ovales Mycetom, das in seinem Aufbau
so weitgehend von allen bekannten Organtypen abweicht, daß wir es mit einem neuen
Index als g - O r g a n bezeichnen müssen. Bei anderen Zikaden tritt es nirgends wieder
auf. Auf zentral geführten Schnitten lassen sich 3 konzentrische Zonen unterscheiden
(Abb. 54). Zu äußerst wird das Organ von einer flachen, epithelialen Zellschicht umhüllt,
die mit platten Kernen den Epithelien der a-Organe ähnelt; jedoch lassen sich die einzelnen
Zellen besonders in den kleineren männlichen Organen nicht immer scharf voneinander
trennen. Nach innen folgt dann eine Zone von ca. 8 (im größten Querschnitt!)
großen, mehr oder minder rechteckigen Syncytien, die, mit ihren Schmalseiten aneinander
grenzend, eine einfache Schicht bilden. Jedes dieser Syncytien enthält ca. 5—10 kleine,
rundliche oder gestreckte Kerne, von denen einzelne, beim cf fast alle, der Wand anliegen.
Das Zentrum des Organs endlich besteht aus einem großen, im Hauptschnitt ebenfalls
achteckigen Synsyncytium mit zahlreichen Kernen von sehr verschiedener Größe und
meist eckig lappiger Gestalt. An hellen, symbiontenärmeren Linien kann man die Grenzen
der ehemaligen Einzelsyncytien noch erkennen, die offenbar den peripheren Syncytien
glichen, deren stark hypertrophierende Kerne sich jedoch unregelmäßig amitotisch
mehr oder minder vollständig zerschnürt haben. Das Organ wird von einem sehr
kleinen, zarten Organismus bewohnt, dessen Größe und Gestalt sich aber bei der vorliegenden
Fixierung leider nicht exakt feststellen läßt. Offenbar handelt es sich aber um kugelige
oder kurzschlauchförmige Bläschen, die dicht aneinander gedrängt ein wabiges Gerinnsel
ergeben, das nur schwer von Wirtsplasmagranulationen zu unterscheiden ist. Bei
dem $ und dem einen der untersuchten Cfcf sind die großen Einzelsyncytien viel dichter,
das zentrale Gebiet dagegen lockerer infiziert, während es sich bei dem zweiten cf gerade
umgekehrt verhält. Auch scheinen im Epithel, besonders in dem breiteren der cfcf, Symbionten
zu leben; jedoch ist das mit Sicherheit nicht festzustellen. In dem weiblichen
Mycetom ist die Schicht der großen Einzelsyncytien am hinteren Pol von einem mehrschichtigen,
breiten Pfropf kleiner einkerniger Zellen unterbrochen, der zweifellos den
Infektionshügeln der a-Organe entspricht. Das Plasma dieser embryonal anmutenden
Zellen ist noch dicht und, wie es scheint, noch nicht von Symbionten infiziert, obwohl
kleinere und größere Vakuolen eine bevorstehende Besiedelung andeuten. — So zeigt
dieses sonderbare Mycetom verschiedene Anklänge an die a-Organe, die vor allem in der
kräftigen epithelialen Umhüllung, der Ausbildung eines Infektionshügels im weiblichen
Geschlecht und in der Verschmelzung der Wirtszellen zu Syncytien höheren Grades zum
Ausdruck kommt. Der merkwürdige Schichtbau kommt vielleicht durch eine ähnliche,
allmähliche Auflösung der zentralen, primären, embryonalen Mycetocyten (Syncytien)
zustande, wie wir sie später bei der Entwicklung der X-Organe kennenlernen werden und
bei der eine zweite Wirtszellgeneration periphere Mycetocyten bildet, die die Symbionten
der ermüdeten ersten übernehmen.
Dicht hinter dem g-Organ und diesem eng anliegend findet sich das zweite unpaare
Mycetom, das nahezu kugelige Gestalt besitzt (Abb. 55). Sein Durchmesser ist etwa nur
halb so groß als der des g-Organs, der innere Bau wiederum so eigenartig und abweichend,
daß man bei anderen Zikaden vergebens nach vergleichbaren Organen sucht.
Es muß deshalb die Liste der Zikadenmycetome als h -Or g a n weiter verlängern. Das
Epithel dieses Organs ist membranartig dünn und besitzt sehr flache, im Schnitt fast
fädige Kerne, die sich stellenweise dachziegelartig übereinander schieben. Das Innere
des Mycetoms besteht aus einem einzigen großen Syncytium, dessen Plasma fast ganz
auf einen breiten, völlig kernfreien Wandsaum beschränkt ist, während die zahlreichen,
meist abgeflachten und oft schwach gelappten Kerne zum größten Teil, bei den cf cf ausschließlich,
in fast lückenloser Schicht diesem Wandplasma anliegen, beziehentlich in
seiner innersten Schicht eingelagert sind. Die spindelförmigen, langfädigen Symbionten
sind parallel gerichtet und durchschlingen zu breiten Bündeln vereinigt das Organ in
weiten, sehr charakteristischen Wirbeln und Bögen, wobei im weiblichen Organ schmale,
kernreiche Plasmasträhnen am Rande mit nach innen gezogen, förmlich mitgerissen werden,
so daß die großen Symbiontenpakete oft von gestreckten Kernreihen begrenzt werden.
Wie dieses so bewegt erscheinende Bild zustande kommt, ist schwer vorstellbar. Vielleicht
sind die Symbionten anfänglich kürzer und in kleineren Syncytien vereinigt, die beim
Auswachsen der Symbionten einseitig gedehnt werden, sich zwischeneinander schieben
und verschlingen, wobei Plasma und Kerne auf den Rand gedrückt werden und das
Epithel sich flach ausdehnt. Das helle Plasma der Symbionten ist von rundlichen, eosinophilen
Granulis verschiedener Größe erfüllt, die in jedem Symbionten entsprechend seiner
Form eine perlschnurartige Kette bilden. Infektionsformen werden nicht beobachtet.
Der f ü n f t e S y i p b i o n t ist nicht in einem wohlumschriebenen Mycetom lokalisiert,
sondern besiedelt kleinere oder größere Gebiete des Fettgewebes, dessen einkernige
Zellen dann syncytial zusammenfließen, während die Kerne z. T. hypertrophieren, z. T.
durch Pyknose zugrunde gehen. Es handelt sich um einen kleinen, kugelig polygonalen
Organismus, dessen homogen dichtes Plasma sich blau anfärbt (Abb. 55). Das symbion-
tische Verhältnis scheint hier erst im Entstehen und noch recht locker zu sein; denn in
den drei mir vorliegenden Tieren findet sich dieser Symbiont in sehr wechselnder Zahl,
meist in der Umgebung des h-Organs, bei dem Weibchen in zwei kleinen Flecken, die sich
rechts und links dem h-Organ anlegen, bei dem einen cf in einem unpaaren, relativ
großen Gebiet, das sich linksseitig im Bogen um das h-Organ herumzieht, während ich
bei dem anderen Cf überhaupt keinen dieser Symbionten auffinden konnte. Da es sich