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 Keilzellen  ein  natürlich  ebenfalls  ringförmiges Paket  von Zellen  auf,  die wir,  da  sie  sich  
 wie  ein  Dach  schützend  über  die  Keilzellen  legen,  als  Da c h z e l l e n   bezeichnen  wollen.  
 Ihre  basalen Enden  sind  sehr  lang  und  schmal  schlauchförmig  auf  einen  engen  Ring  zusammengedrängt, 
   während  die  nach  innen  gerichteten  Oberteile  lceulig  aufgebläht  sind  
 und  im  Querschnitt  fächerförmig  in  den  Hohlraum  hineinragen.  Zugleich  sind  sie  gegen  
 die  oben  benachbarten  normalen  Follikelzellen und gegen die Keilzellen durch ihre bedeutendere  
 Größe  ausgezeichnet,  so  daß  sie  den  oberen Teil des röhrenförmigen Hohlraumes  
 flaschenhalsartig  verengen  und  gegen  das  Ei  hin  abgrenzen.  In   dem  frühesten,  mir  von  
 der  Infektion  vorliegenden  Stadium  (Abh.  121a)  sind  die  äußeren  Teile  der  Keilzellen  
 schon  völlig  mit  Symbionten  erfüllt.  Die  großen,  etwas  abgeflachten  Kerne  liegen  als  
 breite  Schranken  quer  in  den  Zellen  und  halten  die  andrängende,  ungeheure Masse  der  
 Symbionten  auf  und  von  der  Besiedlung  der  inneren  Zellteile  zunächst  noch  ab.  Die  abgeplatteten  
 Sehaltzellen  umgreifen  von  unten  becherförmig  das Keilzellpolster,  so  daß  die  
 Symbionten  nur  schräg  von  oben  her  durch  einen  relativ  schmalen Spalt  in die Keilzellen  
 hineingleiten  können.  Auffallend  ist  vor  allem  die  große  Zahl  der  Symbionten,  die  die  
 äußeren  Teile  der Keilzellen  völlig  prall ausfüllen,  so  daß  vom Wirtsplasma  keine  Spur  
 mehr  zu  sehen  und  der  Zelleib  kissenartig  angeschwollen  ist.  Merkwürdigerweise  besteht  
 die  Infektionsmasse  zum  weitaus  überwiegenden  Teil  aus  den  kugeligen  bzw.  kurzsehlauchförmigen, 
   helleren  Infektionsformen  des  a-Organs,  während  die  schlankeren,  
 etwas gebogenen und viel dunkler rot färbbaren Vertreter des Rektalorgans an Zahl außerordentlich  
 zurücktreten.  Da mir jüngere Infektionsstadien  fehlen,  kann  ich  nicht  entscheiden, 
   ob  dieses Mißverhältnis  von vornherein  besteht  und  einfach  auf  einer  reichlicheren  
 Beschickung  seitens  des  a-Organs  beruht, was  bei  dem Umfang  der  Infektionshügel  sehr  
 einleuchtend  erscheint,  oder  ob  es  durch  eine  einseitige  Vermehrung  der  a-Formen  während  
 der Infektion entsteht, wofür  die Tatsache spricht,  daß  diese schon vor  den Keilzellen  
 sehr oft in den für Teilungen so charakteristischen  kugeligen Verbänden zusammenliegend  
 zu  beobachten  sind.  Wahrscheinlich  spielen  eben beide Ursachen eine Rolle. — Die Daeh-  
 zellen  überragen  horizontal,  oder  sogar  nach  unten  geneigt,  die  Keilzellen.  Die  distalen  
 Enden ihrer Kerne beginnen  entsprechend  der  Zellform  ebenfalls  keulig  aufzuquellen  und  
 ihr  Chromatin  aufzulockern.  Auf  dem nächsten  Stadium  (Abb.  121 b)  hat  in  einzelnen  
 der weiter angeschwollenen Keilzellen der Durchtritt  der Symbionten in  die Innenteile der  
 Zellen  begonnen.  Zugleich  dringen  aber  noch  weitere  Symbionten  von  außen  ein.  Nun  
 beginnt  die vor  der  Infektion  erfolgte Schwenkung  der  Dach-  und  Keilzellen  aus  der  ra dialen  
 in  die  tangentiale  und  überkippte Lage  wieder  rückläufig  zu  werden,  indem  sich  
 diese Zellringe wieder  nach  dem  Ei  zu  einstülpen.  Die  immer  schlanker  und  länger  werdenden  
 Dachzellen  sind  dabei  schon  wieder  fast  völlig  in  eine  radiale  Richtung  eingeschwenkt  
 und überdecken spitzzeltförmig die noch  horizontal  liegenden Keilzellen.  In   dem  
 dritten  und  letzten  an  dem mir  vorliegenden  Ovar  auf tretenden  Stadium  (Abh.  121 o)  ist  
 der  Prozeß  der  Einstülpung  der Dach-  und Keilzellen  völlig  beendet.  Auch  die  letzteren  
 sind  nun  wieder  völlig  in  radiale Richtung gestellt. Sie  entlassen an  ihren  inneren,  förmlich  
 aufplatzenden  Enden  die  Symbiontenmassen  in  den  stark  erweiterten  und  von  den  
 außerordentlich  schmalen  und  langgestreckten  Dachzellen  tubusförmig  umstellten  Hohlraum  
 hinein.  Die  wenig  veränderten  Kerne  sinken  in  die  basalen  Teile  der  Zellen  zurück, 
  die jedoch immer noch zahlreiche Symbionten enthalten. Auch außen finden sich noch  
 immer Symbionten ein, sie dürften aber wohl nicht mehr  eindringen. Die  Symbionten,  vor 
 allem  die  a-Formen,  haben  sich  offensichtlich  noch weiter vermehrt. Die Schaltzellen sind  
 bei  der  Einstülpung  zusammengefaltet  worden  und  kollabiert.  Die  Dachzellen  sind  dagegen  
 zu extrem dünnen,  fast stielförmigen  Schläuchen  ausgewachsen,  nur  ihre  apikalen  
 Enden  sind  noch keulig  angeschwollen,  und  ihre Kerne wiederholen getreulich  ihre Form,  
 indem auch ihre basalen Enden zu dünnen,  sehr  chromatinreichen  Stielen  ausgezogen  sind,  
 während die Vorderenden keulig aufgedunsen und aufgelockert sind. Die Dachzellen haben  
 nun,  indem  sie  sich  nach  innen  zu  etwas  zusammenneigen,  die  Funktion,  die  lockere  
 Masse  der  von  den  Keilzellen  ausgeschütteten  Symbionten  einigermaßen  zusammenzuhalten; 
   denn  das Ei  ist  auf  diesem  Stadium  offensichtlich noch  nicht bereit,  den Symbionten-  
 ballen zu  formen  und  endgültig in  sich aufzunehmen. Denn die Umschmelzung des von den  
 Follikelzellen  noch  immer  zum Aufbau  des  Eies  gelieferten  Materials  (ganze  Zellen  mit  
 Kernen) ist noch mitten im Gange, wie überhaupt das Ei nach dem Abreißen des Nährstran-  
 ges  eine  merkwürdige,  durch  Schrumpfung  des  ursprünglichen  Eikörpers  und  Auflockerung  
 gekennzeichnete  Periode  durehmacht,  die gelegentlich  einer  Untersuchung  über  die  
 Eibildung  der Zikaden  einmal  näher  zu  schildern  sein  wird. 
 Wenn  also  auch  noch mehrere  Stadien  zu  einem  vollständigen  Bilde  der  Eiinfektion  
 am  hinteren Eipol,  insbesondere  über  die Anfänge und über die  endgültige Herausbildung  
 des Symbiontenballens fehlen,  so kann doch schon  gesagt  werden,  daß  bei  den  Ricaniiden  
 wieder  ein  neuer,  bisher  unbekannter  Modus  au ftritt,  der  durch  eine  charakteristische  
 Aus-  und  Einstülpung  der  Keilzellen,  besondere  zellige  Hilfsapparate  (Dachzellen)  und  
 extreme  zahlenmäßige  Unterschiede  zwischen  den  beiden  hier  infizierenden  Symbionten-  
 sorten  gekennzeichnet  ist.  Hinzu  kommt,  daß  der  dritte Symbiont nicht über den hinteren  
 Eipol,  sondern,  wie  bei  gewissen  Fulgorinen  (F,  und  Fulgora  confusa)  über  zwischengeschaltete  
 Filialmycetome  in  den  Ovariolen  mit  dem  Nährstrangplasma  die  Eizellen  infiziert. 
 Man  kann  annehmen,  daß  die  Bildung  der Ovarialmyeetome  bei  diesen Fulgorinen  
 wenigstens, im  Prinzip  ähnlich  verläuft.  Ob  sie  sich  allerdings  auch  bei  ihnen  so  vollzieht, 
   daß  ganze  Mycetoeyten  aus  den  infektionshügelartigen  Bildungen  des  Mutter-  
 mycetoms  austreten  und  in  die  Ovariolen  eindringen,  ist  sehr  fraglich,  da  in  der  
 älteren  Larve  von  Fulgora  confusa  keine  Spuren  von  Infektionshügelresten  zu  finden  
 sind,  wie  man  erwarten  müßte'.  Vielmehr  ist  hier  eine  Infektion  durch  einzelne,  freie  
 Symbionten  denkbar,  die  dann  allerdings  Zellen der Ovariolen besiedeln müßten. Hierfür  
 spräche  auch  der  wohlausgewogene,  vom  Epithel  scharf  abgeschlossene  und  syn-  
 cytiale  Aufbau  der  Fulgorinenmycetome,  ebenso,  wie  das  unbesiedelte,  zweifellos  aber  
 aus  Ovariolenzellmaterial  bereitgestellte Filialmycetom  bei  Fulgora  europaea.  Während  
 weiterhin  bei  den  Fulgorinen  eine  direkte  Infektion  der Nährstränge  beim Durchdringen  
 der  Myeetome  erfolgt  (Fi),  machen  die  Symbionten  bei  Bladina  einen  Umweg  über  die  
 Nährkammer  selbst,  die  sie  offenbar  von den Ovarialmycetomen aus  infizieren,  und gelangen  
 so,  nach  einer Vermehrungsperiode  in  der Nährkammer, mit  dem Nährplasma  in  die  
 Nährstränge.  Der Transport in denselben und  die Aufnahme ins Ei ist dann wieder in beiden  
 Fällen  sehr  ähnlich.  - 9  So  ergeben  sich  bei  einer  prinzipiellen,  und  auf  den  ersten  
 Blick  überraschenden  Ähnlichkeit  der  Einrichtungen  bei  den  genannten  Fulgorinen  und  
 bei Bladina in den Einzelheiten doch so viele Unterschiede, daß wir annehmen müssen,  daß  
 sich dieser Infektionsmodus (über die Nährplasmastränge mit  Hilfe  von  Filialmycetomen)  
 in  beiden  Unterfamilien  unabhängig  voneinander  entwickelt  hat,  und  daß  nur  Ähnlichkeiten  
 im  Anlageplan  des  Körperbaues  bei  beiden  zu  analogen Bildungen  geführt  haben.