
mit den Zerebralganglien Zusammenhängen. Das Vorkommen eines Atriums bei denChaeto-
dermatidae wird von fast allen Autoren verneint. So schreibt H ö f fm a n n (12, S. 55): „Ein
Atrium fehlt den Chaetodermatiden, doch könnte nach T h i e l e der Mundschild wenigstens
einem Teile des Atriums der übrigen Solenogastren entsprechen.“ N i e r s t r a s z (25, S. 3)
spricht aber in seiner Diagnose der Chaetodermatidae von einem Atrium dieser Familie,
während T h i e l e später (38, S. 273) seine, soeben von H o f fm a n n zitierte Meinung aufgegeben
hat und die von W i r e n (42, S. 42) beschriebene Mundblase von Ch. nitidulum
L o v £ n und das Atrium der übrigen Solenogastren als homologe Bildungen betrachtet.
Dieser letzteren Meinung T h i e l e ’s schließe ich mich an. Bei der von mir beschriebenen
Neapeler Chaetoderma-Art (S. 6) finde ich eine ähnliche Innervierung, wie sie W iR iN
(42, S. 40) für die Mundblase von Ch. nitidulum L o v e n beschrieben hat, d. h. eine Lage
von Ganglienzellen in der Nähe des Mundschildes und des am meisten kranialen Endes des
Vorderdarmes. Diese Ganglienzellen entsenden einerseits Nervenfasern in das Atrialepithel
und andrerseits hängen sie mit den Praezerebralganglien zusammen, welche letztere den
Atrialganglien der übrigen Solenogastren homolog sind. Die Übereinstimmung der Konfiguration
ist demnach klar, nur fehlen den Chaetodermatidae die Cirren und Atrialleisten
und ist das Atrium sehr klein, während sich bei ihnen sekundär, passend bei der grabenden
Lebensweise, ein Mundschild ausgebildet hat. Ich kann H e a t h somit gar nicht beipflichten,
wenn er meint, daß der Mundschild der Chaetodermatidae und das Atrium der
übrigen Solenogastren homologe Bildungen sind (8, S. 167, 171).
Ein Subradularorgan hat allein H e a t h aufgefunden (5, S. 399; 7, S. 365). Die Innervierungsverhältnisse
des Bukkalsystems sind, wie H e a t h selber erwähnt (7, S. 366), der
Schwierigkeit der Präparation wegen, nur mit Mühe festzustellen, sodaß m. E. nur spezielle
Nervenfärbung über das Vorhandensein dieses Organes Entscheidung bringen kann.
Daß die Bauchfalte Sinnesfunktion haben soÄwie T h i e l e es z. B. für Rhopalomenia
aglaopheniae (K o w a l e v s k y et M a r io n ) behauptet (37, S. 264), muß ich verneinen.
Mit N i e r s t r a s z (23 a, S. 250) und H o f fm a n n (12, S. 33) spreche ich von Analraum
statt von Kloake, weil sich die Schalendrüsen nicht immer in diesen Baum öffnen. Meistens
aber fungiert der Analraum zugleich als Kloake. Sehr wahrscheinlich stellt der Analraum
eine ektodermale Einstülpung des ventro-kaudalen Integuments dar und ha t somit mit einer
Mantelhöhle, welche unter einer Duplikatur des dorsalen Integuments liegt, nichts zu tun.
Mantel und Mantelhöhle fehlen den Solenogastren! Neben anderen Stellen des Körpers, wie
der Bauchfurche (und Bauchfalten), der Atrialraumwand und vielleicht dem Rektum, kommt
der Analraumwand in erster Linie Atmungsfunktion zu. Es ist daher begreiflich, daß
sich hier Kiemen ausgebildet haben. Was die Auffassung dieser Kiemen anlangt, sind fast
alle Autoren darüber einig, daß Ktenidien den Solenogastren fehlen. Allein H e a t h (6,
S. 725) ist der Meinung, daß die Chaetodermatidae typische Ktenidien besitzen, während
die Neomeniidae keine Ktenidien haben sollen. So erhebt sich die Frage, was ein Ktenidium
ist? In einer Arbeit über das Osphradium habe ich (35, S. 71) gefunden, daß die Osphradien
in einigen Molluskengruppen verschiedenen Bau haben und folglich nicht homolog sind.
Weiter schrieb ich (35, S. 97): „Bekanntlich ist nach den herrschenden Meinungen die
Kieme in den hier betrachteten Tiergruppen ein homologes Organ; an der Basis oder in
der Nähe dieser Kieme liegt also das morphologisch nicht einheitliche Osphradium. Die
Definition: Ktenidium ist Kieme + Osphradium, ist also nicht richtig.“ Ich habe mich damals
etwas kurz gefaßt und möchte jetzt meine Meinung verdeutlichen. Die Definition
^Ktenidium ist Kieme + Osphradium“ kann in zweifacher Hinsicht gedeutet werden; nl.
die Molluskenkieme wird nur charakterisiert von einem in ihrer Nähe liegenden Sinnesorgan
(Osphradium), sodaß nicht homologe Osphradien neben homologen Kiemen Vorkommen
können und wir doch von Ktenidium reden dürfen, oder Kieme und Osphradium
sind so eng miteinander verkettet, daß nicht homologe Osphradien neben homologen Kiemen
nicht denkbar sind. Erstgenannte Meinung ist die meinige, sodaß ich das Ktenidium
als eine Kieme, charakterisiert von einem Osphradium, auffasse. Da nun den Solenogastren
das Osphradium fehlt, so kann bei ihnen auch nicht von einem Ktenidium die Rede sein.
Als primitiv muß das Fehlen der Kiemen betrachtet werden. Die Kiemen haben sich als
Oberflächenvergrößerungen des Analraumepithels ausgebildet und sind also Neubildungen;
zuerst als glatte Falten, welche später durch sekundäre Faltungen fiederförmig geworden
sind. Soweit sind m. E. die Kiemen der Neomeniidae und der Chaetodermatidae homolog.
Wie in so vielen Hinsichten, sind die Chaetodermatidae auch in dieser Hinsicht hoch entwickelt,
worauf auch das Vorhandensein der Kiemenretraktoren hin weist. Die Kiemen der
Solenogastren haben sich also in progressivem Sinn entwickelt.
Bei erwachsenen Solenogastren fehlt eine Schale vollständig. Die Frage, ob es sich
bei P r u v o t ’s Beschreibung der Larve von Nematomenia banyulensis (PRUVOT) um Chitonartige
Kalkschalen handelt, ist noch nicht gelöst worden. Neue Untersuchungen sind abzuwarten,
ehe man diese zu wenig begründeten Tatsachen bei phylogenetischen Spekulationen
anwenden darf.
Mit Recht sagt H o f fm a n n , daß unsere Kenntnisse der Muskulatur noch zu unzureichend
sind, um vergleichende Betrachtungen anstellen zu können (12, S. 35). Der Hautmuskelschlauch
ist in der Regel aus einer äußeren Ringfaserschicht, zwei diagonalen Faserschichten
und einer inneren Längsfaserschicht zusammengesetzt. Die Diagonalmuskeln können
fehlen, was von H o f fm a n n als sekundäres Verhalten angesehen wird, „da Gymno-
menia pellucida, wohl eine der primitivsten Formen, nach O d h n e r diese Diagonalfaserschichten
besitzt“ (12, S. 39). Ich betrachte, ebenso wie H o f fm a n n , das Vorhandensein
dieser Diagonalfasern als primitiv und das Fehlen als sekundär. H o f fm a n n ’s Argumentation
ist aber einigermaßen gefährlich, weil doch primäre und sekundäre Merkmale bei
primitiven Formen gemischt Vorkommen. Vielmehr ist das Vorkommen der Diagonalmuskeln
primitiv zu nennen, weil auch bei Plathelminthen diese Diagonalfasern Vorkommen
und m. E. Plathelminthen und Solenogastren sich auf gemeinsame Vorfahren zurückbringen
lassen. Das Vorkommen einer äußeren Längsmuskellage zwischen Ring- und Diagonalfasern
bei einigen A rten ist dagegen als sekundär zu bezeichnen. Von den beiden Arten
Transversalmuskeln können die dorsalen fehlen. Die Quermuskelschicht über dem Ventralsinus
wird mit Unrecht horizontales „Septum“ genannt, worauf schon einige Autoren
(T h i e l e , N i e r s t r a s z , H o f fm a n n ) aufmerksam gemacht haben. Neomenia und besonders
Chaetoderma haben sicher eine hohe Entwicklung ihrer Muskulatur erreicht. Besonders
letzteres zeigt in den Retraktoren des Vorderendes, den vier Feldern von Längsmuskeln
und den Kiemenretraktoren eine hohe Entwicklung.
Im Prinzip besteht das Nervensystem aus: dem Zerebralganglion; zwei Lateralsträngen,
welche kranial und kaudal angeschwollen sind und welche sich über den Enddarm
vereinigen; zwei Ventralsträngen, welche meistens nur kranial angeschwollen sind; sie verbinden
sich mit dem Zerebralganglion und den Lateralsträngen durch zahlreiche Konnek-
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