
„Bei dieser verhältnismäßig großen Empfindlichkeit, die die Pterine vor ihrer Ablagerung
besitzen müssen, ist es unwahrscheinlich, daß sie in den Exkreten schlüpfender
Insekten in größerer Menge auftreten können“ was früher angenommen wurde —,
„denn die Ausscheidungsorgane sind Stätten regster Stoffwechseltätigkeit. Diese Auffassung
wird durch die neueren Untersuchungen bestätigt.“ Es ließ sich weder in den Exkreten
schlüpfender Insekten, noch in ihrem Harn Leucopterin oder Xanthopterin isolieren,
umgekehrt ließ sich in den pterinhaltigen Flügeln von Pieriden keine Harnsäure finden.
„Demnach dürfen wir die Pterine nicht als normale Exkrete auf fassen, und ihre physiologische
Bedeutung bleibt noch ungeklärt.“
E n tw i c k l u n g s g a n g d e r F ä r b u n g bei de n P i e r i n i . Die am meisten u rsprüngliche
unter den amerikanischen Pierinen und wahrscheinlich die am meisten p rimitive
der ganzen Subfamilie ist die monotypische Eucheira. Bei ihr ist die Grundfarbe
beider Flügel braunschwarz, also noch ganz auf der Tyrosin-Melaninreihe aufgebaut. Pterin-
Ablagerungen finden sich bei ihr nur als Fleckenreihen in den Zwischenaderfeldern, also
in Übereinstimmung mit den Befunden B e c k e r ’s an Orten mit geringster Stoffwechseltätigkeit.
Zwei weißliche Reihen solcher Flecken (also Leucopterin) treten in beiden Flügeln
auf, eine größere, zur Binde zusammengeflossene Reihe im Postmedianfeld, und eine
viel kleinere Reihe, die im Vflgl. im ganzen mehr postdiskal, im Hflgl. mehr marginal gestellt
ist. Im Vflgl. befindet sich ein weiterer Fleck am distalen Zellende, und Ober- und
Unterseite sind gleichgezeichnet. Im Hflgl. geht aber die Mittelbinde bis zum Analfeld,
unten besteht sie nur aus zwei Flecken, einem kostalen und einem in der Zelle (ist also
ursprünglicher).
De l ia s . Unter den indoaustralischen Schwärzlingen der großen Gattung Delias —
dem nächst Aporia am meisten primitiven Genus asiatischer Pieriden^-7^’ gelten die Tiere
der belladonna-Grwppe als die am meisten ursprünglichen. In einem viel tieferen Schwarz
als bei Eucheira finden sich bei ihnen gleichfalls eine postmediane und eine etwa post-
diskale weiße Fleckenreihe, aber die Flecken beider Reihen sind gleich groß, und durch
die Zelle läuft außerdem ein weißer Längsstrich (besonders auf der Vflgl.-Unterseite). Im
Hflgl. finden sich — außer der Mittelreihe — zwei distale Fleckenreihen. Die Flecke der
inneren Reihe sind am Analende mit denen der mittleren Reihe verschmolzen und bilden
so lange, weißliche, distal zuweilen gelbe oder bräunliche Felder40) (Analogon zu Eucheira-
Oberseite). Die Größe der Pterin-Flächen ist bei C? und 9 gleich groß oder sogar beim 9
etwas größer und ist auf der Unterseite schärfer, oben mehr diffus — was wiederum im
Einklang mit B e c k e r ’s Deutung über die Entstehung der Pterine an Orten geringerer
Stoffwechseltätigkeit steht. Ferner hat sich bei Tieren der belladonna-Gruppe im Hflgl.
beiderseits oder nur unten ein großer basaler Fleck gebildet, und er sowie die marginalen
im Hflgl. sind Chromgelb (Xanthopterin?, Lipochome?), alle ändern weiß. Bei ändern
Spezies der belladonn u-Gruppe (lativitta, subnubila u. a.) sind die weißen und gelben Zwischenaderflecke
verlängert und fließen schließlich zu größeren Zwischenaderfeldern zusammen.
Auf der Oberseite erscheint bei allen Xanthopterin (?) nur als kostaler Fleck
an der Basis des Hflgls. Erythropterin tritt bei Tieren der belladonna-Gruppe nicht auf.
Als'nächstprimitive Delias gelten die der aglaia-, als dritte die der hyparete-Gruppe
— in China finden sich also nur Angehörige der drei ursprünglichsten Deiias-Gruppen. Bei
40) Bei belladonna ithiela B tlr . aus feuchteren oder wärmeren Teilen von Sikkim ist das Analfeld wieder teilweise
oder ganz schwarz geworden.
aglaia ist die Oberseite in der Hauptsache schwärzlich, und die Pterin-Bildung ist auf
die bei der Kennzeichnung von belladonna genannten beiden Binden beschränkt und wenig
entwickelt, am geringsten beim B Das Schwarz im Hflgl. unten ist auf die Aderstreifen,
eine Bandzone (Sehwarzfleckung der Aderenden zusammengeflossen) und zwei basale Querbinden
reduziert. Die Zwischenaderfelder der ganzen Flügelbreite von der Antemedian-
bis zur Postdiskalregion sind kräftig zitronengelb, ein über die ganze Flügelfläche laufender
Basalfleek rot, das Gelb der Analregion schlägt oben durch. Bei hyparete ist die Melaninbildung
viel stärker reduziert und in Unter- und Oberseite auf breitere Aderstreifen
in beiden Flügeln |g) oder auf mittelbreite im Vflgl. beiderseits und im Hflgl. unten (Cf)
beschränkt. Der Hflgl. unten ist von der Basis bis zur PD-Region Chromgelb'(oder blasser),
die Randzone rot. Oben hat das Weiß der Zwischenaderfelder beim Cf die ganze Flügelfläche
eingenommen und nur die dunklen Aderlinien der Unterseite schimmern oben durch.
Die Oberseite des Hflgls. von hyparete P. ist also bereits die eines „echten Weißlings“,
im ganzen auch die des Vflgls., nur ist die oben durchschimmernde dunkle Äderung der
Unterseite und der apikalnahe Rest der dunklen Resistenzbinde (zwischen den beiden
distalen Leucopterin-Binden) gegenüber den paläarktischen Pieris-Synchloe etwas fremdartig.
Die für Delias so charakteristische Unterseite (schwarzgelb, rot-gelb, schwarz-rotgelb)
findet sich unter asiatischen Pieriden noch bei den von Delias abgesproßten Gattungen
Prioneris, Cepora (temena) und Anapheis (javaJ. Auffallenderweise auch und z. T.
in genau den gleichen Farben und gleichen Verteilungen bei manchen Chalcosiiden des
Gebiets' (pieroides). Die Tendenz zur Verbreiterung und schließlich zur Herrschaft des
Leucopterin ist auf der Oberseite und vor allem im Hflgl. und da wiederum in der Analregion
am stärksten, also im Flügel mit weniger starker Äderung und in seinen hinsichtlich
der Änderung schwächsten Teilen.
A p o r i a . Als familiengeschichtlich älteste asiatische Gattung gilt Aporia. Ih r gegenwärtiges
Verbreitungszentrum sind die Randgebirge Zentralasiens und vor allem die Hochgebirgslandschaften
Westchinas11) in Höhen von 2000 m aufwärts. Die geringe Wärme und
geringe Feuchtigkeit dieser Gebiete hat. bei ihnen die Melaninbildung stark reduziert (am
stärksten bei den stammesgeschichtlich jungen Arten, deren Areal im allgemeinen über
2600 m liegt). Bei den Arten des am meisten ursprünglichen Subgenus (Metaporia), die
z. T. durch erdgeschichtliche Abtragung ihrer Lebensräume vorwiegend oder ausschließlich
unter 2500 m (bei einer Art bis 700 m Seehöhe abwärts!) leben, ist sie noch am stärksten
erhalten (agathon, largeteaui, larraldei, monbeigi) und am ausgeprägtesten beim 2
und auf der Flügel Unterseite. Am charakteristischsten dort als schwarzes postdiskales
Bogenband zwischen marginaler und postmedianer hej|er Fleckenreihe. Da, wo dieses
Band die Längsfalten in den Zwischenaderfeldern kreuzt, läuft es zuweilen distal in ihnen
entlang (öberthüri, delavayi, goutellei, procris) und springt mit einem Strahl von der
Kreuzungsstelle zu jeder der benachbarten beiden Adern und bildet so Faltenstriehe mit
basal em Winkelzeichen. Bei delavayi bleiben auch die Falten, die Restfurchen unterdrückter
Adern sind (in der Hflgl.-Zeil^|,:: auf der Unterseite geschwärzt.
Xanthopterinbildung erfolgt bei Aporia nur noch in einem schuppenartigen. Vorsprunge
an der Basis der Hflgl.-Unterseite. Während bei nabellica und Uiamo noch fast
vollständige Melanisierung beider Flügel Vorkommen kann, ist bei der einzigen expan-
'") Von 24 Spezies finden sich 15 in Yunnan (4 Endemismen), 15 in Szechwan (2 Endemismen), 6 in Kansu.