He r z . Das Herz ist schon von N i e r s t r a s z beschrieben worden (21, S. 22), sodaß ich,
da nichts Neues hinzukommt, diese Beschreibung nur zu wiederholen brauche. Im Bindegewebe,
welches die Kiemen umgibt, befinden sich zahlreiche Blutsinus, die miteinander
kommunizieren. Das von den Kiemen kommende Blut wird von zwei Sinus den atrialen
Ausläufern zugeführt (Abb. 124, b.s.). Die perikardialen Ausläufer sind klein; ein dritter
ist vorhanden; durch Vereinigung entsteht das geräumige Perikard. Die atrialen Einstülpungen
sind ventral gelegen; aus den Abbildungen 1 2 ^ 4 2 7 wird die Bildung des definij
tiven Atriums klar; der mittlere Teil ist groß und hat eine dünne Wand;; die beiden Flügel
dagegen sind mit Fibrillen gefüllt. Es liegt ganz frei von der dorsalen Wand des P e r ik a rd | -
ebenso wie der kaudale Teil der Kammer; zwei atrio-ventrikulare Öffnungen sind vorhanden
(Abb 128 a.v.ö.). Die Kammerwand ist ziemlich dick und gefaltet, die Kammer selbst
an der Invaginationsstelle zweilappig (Abb. 130). Die zahlreichen Eier bÄinflussen auch
hier die Herzform nicht. Die Entstehung des dorsalen Sinus illustrieren die Abbildungen
131 und 132. Die gono-perikardialen Gänge entstehen durch Ausstülpung der perikardialen
Wand (Abb. 131); zwischen beiden findet man zwei Blutsinus, durch eine Bindegewebs-
scheidewand voneinander getrennt. Der ventrale Teil ist eine Fortsetzung vom Ventrikelhohlraum;
das Blut in diesem Sinus kommt deshalb direkt vom Herzen. Der dorsale Teil
stellt den Anfang des dorsalen Sinus dar. I-n Abbildung 132, einem etwas mehr oralen
Schnitt, sind die gono-perikardialen Gänge m it ihren gefalteten bewimperten Wänden aufg:
gebildet und vom Perikard abgeschnürt, das bald verschwindet. Die Scheidewand zwischen
den beiden Blutsinus löst sich auf und jetzt kommunizieren beide; auf d ie # Weise hangen
Ventrikel und dorsaler Blutsinus zusammen. Die anderen Autoren teilen auch etwas vom
Blutgefäßsystem mit. T ü l l b e r g spricht weder vom Perikard, noch vom Herzen und vermeldet
vom Blutgefäßsystem nur „blood-eanals“ im Bindegewebe:, einen großen Kanal, an
der ventralen" W and des Körpers entlang gehend, und einen Hohlraum, den unteren Teil
des Rektums umgebend (41, S. 6). Weiter spricht er von einem Sack, hinter dem Rektum,
mit Eiern (?) gefüllt; in diesem Sack befinden sich drei unregelmäßige Körper, einer oben
und zwei unten; bei kleinen Exemplaren sehen diese aus wie Erhebungen des Muske man e s,
aber bei größeren Tieren sind sie frei und der obere Körper wird der Länge nach von einer
Grube in zwei Teile geteilt (41, S. 8). In Abbildung 6 von TULLBERG sieht man diesen feac
(x) und die drei Körper (y, z). Meint TULLBERG hiermit das Perikard? Jedenfalls hat er es
als solches nicht erkannt. Die drei Körper könnten dann den Ventrikel und die beiden A-taen
vorstellen, was indessen ebenso zweifelhaft ist. H a n s e n vermeldet nur: „Im Perikard liegt
ein Herz, das von hinten das Blut von den Branehien bezieht“ (4, S g |). Nach W K » soll'
das Herz einkammerig, sackförmig und durch Einstülpung des vorderen oberen Teils des
Perikards gebildet sein (43, S. 56). Es setzt sich in die Kiemenvene fort, welche kontraktil
ist und ebensowohl als Herzvorkammer betrachtet werden könnte, obgleich sie mehr getaß-
ähnlieh gebildet ist. Diese Kiemenvene ist einfach, aber wahrscheinlich durch Zusammenwachsen
zweier primärer Venen gebildet. K o r £ n und D a n i e l s s e n beschreiben zwei Kiemenvenen,
welche aber nicht da sind; oder sollten sie die perikardialen Ausläufer für^Kiemenvenen
angesehen haben (14, S. 326)? Dasselbe gilt für H a n s e n ’s Figur 3 (4MVIREN
spricht von einer-Kiemenvene (43, S. 56), wahrscheinlich durch Zusammenwachsen zweier
primären Venen gebildet; N i e r s t r a s z spricht aber von Atrium sta tt Kiemenvene (21,
S. 23); WlRiN’s Figuren 3—5, Taf. V III (= meine Textabbildungen 118 u. 119) sind direkt
mit den Abbildungen 128 u. 127 zu vergleichen. W i r £ n nennt also das Herz natürlich einkammerig
(cf. 43, Taf. VIII, Fig. 1; Taf. IX, Fig. 6,10). Wie aber Kiemenvene (oder „Herzatrium“)
und Herz ineinander übergehen, sagt er nicht. Seine Figur 9 auf Tafel VII ist
nicht für richtig zu halten.
T h i e l e hat ein im Golfe von Neapel erbeutetes Tier, das von N. carinata T u l l b e r g verschieden
ist und das er Neomenia grandis benannt hat, beschrieben (37, S. 223). Nach
T h i e l e steht N. grandis T h i e l e N. carinata T u l l b e r g am nächsten; einige Unterscheidungsmerkmale
sollen jedoch vorhanden sein. T h i e l e nennt als solche (37, S. 223 und 38, S. 273):
1. die verschiedene geographische Verbreitung; 2. die geringere Größe von N. carinata
T u l l b e r g ; 3. die ungleiche Größe des Rückenkiels; 4. die verschiedene Form des Rüssels,
der bei N. grandis T i-iie le länger und ventral geschlossen sein soll und mit einem dorsalen
Wulst versehen ist; 5. die dorso-terminalen Sinnesorgane haben ungleiche Form; 6. die
Schlunddrüsen bei N. grandis T h i e l e sind zahlreicher. Ich habe T h i e l e ’s Präparate von
N.grandis noch einmal studiert und gelange zu anderen Resultaten als T h i e l e es tut. T h i e l e ’s
Argument der verschiedenen geographischen Verbreitung ist nicht mehr stichhaltig, da wir
mehrere Exemplare von N.carinata T u l l b e r g aus Neapel in unserer Sammlung besitzen.
Unterschiede wie ungleiche Körpergröße, ungleiche Größe des Rückenkiels, ungleiche Form
der dorso-terminalen Sinnesorgane, das Vorhandensein von zahlreicheren Schlunddrüsen, sind
nicht als A rtmerkmale aufzufassen. Meines Erachtens müssen die Unterschiede recht deutlich
sein, ehe man von einer Art reden darf. Im vorliegenden F all sind die genannten Unterschiede
von untergeordneter Bedeutung und weisen auf Variabilität hin. Was den Vorderdarm
anlangt, mache ich darauf aufmerksam, daß bei T h i e l e ’s Exemplar der Rüssel vorgestülpt
ist und zwar ist der ventrale Teil des Rüssels mehr orad vorgestülpt als der dorsale
Teil. Daher ist der orale Abschnitt des Rüssels nicht mehr ventral „offen“, wie es bei
N. carinata T u l l b e r g der Fall ist. Bei der Vorstülpung kommt bei T h i e l e ’s Exemplar der
kaudale Rüssel teil, von T h i e l e Oesophagus genannt, innerhalb des inneren Rüsselteils zu
liegen. Die Schlundleisten sind ebenfalls vorgestülpt und mögen etwas kürzer als bei N. carinata
T u l l b e r g sein. Ich meine also, daß die Unterschiede, welche T h i e l e in dem Bau
des Rüssels von N. grandis T h i e l e und Neomenia carinata T u l l b e r g beschreibt, auf Vorstülpung
des Rüssels von N. grandis T h i e l e zurückzuführen sind. Eine gewisse Variabilitä
t mag auch hier vorliegen, was die kürzeren Schlundleisten und eine im kaudalen, erweiterten
Vorderdarmteil vorhandene Falte der dorsalen Vorderdarmwand betrifft (cf. 37,
Taf. XII, Fig. 14). Daß die Bauchfurche bei N. grandis T h i e l e vom Analraum getrennt
bleibt, während sie sich bei N. carinata T u l l b e r g in diesen öffnet, macht die Unterschiede
zwischen beiden Formen nicht so erheblich, daß ich N. grandis T h i e l e und N. carinata
T u l l b e r g als zwei verschiedene Arten betrachten kann.
Familie IV: Proneomeniidae.
Di a g n o s e . Körperform mehr oder weniger wurmförmig. Ohne Rückenkiel oder
höchstens mit Andeutung eines solchen. Kutikula dick mit keulenförmigen Epidermispapil-
len und mit zahlreichen, meistens nadelförmigen Spikula in mehreren Schichten. Mit ventraler
Bauchfurche, welche 1, 3, 5 oder mehrere Falten enthält. Fa st immer mit Bauchdrüsen
(die vorderen können fehlen) und immer mit Flimmerhöhle. Atrium mit Cirren
und fast immer mit Atrialleisten. Mundschild fehlt. Der Vorderdarm öffnet sich in das
Atrium oder kaudal von diesem. Mit oder ohne Radula; wenn vorhanden distich, poly-
serial oder doppelt pektinid. 1 oder 2 P a a r Speicheldrüsen. Mitteldarm fast immer mit dor