densieren. In den Infektionshügeln werden diese so vorbereiteten Stadien zu großen, plumpen, polygonalen, oft fast
kugeligen Kurzschläuchen, die als Infektionsformen dienen und meist größer und dunkler sind als die Syncytienbewohner.
Der d r i t t e S ymb i o n t und die Ausgestaltung des zu seiner Aufnahme dienenden
Mycetoms ist bei den einzelnen Gattungen, ja z. T. sogar von Art zu Art so verschieden, daß
sie jeweils besonders behandelt werden müssen (Abb. X X III und XXIV). Allgemein läßt
sich nur sagen, daß es sich entweder um paarige o - O r g a n e oder unpaare, große, meist
gedrungene 1-Or g a n e handelt, die im ersten Falle außen seitlich im Abdomen neben oder
hinter den Enden des unpaaren a-Organs, im anderen sehr weit ventral median und zentra
l gelegen sind. Epitheliale Hüllen fehlen stets, dagegen ist oft ein engmaschiges Tracheennetz
entwickelt. Das Innere setzt sich aus großen Einzelsyncytien mit zahlreichen verstreuten
Kernen zusammen oder bildet ein einheitliches Syncytium.
Das o - O r g a n v o n H y s t e r o p t e r u m spec. besteht aus großen, schlanken, etwa
bohnenförmigen Säcken, die weit außen zwischen die Abdomenwand und den Komplex
der X- und a-Mycetome eingeklemmt sind (Abb. 123 a). Ein dichtes Netzwerk von T racheen
umspinnt beide Teilorgane. Die feinsten Verästelungen desselben dringen, von pigmenterfüllten
Matrixzellen begleitet, auch in das Innere der Mycetome ein. Die Einzelsyncytien
sind fast völlig zu einem einheitlichen Riesensyncytium verschmolzen, nur an den
Symbiontenterritorien sind ihre Grenzen noch zu erkennen. Das dichte, körnige Wirtsplasma
bildet ein unregelmäßiges lockeres Netzwerk um rundliche, unscharf begrenzte
Vakuolen, in denen in kleinen Gruppen die rundlich-polygonalen Symbionten ruhen. Vermutlich
entstehen diese Verbände durch mehrfache Teilungen aus einem einzigen Mutter-
symbionten. Schon bei schwacher Vergrößerung fällt im hinteren Teile, an der Außenseite
der weiblichen Mycetome, jeweils eine heller gefärbte, schmale Zone auf, die scharf gegen
das Hauptsyncytium abgesetzt und ebenfalls synsyncytial aufgebaut ist. Die Form und
Verteilung der relativ großen, oft etwas gezackten Kerne ist in beiden Zonen die gleiche.
Bei stärkerer Vergrößerung (Abb. 123 b) findet die blässere Anfärbung ihre Erklärung
durch eine stärkere, vakuolige Auflockerung des Wirtsplasmas zu einem feinschaumigen
Gewebe, eine schwache Erweiterung der symbiontenhaltigen Vakuolen, vornehmlich aber
durch eine Verkleinerung der Symbionten, die nicht durch eine entsprechende Vermehrung
derselben ausgeglichen wird, so daß die Vakuolen bei weitem nicht ausgefüllt werden.
Offenbar wachsen hier die Teilungsprodukte des Ausgangssymbionten nicht heran,
sondern bleiben klein und kugelig. Da ihre Größe etwas schwankt, ähneln die Insassen
einer Vakuole den haufenbildenden Symbionten der Nogodininen, und man könnte vermuten,
daß sie in dieser Zone nicht durch regelrechte Querteilungen, sondern durch
knospenartiges Abschnüren vom Muttersymbionten entstanden sind. Zweifellos handelt
es sich hierbei um I n f e k t i o n s f o rm e n und um eine den Infektionshügeln der a-Organe
entsprechende Zone. Dafür lassen sich, neben der Tatsache der besonderen Ausbildung der
Symbionten überhaupt, mehrere Gründe anführen. Bei den männlichen Organen treten
derartige Zonen sowie veränderte Symbionten auch nicht andeutungsweise auf. Im Sym-
biontenballen reifer Ovarialeier lassen sich neben den Vertretern des Rektal- und a-Or-
gans kleine, kugelige Formen nach weisen, die n ur mit den Insassen der Infektionszone des
o-Organs verglichen werden können. Bei einem älteren $, das schon Eier abgelegt hat,
sind eine ganze Anzahl der Vakuolen der Infektionszone leer. Diese, auch in den a-Organ-
Infektionshügeln häufig im Alter beobachtete Verödung ist nur mit einer Abwanderung
der infektionstüchtigen Insassen nach den Ovarien zu erklären. Wenn somit diese „helle
Zone“ als eine, den Infektionshügeln der a-Organe analoge Bildung gelten kann, so ist doch
zu betonen, daß zwischen beiden erhebliche Unterschiede bestehen. Während die Infektionshügel
der a-Organe erst im Verlauf der Larvalentwicklung aus mycetomfremden, erst
nachträglich von außen dem Mycetom angefügten Zellmaterial aufgebaut werden, kommen
hier mycetomeigene Zellen bzw. Syncytien zur Bildung der Infektionszone zur Verwendung.
Damit hängt es auch zusammen, daß dort die fremden Zellen zunächst steril
sind und erst später, nachdem sie eine Fernwirkung auf die umgebenden Mycetocyten
und Symbionten ausgeübt haben und selbst Vakuolen gebildet haben, von den schon veränderten
Symbionten besiedelt werden und diese nun endgültig zu infektionsfähigen Stadien
umzüchten, während hier ein Teil des Mycetoms selbst zur Infektionszone wird,, indem
ganze, von Anfang an vermutlich völlig normal besiedelte Syncytien in einer scharf
begrenzten Region derart umgestimmt werden, daß sich ihre Symbionten nicht durch
gleichmäßige Teilungen zu Normalformen vermehren, sondern, wahrscheinlich durch
knospenartiges Abschnüren, kleinere Infektionsformen entwickeln.
Das paarige o - O r g a n v on H y s t e r o p t e r u m g r y l l o i d e s besteht aus ähnlichen
bohnenförmig breiten Mycetomenwie bei der vorangestellten Art, und zeigt den
gleichen Bau. Nur sind die wenigen großen Syncytien hier scharf voneinander getrennt.
Die Symbionten zeigen die gleiche kugelig polygonale Gestalt, sind allerdings meist
zu großen Klumpen zusammengesintert. Ih r Plasma ist sehr zart, homogen und fä rb t sich
schwach bläulich. Besondere, der Bildung von Infektionsformen dienende Zonen sind in
den weiblichen Mycetomen nicht entwickelt, und es ist deshalb schwer zu entscheiden, ob
es sich bei beiden Formen um den gleichen Symbionten handelt, wie man zunächst annehmen
möchte. Es ist natürlich theoretisch möglich, daß er nur bei der einen Art schon zur
Bildung besonderer Infektionsstadien übergegangen ist2).
Das o - O r g a n von H y s t e r o p t e r u m m a c u l i p e s (Abb. 124) ist gleichfalls paarig
entwickelt und in Lage, Gestalt und Aufbau denen von Hysteropterum grylloides außerordentlich
ähnlich. Ca. 20 große, rundliche, polygonale vielkernige Syncytien werden von
einer kernlosen Membran locker zusammengehalten und von zahlreichen Tracheen umsponnen,
deren feinste Kapillaren an den Pigmentgranulis ihrer Matrixzellen bis in die Syncytien
selbst zu verfolgen sind. Die sehr chromatinarmen Kerne verteilen sich über die
scharf voneinander abgegrenzten Syncytien, nur wenige sind wandständig und dann
spindelförmig abgeflacht. Das Wirtsplasma ist auf einen äußerst zarten Wandbelag, der nur
bei Schrumpfung des gesamten Symbionteninhaltes deutlich sichtbar wird, und auf ein
kaum wahrnehmbares Netzwerk beschränkt. Die rundlichen Symbionten sind sehr dicht
gelagert, jeder von einer Plasmaalveole umgeben. Besondere Infektionsstadien sind nicht
zu erkennen, ebenso fehlen natürlich besondere Bildungsherde.
Acrisius fasciatus aus Brasilien ist durch ein unpaares, sehr großes, breitelliptisches
1-Organ ausgezeichnet, das abgeplattet median der ventralen Abdomenwand anliegt. Es
besteht aus einem einzigen riesigen Syncytium, dessen Entstehung nicht mehr zu erkennen
ist. Es wird von einer kernlosen membranartigen Haut umzogen, der sich bisweilen
Kerne des Syncytiums flach anlegen (Abb. 125). Die Kerne des Syncytiums sind außerordentlich
verschieden in Form, Größe und Chromatingehalt, bald klein und rund, bald
groß und gelappt, bald hell, bald dunkel und fast pyknotisch. Offenbar haben unregelmäßige
amitotische Zerschnürungen so mannigfaltige Gestalten erzeugt. Ebenso unregel-
2) Die genaue Nachbestimmung meines gesamten Hysteropterum-Uateriäls aus Ischia durch W . Wa g n er ergab,
daß die mit H. spec. bezeichneten Tiere chitinmorphologisch zu H. grylloides gehören, hier also eine nur symbiontologisch
erfaßbare Rasse oder Modifikation vorliegt! (s. S. 413).