
G o n e p t e r y x . Die Bedingtheit des Färbungsgrades der Pterinreihe (Grünlichweiß-
Gelb-Orange) durch abiotische Faktoren ist bei den Rhodocerini noch augenfälliger als bei
den Euchloini. Der CT der mitteleuropäischen Gonepteryx rhamni ist zitronengelb, der der
mittelländischen cleopatra (etwa zwischen 45—32° n. Br.) orangerot, im breiten Distalfeld
gelb, bei der von cleopatra durch Isolierung abgesproßten cleobule von den Kanarischen
Inseln (etwa 28° n. Br.) sind beide Flügel bis zum Saume orange. Unter rhamni der Südschweiz
treten gelegentlich — auch unter Tieren der gleichen Zucht —: .C? C? mit dem intensiven
Orange von cleopatra im proximalen Flügel teile auf48).
Unter rhamni der Umgebung von Berlin (52° n. Br.) kommen auf 200—250 grünweiße
9 9 ein gelbes44). Im mehr oder weniger subtropischen China und zwar sowohl im
kontinentalen Szechwan wie im pazifischen Chekiang ist auf 30° n. Br. die Zahl der grünweißen
und der farblich maskulinierten 9 $ fast gleich groß. Von der Südgrenze des rhämni-
Areals (Mittelhunan-Nordkuangtung, 26,5—154,5° n. Br., etwa 900—400 m Seehöhe) sind
nur gelbe 99 bekannt. .
Unter der von Westchina bis Formosa verbreiteten Gonepteryx amintha B l. sind vom
hochgebirgigen Yunnan-Szechwan gelbe 9 bekannt, aber nicht vom tiefer gelegenen pazifischen
Teil des Areals. G. amintha fliegt nämlich in Westchina im Hochsommer (Juli-
August), dessen Temperaturen zwischen 30—25° n. Br. auch in 2000 m Höhe und darüber
zur farblichen Maskulinierung des 9 ausreichen. Durch die gleichmäßigeren und höheren
Temperaturen wird am Pazifik die Jugendentwicklung beschleunigt und die Imaginal-
periode liegt schon im Mai, dessen Meteorologie anscheinend zur Erreichung des maskulinen
Gelb beim 9 der Art nicht ausreicht. Bei der letzten ostasiatisehen Art, mahaguru
Gist. (aspasia M£n.) h a t der von Tibet, Westchina und nördlich bis zum Ussuri-Amurgebiet
die Flügelfläche nur etwa bis zum Postmediangebiet gelb, das Distalfeld weißlich.
Im wärmeren pazifischen Teile seines Areals (Japan, Chekiang bis Nordkuangtung) sind
beide Flügel bis zum Rand kräftig gelb, in Hokkaido z. T. stark orange angeflogen. Die
Maskulinierung des 9 kommt auch bei ihm S wenn auch seltener vor: das eine von der
Südgrenze des Areals bekannte 9 ist an den nicht ölig gewordenen Flügelteilen gelb.
D e r S o n d e r f a l l D e r ca s. Die Gattung Dercas (3 spec.) ist Gonepteryx am nächsten
verwandt. Dercas lycorias zeigt zwischen NO-Indien bis Westyunnan, also zwischen
28—25° n. Br. und 2200—1000 m Seehöhe, dem Gebiet, das vermutlich Gattungsheimat ist,
drei gattungs- oder familiengeschichtlich alte Charaktere: a) vorgezogene Apikalspitze
(— Gonepteryx), b) schwarzen runden Fleck in Zwischenaderfeld 4 im Vflgl. ( = Pieris, Syn-
chlöe, Parapieris, Appias, Cepora), e) weißliche Grundfarbe vom Zellende nach innen und
unten in beiden Flügeln bei C?9. In den meernäheren, niedrigeren und feuchteren Kashia-
bergen (25° n. Br., etwa 1400 m Gipfelhöhe) treten neben solchen cf Cf auch andere mit
gleichmäßigem Gelb und ohne schwarzen Zwischenaderfleck auf.
Im subtropischen Szechwan sowie im pazifischen Teil des Areals (Fukien, Nordkuangtung)
sind beim Cf diese konservativen Merkmale verschwunden. An der Fukien-
küste (26,7° n. Br., etwa 800 m Seehöhe, höhere Luftfeuchtigkeit) ist ferner auch das 9
rein gelb, wenn auch etwas heller als der cf.,
« ) Unter süd- und ostasiatischen rhamni treten an der Südgrenze des Areals Vertiefungen des männlichen Gelb zu
Orange nicht auf, wohl aber bei der Gonepteryx am nächsten stehenden Gattung Dercas. Dagegen erfolgt dort Vertiefung
der weiblichen Farbe zu Gelb.
**) H annemann, Ent. Ztg. 1910, p. 212: gegenüber gelben cfcf der Art. Da das Geschlechtsverhältnis bei rhamni
annähernd 1 :1 ist, gelten die Zahlen etwa auch für
An der äußersten Südgrenze seines Areals (Nordkuangtung, 24,5° n. Br., 600—400 m
Seehöhe, breiter, sonniger Bergwaldkessel des Tsha yün shan) verhält sich D. lycorias entgegengesetzt
und viel weniger einheitlich als in Fukien. Sie bildet zunächst zwei in der
Grundfarbe verschiedene '•€!■-Formen, eine gelbe, die (alsäf) nicht von der in Fukien unterscheidbar
ist (meridionaUs), und eine orangerote (nina), deren Färbung als Extrem der
von Gonepteryx cleobule der Kanarischen Inseln entspricht. Ubergangsformen zwischen
gelben und orangeroten ffu-kommen nicht vor, die organgefarbigen, die also die in der
Gonepteryx-Dercas-Gruppe mögliche Höchststufe der Pterin-Farbreihe erreicht haben, sind
am gemeinsamen Flugplätze beider bei weitem in der Überzahl (28:176 Tiere = 1 : 6).
Ein Ansatz zu diesem Orange findet sich beim lycoriäW,W vom subtropischen Szechwan
auf etwa 30° n. Br.: im Vflgl. geht eine orangerote Postdiskallinie bis unter Zwischenaderfeld
4, und der dunkle Apikalfleck ist innen orange umzogen (l. difformis Nie.).
Unter diesen orangefarbigen 'm d treten in Nordkuangtung (Tsha yün shan) wieder
drei Stufen einer Melanisierung auf, zwischen denen nur ganz seltene Andeutungen von
Übergängen bekannt geworden sind. Am weitaus häufigsten ist die Form mit vergleichsweis
schmalem, aber gegenüber gelben £® breiterem und bis fast zum Innenrand laufenden
schwarzen Vflgl.-Band (f. nina). Eine zweite, nicht ganz so häufige Form hat außerdem
den großen schwarzen Fleck in Zwischenaderfeld 4 des Vflgls. (f. punctata),, wie ihn
das ¿2/coriaS-Mund viele 99: der familiengeschichtlich primitiveren Tribus der Pierini besitzen
(Pieris, Synchloe, Pontia, Parapieris, Cepora, Appias), seltener auch deren d
(Pieris naganum Mr., Parapieris dubernardi Oberth.). Bei der dritten, wesentlich sel-
■ teneien und am meisten melanisierten Form ist das dunkle Saumband stark verbreitert,
am Apex und auf oder unter Ader 4 §§- hier bis, fa st'zu r PostdiskallinilvH springt das
Schwarz proximal weit vor, aber der schwarze Fleck in Zwischenaderfeld 4 fehlt. Das ist
eine Ausdehnung des Schwarz, die über die d e sH (breiter Apikalfleck, runder Fleck in
Zwischenaderfeld 4) hinausgeht und die ähnlich sonst unter Pieriden des Gebiets nur noch
von manchen Appias^wm {paulina Cr., lalage D b d ., inara M r.) und von Pieris naganum cf 9
bekannt ist.
Der große schwarze Apikalfleck dieser drei Melanisierungsstufen ist dadurch entstanden,
daß eine strichartige dunkle Postdiskale der Unterseite (Rest der dunkeln bogigen
Binde zwischen heller postdiskaler und postmedianer Binde bei Metaporia, Deltas, Parapieris
ü. a |) ¡oben durchschlägt und das Schwarz der Aderenden sich proximal bis zu ihr
ausdehnt. Diese dunkle Postdiskallinie kann als breite Fleckenbinde bei Inselrassen von
Catopsilia crocale S auftreten, bei Cottas ist sie Regel und schließt das dunkle Flügelrandfeld
nach innen ab, bei vielen Terias tut sie das auch, und sie fehlt unter südchinesischen
Rhodocerini nur bei Gonepteryx.
An der Süd- und Tiefengrenze des Areals von Dercas lycorias erfolgt also beim d
neben dem sprunghaften Auftreten einer Höchststufe der Pterin-Reihe eine ebenso plötzliche
Melanisierung, die eine einfache Verstärkung (f. nina) oder ein sprunghafter Rückschlag
in zwei gattungs- oder familiengeschichtlich alte Schwärzungsformen sein kann.
Das Zahlenverhältnis der drei roten <3-Formen beträgt 6 : 4 : 1 .
Das 9 der südchinesisehen D. lycorias meridionaUs behält im allgemeinen auch im
Fluggebiet der orangefarbigen die stammesgeschiehtlich älteren Charaktere der Nomi-
natform (aus der vermutlichen Gattungsheimat) hei,; nämlich: a) die blasse Grundfarbe