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 der disymbionten Psylliden ebenfalls Andeutungen,  die  auf  das  verschiedene Alter  
 der  Symbionten  hinweisen.  Dasselbe is t  auch  für  die  di-  und  trisymbionten  Aphiden  anzunehmen. 
  Die in  den voranstehenden Kapiteln und  in  der Tabelle  I  getroffene Einteilung  
 der  ca.  25  Fulgoroidensymbionten  in  Haupt-,  Neben-  und Begleitsymbionten  (1.,  2.  und 
 3.  Ordnung)  gründet sich vornehmlich auf die verschieden weite Verbreitung derselben und  
 auf  die  Tatsache,  daß  Hauptsymbionten  auch  allein  (in  monosymbionten  Verhältnissen),  
 Nebensymbionten aber  nur mit  diesen, und Begleitsymbionten  nur  dann auftreten können,  
 wenn schon ein Haupt-  u n d   ein Nebensymbiont in dem betreffenden Wirt vorhanden sind.  
 Daraus  ergibt  sich  fast  zwangsläufig  die  Annahme,  daß  die Symbionten  in  dieser Reihenfolge  
 (Haupt-, Neben-,  1.,  2.,  3. Begleitsymbiont)  vom Wirt  erworben worden sind  und  ihr  
 Alter als Symbionten in derselben Beihenfolge  entsprechend  abnimmt. Erschwert und kompliziert  
 wird  jedoch  diese Vorstellung  durch  den Hmstand,  daß  je zwei Haupt-  (Hefen und  
 X-Symbiont)  und Nebensymbiontensorten  (a-  und  f-Symbionten)  vorhanden  sind,  die  sich  
 —  von  ganz wenigen Ausnahmen  abgesehen — strengstens  ausschließen  und miteinander  
 Vikariieren,  so  daß  jeweils  nur  einer  von beiden  als Haupt-  (Hefe  oder  X-Symbiont)  und  
 Nebensymbiont  (a-  oder  f-Symbiont)  in  einer  Fulgoroide  auftreten  kann.  Will  man  nun  
 nicht  die  unwahrscheinliche  Annahme  maehen,  daß  die  heute  vorliegende  systematische  
 Gliederung der Fulgoroiden bis in die Gattungen hinein  völlig f alsch  ist oder  daß  eine P a rallelentwicklung  
 polyphyletischer Ausgangsformen selbst bis zu den A rten hin stattgefunden  
 hat,  so  gibt  es  zur  Erklärung  dieses  merkwürdigen  Tatsachenbefundes  wohl  kaum  eine  
 andere Möglichkeit  als  die  der  Parallelinfektion  b zw.,#ner  nachträglichen  Verdrängung  
 eines p rimär gleichmäßig verbreiteten Symbionten durch  einen nachfolgende»»  Es  soll nun  
 versucht werden,  im folgenden  ein Bild  von dem allmählichen Symbiontenerwerb  der Pul-  
 goroiden zu rekonstruieren. 
 Alle  monosymbionten  Fulgoroiden  enthalten  entweder  Hefen  oder Riesensymbionten  
 (Ausnahmen machen  nur  Lycorma  (Aphanine)  und  die Derbine Dn0,  die Bakterien  enthalten, 
   welche  den  normalen  Hauptsymbionten  offenbar  verdrängt  haben).  Da  einer  dieser  
 beiden Symbionten  auch in jeder polysymbionten Art  zu  finden  ist, wurden  sie  als Hauptsymbionten  
 bezeichnet  und wohl mit Recht  angenommen,  daß  sie  auch  in  polysymbionten  
 Formen  als  erste  Symbiontensorte  auftraten.  Da  jedoch  sowohl  hefeführende  als  auch  
 Riesensymbionten  enthaltende Gruppen in fast allen Familien und Unterfamilien  vikariierend  
 nebeneinander  Vorkommen,  muß  entweder  angenommen werden,  daß  einer  von  beiden, 
  vermutlich die Riesensymbionten, zuerst und offenbar  vor  der Aufspaltung  der  Fulgoroiden  
 in  Familien  als  Symbiont  aufgenommen wurde, daß  dagegen der andere,  die Hefen  
 vermutlich,  erst  danach  Einlaß  fand  und  in  vielen  Fällen  die  Riesensymbionten  wieder  
 verdrängte, oder  aber,  daß beide erst nach  der Aufgliederung  in  Familien  und Unterfami-  
 lien infolge von Parallelinfektion  zu Symbionten wurden, wobei sie sich jedoch gegenseitig  
 ausschlossen,  so  daß  nun  immer  n ur einer  als Hauptsymbiont  fungiert.  Rätselhaft  ist  nur  
 das gemeinsame Auftreten bei  Issus  dilatatus  und  Issus  coleoptratus,  das  völlig  vereinzelt  
 dasteht und das ich mir nur damit erkläre,  daß  die Hefen  in  diesen Fällen  als Begleitsymbionten  
 zu  bewerten  sind  und  einer  jüngeren  Phase  des  Symbiontenerwerbes  angehören. 
 Bald  nach  der  Aufnahme  des  ersten  (Haupt-)Symbionten  scheint  der  Erwerb  einer  
 zweiten  Symbiontensorte  vor  sich  gegangen  zu  sein;  denn  die  Nebensymbionten  zeigen  
 ebenso wie  die Hauptsymbionten eine allgemeine,  wenn  auch  nicht  durchgehende Verbreitung  
 innerhalb  der Fulgoroiden. Dabei  besteht ein ähnlicher Dualismus wie bei den Hauptsymbionten, 
  indem wieder zwei verschiedene Mikroorganismen,  die  a-  und  die  f-Bakterien,  
 als Nebensymbionten zur Auswahl stehen, derart, daß einer von  beiden in jeder Fulgoroide  
 auftritt,  die  mehr  als  eine  Symbiontensorte  enthält.  Sie  schließen  sich  gegenseitig  aufs  
 strengste  aus.  Ih r E in tritt in das symbiontische Verhältnis ist nur  durch  Parallelinfektion  
 beider  unter  gegenseitigem Ausschluß  oder  eines  von  ihnen  unter Verdrängung  des  zuerst  
 dagewesenen nach  der Aufgliederung der Fulgoroiden denkbar. Dabei kann der f-Symbiont  
 sowohl beim X-Organ als auch bei den Hefen — das  letztere  häufiger -pHals Nebensymbiont  
 auftreten,  der  a-Symbiont  dagegen  nur mit  den  Riesensymbionten,  nie  mit  den  Hefen  zusammen  
 Vorkommen. 
 Wie  ist  nun  aber  die  Aufnahme  mehrerer  Symbionten  überhaupt  zu  erklären,  insbesondere  
 hinsichtlich  der  oben vorgetragenen Auffassung über die Entstehung einer Symbiose  
 überhaupt? Wenn  es  richtig  ist* daß  dabei  eine  gewisse Gewöhnung,  ein Nachlassen  
 der Abwehrkräfte  des Wirtes  eine Rolle spielt,  so ist leicht vorstellbar,  daß  andere Mikroorganismen  
 mit  einer ähnlichen,  nicht  unbedingt tödlichen Wirkung und mit gewissen physiologisch  
 für den Wirt günstigen Eigenschaften ebenfalls in den symbiontischen Bund ein-  
 treten können. Dabei  scheinen  jedoch  irgendwelche  Bedingungen  einen  maßgebenden  Einfluß  
 auszuüben,  die  durch  das  Vorhandensein  des  oder  der  bereits  im Wirt  vorhandenen  
 Symbionten  im  Haushalt  desselben  entstanden  sind,  so  daß  nicht  jedem  der  zunächst  in  
 Frage  kommenden  und  in  der  Umgebung  des Wirtes  auf tretenden Mikroorganismen  der  
 endgültige Beitritt gelingt. Wie tatsächlich in mehreren  Fällen  zu  beobachten  war,  siedeln  
 sich  neu  eindringende,  zunächst  noch  nicht  symbiontische  Mikroben  gern  in  bereits  bestehenden  
 Symbiontenwohnstätten oder  in  deren Umgebung  (im Epithel)  an, offenbar  eben,  
 weil  hier  die Abwehraktion des Wirtes aufgehoben  oder  stark  gemindert  ist. Daß  es  dabei  
 zu Auseinandersetzungen mit dem bereits vorhandenen  Symbionten  kommen muß,  ist  sehr  
 gut  denkbar;  und  im  s-Organ  der  Tettigometren  waren  ja mehrfach Bilder  festzustellen,  
 die auf einen solchen Kampf der s-Symbionten mit  einem  neu  auftretenden,  zunächst  noch  
 nicht  symbiontischen Bakterium  hindeuten. Und  es braucht  ja  ein solcher Streit  um  einen  
 symbiontischen Wohnsitz  nicht  immer  friedlich  auszugehen, wie es häufig bei den Cicadoi-  
 den-a-Organen  und  den  Epithelorganen  der  Poiocerinen  der  Fall  ist,  wo  dann  zwei  oder  
 mehrere  Symbiontensorten  nebeneinander  in  einem Organ leben,  das ursprünglich  nur für  
 die a-Symbionten angelegt worden war. Es kann auch ein Partner obsiegen und den anderen  
 verdrängen. Welcher das ist, hängt vielleicht von der Gunst oder Ungunst der Milieubedingungen  
 ab,  die  das Wirtsgewebe  dem  einzelnen Mikroorganismus  von  Fall  zu  Fall  bietet,  
 und kann also in den einzelnen systematischen Kategorien ganz verschieden ausfallen. Vermutlich  
 sind auch so  die monosymbiontischen, aber Bakterien  statt Hefen  oder Riesensymbionten  
 besitzenden  Ausnahmeformen  (Lycorma  und  Dnc)  zu  deuten,  insbesondere  da  gerade  
 diese Symbiosen einen sehr „unruhigen“ Eindruck machen!  Vielleicht  ist  so  der Dualismus  
 der  beiden  Nebensymbiontensorten  der  a- und  f-Bakterien  zu  erklären,  die  sich  so  
 streng  ausschließen  und  doch  in  sehr  ähnlich  gebauten,  wenn  auch  verschieden  dimensionierten  
 Mycetomen leben  (schlauchförmige Gestalt,  hohes  steriles,  von  kräftigen  Tracheen  
 durchzogenes Epithel usw.), wie  sie sonst kaum  wieder  auftreten. Welcher  von  beiden  der  
 ältere  ist,  kann  freilich  kaum  entschieden werden. Die Anwesenheit von Hefen als Hauptsymbionten  
 scheint  den f-Symbionten,  die der Riesensymbionten den a-Symbionten günstiger  
 gewesen zu sein, obwohl sich  die f-Symbionten  auch  bei  letzteren  als Nebensymbionten  
 in  einigen Fällen  durchgesetzt  haben.  -^- Schwieriger  sind  die  Verhältnisse  zwischen  den  
 beiden Hauptsymbionten zu erklären, weil sie ganz verschiedenartig leben,  die Hefen ±   dif