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 Dafür  spricht vor  allem  auch  die  ganz verschiedene Art  und  Verhaltensweise  der  jeweiligen  
 Symbionten:  ziemlich  unveränderliche  Fädchen bei F i?  sehr variable Kugelformen bei  
 Bladina.  Eine  Parallelität  besteht  bei  ihnen nur darin,  daß sie jeweils, neben den Rektal-  
 und  a-Symbionten,  den  dritten  symbiontischen  Mikroorganismus  dieser  Zikaden  da rstellen. 
 Unklar bleibt noch  immer  das weitere Schicksal der Symbionten im Ei, wie überhaupt  
 die  Embryonalentwicklung  in  dieser  Beziehung sehr interessant wäre. 
 h)  9. Familie Issidae. 
 1.  Unterfamilie Issinae. 
 Die  Kenntnis  der  symbiontischen  Erscheinungen  dieser TJnterfamilie  der  Issiden beruhte  
 bisher  n ur  auf  den  Untersuchungen  BtTCHNERs  an  dem  mitteleuropäischen  Issus  
 coleoptratus G e o ffr., bei dem das Mycetomsystem der X-  und Rektalorgane mit einer  diffusen  
 Besiedlung  des Fettgewebes mit Hefen  gekoppelt  ist.  Mir  liegen  13  weitere  Vertreter  
 der  Issinen  vor,  die  teils  aus Brasilien,  zum Teil aus Unteritalien  (Umgebung von Neapel, 
   Isehia usw.)  stammen und vor  allem den  Gattungen  Issus  und  Hysteropterum  angehören 
 .B 
 ei einem ersten Überblick  ergibt sich im Bezug  auf  die  symbiontischen  Einrichtungen  
 auch hier wieder  eine Aufteilung in zwei Gruppen: 
 1.  Gr u p p e   A:   umfaßt  Formen,  deren  Symbionten  in  wohlumschriebenen  Mycetomen 
 untergebracht  sind  (Abb.  XX III,  X X lV )$H y s te r o p te nm   grylloides  F.;  
 Hysteropterum  maculipes  Me l .;  Hysteropterum  spee.;  Issus  dilatatus  
 Ol iv .;  sämtlich  von  Ischia,  sowie  Acrisius  fasciatus Me l .  aus Bra silien ^   
 Sie  besitzen  paarige X-Organe mit  dem  dazu  gehörenden Rektalorgan bei  
 den jü B  ein  großes  unpaares a-Organ sowie ein drittes paariges (o  ) oder  
 unpaares (l-)Mycetom, das jedoch nach Bau und Symbiontengehalt bei  den  
 einzelnen  Gattungen  sehr  verschieden  und  als  o-Organ  (Hysteropterum)  
 oder  1-Örgan  (Acrisius)  zu bezeichnen  ist,  hzw.  von Hefen erfüllt oder  ersetzt  
 wird (Issus). 
 2.  Gr u p p e   B:   enthält  Formen,  deren  Fettgewebe  diffus mit Hefen besiedelt ist  und  die 
 außerdem  nur  noch  das unscheinbare  f-Organ  besitzen,  das  ja   stets  mit  
 Hefen zusammen a u ftritt (Hysteropterum spee.,Thiona variata Me l ., Am-  
 nisa  spee.  sowie  weitere  5, nur als Larven vorliegende und deshalb nicht  
 näher  bestimmhare Formen Ik,  Ir,  In,  Is und It;  alle aus Brasilien). 
 Diese  beiden Gruppen  sind  allerdings  nicht  so  scharf getrennt wie in  anderen Unterfamilien, 
  sondern durch Übergangsformen wie Issus  coleoptratus  verbunden,  bei  denen  neben  
 in Mycetomen  gebundenen  Symbionten  auch  freie,  das Fettgewebe  diffus  besiedelnde  (Hefen) 
   Vorkommen,  oder  bei  denen,  wie  bei Issus  dilatatus  diese  sonst  frei  im  Fettgewebe  
 lebenden  Hefen  auf  das  dritte  Mycetom  (1-Organ)  beschränkt  sind.  Außerdem  kommt  es  
 vor,  daß  eine  Gattung,  z.  B.  Hysteropterum,  Vertreter  in  beiden  Untergruppen  besitzt.  
 Trotzdem  soll  aus  Gründen  einer  übersiehtlieheren  Darstellung  an  dieser  etwas  groben  
 Einteilung festgehalten werden. 
 Die Angehörigen der Gr u p p e   A,  die vor allem aus den Gattungen Issus und Hysteropterum  
 stammen,  unterscheiden  sieh  in ihren  symbiontischen  Verhältnissen  untereinan- 
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 der  nur  durch  die  verschiedene Ausprägung  des  dritten Organs  und seiner Insassen, während  
 die Rektal-, X- und a-Organe bei allen sehr einheitlich entwickelt sind, so daß wir uns  
 in  diesen Punkten auf  eine  zusammenfassende Darstellung  beschränken  können. 
 Das  R e k t a l o r g a n   hat  meist  eine  gedrungen  eiförmige,  oft  fast  kugelige  Gestalt  und  hängt  in  einer  einseitig  
 entwickelten Valvula  rectalis  frei  und  klöppelförmig  in  das  stark  erweiterte  Lumen  des Rektums  hinein. Es  wird  nur  in  seinem  
 obersten  Teil  schräg  von  dein  spaltförmig  engen  Lumen  der  Valvula  durchbrochen,  oft  sogar  nur  rinnenförmig  gestreift  
 und  entspricht  somit  dem  auf  Fig.  2 c  dargestellten  Typ.  Die  Zahl  der  großen,  zweikernigen  Mycetocyten,  die  sich  
 an  seinem Aufbau  beteiligen, beträgt bei  Issus spee.  11,  bei  Issus  dilatatus  ca.  15-^20,  bei  Hysteropterum  grylloides  20  und  
 bei  Hysteropterum.  spee.  ca.  10—15.  Das  Darmepithel  ist  im  Bereich  des  Mycetoms  stark  abgeplattet  und  membranartig  
 dünn,  ebenso  die  Hüllepithelien  der  Mycetocyten.  Die  großen  Mycetocytenkerne  sind  schriftzeichenförmig  verästelt  und  
 zu  dünnen  Lappen  ausgezogen.  Als  Symbionten  stellte  ich  stets  sehr  kräftige,  meist  langgewundene  (Hysteropterum  grylloides, 
   Issus  dilatatus,  Hysteropterum  maculipes)  oder  kürzere  (Hysteropterum  spee.)  Schläuche  fest.  Die  Infektionsformen  
 haben  gedrungenere,  oft  polygonale,  u-förmig  gebogene  Gestalt,  sind  dunkler  färbbar  und  liegen  einzeln  oder  in  kleinen  
 Gruppen  in  den  peripheren  Zonen  der  Mycetocyten  und  in  den  umhüllenden Epithelien. 
 Die  paarig  ausgebildeten X- O r g a n e   stellen  mächtige,  lange  Schläuche  dar,  die  wie  üblich  in  einiger  Entfernung  
 von  der  Mediane  des  Abdomens  von  hinten  nach  vorn  ziehen,  wo  sie  oft  hakenförmig  umbiegen  und  weiter  außen  wieder  
 ein  Stück  zurücklaufen,  so  daß  sie  im  ganzen  mehr  oder  weniger  hufeisenförmig  geformt  sind  (Acrisius,  Hysteropterum  
 grylloides).  Meist  sind  sie  stark  hin  und  her  gewunden,  zusammengestaucht  und  besonders  an  den  Enden  stark  
 aufgeknäult,  so  daß  ihre  Gestalt  nur  bei  jugendlichen  Tieren  genauer  zu  ermitteln  ist.  Das  Epithel  ist  flach  und  unscheinbar. 
   Der  Innenaufbau  zeigt  nichts  Besonderes.  Das Wirtsplasma  ist  oft  sehr  kräftig  entwickelt  und  bildet,  besonders  bei  
 Issus  dilatatus  und  Hysteropterum  spee.  auch  zentral  zwischen  den  Symbionten  schmale Wände  und  kleine  Inseln,  während  
 es  im  allgemeinen  mehr  auf  die  Randzonen  und  radiale  Septen  beschränkt  ist.  Die  chromatinreichen,  oft  gelappten  
 und  sternförmig  verästelten  Kerne  verteilen  sich  ganz  entsprechend.  Die  Symbionten  sind  randlich  außerordentlich  zerschlissen  
 und  unregelmäßig  gelappt,  besitzen  aber  stets  eine,  wenn  auch  oft  kleine,  so  doch  deutliche  ungeteilte  Zentralmasse  
 und  gehören  damit  dem  Cixiustyp  an.  Ihr  Grundplasma  ist sehr dicht  und  homogen,  stark  eosinophil  und  von  zahlreichen  
 dunkleren  Granulis  von  verschiedener  Form  und  Größe  durchsetzt. 
 Das  a - O r g a n   ist  bei  den  Issinen  stets  unpaar  geblieben  und  durchzieht  als  langer,  kräftiger  hufeisenförmiger  
 Schlauch  in  weitem  Bogen  das  Abdomen,  so  daß  seine  langen,  nach  hinten  gerichteten  Schenkel  meist  von  außen  den  
 hinteren  Teilen  der  X-Organe  anliegen  oder  von  ihnen  umschlungen  werden.  Bei  den  $ $   sind  diese  stets  mehr  nach  
 der  Dorsalseite  verlagerten  Endteile  blasig  erweitert,  während  der  unpaare  Brückenteil  schlauchförmig  dünn  bleibt  und  
 der  ventralen  Abdomenwand  genähert  ist.  Die  weiblichen  Mycetome  sind  auch  im  ganzen  größer  und  gedrungener  als  
 die  männlichen.  Sie  besitzen  ein  kräftiges,  hohes,  von  zahlreichen  Tracheen  durchzogenes  Epithel  mit  blassen  rundlichen  
 Kernen  und  bestehen  aus  zahlreichen,  großen  Einzelsyncytien  (Hysteropterum  grylloides,  Acrisius,  Issus  dilatatus  und  
 Hysteropterum  maculipes)  oder  einem  einheitlichen  Riesensyncytium  (Hysteropterum  spee.),  je  nachdem,  wie  weit  der  
 synsyncytiale  Zusammenschluß  eben  erfolgt  ist.  In   den  männlichen  Organen  ist  er meist  schon  weiter  fortgeschritten  und  
 auch  in  der  erstgenannten  Gruppe  schon  angebahnt,  hingegen  bei  den  weiblichen  Mycetomen  verzögert,  so  daß  selbst  bei  
 der  letztgenannten  Hysteropterum  spee.  wenigstens  in  der  Umgebung  der  Infektionshügel  noch  Einzelsyncytien  erhalten  
 Sind.  Die  chromatinreichen,  meist  abgeflachten,  gezackten  Kerne  liegen  in  Anschwellungen  der  schmalen  Plasmabeläge,  
 die  die  Wände  der  Syncytien  auskleiden,  auch  im  Bereich  der  gemeinsamen  inneren  Wände  der  Einzelsyncytien,  selten  
 dagegen  auf  isolierten  Plasmafetzen  zwischen  den  Symbionten.  In  allen  Fällen  sind  die  a-Organe  von  kräftigen,  meist  
 lang  schlauchförmigen  gewundenen  S y m b i o n t e n   bewohnt.  Auch  hier  sind  die  Insassen -der  männlichen  Organe  meist  
 größer  und  kräftiger,  dafür  an  Zahl  geringer  als  die  der  weiblichen  Mycetome  (Abb.  122 a). Bei  einem  ( f   von  Issus  dilatatus  
 konnte  ich  an  mehreren Stellen des Organs  eigentümliche  Degenerationserscheinungen  feststellen.  Die  normalerweise  
 lang  schlauchförmigen  Symbionten  verkürzen  sich  in  fließendem  Übergang  mehr  und  mehr,  bis  sie  sich  zu  gedrungenen,  
 polygonalen Klumpen  zusammenziehen.  Zugleich  lockert  sich  ihr  sonst  so  homogenes  und  dichtes  Plasma  zunehmend  auf;  
 es  bilden  sich  zahlreiche  Vakuolen,  die  anschwellend  den  Symbiontenleib  auf blähen  und  vergrößern,  so  daß  große  
 plumpe  Körper  entstehen,  die  schließlich  zusammenfallen  und  zum  Teil aufgelöst  werden.  Eine  Deutung  dieser,  in  männlichen  
 a-Organen  auch  bei  anderen  Fulgoroiden  nicht  seltenen,  wenn  auch  nicht  immer  in  diesem  Maße  zu  beobachtenden  
 Erscheinung,  soll  der  Besprechung  im  allgemeinen  Teil  Vorbehalten  bleiben. —  In   den  weiblichen  Mycetomen  sind  je  
 zwei  I n f e k t i o n s h ü g e l   angelegt.  Wie  üblich  sind  es  große,  etwa  halbkugelig  ins  Innere  des  Mycetoms  eingesenkte  
 Nester  ein-  bis  zweikerniger  Zellen, meist  in  der  Nähe  des  Organendes  gelegen  und  entweder  nach  außen  (Issus  dilatatus,  
 Hysteropterum  spee.)  oder  nach  der Innenseite  des  Bogens  gewendet  (Hysteropterum grylloides,  Hysteropterum maculipes).  
 In  den  zunächst  sterilen  Zellen  bilden  sich  schon  vor  der  Besiedlung  mit  Symbionten  Vakuolen,  die,  anfangs  klein,  sich  
 stetig  vergrößern  und  nach  der  Aufnahme  derselben  zu  einem  oder  wenigen  Hohlräumen  zusammenfließen,  wobei  das  
 Wirtsplasma  auf  einen  schmalen  Randsaum  zusammengedrängt  wird.  Es  ist  charakteristisch  für  die  Infektionshügel  der  
 Issinen-a-Organe,  daß  ihre  Zellen  bei  der  Besiedlung  mehr  oder  weniger  deutlich  syncytial  miteinander  verschmelzen  und  
 daß  ihre  Kerne  meist  sehr  gelappte  und  zackige  Formen  annehmen,  vor  allem  aber,  daß  jede  Vakuole  nur  ganz wenige,  
 ca-_ 5,- dafür  aber  sehr, große  Symbionten  enthält.  Die  Normalsymbionten  erfahren  schon  in  der  Umgebung  der  Infektionshügel  
 die  üblichen  Umgestaltungen  (Abb.  122 b),  indem  sich  die  schlauchförmig  schlanken  Formen  verkürzen  und  kon- 
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