Das R e k t a l o r g a n besteht aus den -üblichen Mycetocyten mit je zwei extrem schriftzeichenförmig gelappten
Kernen. Unter den kurzschlauchförmigen Symbionten fallen kleine Nester verkürzter Formen auf, die von B u chnek als
Infektionsstadien gedeutet werden. Da es sich aber um larvale Tiere handelt, bei denen derartige Erscheinungen sonst
noch nicht festzustellen sind, glaube ich eher, daß es Verbände sich teilender normaler Symbionten sind, wie ich sie
anderwärts auf Schnitten, besonders aber bei der Lebendpräparation häufig angetroffen habe.
In den gelappten X- O r g a n e n sollen sich Teilsyncytien durch dazwischentretende Zellagen mit flachen Kernen
unterscheiden lassen. Das Wirtsplasma ist auf einen schmalen Randsaum beschränkt. Die Symbionten zeigen die übliche
gelappte und zerklüftete Form.
In dem langen Schlauch des a - O r g a n s reihen sich große Einzelsyncytien hintereinander, deren Kerne nur den
Außenwänden anliegen, und die derbe Schläuche mit großen Vakuolen b eh erb erg en ..^ -.
Das dritte unpaare, in unserer Mycetomliste als i -Or g a n zu bezeichnende Mycetom enthält unter einer epithelialen
Hülle flacher, meist steriler Zellen ein- bis wenigkernige Mycetocyten, die mit schlanken, wenig gebogenen, fast
stabförmigen und ± parallel gelagerten Schläuchen erfüllt sind. Merkwürdigerweise ist ein Teil der Mycetocyten teilweise
oder völlig steril und ähnelt den Epithelzellen, zwischen die sich andererseits gelegentlich infizierte Zellen einschieben
können. Nach Bü chners Abbildung zu urteilen, gleichen die Symbionten bis zu einem gewissen Grade den Insassen der
e-Organe der Cixiinen und den Fettgewebebewohnern von Fla.
Die symbiontischen Organe von Pyrops candelaria L. hat als erster K ersh aw beobachtet und m der, schon in der
Einleitung erwähnten Arbeit abgebildet. Er beschreibt sie allerdings als Drüsen mit unbekannter, vielleicht innersekretorischer
Funktion. Erst Büch n er hat sie dann an Hand seiner Angaben und Zeichnungen als Mycetome erkannt und mit
den einzelnen bei Pyrops tenebrosa und P. servillei gefundenen Organen homologisieren können. Nur das im Enddarm
verborgene Rektalorgan scheint Ke rsh aw entgangen zu sein, obwohl eine Verdickung des Darmes hinter der Valvula rec-
talis in der Abb. 13, Taf. IX, sein Vorhandensein einem mit den symbiontischen Einrichtungen der Fulgoroiden vertrauten
Betrachter deutlich genug verrät.
2. Unterfamilie Aphaninae.
Im Fettgewebe von Lycorma spec. fand B ü c h n e r auf große Strecken kleine, vieleckige
Syncytien eingestreut, die von winzigen, zart schlauchförmigen Symbionten, vermutlich
Bakterien, bewohnt werden. Die Syncytien liegen jeweils zentral in einem kleinen
Fettgewebslappen, von einer Schicht großer steriler Fettzellen epithelartig umgeben,
und werden von außergewöhnlich weitlumigen Tracheen durchsetzt.
3. Unterfamilie Poiocerinae.
Die mir vorliegenden, meist durch mehrere Exemplare vertretenen 12 verschiedenen
Laternariiden stammen alle aus Brasilien und gehören ohne Ausnahme zur Unterfamilie
der P o i o c e r i n a e , und zwar zu den Gattungen PoioceraL a p . (Poiocera monacha Ge r s t .,
Poiocera perspiciUata Sp in ., P s, P o, P x , Py); Crepusia Ge r s t . (Crepusia nuptialis Ge r s t .)
und Lystra F. (Llh L.); nur einige nur als Larven vorhandene Formen (L„ Xib, L„) konnten
nicht näher bestimmt werden. Ihre symbiontischen Einrichtungen sind im ganzen
recht einheitlich (Abb. XIV). Sie besitzen alle paarige X-Organe mit einem dazugehörenden
Kektalmycetom im weiblichen Geschlecht, ferner paarige a-Organe und ein weiteres
unpaares großes, als k-Organ zu bezeichnendes Mycetom. Dazu tritt bei einzelnen Formen
(Abb. XV) noch ein vierter schlauchförmiger Symbiont, der bei Crepusia nuptialis, L„,
und Ps das Epithel der a-Organe, bei La das des k-Organs besiedelt und zu Mycetomen
umwandelt, die als E p i t h e l o r g a n e bezeichnet werden sollen. — Ich beschränke mich
auf eine allgemeine zusammenfassende Darstellung, die, sofern nicht besondere Angaben
gemacht werden, für alle Formen Gültigkeit hat.
Das R e k t a l o r g a n Ist entsprechend der Größe der Wirtstiere ein sehr umtangreiches, langgestreckt eiförmiges,
nur in der Jugend gedrungener ringförmiges Mycetom, das von dem spaltförmigen Lumen der Valvula rectahs vollständig,
geradlinig oder schräg gebogen, durchsetzt wird. Sein Bau kann leicht von dem in Fig. 2 d abgebildeten bilateralsymme-
trischen, seitlich abgeplatteten Typ hergeleitet werden. Die Valvulaeinfaltung ist jedoch hier meist relativ kurz (Fig.3),
so daß das Mycetom nur in der Jugend, wenn es noch ein relativ flacher Ring ist, vollständig in ihr geborgen werden
kann während in erwachsenem Zustand sein oberer Teil frei herausragt und nach außen nur von der Tumca begrenzt
.wird. Zudem stellt die Valvula keine gleichmäßige Ringfalte dar, sondern besteht aus zwei , halbringförmigen Falten, die
sich in der ventralen und dorsalen Medianlinie des Darmrohres mehr oder weniger berühren, so daß das Mycetom
wenigstens in seinem oberen und mittleren Teil vorn und hinten wie mit Bändern an der Darmwandung (Tunica) befestigt
ist. Für den inneren Aufbau des Organs ist die große Zahl relativ kleiner, zweikerniger Mycetocyten sehr charakteristisch,
die oft zu mehreren Schichten übereinander gelagert sind. Die genaue Anzahl läßt sich nie mit Sicherheit feststellen;
im Durchschnitt beträgt sie etwa 30, bei Crepusia und Ld sind es ca. 25, bei Py mehr als 40 (Abb. 78). Das
Darmepithel ist wie üblich im Bereich des Mycetoms straff gespannt und abgeplattet, nur im Valvulakanal stark gefaltet.
Das Epithel der einzelnen Mycetocyten ist dagegen auffällig kräftig und reich an relativ wenig abgeflachten, rundlichen
Kernen. Die chromatinreichen Kerne der Mycetocyten besitzen in larvalen Organen noch ihre normale rundliche, polygonale
Gestalt und entwickeln erst in den Imagines die bizarren, schriftzeichenförmigen Fortsätze, die jedoch nie so
extreme Ausmaße annehmen wie bei den Cixiinen. Als S y m b i o n t e n fand ich stets kleine und zumeist sehr unscheinbare
Schläuche in dichter Lagerung. Nur Crepusia und Poiocera monacha haben etwas kräftigere Rektalsymbionten. Die
Infektionsstadien gleichen den normalen MycetomInsassen und fallen deshalb nicht so ins Auge wie bei anderen Familien.
Von einem besonders eigenartigen Verhalten der Mycetocyten des Rektalorgans bei
einem * von Crepusia nuptialis muß ich hier noch berichten. Das Mycetom dieses Tieres
enthält die ganz normale Anzahl von ca. 25 Mycetocyten wie die
beiden anderen untersuchten $$ auch. Außerdem finden sich aber
noch weitere 21 Mycetocyten außerhalb des Organs in den Spalträumen
des ganzen Abdomens verstreut (Abb. XV); die meisten davon
einzeln oder in kleinen Gruppen in der näheren Umgebung des
Rektums zwischen Mitteldarmschlingen und Malpighischen Gefäßen
(Abb. 79), einzelne aber auch weit entfernt in peripheren Teilen des
Fettgewebes (Abb. 80). Daß es sich dabei tatsächlich um Mycetocyten
des Rektalorgans handelt, zeigt ihr Bau und Inhalt aufs deutlichste.
Jede dieser rundlichen, nur von den jeweils benachbarten Organen
mehr oder weniger polygonal zusammengedrückten Zellen wird von
einem kernreichen, flachen Epithel umgeben, das nur stärker gedehnt
und dessen Kerne entsprechend abgeflacht sind, weil sich die
ganze Mycetocyte, vom Druck des Darmepithels befreit, weiter aus-
dehnen konnte und größer geworden ist. Sie. enthält ebenfalls zwei
große „Schriftzeichenkerne“ und ist von den gleichen, kleinen, kurzschlauchförmigen,
dicht gelagerten Symbionten erfüllt wie ihre
Schwesterzellen im Mycetom. Schon die Häufung dieser vagabundierenden
Rektalorganmycetocyten in der Umgebung ihrer normalen
Lagerstätte läßt vermuten, daß sie wohl alle im Rektalorgan ihren
Ursprung haben und nur auf irgendeine Weise aus dem geschlossenen
Fig. 3. Schematische Darstellung
des Rektalorgans
der Poiocerinae in der Valvula
pylorica. a und b Querschnitte,
c Längsschnitt.
Verbände des Mycetoms ausgebrochen sind. Bei näherem Zusehen läßt sich
auch leicht das Loch finden, durch welches sie offenbar entschlüpften. Jedes Rektalorgan
liegt ja nur scheinbar im Darm, in Wirklichkeit aber außerhalb desselben nu r von der
Tunica überzogen. Wie wir oben sahen (Fig. 3) ist aber gerade bei den Poiocerinen das
Mycetom infolge der flachen und zweiteiligen Ausbildung der Valvulaeinfaltung in seinem
oberen Teil, besonders an der vorderen und hinteren Naht der halbringförmigen Valvula-
falten nach außen nur von einer dünnen Tunicalamelle bedeckt, die sehr oft von starken,
das Mycetom versorgenden Tracheen durchbrochen wird. An einer solchen Stelle, offensichtlich
in der unmittelbaren Nachbarschaft einer großen in das Mycetom eindringenden
Trachee, haben die überzähligen Mycetocyten zweifellos ihre Bildungsstätte verlassen,
wie auch aus dem schräg geführten Schnitt, der der Abb. 79 zu Grunde liegt, zu vermuten
ist. Auf den benachbarten Schnitten ist deutlich zu sehen, wie einerseits die am
Zoologien, Heft 98. 6