
geprägter Form bekannt. (Man vergleiche auch die Zahlen zur Ei- und Puppenentwick-
lung der Tabelle zu S. 42.)
a) S p e z i a l i s a t i o n im I m a g i n a l b i o t o p . Das insulare Vorkommen vieler
Arten im Untersuehungsgebiet kann besagen, dpß in Grenzarealen nur noch an sehr zerstreuten
Örtlichkeiten die Kombination meteorologischer Faktoren sich findet, die den
Bestand der Spezies ermöglicht. Wenn aber Arten auf äußersten Grenzlinien und an vorgeschobensten
Grenzpunkten des Areals häufig sind (Aporia largeteaui, Delias belladonna
und hyparete, Leptosia nina, Dercas lycorias, Gonepteryx amintha, Catopsilia pyranthe
und florella) oder sogar an der Südgrenze über das Normale hinausgehende (Gonepteryx
rhamni und mahaguru), ja sogar luxurierende Formen bilden (Dercas lycorias nina), so
sind das Plusreaktionen, die in extremen Grenzlagen nur durch äußerste Feinfühligkeit
gegenüber meteorologischen Konstellationen möglich sind, sowie einer reaktionsbereiten
Taxis der Imago. (Man vergleiche auch S. 56 ff. und S. 121.)
Loranthus sind nbiquistische Schmarotzer auf Holzgewächsen, Delias, die sieh so gut
wie ausschließlich von ihnen nähren, zeigen z. T. scharfe Spezialisationen im Imaginalbiotop.
D. belladonna bewohnt in den mir durch persönliche Beobachtungen bekannten
6 Waldgebieten (2 in Yunnan, 4 in Kuangtung: Quereetum oder Castano-Quercetum im
immergrünen temperierten Regenwald zwischen 2200—500 m) nur solche z. T. recht eng
umgrenzte Zonen, in denen die Baumkronen ein hohes geschlossenes Dach bilden, vielfach
so geschlossen, wie in einem europäischen Bnchenwalde, daß der lichtarme Waldboden
ganz kahl ist. Im Schatten unter den Kronen hin, wenn auch meist am Waldrand, fliegen
die belladonna. In den unmittelbar angrenzenden Waldteilen, in denen die Bäume licht
stehen und der Baum zwischen ihnen von besonntem Busch ausgefüllt ist, oder in den
eingestreuten lichten Bambusbeständen wurden sie nie gesehen. Bilden hohe, weit ausladende
Bäume ein Überwalddach, unter dem niedrigere, aber immer noch 6— 8 m hohe
Bäume ein zweites Stockwerk bilden, so besuchen sie auch Blütenbäume in diesem lichten
Schattenraum (Lp). In den Bergwäldern von Nordkuangtung sind solche natürliche, geschlossene
Forste nicht häufig, meist bilden sie nur räumlich stark begrenzte Plätze (M,
Te), aber stets findet man belladonna nur in ihnen.
In der Küstenzone von Kuangtung ha t das Walddach im allgemeinen die stark gebrochene
Kontur des tropischen Regenwaldes, mit vielen Lichtinseln und sehr starkem
— auch mit wenig Licht auskommendem — TJnterwuchs. Hier fehlt belladonna gänzlich.
Die einzige geschlossene hohe „Buchenforstparzelle“ (Meliosmal) im Süden, die ich kenne,
ist bei Suliugun im Lofaoshan und dort ist auch der einzige mir bekannte Flugbiotop
von belladonna im Küstengebiet.
Immergrüner temperierter Regenwald mit geringeren und auf eine Periode verteilten
Niederschlägen von etwa 150—200 cm, mit gleichmäßig beschattetem und darum
gleichmäßig mittelfeuchtem Boden, aber infolge der Mittelgebirgslage mit geringeren
Temperaturmaxima (bis 30° C), größeren T em p e r a tu r Schwankungen durch Tag (etwa 8 bis
15° C), und J a h r und jährlichen Minima unter 0°C schaffen die mikroklimatischen Voraussetzungen
für die Existenzmöglichkeit von D. belladonna.
D. hyparete scheint in Südchina an die kleinen t r o c k e n g r ü n d i g e n immergrünen
Dorfwälder und Obstanlagen gebunden, die sich am Fuß der zu flachen Urgesteinsschwellen
abgetragenen ehemaligen Mittelgebirgsketten der Küstenzone bis in die Canton-Ebene
hinein finden. Sie fliegt dort — wie belladonna im temperierten Regenwald — meist in
den geschlossenen Kronen des Bestandes, aber nur in Seehöhen zwischen 0—400 m. Sie
streicht aber auch an den Urgesteinsschwellen entlang über Buschholz mit einzelnen Hochstämmen,
geht aber nicht in die Schwemml andebeneauch wenn dort ihr zusagende
Baumbestände gepflanzt sind (Vororte von Canton) und meidet auch im allgemeinen zusammenhängende
Bestände des subtropisch-tropischen Regenwaldes. Die Anforderungen
von D. hyparete an den Biotop sind: Baumbestände im immergrünen subtropisch-tropischen
Regenwald mit geschlossenem oder nahezu geschlossenem Kronendach und geringer
Bodenbesonnung, aber Trockengründigkeit und darum geringerer Luftfeuchtigkeit. Temperaturmaxima
von etwa 30 C und mehr, täglichen Wärmeschwankungen von etwa
5—12° C (Ende X. bis Mitte V.), und Minima, die stets über 0° C bleiben. In der heißfeuchten
Zeit (Ende V. bis VIII.) mit Niederschlägen von mehr als 200 cm, mit Temperaturmaxima
von über 30° C und täglichen Wärmeschwankungen von 0—3° C, und in der anschließenden
heißtrockenen Zeit (IX. bis 2. Drittel X.) wurde D. hyparete wenig beobachtet
— wie er aber diese Zeit übersteht, wurde leider nicht festgestellt.
Delias aglaia ist Charaktertier des subtropisch-tropischen Regenwaldes zwischen 0 bis
etwa 500 m und beansprucht als solches eine höhere Luft- und zum wenisten im Raupenbiotop
auch eine höhere Bodenfeuchtigkeit. Sie geht, wenn sie diese findet, auch in
Buschwald mit eingestreuten Hochstämmen und ins Gartenland der Schwemmlandebene
und ist dort bis in die Gärten der Stadt Canton häufig. Sie scheint in der kontinentalthermischen
Trockenzeit zahlreicher -— ein Anklang an die ursprünglicheren Verhältnisse
bei belladonna —, findet sich aber mit den höchsten Maxima und mit Minima bis
nahe an 0 C heran, sowie mit täglichen Wärmeschwankungen zwischen 0—15° C, als
auch mit relativ hoher und relativ sehr geringer Luftfeuchtigkeit ab, ist also hinsichtlich
ihrer meteorologischen Ansprüche die am wenigsten spezialisierte chinesische Art.
b) D i f f e r e n z i e r u n g e n im A k t i v i t ä t s - u n d R u he b i o t o p . Alle Pieriden
des Gebiets, deren Gewohnheiten beobachtet werden konnten, übernachten im allgemeinen
in Bodennähe, zuweilen auf der Erde oder auf Fallaub (Hebomoia), frei auf Stauden
(Pieris, Leptosia, Anthocharis, Colias, Pontia) oder dicht im Gebüsch versteckt auf der
Unterseite der Blätter (Delias hyparete, Cepora, Gonepteryx, Dercas, Ixias, Hebomoia),
selten 1,5 m (P. brassicae) oder 2 m hoch (Hebomoia: in Farbanpassung). Zuweilen sind
Aktivitäts- und Ruhebiotop identisch (Leptosia), wenig verschieden (Pieris, Anthocharis,
Ixias) oder gegensätzlich (Hebomoia, Delias hyparete). Über den Anreiz zum Aufsuchen
des Kuhebiotops vergleiche man S. 24 ff.
Schwärme von Delias ninus W a l l , und D. thysbe pyramus W a l l . ’) wurden in Malakka
(Selangor) beobachtet, wie sie täglich 4.—13.111.)abendsvoneinemWaldtalinsandrezogen,
dort übernachteten und am nächsten Morgen in das erste Tal zurückkehrten (POU L TO N
[23]). Ob Luftdruck-, Feuchtigkeits- oder Temperaturverhältnisse die Auslösung des täglichen
Streichens bewirkten, ist nicht entschieden, ohne Zweifel aber ist es die Feinfühligkeit
gegenüber meteorologischen Differenzierungen zwischen zwei etwa 0,5 und 1 km voneinander
entfernten Örtlichkeiten. Sehr wahrscheinlich wurde das windgestrichene Tal mit
höherem Luftdruck während der Aktivitätsperiode aufgesucht ---.die kühle Falluft von
den Bergen verhinderte eine zu große Erwärmung der Tiere auf dem Fluge das wärmere
und gleichmäßiger temperierte Gebiet wurde als Buhebiotop bezogen1”).
") Gemischt mit mimetischen Dysphania (also tagfliegenden Geometriden).
>°) Ähnliches wurde in Kuangtung im Dezember, also in der kühlsten Zeit, bei der Danaide Euploea midamus beobachtet.