
 
        
         
		G e n i t a l o r g a n e .   Das  einzige  von  T h i e l e   untersuchte  Exemplar  war  nicht  geschlechtsreif, 
   so  daß  der  Bau  der  Gonaden  und  Geschlechtsgänge  noch  wenig  entwickelff  
 ist;  so ist keine Spur von Samenblasen zu erkennen.  Bemerkenswert  ist,  daß  das  praekloa-  
 kale Organ sich nach T h i e l e   in  den  äußersten  und  am  meisten  kranialen  Teil  des  Analraumes  
 oder  besser  gesagt  überhaupt  nicht  in  diesen,  sondern  kranial  von  diesem  öffnete  
 (Abb.  164,  p.k.o.).  Sehr  klar  ist  diese Auseinandersetzung T h i e l e ’s  überhaupt  nicht,  und  
 THIELE’s Figur 90  (=  meine Abb. 164) gibt g ar keine Auskunft; vielmehr macht es den Eindruck, 
   daß das praekloakale Organ zusammen mit dem Analraum ausmündet und zwar an  
 dessen  linker  Seite.  Penisstaeheln,  Kopulationsorgane u.  dergl.  fehlen  ganz. 
 He r z .   T h i e l e   schreibt:  „Das Herz  ist deutlich asymmetrisch, der Yorhof ventral vom  
 Ventrikel  gelegen;  eine  Klappe  kann  ich  nicht  erkennen“  (37,  S.  256,  Fig.  168).  Die Beschreibung  
 ist  durchaus  nicht  zu  verstehen.  Die  genannte  Figur  zeigt,  daß  das  Herz  an  
 der rechten Seite liegt und  ans zwei beinahe gleich großen Abteilungen besteht. Wie dieser  
 Bau zu interpretieren ist,  ist nicht zu  sagen. 
 -Im  Blut  kommen  eigentümliche  Elemente  vor, welche T h i e l e   als Chloragogenzellen  
 deutet  (37,  S.  257),  welche  deshalb  exkretorische  Funktion  haben  sollen,  was  sehr  wohl  
 möglich  wäre.  Jedenfalls  ist  der  Name  Chloragogenzellen morphologisch  nicht  zulässig.  
 Diese  bei  dem  untersuchten  Tiere  in  sehr großer Menge vorhandenen ZSflen  dürften auch  
 mit  jenem  eigentümlichen  Organ  Zusammenhängen,  das  T h i e l e   unter  dem Namen  Prae-  
 analdrüse  erwähnt  h a t  (37,  S.  257).  Kaudal vom Ende  der Bauchfnrche liegt in  der Umgehung  
 der  Analraumöffnung  zwischen  Epidermis  und  Hautmuskelschlauch  eine  zellige  
 Masse von eigentümlichem Aussehen (Abb.  164, p.a.d.). Sie besteht aus verschieden geformten, 
   meist  mehr  oder weniger  langgezogenen  Zellen,  die von  einer  körnigen Masse  erfüllt  
 sind.  In   T h i e l e ’s  Figur  66,  Tafel  XIV,  ist  ein  kleiner  Teil  bei  starker  Vergrößerung  
 dargestellt.  Außerdem  sind  aber  auch  der  Analraum  und  die Gonodnkte,  sowie  der  Enddarm  
 von einem faserigen Gewebe umgehen,  in welchem in größter Menge zellige Elemente  
 vorhanden  sind;  wahrscheinlich  sind  auch  diese  zur  Praeanaldrüse  gehörig.  Es  ist  (nach  
 T h i e l e )   höchst  wahrscheinlich,  daß  wir  es  hier  mit  einem  exkretorischen  Organ  zu  tun  
 haben;  es mögen die sog.  „Chloragogenzellen“  den Hautmuskelschlauch durchwandern und  
 sich  unter  der Epidermis  anhäufen,  um  dann  an  der Analraumöffnung  nach  außen  befördert  
 zu  werden.  Daß  solche  Zellen  zwischen  den Muskeln  lagen,  ha t  T h i e l e   gesehen;  er  
 kann  aber  nicht  erkennen,  ob  ihnen  bestimmte  Gänge  zu  Gebote  stehen,  was  aber  nach  
 T h i e l e  wohl nicht unwahrscheinlich ist, weil eben nur an dieser Stelle eine so massenhafte  
 Auswanderung  stattfindet.  Klar  ist  mir  diese Geschichte  gar  nicht. Der Name  Praeanal-  
 drüse  ist,  hei  dieser  Interpretierung  der Tatsachen,  sicher  unrichtig. 
 3.  G a t t u n g :   JProneomenia  HUBRECHT  1880. 
 Di a g n o s e .  Körperform meist wurmförmig;  eine Andeutung  eines Rückenkiels kann  
 Vorkommen.  Die  Bauehfurche  öffnet  sich in den Analraum; Banchfalten  1,  3,  5  oder mehrere. 
   1, 2 oder 3  dorso-terminale Sinnesorgane. Der Vorderdarm  öffnet  sich  fast  immer  in  
 das Atrium. Radula polyserial, mit oder ohne Basalmembran. Ventrale,  paarige,  schlauchförmige  
 Speicheldrüsen,  welche  fast  immer  getrennt  in  den Vorderdarm  einmünden,  vorhanden. 
  Mitteldarm mit Darmeoecnm und lateralen Ausbuchtungen. Samenhlasen meistens  
 1,  2, selten mehrere Paare;  blasen- oder schlauchförmig.  Praekloakales  Organ  vorhanden; 
 es öffnet sich in den Analraum. Kopulationsstacheln öfters vorhanden. Analranm bisweilen  
 mit Divertikeln,  aber  ohne  Kiemenfalten. 
 S p e c i e s :   Proneomenia  vagans K o w a l e v s k y   et M a r i o n   1887  (non  P r u v o t ) . 
 S y n o n ym e :   Rhopalomenia  vagans  (K o w a l e v s k y   et M a r io n )   1887. 
 Di a g n o s e .  Körper ziemlich kurz. Länge 6 mm;  Längenindex  +   7.  Ohne  Rüekenkiel.  
 Epidermispapillen  nicht zahlreich. Spikula  nadelförmig.  1  oder  3  dorso-terminale Sinnesorgane. 
  Bauchfurche mit einer großen medianen und zwei kleinen lateralen Falten. Ventral  
 links  und  rechts  von  der  Bauchfurche  ein  starkes  longitudinales  Muskelbündel.  Vorderdarm  
 weit und ziemlich kurz; öffnet sich in das Atrium. Radula mit 14 Reihen von Zähnen;  
 ohne Basalmembran. V entrale Speicheldrüsen  sehr lang,  schlauchförmig; münden getrennt.  
 Samenblasen  fehlen.  Kopulationsspikula  vorhanden;  überdies  mit  zwei  Bündeln  hakenförmiger  
 Spikula  an  der  Analraummündung.  Keine  drüsige  Divertikel  des  Analraumes,  
 aber  eine Praeanaldrüse vorhanden. 
 V e r b r e i t u n g .   K o w a l e v s k y   und  M a r i o n   fanden  einige  Exemplare  im  Golf  von  
 Marseille. Die Tiere lebten frei  auf Zostera  in  geringer Tiefe  (15,  S.  29).  T h i e l e   stand  ein  
 Tier  aus  dem  Golf  von  Neapel  zur  Verfügung.  Daß  das  Tier  auf  Zostera  lebt,  muß  aber  
 bezweifelt werden; wie auch HOFFMANN richtig bemerkt (12,  S.  123),  liegt hier wohl ein zufälliger  
 Fund vor. 
 T e c h n i s c h e s .   T h i e l e   hat  sein  Exemplar mit Eosin gefärbt und  in frontale Längsschnitte, 
   deren  Konservierung mangelhaft ist,  zerlegt;  die  inneren Organe  konnte  er  nach  
 der  von  K a t s c h e n k o   angegebenen  Methode  rekonstruieren.  K o w a l e v s k y   und  M a r i o n   
 fixierten ihre Tiere in Osmiumsäure. Diese A rt ist von K o w a l e v s k y  und M a r i o n   (15, S.  29)  
 sowie von T h i e l e  (37, S. 258) eingehend beschrieben worden, sodaß  ich ihre — nicht immer  
 klaren — Beschreibungen  größtenteils  übernehme. 
 Ä u ß e r e  K ö r p e r f o rm .   Abbildung  169  stellt  das  Tier  dar,  wie  K o w a l e v s k y   und  
 M a r i o n   es  abgebildet  haben  (15,  Taf.  3,  Fig.  A).  Es  ist  wurmförmig.  Die  Länge  beträgt  
 6  mm,  der  Querdurchmesser  6/7  mm,  so  daß  der  Längenindex  7  ist.  T h i e l e   erwähnt  die  
 Länge nicht. Atrial-  und Analraumöffnung, Flimmerhöhle  und Bauchfurche haben  die  gewöhnliche  
 Lage. Die Bauchfurche enthält eine größere mediane  und  zwei  kleinere  laterale  
 Falten.  Die Mundöffnung  liegt  im  kaudo-dorsalen  Teil  der  Atrialhöhle  (Abb.  174,  m.ö.),  
 während sieh die Analöffnung und die Öffnung des praekloakalen Organs  im kranialen Teil  
 des Analraumes  befinden  (Abh.  176). 
 I n t e g um e n t .  Die Kutikula ist ziemlich  dick  (cf.  15, Taf.  3, Fig.  3), von zahlreichen,  
 im Verhältnis  zur  Größe  des  Tieres  kräftigen Kalkstacheln  durchsetzt. Diese,  von  T h i e l e   
 ausführlich  beschriebenen Gebilde  (37,  S.  259),  sind  gewöhnlich  etwas  gebogen,  an  einem  
 Ende  schärfer  zugespitzt  als  am  anderen,  in  der Mitte  hohl,  doch  gibt  es  auch  kleinere  
 Stacheln mit verschwindendem Hohlraum oder ohne solchen (Abb. 170). Die meisten Spikula  
 liegen etwas schräg in der Kutikula und bilden mit der Längsachse des Körpers Winkel von  
 etwas mehr  als  45°;  seltener  sind  sie  radiär  gerichtet;  Regel  ist  eine  solche  Richtung  an  
 der Atrialöffnung und der Bauchfnrche, wo sie von geringer Größe sind. Auch im Anfangsteil  
 des  Analraumes  finden  sieh  kleine  radiäre  Spikula  (Abb.  170a).  Neben  der  Bauehfurche  
 liegen auch längliche,  blattförmige Gebilde,  am  Ende  zugespitzt  (Abb.  170 b).  Hier  
 sei  auch  einer  eigentümlichen Form  von modifizierten Stacheln  gedacht,  die  in  zwei Bündeln  
 lateral vom am meisten kaudalen Teil der Bauehfurche beginnen und  sich weit in den  
 Analraum hineinziehen; es sind kalkige, solide Haken, deren proximales Ende etwas keulen