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 an Hefen  (bei  Flatiden)  nachgewiesen  wurde,  werden  gelegentlich  auch  Infektionsformen  
 von Lymphocyten phagocytiert, besonders  an  Stellen, wo  sie  sich  in  größerer  Zahl  
 ansammeln,  in  der Umgebung  der Ovariolen; jedoch scheint ein regelrechter T ransport der  
 Symbionten  durch  zellige  Elemente  der  Hämolymphe nicht stattzufinden. 
 Von  der Hämolymphe getrieben  geraten die Symbionten auch in die Nähe der Ovariolen, 
   die  in  vielen  Fällen  ihren Herkunftsstätten  eng  benachbart  sind,  und  sammeln  sich  
 außen  am  Follikel  des  unteren Poles  von Ovarialeiern,  die  einen  ganz  bestimmten —  bei  
 den  einzelnen Unterfamilien und Gattungen  allerdings  verschiedenen —  Reifegrad,  d.  h.  
 eine  ganz  bestimmte  Größe  erreicht  und  eine  ganz bestimmte Dottermenge gespeichert h aben. 
   Anschließend werden  sie von einem Ring  besonderer  Follikelzellen  dieser  Zone  aufgenommen, 
  welche  sich meist schon lange vor  ihrem Eintreffen  durch  abweichende Größe,  
 Gestalt  und  Lagerung  sowie  durch  heller  färbbares,  von  zahlreichen  kleinen  Vakuolen  dz  
 schaumig  aufgelockertes  Plasma  und  besonderen  Bau  ihrer  Kerne  deutlich  von  den  benachbarten  
 normalen Follikelzellen unterscheiden und als K e i l z e l l e n  bezeichnet werden. 
 Aus  diesen  Vorgängen  ergeben  sich  zwei  Fragen.  Welche  Kräfte  bewirken  die  Ansammlung  
 der  Infektionsstadien  am  Keilzellring  der  Ovarialeifollikel  und  wie  gelangen  
 sie  in  diese  hinein?  B ü c h n e r   beantwortet  sie  in Einem, indem er annimmt, daß die Keilzellen  
 selbst mit  lobopodialen  Fortsätzen  aktiv  die  Symbionten  aus  dem  Strome  der  vorbeifließenden  
 Hämolymphe  herausfangen  und  anschließend  phagocytieren,  wobei  sie  in  
 polysymbionten Formen also polyphag sein müßten.  E r stützt sich dabei ausschließlich auf  
 Beobachtungen  an  Ovariolen  von  Cicadoiden.  Bei den Fulgoroiden habe ich derartige lobo-  
 podiale  Protuberanzen  der  Follikelzellen  nie  beobachten  können  bzw.  ließ  sich  hier  ihre  
 Entstehung  zwangloser mit anderen Ursachen erklären.  So  habe ich  gelegentlich  der Darstellung  
 der  Ovarialeiinfektion  von  Issus  dilatatus  ausführlich  dargelegt,  daß  diese  Bildungen, 
   bei  den  Fulgoroiden  wenigstens,  als  bruchsackartige  Vorwölbungen  aufzufassen  
 sind,  die  völlig  passiv  infolge  der Aufblähung des Zelleibes durch Vakuolen entstehen, die  
 von  den bereits in die Keilzellen  eingedrungenen  Symbionten  häufig  erzeugt werden.  Vor  
 dem  E in tritt  derselben wurden  derartige Auswüchse an den Keilzellen auch nie beobachtet  
 und  an  zahlreichen  anderen,  gut  durchstudierten Objekten waren  sie,  auch  später,  überhaupt  
 nicht  festzustellen.  Ferner  ist  zu  berücksichtigen,  daß  ja  der  Ovarialfollikel  von  
 einer  meist  zwar  membranartig  dünnen,  aber  doch  stets  nachweisbaren  Peritonealhülle  
 überzogen ist,  durch die hindurch die Phagocytose erfolgen müßte.  Und  außerdem wäre es  
 sehr  rätselhaft,  wie  nur  durch  Phagocytose  in  der  relativ  kurzen Zeit,  in  der  sich  die Besiedlung  
 des Keilzellfollikels vollzieht,  eine  so  große  und  zahlenmäßig,  sowohl  insgesamt  
 als  auch  in bezug  auf  die Anteile  der  verschiedenen Symbiontensorten,  höchstwahrscheinlich  
 genau  festgelegte  Symbiontenmenge,  noch  dazu  unter  Umständen  in  besonderer  
 Reihenfolge,  aufgenommen werden  könnte und  zwar  bei  jedem  Ei  des  Wirtstieres  in  der  
 gleichen Weise. 
 Diese  Überlegungen  und  Beobachtungen  führen  mich  zu  einem  anderen Erklärungsversuch, 
   der  die Aktivität  nicht  ausschließlich  den  Follikelzellen  zuschreibt.  E r  geht  von  
 der Vorstellung aus,  daß  die Symbionten,  als Nachfahren  ehemals  zweifellos  parasitischer  
 Mikroorganismen,  auch  jetzt noch  grundsätzlich in jedes sich ihnen bietende Gewebe einzudringen  
 versuchen,  und  daß  andererseits  der Wirtsorganismus alle seine Gewebe vor ihnen  
 zu  schützen  nunmehr in  der Lage  ist,  bis  auf  diejenigen, welche er  ihnen  um  eines  im  einzelnen  
 unbekannten,  aber  zweifellos  bestehenden  Vorteils  willen  von  sich  aus  freiwillig 
 zur Infektion zur Verfügung stellt.  Darunter fallen aber nicht nur  die normalen Mycetome  
 und  alle  sonstigen Wohnstätten  der  Symbionten,  sondern  im  Verlaufe  der  Individualentwicklung  
 vorübergehend  auch  andere  Gewebe und  so z. B.  auch  die Keilzellen  im Follikel  
 des  hinteren  Poles  von  Ovarialeiern  bestimmten Alters.  Wenn  nun  die  von  den  einzelnen  
 Mycetomen  produzierten  und  in  die Hämolymphe entlassenen Infektionsformen sich  überall  
 umhertreiben  und  nach  neuen Wohnstätten  im Wirtsgewebe suchen, so finden sie allein  
 die Keilzellen,  in die sie  einzudringen  vermögen, weil  nur  diese  der  Immunität  entbehren,  
 mit  der  der Wirtsorganismus  alle  seine  übrigen Zellen vor Symbiontenbefall schützt. Daß  
 in  den  Follikelzellen  stoffliche  Veränderungen schon vor dem Eindringen der Symbionten  
 vor  sich  gehen,  daß  sie sich  deutlich auf ihren Empfang vorher eiten, wurde oben  schon und  
 im  einzelnen  im  speziellen Teil  der Arbeit dargelegt und ist zweifellos mit dem Immunitätsverlust  
 in  Beziehung  zu  setzen.  Man  könnte  aus  den  Plasmaveränderungen  im  Keilzellfollikel  
 auch  auf  die  Produktion  eines  spezifischen  Reizstoffes  schließen,  der  ausgestoßen  
 in  der  Hämolymphe  ein Konzentrationsgefälle  erzeugt,  das die Symbionten chemotaktisch  
 anlockt.  DieserAnnahme  steht  jedoch  die  Bewegungslosigkeit  der  Symbionten  entgegen,  
 und sie ist auch gänzlich überflüssig, da die Ansammlung  der  Symbionten  durch  die  eben  
 dargestellte  Überlegung  meines  Erachtens  hinreichend  erklärt  wird;  insbesondere  wenn  
 man  mit  S u l c   annimmt,  daß  den  Symbionten,  wie  allen  Bakterien,  bestimmte  fermentartige  
 Stoffe eigen sind,  die ihnen das Eindringen  in  Wirtszellen  ermöglichen,  sofern  dieselben  
 nicht  immunisiert  sind.  Nach  ÖULC  soll  es  sich  dabei  um  zwei  Stoffe  handeln:  
 erstens  um Mucine,  die  als Klebstoffe  das Anheften,  und zweitens um Lysine,  die die Auflösung  
 der  Zellmembran  und  die Erzeugung  von Plasmavakuolen zur Aufnahme des Symbionten  
 besorgen.  Vermutlich  spielen  aber  auch  die  elektrischen  Kräfte  der  Oberflächenspannung  
 und  ihre Veränderung  eine Rolle.  Wie  dem im  einzelnen auch  sei,  so muß doch  
 vielleicht  den  Symbionten  hier  eine  größere Aktivität  zugeschrieben werden,  als die Vorstellung  
 einer Phagocytose  erlaubt.  Der Wirtsorganismus scheint mir an dem Vorgang nur  
 insofern beteiligt  zu  sein,  als  er  die Keilzellen inkubationsfähig macht, indem er ihnen die  
 sonst allgemeine Immunität entzieht.  Sie stellen gewissermaßen  die Pforten dar,  durch die  
 allein  die  aus  dem Wirtsgewebe  ausgestoßenen  und  wohnungslos  gewordenen  Infektionsformen  
 wieder in Wirtsgewebe eindringen können; nur bei ihnen sind ihre Kräfte stark genug, 
   um  ihnen  Eingang zu  verschaffen. 
 Die  Aufnahmefähigkeit  der  Keilzellen  ist  zahlenmäßig  und  zeitlich  offensichtlich  begrenzt, 
   zu  Anfang  durch  den  Reifezustand  des Eies  und  zu  Ende  spätestens  durch  ihre  ±   
 völlige Degeneration  nach  der Übergabe  der  Symbionten an  das Ei, meist aber  schon viel  
 früher  dadurch,  daß  sich  von  hinten  her  flache  Schaltzellen  kelchartig  an  den  Seiten  des  
 Keilzellkranzes emporschieben und diesen,  da sie selbst immun sind, vor weiterer Infektion  
 schützen.  Vielleicht werden die Keilzellen  aber  nach  einer  gewissen  Zeit  seihst wieder  immun. 
   Daß  das  auf  einer  auf  ein  gewisses Maß  beschränkten  Dehnungsfähigkeit  beruhen  
 könnte,  will mir  nicht  glaubhaft  erscheinen,  da  sie  von  den  sich  oft  stark  vermehrenden  
 Symbionten  im  Gegenteil  außerordentlich  vergrößert werden können.  Meist verweilen die  
 Infektionsformen  längere Zeit im Keilzellfollikel und machen während dieser Zeit, seltener  
 vor- oder hinterher, eine Vermehrungsphase durch,  ohne daß  sich ihre Größen und Formen  
 dabei wesentlich ändern.  Sie erzeugen im Plasma  der  Keilzellen  zunächst  Einzelvakuolen,  
 die  aber  alsbald  miteinander  verfließen.  Mit  zunehmender  Symbiontenfüllung  treten  die  
 einzelnen Keilzellen  schließlich  zu  einem  zt einheitlichen, stark anschwellenden Syncytium  
 zusammen,  das  polsterartig  dem  unteren  Eipol  anliegt.  Die  Keilzellkerne  nehmen  dabei