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 Nebensymbionten  enthält,  löst  sich  aber  zunächst wieder vom Embryo und  zwar mit Hilfe  
 einer  plasmatischen  Strahlung,  die  einer  riesigen Mitosepolstrahlung gleicht, und die vermutlich  
 den Symbiontenballen  vom Keimstreifen ablöst und im oberen Eipol festbält, während  
 das Abdominalende  des  Embryos  nach  hinten umschlägt (Ventralkrümmung). Offenbar  
 ist  der  junge Wirtsorganismus  auf  diesem Stadium  noch  nicht  in  der Lage,  die Myce-  
 tome  endgültig in  sich  aufzunehmen,  vermutlich wegen  seiner  noch  flächigen Ausbildung.  
 Infolgedessen  macht  der  Symbiontenballen  eine  zweite  Ruheperiode  am  oberen  Eipol  
 durch,  die  um  so länger  dauert, wenn  die  Entwicklung des Keimes infolge der Überwinterung  
 des  Eies  (Fulgora)  im  ganzen  verzögert  wird.  Die  Symbionten  machen  kurz  nach  
 der  Aufnahme  in  die Wirtszellen  eine  lebhafte Vermehrungsperiode  durch,  die  nun  bisweilen  
 noch  anhält. 
 Bei der Ausrollung des Embryos wird der Symbiontenballen  wieder  vom  oberen  nach  
 dem  unteren  Eipol  verlagert  und  schließlich  von  embryonalen Zellen  endgültig  im  Abdomen  
 in  Höhe  der  jungen  Gonaden  verankert,  so  daß  die  durch  den  anschließenden  Zerfall  
 des  Symbiontenballens  entstehenden Mycetome beim Rückenschluß des Embryos schon  
 ihre  definitive  Orientierung  im Wirtsorganismus  wenigstens  in  groben  Zügen  aufweisen.  
 Das  Zellmaterial,  das  den  Symbiontenballen  bei  der Ausrollung  erfaßt und  in  den Wirtsorganismus  
 eingliedert,  ist  offenbar  mesodermaler  Herkunft  und  stammt  vielleicht  vom  
 Peritoneum  ab.  Es scheint absolut einheitlich  und  entsteht  durch  rasche  mitotische  Vermehrung  
 eines  anfangs  sehr  unscheinbaren  Zellhaufens.  Es  hat  offensichtlich  zwei  Aufgaben; 
   erstens:  die  endgültige  Trennung  der  Primärmycetome,  d.  h.  die  Aufteilung  des  
 Symbiontenballens  und  zweitens:  die  Aufnahme  der  Symbionten,  die  durch  Vermehrung  
 inzwischen  in  diesem  entstanden  sind.  Die erste Aufgabe wird in der Weise gelöst, daß die  
 Zellen  sich  epithelial  über  dem  Symbiontenballen ausbreiten,  jedoch  auch  nach innen  zwischen  
 seine  gesonderten  Abteilungen  Vordringen  und  die  Primärmycetome  der  zukünftigen  
 Riesen-  und  der  a-Symbionten  völlig  umschließen,  wobei  offenbar  eine  gewisse  rein  
 mechanische Spannung entsteht, die die Trennung  der  Primärmycetome  bewirkt.  Die  dabei  
 frei werdende  dritte Symbiontensorte wird  sofort  von  Wirtszellen  auf genommen  und  
 zu Mycetomen vereint.  So gelangen die Vertreter  der  dritten  Symbiontensorte  zwar  viel  
 später  als  die Haupt-  und Nebensymbionten,  jedoch  ohne  Ausbildung  eines  Primärmyce-  
 toms in ihre endgültigen Wohnstätten, die  sich  im  Laufe  der  Lar valent wicklung  nur  noch  
 durch  amitotische  Kernvermehrung  und  Syncytienbildung  vergrößern,  entsprechend  der  
 mit  dem Wirtswachstum  fortschreitenden  Symbionten Vermehrung.  Dagegen  können  die  
 Primärmycetome der H aupt- und Nebensymbionten anscheinend ihre inzwischen  stark vermehrten  
 Symbionten  nicht mehr  beherbergen und müssen von neuem W irtszellmaterial abgelöst  
 werden.  Dabei  bedient sich  der Wirtsorganismus der gleichen Methode, die er schon  
 bei  der  ersten Aufnahme  der  Symbionten  aus  dem  Symbiontenballen  angewendet  hat.  Er  
 umspannt  die  SymbiontenmaSse  zunächst  mit  einer  epithelialen  Schicht  steriler  Zellen,  
 die  als  zukünftige Mycetocyten  bestimmt  sind  und  die  nach  einer  mitotischen  Vermehrungsphase  
 nun den Symbionten Einlaß gewähren, während  gleichzeitig  die  zentralen Elemente  
 des Primärmycetoms  zu degenerieren beginnen.  Bei dem Hauptmycetom  (X-Organ)  
 gehen sie durch Pyknose der Kerne und Plasmaauflösung  bald  völlig  zugrunde,  so  daß  ein  
 zentraler Hohlraum entsteht.  Beim Nebenmycetom  (a-Organ)  dagegen  bleiben  sie  als  zentrale  
 Mycetocyten  oft noch  bis  in  die Larval-  und  Imaginalzeit,  bis  zur  Bildung  von  Syn-  
 cytien  höherer Ordnung  erhalten, wenn  auch  ihre V italität geschwächt erscheint. Dagegen 
 wird  das  endgültige Mycetom  in  der  Hauptsache von den neuen, zunächst peripheren Mycetocyten  
 aufgebaut. 
 Somit  sind  bereits  bald  nach  der  Umrollung  des  Embryos  alle  Symbionten  in  ihren  
 endgültigen Wohnstätten  untergebracht.  Ihre  weitere  Entwicklung  wurde  schon  in  den  
 voransteh enden  Kapiteln  allgemein  kritischen  Betrachtungen  unterworfen,  ebenso  die  
 schon  am  Ende  der  Embryonalzeit  einsetzende  Bildung  von  Filialmycetomen  usw.  Als  
 Wichtigstes  verdient auch  hier  noch  einmal  die Gleichsinnigkeit  in  der  gekoppelten  Entwicklung  
 der  Symbionten  und  des  Wirtsorganismus  hervorgehoben  zu  werden,  die  auch  
 von  anderen  Autoren  an  anderen  Symbiontenträgern  als  ein  hervorragender  Wesenszug  
 der  erblichen  Endosymbiose  bezeichnet worden ist. 
 E.  Symbiose  und  System  der  Fulgoroiden. 
 Die weitverzweigte Aufgliederung des Systems der Zikaden einerseits und der auf alle  
 Arten  ausgedehnte  Besitz  symbiontischer  Einrichtungen  andererseits  haben  von  Beginn  
 der  Erforschung  der  Zikadensymbiose  an  zu  Spekulationen  über  den  inneren  Zusammenhang  
 zwischen System und Symbiose herausgefordert.  Tatsächlich  konnte  schon  B ü c h n e r   
 am Schluß  seiner monographischen Bearbeitung  der Zikadensymbiose  (1925)  weitgehende  
 Übereinstimmungen zwischen System und symbiontischer Organisation auf decken;  und  die  
 übrigbleibenden Divergenzen und Mängel  veranlaßten den bekannten Zikadensystematiker 
 H.  H aupt, Halle, eine Neuordnung der Homoptera Cicadina  (1929)  vorzunehmen,  die neben  
 der Verwertung seiner eigenen Erkenntnisse über chitinmorphologische Merkmale in hohem  
 Maße  eine  systematische Berücksichtigung  der  symbiontischen  Verhältnisse  birgt.  Wenn  
 wir heute, nachdem sich die Zahl der auf 'Symbiontfsche Einrichtungen geprüften Fulgoroiden  
 mehr als versechsfacht hat, an Hand der beigegebenen  Tabellen  (Tabelle  I   und  II)  und  der  
 im speziellen Teil erarbeiteten Ergebnisse nach den Zusammenhängen  zwischen System  und  
 Symbiose'suchen,  so  müssen  wir  feststellen,  daß  sie  nicht mehr  so  eindeutig  zu  erkennen  
 sind wie früher, und wie  vielleicht  zu hoffen war. Vor allem zeigt es  sich,  daß  für  die höheren  
 Systematischen Kategorien bestimmte Symbionten oder Symbiontenkombinationen nicht  
 als  typisch  in  dem  ausschließlichen  Sinne  aufgefunden  werden  können,  daß  sie  dann  bei  
 allen Vertretern  derselben Vorkommen. Das gilt  in  begrenzter Weise nur für  die  einzelnen  
 Begleitsymbionten,  während  die  Haupt-  und  Nebensymbionten in  fast allen Familien und  
 Kntcrfamilien  auf treten.  Dagegen  weisen  die  von  ihnen  bewohnten  Mycetome,  die Übertragungseinrichtungen  
 usw. in den  einzelnen systematischen Gruppen oft ein durchaus charakteristisches  
 Gepräge  auf,  das  aber  vorwiegend von der Konstitution des Wirtes bedingt  
 scheint. 
 Die Aufspaltung der Zikaden in die beiden Überfamilien  der Cicadoidea  und  Fulgoroi-  
 dea  erscheint auch  vom Standpunkte  der  Symbiose  durchaus gerechtfertigt,  da mindestens  
 der auf konstitutionellen Eigenschaften der Wirte  beruhende  Bau  der  symbiontischen  Organe  
 hei  beiden weitgehend  verschieden  ist, wenn  nicht auch  die Symbionten  seihst  völlig  
 andersartig  sind.  Freilich  sind  die  Unterschiede,  die B ü c h n e r   aufstellte,  längst  nicht  so  
 schroff. Die Neigung,  verschiedene Symbionten in einem geschlossenen Organ unterzubringen, 
  tritt, wenn  auch  seltener,  sehr wohl  auch  bei  den  Fulgoroiden  auf  (Epithelorgane  der  
 Poiocerinen).  Besonders  charakteristisch  scheint mir für die Fulgoroiden  das häufige Auftreten  
 des  X-Organs,  das  den  Cieadoiden  gänzlich  fehlt.  Besiedlung  mehr  oder  minder