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 langen  Zwischenzeit  abgetragen  oder  sonstwie  verändert  waren  (Waldschwund),  So  Sind  
 Gonepteryx  schließlich  in  tieferen  Gebieten  oder  weit  im  Norden  „hängen  geblieben“. 
 Wie  ist  es  Gonepteryx  rhamni,  die  aus  einem  Gebiet  mi|t:trockenwarmen Wintern  
 stammt,  möglich  gewesen,  sich  in  Erdräumen  mit  trockenkalten,  mit  feuchtkalten  und  
 feuchtwarmen Wintern  anzupassen  und  so  die  ganze  Paläarktis  zu  besiedeln? 
 Der  frisch  geschlüpfte  Falter  von  Gonepteryx  besitzt  einen  stark  entwickelten  Fe ttkörper. 
  Dieser wird bei der meteorologischen Konstellation im Hochgebirge,  die dem Falter  
 eine  normale  Aktivität  erlaubt,  rasch  verbraucht  werden.  In   den  später  besiedelten  Gebieten  
 bleibt er  infolge der  geringen Aktivität  der Imagines  länger  erhalten. Nach  den  an  
 ändern  Objekten  gemachten  Erfahrungen  (Stieve )  ist  Fe tt  aus  einem  biochemisch  nicht  
 genauer  bekannten  Grunde  der  Ausbildung  von  Geschlechtsprodukten  und  Paarungsbereitschaft  
 hinderlich, und die bei der jungen Imago  von Gonepteryx  ungewöhnlich  starke  
 Entwicklung  des  Fettkörpers  kann  die  innere  Ursache  bei  der  Hemmung  der  SexuaM  
 funktion  sein.  Andrerseits  ermöglicht  sie  als  physiologische  Reserve, das Überdauern  der  
 folgenden  inaktiven  8—10  Monate. 
 F ü r  G.  Cleopatra  L.  wird  im  allgemeinen  auch  Eingenerationenzyklus  angenommen.  
 P u r e f o y   (3)  ha t  jedoch  Tiere  aus  drei  verschiedenen Gebieten in England  in  seinem mit  
 Draht umzäunten Garten  gezogen:  hei  allen  90  erhaltenen S   erfolgte  die  Paarung  sofort  
 nach  dem  Schlüpfen.  Bei  einem Drittel  dieser  | |   tr itt  kontinuierliche  Entwicklung  ein:  
 die Eier werden anschließend gelegt, und es folgen anscheinend  1 -J—2 weitere Generationen,  
 die  Raupen  werden  durch  die  ersten  Fröste getötet. Überwinterung  als Puppe wurde nur  
 einmal  beobachtet,  in  der  Regel  erfolgt  sie  auch  bei  dieser  Art  als  Imago.  Zwei Drittel  
 d e rü S i  legten  ihre  Eier  erst  nach  der  Überwinterung f B m überwintern  anscheinend  
 schwieriger). Bei manchen  f ?   erfolgt  im nächsten Jah re  mit frisch geschlüpfteng jg  einer  
 folgenden  Generation  eine  zweite  Kopula.  Die  Rhythmik  von  Cleopatra  läßt  also  zwar  
 noch  deutliche Anklänge  an  die Verhältnisse von  r h am n i  erkennen,  ist aber  nicht in  dem  
 Grade  durch  Hochgebirgs-  oder  Eiszeitwirkungen  fixiert  und  es  wirken  bei  ihr  ähnliche  
 Faktoren mit wie hei  der  luxurierenden  Form von Dercas  ly co ria s. 
 D ie   V e r h ä l t n i s s e   b e i   d e r   G a t t u n g   D e r c a s .  Die  systematisch  Gonepteryx  
 am  nächsten  stehende Gattung Dercas  ähnelt ihr  auch in der Ökologie der Image am meisten. 
  Auch  sie  ha t nu r  eine Generation.  Dercas  lycorias D b d .  hat in Nordkuangtung (Südgrenze  
 des  Areals)  ihre Hauptflugzeit  im Mai.  Später wurden  n ur Einzeltiere  beobachtet.  
 Die  :>’Cf  unter  diesen  erwiesen  sich  nach  der  unveränderten  Vorderflügellänge  und  der  
 dünner  gewordenen Flügelbeschuppung  als Angehörige  der Maigeneration,  d ij|*S ähnlich  
 wie  bei  Gonepteryx  in  nördlichen  Räumen —  ihre  vielmonatige  Inaktivitätsperiode  an  
 zusagenden Tagen durch kürzere oder auch längere Flüge u n te rb re ch e n :« ! schlüpfen sehr  
 einzeln  hingezogen  noch  bis Anfang  Juli,  aber  für  die Mehrzahl  der  später  gesehenen  ? ?   
 gilt wohl das gleiche wie fü r die-SpSf. Nach der Inaktivitätsperiode wurden die ersten Tiere  
 am  16.  Jan u a r  beobachtet.  Hauptflugzeit  und  Paarung  liegen  im  März,  die  Jugend-  
 entwieklung fällt März-April,  die  ersten Imagines der neuen Generation wurden am  2. Mai  
 gefangen.  In  Westyunnan  liegt —  ähnlich  wie  bei  Gonepteryx  in  Mitteldeutschland —  
 eine verstärkte Aktivitätsperiode  im September-Oktober"). 
 5)  Über Beziehungen  zwischen  Farbform  und  Aktivitätsphasen  bei  ihr  vergleiche  man  S.  56 ff. 
 Die  zweite  chinesische  Art,  D.  verhuelli  v.  H o ev .,  hat  in  Südkuangtung  die  NO-  
 Grenze  ihrer  Verbreitung  und  geht  über  den Wendekreis  nicht  hinaus.  Jahresbrut  zwischen  
 18. V.  und  12. VI.  beobachtet,  später  nur  einzelne Tiere  fliegend  (20.  VII.  bis  7.  bis 
 17.  VIII.  bis  26.  IX.  bis  16. X.). Hauptflug- und Paarungszeit von Ende Februar bis April,  
 von Ende März an alle Tiere bereits stark  abgeflogen und — bei einem Unterholzschlüpfer  
 nicht  verwunderlich  stark  zerschlissen. 
 Das  Verbreitungszentrum  von  Dercas  (3.  Spezies)  sind  die  dem  Meere  zugewandten  
 höheren Mittelgebirgslagen  der südöstlichen  Randgebirge  Zentralasiens  zwischen  Sikkim-  
 Nordbirma-Nordtonkin.  Sie  finden  sich  in  den  von  dort  ausstrahlenden  Gebirgen  (östlich  
 bis Kuangtung:  2  Spezies  und  bis  zur  Fükienküste:  1  Spezies),  südöstlich  über  die malay-  
 ische  Halbinsel  bis  Sumatra  und  Nordborneo  (1  Spezies),  und  gehen  nördlich  nicht  über  
 30°,  vertikal —  in Westchina —  nicht  über  2200 m  hinaus6). 
 Bei  Dercas  treten  die  gleichen  Hemmungserscheinungen in  der Geschlechtsphase auf  
 wie bei Gonepteryx,  darum die gleiche Verlängerung der Imaginalperiode (10—11 Monate)  
 und  der  gleiche  stark  entwickelte  Fettkörper  bei  'Cf  und  9 .  Es  erscheint  abwegig,  bei  den  
 nahen  morphologischen,  physiologischen  und geographischen Beziehungen zwischen Gonepteryx  
 und Dercas  die  gleichen  Hemmungserscheinungen  nicht auf  die gleichen Ursachen  
 zurückführen  zu  wollen.  Direkte  Folgen  an  Eiszeitwirkungen  scheiden  bei  der  Lage  von  
 Horizontal-  und Vertikalareal  aus.  Vermutlich  sind Dercas  ursprünglich Bewohner mittlerer  
 Höhen  in  stark  gegliederten  Hochgebirgslandschaften,  durch  deren  Abtragung  sie  
 in  tiefere  und  weniger  stark  gegliederte  Räume  hinabgedrückt  wurden. 
 I I .  L e b e n s g ew o h n h e i t e n   d e r   Imago. 
 I m a g i n a l b i o t o p .   21  Spezies  (Aporia,  3  Delias,  Prioneris,  Cepora,  anscheinend7)  
 2 Appias, Pieris naganum cisseis, anscheinend“) Pieris melete, Leptosia, Anthocharis, Hebo-  
 moia,  lxias,  3  Gonepteryx,  2  Dercas,  Terias  herla bethesba, Catopsilia crocale) =  75 v. H.  
 sind  als Waldtiere  zu  bezeichnen. 
 Ihre  Bindung  an  den Wald  ist  verschieden stark.  F ü r  sämtliche west-  und  südchinesische  
 Aporia-Metaporia  (zus.  22  Spezies)  und Delias  (biologisch  bekannt  5 Spezies8)),  also  
 für die Vertreter  der  beiden familiengeschichtlich  ältesten  asiatischen Genera,  ist  sie  charakteristisch  
 und  stark  betont.  Die  gattungsgeschichtlich  ältesten  Delias,  die  der  bella-  
 donna-Gruppe,  sind  in China  an  den  immergrünen  Regenwald  temperierter  Gebiete  (23,3  
 bis  etwa  30°  n.  Br.  gebunden,  die chinesischen Vertreter  der  ändern beiden Gruppen  sind  
 Tiere  des  subtropisch-tropischen  Regenwaldes.  (Über  Beschattung  und  andere  Besonderheiten  
 ihrer  Imaginal-Biotope  vgl.  man  S.  16 ff.) 
 Charaktertiere  größerer  und  hoher  geschlossener  Montanwälder  mit  Unterholzinseln  
 und eingestreuten  sonnigen Buschplätzen sind Aporia. Waldschattentiere im immergrünen  
 Regenwald,  die  Räume  mit  dichtem  Unterholz  bevorzugen,  sind  Pieris  naganum  cisseis,  
 Leptosia,  Dercas.  Die  beiden  sehr  einzelnen  Appias  Südchinas  scheinen  Bachrandflieger  
 im  tropisch-subtropischen  Regenwalde,  Terias  herla bevorzugt lichtes Gebüsch und Waldränder. 
   Gonepteryx,  Anthocharis  und  lxias  gehen  auch  auf  Staudenfluren  in  Waldnähe, 
 ®)  Vertikalareal  in  Sumatra  und  Kina  Balu  wahrscheinlich  höher. 
 ;  Nur einzeln im  Gebiet,  darum wenig Erfahrungen mit ihnen. 
 8)  Sie  trifft  auch  für  die  mir  biologisch  bekannten  12  indomalayischeu  Arten  zu  und  zweifellos  für  das  ganze  Genus.  
 Die Angabe  T a lbo t s  (p.  6 4 ) :  „These  hutterflies  frequent grass  country  and  open woodland“  ist  darum  in  ihrem  ersten Teile  
 nicht  zutreffend  und  auch  für  Lorantlius-Spezialisten  nicht  recht  verständlich.