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 unmittelbar  zur Valvula  rectalis  (||1 pylorica)  hinzieht.  Auf  all  diesen Wegen  sind  Sym-  
 bionten kurz vor  dem Schlüpfen des Embryos anzutreffen und  an  einzelnen Cixiusembryo-  
 nen  konnte  ich  deutlich  die  einzelnen Etappen  des  allmählichen  Vordringens  nach  hinten  
 feststellen;  je  nach  der  Schlüpf reife  waren  die Wanderformen  schon  mehr  oder  weniger  
 weit nach  dem Enddarm hin vorgedrungen,  so  daß  daraus  gewissermaßen  die  Bewegung  
 selbst  und  auch  ihre Richtung abgelesen werden  konnte. 
 Die  innere Oberfläche  des Mitteldarms,  den die Symbionten  durcheilen müssen,  ist  in  
 dieser  Zeit  vollkommen  glatt,  so  daß  sie  nirgends  hängen  bleiben  und  sich  verklemmen  
 können. Erst dicht über  der Valvula  rectalis  (=   pylorica) werden sie von eigenartigen Bildungen  
 aufgehalten, deren Sinn und Zweckmäßigkeit von neuem überrascht, und an denen  
 ihre Reise ein Ende findet.  Schon  eine ganze Weile  bevor  die  ersten  Symbionten  über  der  
 Valvula rectalis (Hpylorica)  eintreffen, etwa mit Beginn der Auflösung  des provisorischen  
 Darmorgans,  sprossen  nämlich  von  den  unmittelbar  über  der  Valvula  rectalis  gelegenen  
 Darmzellen  lange,  plasmatische,  verästelte Fortsätze in  das  erweiterte Darmlumen hinein.  
 Ob es sich dabei um Elemente des Mitteldarms oder des Enddarmes handelt, ist nicht zu entscheiden  
 (Fig.  21,  Abb.  195,  208,  209  u.  212). Die Hauptmasse  des Zelleibes  und  der Kern  
 bleiben  dabei  unverändert  in  ihrer  epithelialen Anordnung  in  der Darmwand  liegen  und  
 strecken  nur  scharf  abgesetzte,  dünne  und  fast  an  Filipodien  erinnernde  Protuberanzen  
 ganz  unvermittelt  in  die  Darmhöhle  vor  (Abb.  208  u.  209).  Bei Cixius, dessen Darm, wie  
 schon oben erwähnt, an dieser Stelle nur wenig  erweitert  ist,  gehen  jedoch  diese  gezackten,  
 fast  geweihartigen,  vielleicht  auch  etwas  flächigen, schaufelförmigen  (Abb.  212)  Fortsätze  
 kaum  über  das  hinaus,  was man  bisweilen auch von anderen, insbesondere Enddarmzellen  
 zu sehen gewohnt ist; bei Fulgora sind sie indessen  infolge  der  größeren Weite  des Darmlumens  
 an  dieser  Stelle  viel  länger,  dünner  und  fädiger  und  sitzen  ihrer  Basis  ungleich  
 unvermittelter  und  steiler  auf  als  bei  Cixius,  so  daß  sie  selten  vollständig  von  einer  
 Schnittebene getroffen werden und ihre Ursprungsstelle an der Darmwandung nicht leicht  
 zu  finden ist  (Abb.  209 u.  208).  In  zwei,  drei Stockwerken  ringförmig  übereinander  angeordnet, 
  und  im Zentrum  des Darmlumens insbesondere  bei  Fulgora wirr  miteinander  verflochten, 
   bilden  diese  fädigen  Zellhaare  eine  dichte  Reuse,  in  der  die  von  den  peristaltischen  
 Bewegungen  des Darmes herangespülten Wandersymbionten mit  größter Sicherheit  
 auf gefangen werden.  Offenbar  sind  die  Fangfäden an  ihrer Oberfläche klebrig,  so  daß  die  
 Wirksamkeit  dieser  „ S ymb i o n t e n r e u s e “  noch  erhöht  wird.  Natürlich  bleiben  außer  
 den Symbionten  auch  noch  allerlei andere plasmatische  Gerinnsel,  Granula  und  Zelltrümmer  
 hängen  (Abb.  209),  die vermutlich beim  Zerfall  des  provisorischen  Darmorgans  entstehen. 
   Innerhalb  kurzer  Zeit  sammeln  sich  schließlich  alle Wandersymbionten  in  der  
 Reuse  an,  so  daß  an  anderen  Stellen  nur  selten  noch  vereinzelte  Nachzügler  anzutreffen  
 sind.  Nur  einmal fand  ich zwei Symbionten hinter der Reuse, die aber offenbar erst später  
 aus  den Mitteldarmschlingen herabgekommen waren,  als  die  Fanghaare  schon wieder  zurückgebildet  
 waren  (Abb.  215);  es handelt sich  dabei um eine junge Larve! Bei  den männlichen  
 Embryonen  werden  keine  derartigen  Reusenhaare  gebildet,  sondern  das  Darmepithel  
 behält  auch  in  dieser  Zone  eine  völlig  glatte  Oberfläche.  Es  sind  ja  auch  keine  
 Wandersymbionten  aus  dem  Mitteldarmlumen  herauszufischen.  An  dieser  Tatsache,  die  
 beweist,  daß  diese Verästelungen  der Darmzellen  bei  den  9$  eben  nicht  zufällig  oder  zu  
 anderen  Zwecken  gebildet,  sondern  eigens  zum  Symbiontenfang  angelegt  werden,  ist wie  
 selten eindeutig zu erkennen, welches Interesse doch  der Wirtsorganismus  an  seinen Symbionten  
 haben  muß,  daß  er  förmlich  vorausschauend  Einrichtungen  trifft,  die  dafür  sorgen  
 sollen,  daß  auch  nicht ein  einziger  verloren gehe. Welcher Art die Korrelationen sind,  
 dürfte  allerdings wohl  noch  lange  ungeklärt  bleiben. 
 Wenn bisher  nur mehr per  exclusionem zu schließen war,  daß  die Wandersymbionten  
 die  zukünftigen  Insassen  des  Rektalorgans  darstellen  müßten,  so  wird  das  durch  die  folgenden  
 Vorgänge  nun  vollauf  bestätigt.  Die Valvula  rectalis,  die  zwar  schon  seit  langem  
 (seit der Ausrollung des Keimstreifs)  angelegt  ist  und  sich  aus  einem  unscheinbaren  Zellwulst  
 nun,  auch  bei  den  cfcf,  zu  einer  regelrechten  Ringfalte  entwickelt  hat,  war  bisher  
 von  den  die  Symbionten  betreffenden  Vorgängen  völlig  unberührt  geblieben.  Höchstens  
 war,  besonders  bei  Cixius,  insofern  ein  gewisser  Geschlechtsdimorphismus  in  ihrer  Ausbildung  
 zu  erkennen,  als  bei  den weiblichen  Embryonen  der  Zellverband  an  ihrem  unteren, 
   freihängenden Rande  etwas  kräftiger  und  auch intensiver färbbar wurde, so daß man  
 in  diesen  Zellen  die  zukünftigen  Mycetocyten  des  Rektalorgans  vermuten  konnte.  Nun  
 entsteht  dicht  über  der  Valvula  rectalis  (=   pylorica),  aber  offenbar  noch  im  Bereich  des  
 Mitteldarms an der Basis der Reusenhaare  ein  ringförmiger Schlitz  im Darmepithel,  durch  
 welchen die Symbionten,  die sich in den Fangfäden  gefangen  und  an ihrer Basis  angesam-  
 melt haben,  hindurchtreten  (Abb.  195,  209,  210  und  212— 214).  Sie  geraten  durch  diese  
 Lücke im Epithel in  einen  zylindermantelförmigen  Hohlraum,  der  geradlinig  in  die  Valvula  
 rectalis hineinführt.  E r wird  nach  außen  von  der  hier  etwas  kräftigeren Tunica  der  
 Splanchnopleura  begrenzt, weiter  unten,  im  Gebiet der Valvula  allerdings  auf  beiden Seiten  
 von Darmepithel.  Der Übertritt der Symbionten  in  diesen  Spaltraum  verläuft  offenbar, 
   wie  überhaupt  alle  diese  Prozesse,  sehr  rasch,  so  daß man selbst unter  einem großen  
 Material  nur wenige Objekte  findet,  die gerade  den  richtigen  Moment  festhalten.  Es  ist  
 infolgedessen  an  den wenigen mir  zur Verfügung  stehenden Schnitten  nicht  leicht  zu  entscheiden, 
   auf  welche Weise  der  Übertritt erfolgt.  Bei Fulgora hat man den Eindruck, daß  
 die Symbionten an  den Fangfäden  herabgleiten und  an  ihrer Basis in den Spaltraum hineinrutschen  
 (Abb.  209— 211), während die Fangfäden selbst sehr rasch verquellen und bald  
 völlig  aufgelöst  werden,  wobei  zum  Teil  wenigstens  die  ganzen  Zellen  zu  degenerieren  
 scheinen, also auch die vorher völlig unbeteiligte Zellbasis mit  dem Kern.  Vielleicht spielt  
 auch  eine gewisse Kontraktion  der Reusenhaare  eine Rolle,  welche  die  gefangenen  Symbionten  
 nach unten in den Spaltraum wenigstens  ein  Stück  weit  hineinzieht. — Ähnliches  
 scheint bei Cixius vorzuliegen, wo der Spaltraum  nie  so  deutlich  entwickelt  ist  (Abb.  212  
 bis  214),  und  die  Symbionten  in  ihm  schon  von  einem  protoplasmatischen  Netzwerk  einzeln  
 umsponnen  werden,  das  vielleicht  aus  den  basalen  Teilen  der  Reusenzellen  hervorgeht. 
 Ebenso schwierig ist es, über die Natur der einzelnen  Zellelemente  der  Valvula  etwas  
 Bestimmtes  auszusagen.  Erstens  ist  es  von vornherein äußerst unklar,  wo  die Grenze zwischen  
 Mitteldarm-  und  Enddarmepithel  liegt  und  ob  die  Valvula  aus  Mittel-  oder  End-  
 darmzellen  auf gebaut  ist,  obwohl  meist  das  letztere  angegeben  wird.  Zweitens  ist  nicht  
 sicher,  inwieweit  Elemente  der  Tunica  (Splanchnopleura) mit eingefaltet werden. Wo sich  
 Muskelzüge  in  der Valvula  befinden, wie bei  Cixius  und  später  auch  bei  Fulgora,  ist  deshalb  
 noch  nicht entschieden,  ob nicht  andere, weniger  ausdifferenzierte  Zellen,  wie  gerade  
 die zukünftigen Rektalmycetocyten,  auch mesodermalen Ursprungs  sein  können.  Zweifelsohne  
 gehören  die Zellen, welche unterhalb  der ringförmigen  Spalte  die  innere,  stark  verengte  
 Oberfläche  des  Valvulakanals  auskleiden,  zum  Darmepithel;  wahrscheinlich  auch  
 die, welche die äußere Oberfläche der Falte bedecken.  Die ersteren zeigen während des Ein