
 
        
         
		III.  Spezieller Teil. 
 A.  Die  symbiontischen  Einrichtungen  der Fulgoroiden. 
 In  diesem  ersten  Hanptteil  der  speziellen  Ausführungen werden  die symbiontischen  
 Einrichtungen  der  Fulgoroiden  innerhalb  der  Familien,  Unterfamilien,  Gattungen  und  
 Arten  im  einzelnen  ausführlich  dargestellt;  dabei werden  allerdings  innerhalb  einer  systematischen  
 Kategorie  Formen mit  ähnlicher oder gleicher symbiontischer Organisation der  
 Kürze  halber  zusammenfassend  behandelt,  oder  es  wird  eine  typische  Art  näher  geschildert  
 und  von  verwandten  Formen  nur  das  Abweichende  dargestellt.  Natürlich  liegen  von  
 allen Arten ausführliche Spezialprotokolle vor, die beim Autor  eingesehen werden können.  
 Zugleich  erfahren  Abschnitte,  die  allgemein  wichtige  oder  charakteristische  oder  für  die  
 allgemeine  Symbiose  neuartige  Erscheinungen  enthalten,  dadurch  eine  besondere Hervorhebung, 
   daß  die  übrigen,  mehr  diagnostischen  und  der  Vollständigkeit  halber  verzeich-  
 neten  Petit  gedruckt werden. Die Angaben  beziehen  sich  nu r  auf  Imagines  und  auf  ältere  
 Larven. 
 a)  1. Familie Cixiidae. 
 1.  Unterfamilie Cixiinae. 
 Die  Cixiinen  sind  bezüglich  ihrer  symbiontischen  Einrichtungen  eine  recht  einheitliche  
 Unterfamilie.  Alle  22  bisher  geprüften Arten besitzen X-Organe mit Riesensymbion-  
 ten und  a-Organe. Allerdings  haben  die meisten  einen, selten zwei Begleitsymbionten dazu  
 erworben,  die  für  die  einzelnen  Gattungen  typisch  sind,  so  die  c-,  d-Organe  für  Oliarus,  
 die  b-Organe  fü r Cixius  und Verwandte. 
 Die  Gattung  Oliarus  Sta l   wurde  erstmalig  von  S u l c   an  der  in  Mitteleuropa  vorkommenden  
 Art  0.  cuspidatus  F ie b .  ausführlich  untersucht  und  stellte  mit  fünf  (nach  
 Su l c )  verschiedenen  Symbionten  in  ebensoviel,  zum  Teil  paarig  und  sogar  mehrteilig  
 entwickelten  Mycetomen  den  am  reichhaltigsten  ausgestatteten,  bisher  bekannten  Sym-  
 biontenträger überhaupt dar. B ü c h n e r   lag kein Oliarus vor, aber seine Schülerin G. R ic h t 
 e r   bestätigte  an  0.  horishanus  Ma t s ,  aus Formosa  die Befunde von S u l c , weist jedoch,  
 wie  schon  B ü c h n e r ,  darauf  hin,  daß  die  Zahl  der  verschiedenen  Symbionten  auf  vier  
 zu  reduzieren  sei,  da  die  Insassen  des  Rektalorgans mit denen  der X-Organe  in  unmittelbarem  
 genetischem  Zusammenhang  stünden.  Meinen  Untersuchungen  liegen  Vertreter  
 folgender  Arten  zu  Grunde:  0.  panzeri  P.  Löw,  1  cf  aus  Thüringen,  leider  der  einzige  
 Oliarus,  den  ich  selbst  erbeuten konnte;  0.  tantalus  GlFFARD:  2  cTcf,  die wir  der  Freundlichkeit  
 des  Herrn  Swezey  auf  Hawaii  verdanken;  0.  villosus  F.  und  Cxq  aus  Brasilien;  
 ferner mehrere Larven,  die auf Grund ihrer symbiontischen Einrichtungen zu Oliarus oder  
 in  die Nähe  zu  stellen  sind,  ebenfalls  aus  Brasilien  (Index Cz). 
 Wir  betrachten  zuerst  0.  villosus,  die mir  am  besten  bekannte  Art.  Beim  Weibchen  
 finden sich  insgesamt  10 Mycetome:  das unpaare Rektalorgan,  paarige,  jeweils  zweiteilige 
 X-Organe  (klumpenförmige  Organe  ÖULCs),  paarige  a-Organe  (schlauchförmige  Organe  
 Su lcs),  das  unpaare  c-Organ  (interfollikuläre  Mycetome  ÖULCs)  und  wiederum  paarige  
 d-Organe  (spindelförmige  Organe  ÖULCs)  (Abb. I)*). 
 Das  langgestreckt  spindelförmige,  etwas  abgeplattete R e k t a l o r g a n   ist weit  hinter  
 der  unscheinbaren  Valvula  rectalis  der  ventralen Wand  des weit dorsal entlang streichenden  
 Enddarms  so  eingefügt  (Abb.  1  u.  I),  daß  es  mit  seiner  flacheren  Seite  unmittelbar  
 der  muskulären  Tunica  auf liegt.  Etwa  12  bis  15  große,  zweikernige  Mycetocyten  bauen  
 in zwei  ein-  bis zweireihigen Schichten  das Organ  auf,  so  daß  in  den  mittleren  Regionen  
 3  bis  4  auf  den  Querschnitt  entfallen.  Die  riesigen,  chromatinreichen  Kerne  sind  bizarr  
 verzweigt,  und der von  SULC  gewählte Vergleich mit  chinesischen  Schriftzeichen  ist  sehr  
 zutreffend,  nur muß  man  ihn  auf  die  dritte Dimension erweitern. Meist liegen die in  ihrer  
 Gesamtgestalt  gestreckten  Kerne  einer  jeden  Mycetocyte  mehr  oder  weniger  parallel  zueinander, 
   in  den  einzelnen  Zellen  natürlich  in  wechselnder  Richtung.  Das  Darmepithel  
 wird  bruchsackartig  vom  Mynetom  in  das  Lumen  des  Rektums  vorgewölbt  und  spannt  
 sich  infolge  der  gewaltigen Dehnung  straff  über  das Organ,  wodurch  die sonst gefältelten  
 Zellen  extrem  abgeflacht  werden  und  entsprechend  abgeplattete  Kerne  auf weisen.  Jede  
 Mycetocyte  wird  von  einer  dünnen  Schicht  ebenfalls  abgeplatteter  Zellen  mit  kleinen,  
 blässeren,  ovalen  Kernen  epithelartig  umhüllt.  Das Wirtsplasma  ist  auf  einen  dünnen,  
 nur  selten  kappenartig  verbreiterten Wandbelag  beschränkt. Die R e k t a l s ym b i o n t e n   
 stellen  kräftige,  gebogene  Schläuche  dar,  deren helles,  schaumiges  Plasma  einzelne  größere, 
   runde  Vakuolen  enthält.  Zu  Infektionsformen umgewandelte Symbionten sind  noch  
 nicht  vorhanden,  da  die  untersuchten  99  noch  sehr  jung  sind.  ^   Dem  Männchen  fehlt  
 das Rektalorgan. 
 Die  paarigen  X-O r g a n e   (Abb.  I   u.  1)  sind  jederseits  in  zwei  Teilmycetome  zerfallen, 
   die  sich  aber  zumeist  noch  eng  berühren;  die  vorderen  liegen  als  langgestreckte,  
 wurstförmige  Schläuche  mehr  dorsal  und  median,  während  die  hinteren  weiter  ventral  
 gelegen  beim  C?  gewundene  und  zusammengestauchte  Schläuche  dar stellen,  beim  9  dagegen  
 schalenartige,  nur  am  vorderen  Pole  geöffnete Mäntel  um  die  mehr  oder  weniger  
 kugeligen d-Organe bilden (Abb.  2). Ein dünnes,  sehr  unscheinbares  Epithel  mit winzigen,  
 flachen Kernen umhüllt die syncytial gebauten Mycetome. Das  feinschaumige Wirtsplasma  
 bildet  einen  flachen  Wandbelag,  von  dem  nach  innen  radiale,  sich  verzweigende  Septen  
 vorspringen,  die mit  zentralen  Inseln  durch  zarte  Fortsätze  oder  kräftigere  Brücken  zwischen  
 den  Symbionten  in Verbindung  stehen. Die  chromatinreichen,  meist  kurz  schlauchförmigen  
 Kerne  liegen  auf  den  Plasmainseln, meist  in  den  peripheren Teilen  des  Organs,  
 besonders  in  der  Basis  der  radialen  Septen.  Im  Innern  der Mycetome  finden  sich  oft  unregelmäßige  
 Spalträume,  die  aber  nicht  auf  Schrumpfungen  durch  die  Fixierung  beruhen, 
   sondern  im  Laufe  der  Embryonalentwicklung  durch  Degeneration  der  zentralen  
 Mycetocyten  entstehen  {Cixius).  Die R i e s e n s ymb i o n t e n   sind  bis  auf  einen  kleinen  
 Zentralkörper  stark  fingerförmig  gelappt,  tief  eingeschnitten  und  gebuchtet.  Ih r  hellrötliches, 
   feinschaumiges  Grundplasma  enthält  viele  kleine,  tiefrote  Granula  von  ziemlich  
 gleichmäßiger Größe. 
 Das  a-Organ  ist  paarig  entwickelt.  Jederseits  weit  außen  im  Abdomen  zieht  ein  
 kräftiger,  rel.  ged rungener  Schlauch  von  vorn  ventral  nach  hinten  dorsal  (Abb.  1). Das  
 kubische  Epithel  mit  stellenweise  fast  zylindrischen  Zellen  ist  reichlich  von  großen  Tra- 
 *)  Die  A b b i l d u n g s  -Hinweise  beziehen  sich  durchweg  auf  Bilder,  die  auf  T a f e l n   abgedruckt  sind,  während  
 die  F i g u r e n  -Hinweise  sich  auf  Bilder  im  T e x t   beziehen.