
VII. V o r d e r f l üge 1 l änge. Bei einbrütigen A r t® selbst bei Solchen, deren Vertikalareal
von 2600 in aufwärts liegt, erfolgt die Größenzunahme nach Süden bzw. nach dem
Gebiet mit am meisten gleichmäßig feuchter Wärme hin. Beim Übergang von Ein- zu
Zweibrütigkeit (Gonepteryx mahaguru und rhamni) in westchinesischen Hochgebirgsland-
schalten kann die zweibrütige Rasse die kleinste Art sein (mahaguru). Bei G. rhamni erfolgt
im gleichen westchinesischen Horizontalgebiet aber in verschiedenen Vertikalräumen
eine Dreispaltung’ der Entwicklungstendenz und Vorderflügellänge: die zweibrütige Rasse
ist größer als die normale einbriitige, daneben tritt eine einbrütige Riesenform (phys.
Rasse) aul, die größer ist als die (größte geographische Rasse) von der Südgrenze des Areals.
Bei mehrbriitigen Spezies jer folgt im gleichen Teilgebiet vielfach eine Zunahme der
Vilgl.-Länge gleichsinnig mit der Steigerung von Wärme und Feuchtigkeit. Hat diese
Steigerung aber eine starke Beschleunigung der Raupenentwicklung zur Folge, so nimmt
die Vilgl.-Länge in der heißfeuchten Zeit wieder ab. Fällt das Raupenstadium der letzten
.Jahresbrut in die kühle Zeit mit starken Tagesschwankungen der Wärme, so ist die aus
ihr sich ergebende 1 . Imaginal-Generation des folgenden Jahres sehr klein (ihr Maxima
unter den Minima der folgenden Bruten).
Im Gesamtareal mehrbriitiger Spezies erfolgt zum Äquator hin — infolge eingetretener
Erhöhung die Generationenzahl — eine Verminderung der Vilgl.-Länge entweder nur
in kontinentalen Teilarealen oder auch in Inselgebiete hinein. Bei 2 von 8 Arten erfolgt
in Inselindien wieder eine erkennbare Zunahme der Vilgl.-Länge, bei Hebomoia tritt an
der SO-Grenze des Areals (Celebes-Molukken) ganz plötzlich nach allmählicher Größenabnahme
sprunghaft das Maximum der Art und Gattung auf. Die Schwankung in der
Vilgl.-Länge ist in Kuangtung bei mehrbriitigen Spezies (Schwankungen von mehr als
30 v. H. der Vilgl.-Länge nur bei ihnen) und in der heißfeuchten Zeit am auffälligsten,
in Landschaften mit ausgeprägter Vertikalgliederung auch bei der überwinterten Generation
stark. Die Schwankung ist unter 71 v. H. des Spezies beim Cf, unter 24 v. H. beim 9
größer, bei einer Art in beiden Geschlechtern gleich groß.
Die Höchstschwankung erfolgt in Grenzgebieten (71 v. H. und Arten), in vertikal stark
gegliederten Hochgebirgslandschaften (14 v. H. der Arten), und bei vielbrütigen Spezies,
die in Grenzarealen oder in Gebieten mit starken meteorologisc hen Gegensätzen in verschiedenen
Jahreszeiten kontinuierlich durch das ganze J a h r sich entwickeln. Im Gesamten
eal liegen die Maxima. und Durchschnittszahlen vielbriitiger Spezies nicht so viel über
denen einbrütiger Arten, als man erwarten sollte.
Im Gesamtgebiet erfolgt bei 63. v. H. der Arten in beiden Geschlechtern starke (30 v. H.
D und mehr) und sehr starke (40 v. H. D und mehr) Schwankung. Sie ist bei 75 v. H. der
Arten beim Ö", bei 25 v. H. beim $ größer, und sie kann in einem Teilareal beim Cf, im
ändern beim $ größer sein.
Auch das Größenverhältnis der Geschlechter kann in verschiedenen Jahreszeiten und
Teilarealen wechseln. Der Sexualindex kann sich mit Temperatur und Luftfeuchtigkeit
ändern.
VIII. V e r b r e i t u n g . Pieriden sind die Rhopaloceren-Familie mit der weitaus höchsten
Zahl weitverbreiteter (tri-, bikontinentaler, riesenräumiger) Arten.
S t amme s g e s c h i c h t l i c h e St e l l u n g .
Pieriden sind die Familie mit der größten Zahl ursprünglicher Merkmale und damit
die am meisten ursprüngliche Gruppe unter den rezenten Rhopaloceren. Aus ihren Formen
von Ei, Raupe und Puppe lassen sich die fast*1*) aller anderen Rhopalocerenfamilien ableiten,
bei Puppe und Imago finden sich Anklänge an Verhältnisse bei Heteroceren; auch
hinsichtlich Entwicklungsdauer, Schlüpfmoment und Chemotaxis finden sich recht u r s
p r ü n g l i c h e E r s c h e i n u n g e n .
A. In B e z i e h u n g zu ä n d e r n R h o p a l o c e r e n f ami 1 i en.
1. Das Ei nicht spezialisierter Pieriden ist ein schwach nach beiden Seiten verjüngter
Zylinder mit Längsrillen. Aus dieser Form lassen sich alle anderen Rhopaloceren-Eier
ableiten: zuerst erfolgt — schon bei Pieriden — eine Abstutzung’ der Unterseite, dann eine
Verkürzung der Längsachse, verbunden mit einer Verbreiterung der Basis (kurze bauchige
Flaschenform von Cepora, Appias, JJercas). Darin fällt der Flaschenhals ganz weg und die
Eioberseite wird abgerundet (Papilioniden, Satyromorphen). Aus dieser überrundeten
Halbkugelform läßt sich das im Aufriß kreisrunde, auf Unter- und Oberseite waagerecht
abgeschnittene Ei der Lycaeniden entstanden denken. Die Längs- oder Querrillung kann
erhalten bleiben oder rückgebildet werden.
2. Die Ablage der Eier in Haufen und die Gesellig'keit der Raupen vielfach bis zur
Verpuppung einschließlich (bei Tieren der am meisten generalisierten Gattungen in dem
am meisten ursprünglichen Tribus, Pierwi, der Subfamilie Pierinae).
3. Die Gürtel gleichmäßiger Tuberkel über die Annula bei Pieridenraupen sind die
Elemente, aus denen sich alle chitinösen oder fleischigen Auswüchse (Dornen, Zapfen,
Hörner) auf der Oberseite von Körper und Kopf der anderen Rhopalocerenraupen ableiten
lassen; aus den sezernierenden .Drüsen der Pieriden läßt sich das Osmaterium der Papilioniden
entstanden denken.
4. Die Zeichnungslinien der Pieridenraupen sind an die morphologisch-physiologische
Längsgliederung des Raupenleibes angeschlossen. Die Dorsale ist aus dem Saum des
Rückengefäßes entstanden, die Subdorsale aus der Verbindungslinie zwischen Terg’iten und
Pleuriten, die unter grünen Pieridenraupen am meisten durch Farbe oder Form ausgezeichneten
Längsstreifen der Stigmatalregion liegen im physiologischen Zentrum der
Atmungssphäre und den unter ihr liegenden Grenzen zwischen Pleuriten und Sterniten,
die zugleich Insertionsstelle der Beinmuskulatur sind (Pedallinie). Echte Schrägstreifung
kommt unter Pieriden nicht vor (wohl aber schon bei den grünen Raupen von Papilioniden
mittlerer und spezialisierter Organisation: Rinnenfalter der paris-, memnonpol y t e s - ,
helenus-Gruppe, demoleus; Segelfalter).
5. Vielleicht ist auch die unter primitiven Pieriden (Delias) vorkommende und unter
Hesperiden häufige dorsale Abflachung des Analendes, die etwas an einen Biberschwanz
erinnert, ursprüngliches Moment.
6 . Aus dem niedrigen Dorsal- und Subdorsalkiel der Puppen und ihre Vorsprünge
insbesondere am vorderen Leibesende lassen sich alle morphologischen Besonderheiten von
Rhopalocerenpuppen ableiten. Die ungegliederten kontinuierlichen Kiele haben bei Glanz-
papilios (pam-Gruppe) und noch mehr bei Segelfaltern (Thorakalhorn) ihre stärkste Ausbildung
erfahren.
7. Der stumpf keulenartige und etwas höckerig rauhe (Aporia) oder ankerartig gegabelte
(Delias) Kopffortsatz primitiver Pieridengruppen ist wohl ursprünglich Hilfsmittel
zur Verankerung im Spinnpolster. Die Kopfhörner der Satyromorphen-Puppen lassen sich
02) Das „Fast“ bezieht sich auf die 1-Iesperiiden, die hinsichtlich des abgeflachten Dorsalendes der Raupe und des Kopffortsatzes
der Puppe allein zu den Pieriden nähere Beziehungen unter den Rhopaloceren pufweisen.