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 durch  den Vorderdarm  (v.d.)  eines  Exemplars. Der Vorderdarm wird  von  kubischen  
 Epithelzellen  ausgekleidet.  Die  lateralen  Wände  des Vorderdarmes  zeigen  Streifen  
 von  hohen  zylindrischen  Epithelzellen,  deren  Bedeutung  unbekannt  ist.  In  Abbildung  71  
 tritt die Radula auf (r.), weiter die rechte ventrale Speicheldrüse  (v.s.d.). Die Radula  ist  in  
 einer  ventralen  Falte  des  Vorderdarmes  gelegen und wird von starken Muskelpolstern gestützt  
 (Abb. 71, m.p.). Unter den Polstern befinden sich einige isolierte große spindelförmige  
 Zellen.  In  Abbildung  72  befindet  sich  die Radula in der Radulatasche  (r.t.)  und sind beide  
 ventrale Speicheldrüsen sichtbar. Radula und Speicheldrüsen  findet  man  bei  starker  Vergrößerung  
 in den Abbildungen 74— 76. So gibt Abbildung 74 die Radula im ventralen Blindsack  
 des Vorderdarmes wieder;  sie besteht aus  einer  linken  und  einer  rechten  Radulasäge  
 mit zahlreichen Zähnchen; wie man sieht, ist der Typus dieser Radula distich. Etwas dorsal  
 von der Radula mündet rechts und links ein Speichelgang in den Vorderdarm (a.v.s.d.). Die  
 Speicheldrüsen  selbst sind  sehr  groß  und von  runder Gestalt;  sie  bestehen  aus Anhäufungen  
 stark körniger Zellen,  zwischen welchen sich  auch  zahlreiche größere  runde  oder  vieleckige  
 Zellen  befinden;  letztere  sind mehr oder weniger  durchsichtig.  Ein Lumen  ist nicht  
 oder  nur  sehr  schwach  ausgeprägt  (Abb.  76,  80).  Starke Muskelbündel  (Abb.  74, m.r.)  verlaufen  
 in verschiedenen Richtungen und heften sich an die Radulatasche; unter diesen Muskeln  
 befinden sich die eigentümlichen, großen, spindelförmigen, stark sich färbenden Zellen,  
 deren  Funktion  unbekannt  ist.  In  Abbildung  76  ha t  sich  die  Radulatasche  vom Vorderdarm  
 getrennt. Die Radulatasche besitzt eine dicke Wand  von  zylindrischen  Epithelzellen  
 mit runden Kernen, zwischen welchen auch Zellen mit langen dunklen Kernen Vorkommen.  
 Wie man  bemerkt,  gehen  bei  dem  eben  beschriebenen Tier  die Schnitte genau  quer  durch  
 die Radula.  Bei  einem  anderen  Individuum  ist die Radula selbst quer geschnitten,  die Radulatasche  
 aber großenteils der Länge nach. So  zeigt Abbildung 77 einen Querschnitt durch  
 den Vorderdarm, welcher die beiden Radulasägen sehen läßt und zwar diesmal nicht in einer  
 ventralen  Falte  des Vorderdarmes,  sondern  im  Vorderdarm  selbst. Auch  hier  sind  starke  
 Muskelbündel  (m.r.)  vorhanden,  welche  von  einigen  großen  Knorpelzellen  (kn.)  gestützt  
 werden;  beim  ersten  Exemplar  waren  diese  nicht  zu  finden.  Die  eigentümlichen  spindelförmigen  
 Zellen findet man auch hier wieder und zwar im vieleckigen Querschnitt; sie haben  
 hier  vielleicht  die  Funktion,  die Muskelbündel  zu  stützen.  Zwischen  Radula  und  Vorderdarm  
 sieht man einen  eiförmigen Körper (X), dessen Bedeutung rätselhaft ist; er ha t w ahrscheinlich  
 keine nähere Beziehung zu den ändern Organen.  In  Abbildung 78  ist die Radula  
 links quer und rechts der Länge nach geschnitten;  hier sieht man  deshalb rechts eine Reihe  
 von  kleinen  Zähnen,  welche  den Querschnitt  einer  Radulasäge  darstellt.  In  Abbildung  79  
 endlich  ist der Schnitt genau der Länge nach geführt. Abbildung 80  illustriert noch einrral  
 die  beiden  quer  geschnittenen  Radulasägen,  die  beiden  Speicheldrüsen,  von  welchen  die  
 linke bei weitem die größere ist, das Polster  der Radula  und  die  stützenden Knorpelzellen.  
 Aus diesen Tatsachen ergibt sich, daß die Radula von K. minima N ier strasz  aus  2  Reihen  
 von  hintereinander  liegenden  winzig  kleinen Sägen besteht. Früher sprach N ier stra sz   in  
 einer  kurzen Diagnose,-welche  er Herrn Dr. Lo B ia n c o   (17,  S.  249)  gab, von einer kammförmigen  
 Radulaiph due  denti a  forma  di  pettini —;  das Bild einer Säge  ist aber  bezeichnender. 
   Die  Sägen  ruhen  auf  starken  Muskelpolstern  und  werden  in  einer  geräumigen  
 Radulatasche  gebildet.  Um  dies  näher  zu  beleuchten,  werden  einige  Längsschnitte  durch  
 das Vorderende eines d ritten Individuums abgebildet. Abbildung 81  stellt einen Schnitt dar, 
 welcher  beinahe median  ist:  der  ganze Vorderdarm  (v.d.)  ist  sichtbar,  ebenso  die  Atrial-  
 öffnung (at.)  und  die Bauchfalte  (b.fa.);  auch  eine Reihe von Radulasägen (r.) ist getroffen,  
 sodaß  der Schnitt etwas tangential ist. Abbildung 82  dagegen stellt  einen genau tangentialen  
 Schnitt dar;  der Vorderdarm  ist nicht mehr  getroffen,  die Flimmerhöhle  (f.h.)  ist noch  
 sichtbar und  die rechte  Speicheldrüse  tr itt auf (v.s.d.). Sehen wir uns jetzt die Schnitte der  
 Radula  dieses  Individuums  etwas näher an  (Abb.  83,  84).  In Abbildung  83  bildet  die ventrale  
 W and des Vorderdarmes wieder eine große Falte,  in welcher  sich  die Sägen  befinden.  
 In  Abbildung  84  ist die Radula  der  einen Seite gut sichtbar:  zahlreiche hintereinander  liegende  
 Sägen;  auch  die Radulatasche ist  der Länge nach  getroffen und man sieht,  daß  hier  
 die Sägen gebildet werden und zwar mit den Zähnchen ventralwärts, während  die Zähnchen  
 in  der Radula selbst dorsalwärts gerichtet sind. Sind deshalb  die Sägen  einmal gebildet,  so  
 müssen  sie  sich  beim Verlassen  der Radulatasche  um  180°  drehen.  In  Abbildung  85  sieht  
 man  einen Querschnitt  durch Radula  und Radulatasche:  die Sägen  sind  quergetroffen und  
 in  der Tasche  findet man  nur  kleine Zähne;  hieraus folgt,  daß bei der Bildung der Radula  
 in  der Radulatasche  zuerst  die Zähne  gebildet  werden  und  erst  später  die  Basallamellen,  
 wodurch  dann  die  Sägen  entstehen.  Aber  natürlich  ist  es  auch  möglich,  daß  der  Schnitt  
 etwas schief ist,  sodaß  nu r  die Zähne  der Sägen getroffen worden sind und nicht die Basallamellen; 
   die Schnitte sind  zu  klein,  dies mit Sicherheit sagen zu können. Die übrigen P rä p 
 arate geben mit Rücksicht auf  die  Radula  genau  dieselben  Bilder.  Die  starken Muskeln  
 geben  der  Radula  eine  große Beweglichkeit:  einmal  findet man  sie im Vorderdarm  selbst,  
 ein  anderes Mal  in  einem  ventralen  Blindsäck  des letzteren;  hieraus  erklärt sich,  daß  die  
 Radula bei den verschiedenen Exemplaren in sehr verschiedener Weise getroffen worden ist. 
 Das Mitteldarmcoecum tr itt  in Abbildung  72  (m.co.)  zuerst  auf ;  in Abbildung  73  hat  
 dieses  sich mit dem Vorderdarm  zum Mitteldarm (m.d.)  vereinigt. Vom weiten Mitteldarm  
 läßt sieh nur vermelden, daß er meistens zum größten  Teil mit  einer  zeitigen Masse gefüllt  
 ist,  in  welcher  man  große,  runde,  stark  sich  färbende  oder  noch  größere  helle  Kerne  erkennen  
 kann  (Abb.  86)  und  daß  er  beiderseits Meine  seitliche  Aussackungen  besitzt.  Der  
 Enddarm  ('Abb.  103;,  e.d.)  zeigt keine Besonderheiten. 
 N e r v e n s y s t em .  Dieses  ist von Frl.  v a n   L üm m e l  beschrieben  worden  (18,  S.  367).  
 Die  Konservierung  der  Schnitte  war  sehr  ungenügend,  sodaß  ich  Frl.  v a n   L um m e l’s Be-  
 |||h re ib u n g  nicht kontrollieren konnte und sie hier  deshalb wiederhole. Von  einer Duplizität  
 des Zerebralganglions (Abb.  69,  87,  z.g.) ist von außen nichts zu sehen; der innere B au weist  
 nur  sehr  undeutlich  auf Duplizität hin. Die  sechs Atrialnerven fangen  ohne Anschwellungen  
 an. Die Lateral-  und Ventralstränge  (Abb.  87,  l.s.  und  v.s.)  treten gesondert  aus. Das  
 Lateralganglion  (Abb.  87,  l.g.)  ist  deutlich.  Die  Ganglia  posteriora  superiora  (Abb.  87, 
 g .p .sj  sind  klein,  die  Suprarektalkommissur  (Abb.  87,  s.r.k.)  dagegen  ist  stark;  es  fehlen  
 hier  Ganglienzellen,  sodaß  diese Verbindung  als Kommissur  aufgefaßt werden  kann.  Die  
 Ventralganglien  (Abb.  87,  v.g.)  sind klein,  aber  deutlich.  Am kaudalen  Ende  der Ventralstränge  
 findet man ein großes, unpaares Ganglion posterius  inferius  (Abb.  87,  g.p.i.);  an  den  
 Querschnitten ist noch wahrzunehmen,  daß  es  von  doppelter  Herkunft  ist.  Zwischen  den  
 Ventral- und Lateralsträngen befinden sich zahlreiche,  durchgehends regelmäßige Konnek-  
 tive, welche sowohl bei den Lateral- wie bei  den  Ventralsträngen mit Anschwellungen  beginnen. 
   Auch  die Kommissuren  zwischen  den  Ventralsträngen  sind  regelmäßig;  Anasto-  
 mosen  zwischen  den  Kommissuren  fehlen. Die Ganglia  posteriora inferiora  und  superiora