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 zusätzlichen  Symbiontenvorrat  (Infektionsformen  I. Ordnung)  der  weiblichen  Mycetome  
 gebildet werden, keine besonderen morphologischen Unterschiede  gegenüber  den  normalen  
 Mycetominsassen.  Das  ist  bei  allen  den  Symbiontentypen  der  Fall,  die  entweder  sehr  
 klein  sind  und  etwa  die Größe  gewöhnlicher  Bakterien  aufweisen,  oder  die  kugelige  oder  
 sehr  gedrungen  schlauchförmige  Gestalt  besitzen  und  deshalb  der  Form  nach  für  die  In fektionsprozesse  
 schon als Normalsymbionten  von vornherein geeignet erscheinen (z. B. alle  
 Hefen). Vielfach  entwickeln  auch  „jüngere“ Begleitsymbionten trotz ihrer Größe und einer  
 irgendwie  sperrigen  Gestalt  keine  besonderen  Infektionsformen,  offenbar  weil  sie  dazu  
 noch  nicht  veranlaßt  werden  können;  denn  es  ist  anzunehmen,  daß  die  Ausbildung  besonders  
 gestalteter  Infektionsformen  eine  vom Wirtsorganismus  bedingte  und  erzeugte  
 Anpassungserscheinung  der  Symbionten dar stellt,  die  diese  für  die Übertragung  auf  die  
 Ovarialeier  geeigneter  macht.  Trotzdem  ist  auch  bei  Symbiontensorten,  die  eine  solche  
 äußerlich  sichtbare  Veränderung  der  Infektionssymbionten  nicht  bzw.  noch  nicht  zeigen,  
 anzunehmen,  daß  zwischen  den  Mycetominsassen  und  den  infizierenden  Abkömmlingen  
 derselben  wenigstens  physiologische Unterschiede  bestehen,  da  ihre  zweifellos  verschiedenen  
 Leistungen  sonst  gar  nicht  verständlich  wären,  -j|||In   allen  den Fällen, wo  aber  eine  
 morphologische  Unterscheidung  der  Infektionsformen  von  den  Normalsymbionten  möglich  
 ist,  sehen wir  die Ausbildung  der  endgültigen,  sekundären Infektionsformen erst ein-  
 setzen,  wenn  die  weibliche Gonade  einen bestimmten Reifezustand  erreicht hat,  d. h. wenn  
 die  ersten Ovarialeier Dotter  zu  speichern  beginnen.  In   relativ  kurzer  Zeit  sind  dann  die  
 Infektionsformen  (II.  Ordnung)  gebildet  und  infektionsbereit.  Im  Verlaufe  der  weiteren  
 Eiproduktion  werden  dann  fortlaufend  neue  Infektionsformen  aus  dem Vorrat  des  überschüssigen  
 Symbiontenmaterials  (primäre  Infektionsformen)  herangezüchtet.  Eine  E rschöpfung  
 derselben wurde  nirgends  festgestellt. 
 Unter  den  Fällen,  in  denen  besondere  Infektionsformen  zu  erkennen  sind,  kann  der  
 Typ  als  der  primitivste  angesehen  werden,  bei  welchem  diese  ihr  Mycetom  allseitig  an  
 beliebigen  Punkten  verlassen  können.  Vermutlich  bilden  sie  sich  dicht  unter  der  Organoberfläche  
 erst  als  typische  Infektionsformen aus, und zwar an allen Stellen der Mycetom-  
 peripherie  in  gleicher  Weise.  Häufig  verweilen  sie  dann  einige  Zeit  im  sterilen  Epithel,  
 bevor  sie  in  die  Hämolymphe  hinaustreten,  und  es  ist  möglich,  daß  sie  hier  erst  noch  
 einen  gewissen  Reifungsprozeß  durchmachen.  Zu  diesem  Typ  gehören  die b - S y m b i o n -   
 t e n   der  Cixiiden  und  d i e R e k t a l s ymb i o n t e n ,  obwohl diese  ja selbst schon Infektionsformen  
 I.  Ordnung  darstellen.  In   beiden  Fällen  sind  die  Infektionsstadien  meist  größer,  
 gedrungener  und  besitzen  dichteres,  dunkler  färbbares  Plasma  als  die Normalsymbionten.  
 Sie  entstehen  durch  schnell  aufeinander  folgende  Teilungen  einzelner  Normalsymbionten  
 und  rasches  darauffolgendes  Wachstum  (Abb. 27). 
 In   ganz  anderer Weise  entstehen  die  Infektionsformen der o - O r g a n e  von Hystßvop-  
 terum  spec.  Hier  werden  sämtliche  Insassen eines ganzen peripheren Mycetomabschnittes,  
 der  einige  der  sonst  normal  gebauten  Syncytien umfaßt,  zu  Infektionsformen umgebildet.  
 Vermutlich  handelt  es  sich  dabei  um  zunächst  ganz  normale  Symbionten,  deren  Nachkommen  
 in  diesen  Zonen  der weiblichen Mycetome  jedoch  in  ihrer Wuchskraft  gehemmt  
 werden  und  klein bleiben. Wie  beim vorangestellten Typ  findet hier die Infektionsformenbildung  
 im  Mycetom  selbst  statt,  nur  mit  dem  Unterschied,  daß  der  Prozeß  auf  eine  bestimmte  
 Zone  des  Gesamtorgans  beschränkt  bleibt,  dafür  aber  alle  Bewohner  desselben  
 erfaßt,  während  er  dort  diffus  auf tra t  und  n ur  einzelne  Symbionten  betraf. 
 Als  eine  Weiterbildung  des  b-Organtyps  kann  die  Infektionsformenzüchtung  beim  
 k - 0  r  g a n  angesehen  werden,  indem  hier  zwar  einesteils  dieser Prozeß  noch  überall  und  
 an  beliebig  vielen  Stellen  der  Mycetomoberfläche  vor  sich  geht,  andererseits  aber  die  
 eigentliche  sichtbare  Umformung  der  Symbionten  nun  nicht  mehr  in  Elementen  des  
 Mycetöms  selbst,  sondern in  besonderen Zellen  bzw.  in kleinen Syncytien stattfindet,  deren  
 Abstammung  von  sterilen  Epithelzellen  höchst wahrscheinlich  ist.  Die  zunächst  normalen  
 Symbionten  treten  also  in  primär  unbesiedelte  mycetomfremde  Zellelemente  über  und  
 werden  erst  hier  zu  größeren,  blässeren  und  unscharf  konturierten,  schlecht  färbbaren  
 Infektionsformen  umgeformt.  Die  mit  Infektionsformen  gefüllten  kleinen  Syncytien  
 liegen  mit  ihrer  Basis  noch  im  Epithel,  wölben  sich  aber  als  dz  halbkugelige  Blasen  ins  
 Innere  des  Mycetoms  vor.  Ihre  Zahl  schwankt  sehr;  oft  liegen  sie  vereinzelt,  ebensooft  
 aber  bilden  sie  seitlich  aneinander  stoßend  eine  mehr  oder  minder  zusammenhängende  
 Schicht  unter  dem  sterilen  Epithel. 
 Theoretisch  kann man sich  die I n f e k t i o n s h ü g e l   des   a -Or g a n s  durch eine Konzentration  
 der  Infektionsformen  bildenden  Elemente  des  sterilen  Epithels  auf  einen  oder  
 wenige  Punkte  aus  dem  noch  diffus  verstreuten Zustand beim k-Organ  entstanden denken.  
 Während  bei  diesem  offenbar  noch  alle  Epithelzellen  wenigstens  primär  befähigt  sind,  
 die  Umzüchtung  der  Symbionten  zu  infektionstüchtigen Wanderformen  zu  übernehmen,  
 ist  diese  Eigenschaft  beim  a-Organ  n ur  noch  auf  einige  dieser  Elemente  beschränkt,  die  
 sich  schon während  der  Larvalentwicklung  an  lokal eng begrenzten Stellen intensiv mitotisch  
 vermehren  und  schließlich  mächtige,  dz  halbkugelig  in  das  Innere  des  Mycetoms  
 vorspringende  Nester  steriler  Zellen  erzeugen,  in  die  erst  später  die  Symbionten  ein-  
 dringen.  Auch  diese  Konzentration  und  Spezialisierung  bestimmter  Epithelzellen  ist  ein  
 Zeichen  der  hohen  Entwicklung  des  a-Organs  und  des  hohen  Alters  der  a-Symbionten  
 gegenüber  den Begleitsymbionten,  z. B.  der  b- und  k-Organe, bei denen die Einrichtungen  
 zur  Vorbereitung  infektionsfähiger  Symbiontenformen  noch  primitiver,  aber  auch  entwicklungsfähiger  
 sind.  Bei  ihnen  werden  diese  Prozesse  vermutlich  durch  einen  diffusen  
 und  unmittelbaren Reiz  der Gonade  ausgelöst,  beim a-Organ muß dagegen eine spezifische  
 Induktionswirkung  über  die  Ovidukte  an  die  Organe  herangeleitet  werden,  damit  bestimmte  
 Abschnitte  seines  Epithels  zu  wuchern  beginnen  und  so  besondere  Bildungsstätten  
 für  die  Infektionsformen  geschaffen  werden,  deren  Zahl  von  der  Anzahl  der  
 Berührungsstellen  abhängig  ist,  die  die  Ovidukte mit  dem  a-Organ  am Ende  der  Larvalentwicklung  
 eingegangen  sind.  E rst  in  der Imago, wenn das Ovar einen bestimmten Reifegrad  
 erreicht  h a t  und  die  ersten  Eier  Dotter  zu speichern  beginnen,  vielleicht  erst nach  
 der  ersten  Begattung,  werden  die  Zellen  der  Infektionshügel  von  Symbionten  besiedelt.  
 Schon  vorher  tritt  eine  allmählich  anschwellende  Vakuolisation  derselben  ein  und  zwar  
 von innen nach .außen fortschreitend, in  der gleichen Richtung,  in der dann auch  der Sym-  
 biontenbefall  vor  sich  geht.  Man  kann  vermuten,  daß  die  Infektionshügelzellen  irgend  
 einen Wirkstoff produzieren, der in den Vakuolen  angereichert  und  dann  in  das  Mycetom  
 ausgestoßen wird und bestimmte Reize auf die Symbionten  ausübt,  die  sie  zum  Eindringen  
 in die Infektionshügelzellen und zur Umwandlung  in  Infektionsformen  veranlaßt.  Dafür  
 sprechen vor  allem  gewisse Veränderungen  in  der  Umgebung  der  Infektionshügel  schon  
 vor  und während  ihrer  Besiedlung,  die  stets  den Charakter  eines  deutlichen  Gefälles  zum  
 Infektionshügel  tragen  und  zweifellos  auf  einer solchen Fernwirkung des Infektionshügels  
 beruhen.  So  bleiben  z. B.  bei  der Auflösung  der Syncytien  zu  immer größeren Verbänden  
 in  der  Umgebung  der  Infektionshügel  stets  die  kleinsten  Einheiten  erhalten,  meist  sogar