Die Eroniae (Eronia, Nepheronia, Pareronia) bezeichnet K l o t s als sehr primitive
Pierini. Nach der Jugendentwicklung (sie ist mir nur von Pareronia bekannt), vor allem
der Puppe, haben sie gleichfalls nichts mit diesen zu tun, sondern gehören als primitivste
Gruppe zu den Euchloini (oder Rhodocerini). In dieser Arbeit sind sie als primitivste Euch-
loini betrachtet. Im ganzen ist aber die systematische Einteilung von K l o t s bisher am
besten geeignet, in dieser Familie unklar abgegrenzter höherer systematischer Einheiten
und auf ganz verschiedenen Stufen einer orthogenetischen Reihe auftretender gleicher
Ausschliige ein brauchbares Schema einer natürlichen Gliederung abzugeben.
S u b f a m f i e P i e r i n a e “').
1 . T r i b u s P i e r i n i .
Morphologische Merkmale der Imago s. S. 83. Farbkleid primitiver Gruppen auf der
Thyrosin-Melaninreihe aufgebaut (Delias, manche Aporia s. 1.), bei Deltas, weniger bei
Prioneris und Cepora auch Lipochrome auf der Unterseite.
Nährpflanzen: Immergrüne Berberis, Loranthaceae-Santalaceae, Capparidaceae und
Cruciferae (Reseda, Tropaeolum).
Eiablage als Gelege oder einzeln. Ei zylindrisch, mit 10-^-20 Längskielen, von denen
die Hälfte über die Mikropylarzöne als Zähnchenkranz vorspringen. Braun oder dunkelbraun
gefärbte oder infolge starker Tuberkelbildung mit der Umgebungsfarbe kontrastierende
Raupen (z. T. auch Puppen) gesellig, die weniger primitiver Gruppen grün und einzeln
lebend. Puppen mit normaler Längsachse, mit niedrigem dorsalem und subdorsalem
Längskiel oder Punkte des Subdorsalkiels zu erhabenen Dornen oder Zapfen geworden.
Puppenfarbe bei primitiven Gruppen braun oder gelb (mit vielfach stark entwickelten
schwarzen Punkt-, Strich- oder Kleckszeichnungen), seltener schwärzlich, bei weniger u rsprünglichen
Gruppen hell gelb oder hell grüngrau, mit matten dunklen Punkten. Überwinterung
als Raupe oder Puppe oder Weiterentwicklung durch die kühltrockene Zeit.
Erste und am meisten ursprüngliche Gattungsgruppe Aporia—Deliasp.i-
Eiablage stets als Gelege (20—200 Stück). Raupen stets gesellig, ihre Farbe nie grün,
auch Puppenfarbe selten. Nährpflanzen nie Cruciferae oder Cappari/iaceae.
1. G a ttu n g Aporia H b n r .
Gattungskennzeichen: Fühler lang, mit ziemlich gut abgesetzter Fühlerkeule; 3. Palpenglied
schlank, fast oder ebensolang -"wie zweites; Vflgl.: Ri und Ra von der Zelle, R3 und
R-i+5 lang gestielt, Mi halb oder nahezu halb so läng gestielt, M2 von der Zelle, tndc halb
so lang wie Idc ober ebenso lang; Htlgl.: Hinterwinkel ziemlich ausgeweitet, Humeralader
aus halbwegs oder bis nahezu zum Rande gerade, ihr Ende distal gerichtet oder gegabelt.
Rs, Mi und M2 getrennt' voneinander von der Zelle. Penis ziemlich schlank, an der Basis
stark gebogen, so lang oder länger als Unkus+Tegumen, mit basaler Zinke. Sakkuslänge
wechselnd, vorn sehr kurz und dick bis schlank und so lang wie Unkus+Tegumen zusammen;
Tegumen groß, mit kleinem gegliedertem Fortsatz; Unkus kurz oder lang, dorso-
ventral beträchtlich verdickt, zuweilen gegabelt, sein freies Stück etwa V2 seiner ventralen
Länge; Ju x ta klein und leicht chitinisiert; Valve einfach, gerundet, zuweilen mit rudimentärem
gerundetem Distalfortsatz, mit zentraler Gruhe und innerem Sack (nach K l o t s ) .
es) Die einzige altweltliche Dismorphiine, Leptidea, kommt in Südchina nicht vor.
Von den drei Subgenera: Aporia (Type crataegi L.), Mesapia (Type und einzige Art
peloria Hew.), Metaporia (Type agathon Gr.) ist nur das letztere im Gebiet vertreten.
Subgenus Metaporia B t l r .
Gegenüber Aporia größer, # im allgemeinen über 34, 5 größer und bei den größten
Arten über 40 mm; Flügel länger und dünner; Palpus weniger behaart; im Vflgl. R2 mehr
proximal an der Zelle entspringend und mdc deutlich kürzer; Sakkus schlanker, länger
als Unkus, etwas geschwollen an der Spitze; Unkus distal vom Anus beträchtlich geschwollen,
dann plötzlich verjüngt, Ende gegabelt oder ehemalige Gabelung an seiner
Breite noch zu erkennen. Valve im allgemeinen am Ende mehr gerundet. Über Nährpflanzen
vgl. man S. 26, über Raupen S. 36, über Puppen S. 41, über Entwicklungsdauer
S. 42, über das Farbkleid S. 51, über das Areal S. 74.
Zum Subgenus Metaporia gehören von den untersuchten Arten largeteaui, agathon,
oberthüri L e e c h , acraea O b e r t h ., monbeigi O b e r t h . — delavayi O b e r t h . erscheint als
Bindeglied zur Untergattung Aporia. Horizontal- und Vertikalareal, Farbmodus (9 dunkler
als Cf und vielfach Flügel trüb glasig), Eingenerationenzyklus, Neigung zur Geselligkeit
von Aporia (s. 0.) schaffen Parallelen zu den Verhältnissen bei Parnassius. Von den
24 Aporia-Spezies ist nur eine auf die Hochgebirge im Westen und Nordwesten von Zentralasien
beschränkt (leucodice B t l r .), drei sind Endemismen vom hochgebirgigen NW-
Indien und angrenzenden Tibet, die ändern sind Charaktertiere des hochgebirgigen Westchina
und des angrenzenden Osttibet.
Über die Randgebirge Zentralasiens hinaus gehen nur 2 Metaporia. Die eine, agathon
G r a t , ha t das typisch in zwei Blöcke zerrissene Areal stenök altikoler Osthimalaya-Ele-
mente (Neapel bis Westyunnan und wieder Zentralformosa). Die zweite, largeteaui O b e r t h .,
ist die einzige“) Art, die plastisch genug war, sich auch bei Abtragung der ehemaligen
Hochgebirge zwischen dem heutigen Westchina und dem Pazifik auf Mittelgebirgslagen
anpassen zu können, und die einzige, die wesentlich unter die 2000 m-Grenze geht, über der
sich die ändern Arten meist halten.
Vom Subgenus Aporia gehen drei Arten über den Tsinlingshan nach Osten, procris
bis in die Bergländer westlich von Peking, crataegi und hippia bis zum Amur-Ussurigebiet,
crataegi ist weiter die einzige riesenräumige Art der Gattung, die sich auch auf feucht
winterkaltes, auf feucht temperiertes und warmes sommertrockenes Klima umzustellen
vermochte.
Im Gegensatz zu den Parnassiern sind Metaporia reine Waldtiere, die an lichten Stellen
des temperierten, z. T. auch des subtropischen Montanwaldes, meist gesellig so in 2__4 m
Höhe fächelnd über das Unterholz gleiten, an schneisenartigen Durchlässen oder an Waldwegen
bodennäher entlangziehen oder auch hergahwärts, bald die Luft unter dem einen,
bald unter dem ändern Flügelpaar fast wuchtig segelnd, herabkommen (largeteaui).
Wie bei Parnassiern — und allen nicht ausgesprochen altertümlichen Lepidopteren —
ist der unabänderliche Eingenerationenzyklus durch die Meteorologie des Hochgebirges
erzwungen. Aber während bei Parnassius das E i überwintert, ist das Eistadium bei Metaporia
vergleichsweise normal, aber das Raupenstadium exzessiv lang. Überwinterung erfolgt
in Kuangtung im 3. oder 4. Raupenstadium (Zucht in der Canton-Ebene, also 250 km
südlicher und 700 m tiefer als der südlichste und tiefste Punkt des Artareals).
•■*) Man vergleiche die Anmerkung zur Angabe B owhings beim Horizontalareal von largeteaui S. 86.