
weitesten außen liegende Myeetocyte des Eektalorgans die Tuniea nach außen vorwölbt
und wie andrerseits schon entkommene Mycetocyten dieser Stelle außen eng anliegen.
Die Natur hat uns hier ein Experiment in die Hände gespielt, das von der Ausgewogenheit
und von der Begulationsfähigkeit des symbiontischen Systems beredtes Zeugnis ablegt.
Aus einem schwer ersichtlichen Grunde hat sich, vermutlich schon au i einem jüngeren
Larvenstadium die Zahl der Mycetocyten im Eektalorgan fast verdoppelt, vielleicht,
weil sieh die Symbionten über Gebühr vermehrt hatten, wahrscheinlich aber, weil die
jungen Mycetocyten sich kurz vor oder nach der Besiedlung mit Symbionten noch einmal,
zusätzlich, geteilt haben; eine Vorstellung, zu welcher die später zu erörternde Embryonalgeschichte
des Eektalorgans guten Grund bietet. Mit dem Heranwachsen der
Mycetocyten entstand Eaummangel im Organ und aus rein mechanischen Gründen
wurde die überflüssige Zahl der Mycetocyten am locus minoris resistentiae, an der ventralen
Naht der beiden Valvulahalbringfalten, nach außen gedrängt, wobei die peristaltischen
Bewegungen des Eektums, die ich im Leben bei Äsiraca und Cixius deutlich
beobachten konnte, sicher erheblichen Anteil gehabt haben werden. Offenbar begann dieser
Prozeß schon auf frühen Entwieklungsstadien, da wir ja einzelne Mycetocyten weit entfernt
zwischen Pettgewebslappen eingeklemmt finden, wohin sie wegen ihrer Große schon
vor der endgültigen Ausdifferenzierung der Gewebe gelangt sein müssen. Es ist erstaunlich,
mit welcher Genauigkeit hier das symbiontisehe Gleichgewicht gewahrt wird. Eie
überzähligen Mycetocyten vergrößern und erweitern nicht, wie einfach zu erwarten gewesen
wäre, das Myeetom, das dann allerdings das Eektum wohl verstopft hätte und
schwere Störungen des Stoffwechsels verursacht hätte, sondern sie werden abgestoßen
und die normale Zahl im Myeetom wird wieder hergestellt. Andererseits ist es zunächst
verwunderlich, daß die Mycetocyten in ihrer doch zweifellos völlig veränderten Umgebung,
von einer geringen Größenzunahme abgesehen, keinerlei Veränderung erfahren
haben, daß vor allem die Symbionten nicht zu ähnlichen Eiesenformen hypertrophiert
sind wie die Insassen der X-Organe, die ja nichts weiter sind als eine Filialgeneration
von ihnen. Hatten wir doch das Hypertrophieren zu Eiesensymbionten bzw. das Kleinbleiben
der Eektalorganinsassen vor allem in veränderten Milieubedingungen, speziell m
einer Einwirkung des Darmes vermuten müssen. Hier zeigt sich nun, daß die Verhältnisse
nicht so einfach liegen und daß wahrscheinlich das Auswachsen zu Involution»-
formen nicht eine unmittelbare Wirkung des Milieus ist, sondern erst sekundär über den
Verlust der Teilungsfähigkeit bei fortbestehendem Wachstum zustande kommt,- wobei
sicherlich auch der Zeitpunkt des E intritts veränderter Bedingungen eine Eolle spielt,
so daß eben erst nachträglich aus dem Bereich des Eektalmycetoms gebrachte Symbionten
nicht mehr zu Eiesensymbionten auswachsen können.
F ü r die Gesamtzahl der übrigen Organe ist charakteristisch, daß sie alle miteinander
sehr weit ventral in der hinteren Hälfte des Abdomens einen großen zusammenhängenden
Komplex unter den Gonaden bilden (Abb. XIV, XV). Zentral liegt stets das
breite unpaare, meist abgeplattete und flächenhaft entwickelte, sehr große k-Organ
(Abb. 81), das besonders seitlich, aber auch nach vorn und hinten girlandenartig von den
außerordentlich langen und extrem verschlungenen und aufgeknäulten Schläuchen der
paarigen a- und X-Organe umgeben wird, die jedoch seitlich an den Abdomenwanden
oft mit einigen Schlingen auch nach dorsalen Eegionen hinaufgreifen.
Die paarigen X- O r g a n e bilden stets die längsten Schläuche aus und sind so stark hin und her gebogen und in
sich und mit den a-Organen verwunden, daß es unmöglich ist, auf Schnitten einen Schlauch von Anfang bis Ende zu
verfolgen und seine wahrscheinlich ungeheure Länge genauer festzustellen. Demgegenüber ist der Durchmesser (Abb. 82)
der zumeist drehrunden Schläuche nicht allzu stark. Die einzelnen Schlingen legen sich sehr eng aneinander, so daß auf
Schnitten ihre Wände nicht immer leicht zu erkennen sind. Ich vermute deshalb auch, daß die von Bü chner bei den
Pyropsinen erwähnten Zwischenwände einzelner Syncytien in Wirklichkeit die Außenwände eng aneinander gepreßter und
vielleicht ± miteinander verwachsener Einzelschichten darstellen. —■ Das Epithel ist stets membranartig dünn, aber an den
vereinzelten flach spindelförmigen Kernen immer deutlich zu erkennen; bei Poiocera perspicillala ist es besonders tracheenreich.
Das Wirtsplasma ist nur schwach entwickelt und auf einen schmalen Randsaum und kurze radiale, an den inneren
Enden sternförmig verzweigte Septen beschränkt, in denen große chromatinreiche, entsprechend abgeflachte und gestreckte
Kerne liegen, die nur selten schwache Lappen oder Zacken ausbilden. Zentral entsteht manchmal, aber offenbar nur
sekundär, durch Auseinanderweichen bei der Fixierung ein schmaler Spaltraum. Die S y m b i o n t e n sind außerordentlich
stark gelappt und zerschlissen und entsprechen den Formen, die wir bei den Fulgoroiden kennen lernen werden
und die deshalb als Fulgoratyp bezeichnet werden sollen. Sie sind so tief eingeschnitten, daß auch kein Zentralkörper
mehr übrig bleibt wie bei den Cixiiden. Aus diesem Grunde und weil sie meist sehr dicht gelagert sind und ihre Lappen
sich eng miteinander verzahnen, ist Größe und Form einzelner Individuen auf Schnittbildern nie mit Sicherheit festzustellen.
Jedoch handelt es sich wohl meist um recht kleine Formen in entsprechend großer Anzahl. Ihr Plasma ist sehr
hell und locker, von eosinophilen Tropfen und Granulis dicht erfüllt.
Die paarigen a - O r g a n e stellen, wie erwähnt, ebenfalls sehr lange, kräftige Schläuche dar, die mit denen der
X-Organe meist eng verschlungen sind, stets aber weiter innen liegen und meist als Girlande das k-Organ in den seitlichen
Teilen umwinden. Bei La, Ld und L0, also larvalen Formen, sind die Schläuche noch relativ kurz und wenig verwickelt,
mit zunehmendem Alter knäulen sie immer mehr zusammen. Eine Serie verschieden alter Larven von Ld und Le
gibt einen Einblick in ihr allmähliches Auswachsen (Abb. XVI und 81): zunächst liegen sie als gedrungene kurze Säcke
quer hinter dem k-Organ, das sie dann immer weiter, zuerst seitlich und später auch nach vorn zu, umgreifen. Das Epithel
ist in allen Fällen außerordentlich kräftig und besteht aus hohen, oft sogar kubischen oder kurzzylindrischen Zeilen mit
großen, runden, relativ chromatinarmen Kernen. — Im inneren Aufbau finden wir wieder alle Typen verwirklicht, die
wir schon bei den Cixiinen kennen gelernt haben. Pg und Px besitzen noch viele kleine, einreihig hintereinander geordnete
Einzelsyncytien. Bei Crepusia, Poiocera monacha und Py sind diese schon oft sehr groß und tragen mehr oder minder
synsyncytialen Charakter. Alle übrigen Formen weisen jeweils nur ein riesenhaftes Synsyncytium höherer Ordnung auf,
in dem besonders bei Lc und P0 noch die Territorien der ehemaligen Syncytien zu erkennen sind. Bei P0 ist jedes Myce-
tom in mehrere Teilorgane zerfallen, soweit sich das bei der Verschlingung der Schläuche überhaupt ermitteln läßt, in
ca. 3 bis 4 auf jeder Seite. Wo noch Einzelsyncytien erhalten sind, fällt auf, daß diese in Richtung auf die Infektionshügel
zu stets kleiner, von ihnen weg jedoch größer werden; ja selbst in den Fällen der Riesensynsyncytien sind in der
Umgebung der Infektionshügel noch einige kleinere Einzelsyncytien oder wenigstens ihre Territorien erhalten! — Die
großen chromatinreichen Kerne liegen fast stets der Wand der Syncytien flach an, nur bei Px treffen wir polygonal gelappte
auch auf kleinen zentralen Plasmainseln häufiger an. Als S y m b i o n t e n treten überall kräftige und sehr langgestreckte,
große Schläuche auf, deren Form und Größe im einzelnen innerhalb eines Mycetoms jedoch meist erheblichen
Schwankungen unterworfen ist (besonders ausgeprägt bei Px), besonders bei Formenimit Einzelsyncytien (Abb. 83), so daß
wir Syncytien mit vielen, verhältnismäßig kleinen, schlankeren und längeren Schläuchen neben solchen mit relativ wenigen,
größeren, gedrungeneren bis fast eiförmigen Symbionten antreffen. Dazwischen lassen sich alle Übergänge auffinden,
wobei wieder ein deutliches Gefälle in Richtung der Infektionshügel zu bemerken ist, derart, daß die Schläuche um so
größer und gedrungener sind je näher, um so kleiner und schlanker je weiter wir uns von einem Infektionshügel befinden.
Es ist anzunehmen, daß diese Umgestaltung eine Fernwirkung der Infektionshügel darstellt, welche die Symbionten
schon außerhalb derselben weitgehend auf ihre Umgestaltung zu Infektionsformen vorbereiten soll. Wahrscheinlich hängt
auch die oben erwähnte Verkleinerung der Syncytien damit zusammen.;,^ Die Zahl der meist sehr großen I n f e k -
t i o n s h ü g e 1 läßt sich bei der Länge und Verschlingung der Mycetome nur schwer genau feststellen, aber stets sind es
mehrere, bei B* und Py 2 bis 3, bei Poiocera monacha 4 und bei Crepusia mindestens 6 in jedem Teilorgan, oft dicht
benachbart. Gewöhnlich sind sie nicht so tief wie bei anderen Familien in das Myeetom eingesenkt, sondern überragen
die Oberfläche des Organs wirklich hügelartig, und sind oft in Form längerer Rücken dem Myeetom aufgesetzt. Ihre zweikernigen
rundlichen Zellen bilden einen lockeren Pfropf, der nur mit seiner Basis im Myeetom wurzelt. Die Symbionten
werden in der üblichen Weise erst einzeln in kleineren Vakuolen aufgenommen, die später zu einer einheitlichen Großvakuole
zusammentreten, und aus der schlauchförmigen Normalform zu gedrungenen, fast kugeligen oder eiförmigen
Infektionsstadien verwandelt, die stets viel größer und massiger wirken und sich bedeutend dunkler und intensiver an-
färben. Wie die Normalformen enthalten sie in ihrem dichten Plasma oft eine fast durchmessergroße Vakuole und außerdem
noch eine oder wenige blaßrötliche schollige Einschlüsse von der gleichen Größe.
Bei L,„ Crepusia nuptialis und Ps ist das Epithel der a-Organe dicht von einem vierten
Symbionten besiedelt und zu einem epithelialen Myeetom umgestaltet, das als dicker
Mantel allseitig die Syncytien des a-Organs umhüllt,wobei das E p i t h e l o r g a n oft höher
ist als der Radius des a-Organs (Abb. 84). Die ursprünglich einkernigen Epithelzellen sind