Das Orange ist dominant. Da auch alle Maße orangefarbiger Tiere etwas größer sind als
die normal gefärbter (s. Tabelle zu S. 61), ist es vielleicht richtiger zu sagen: Die höhere
physiologische Energie setzt sich durch.
Ve r h ä l t n i s s e bei T e r i a s u n d C a t o p s i l i a . Terias hecabe — die anderenTerias
des Gebiets sind biologisch zu wenig bekannt — ist die hinsichtlich ihrer Chemotaxis am
meisten schwankende Pieride: sie frißt als Regel Papilionatae, insbesondere holzige Cassia,
springt in das Chemo-Areal von Gonepteryx und frißt Rhamnus, nimmt gelegentlich
Euphorbiaceae — was außer ihr unter Pieriden nur noch ebenso gelegentlich Appias
tu t —- und findet sich ziemlich häuiig an Hypericaceae, was Unikum unter Pieriden und
südchinesischen Rhopaloceren überhaupt ist.
Auch hinsichtlich ihres Entwicklungstempos ist sie die am meisten variable Art der
Familie; Puppenstadium: ganzes J a h r m in .: max. = 1: 7,5 gegenüber 1: 5,9 als nächsthöher
Verhältniszahl. Noch auffallender sind die Ausschläge im Puppenstadium bei Tieren
der gleichen Zeit und des gleichen Raumes: in der kühltrockenen Zeit 17,5—33,5, Schwankung
16 Tage = 60 v. H. D; in der heißtrockenen Zeit 7,5—21,5, Schwankung 14 Tage
— 131,4 v. H. D; in der heißfeuchten Zeit 4,5—13,5, Schwankung 9 Tage — 97,8 v. H .Dr").
Parallel mit diesen Befunden ist auch das Erscheinungsbild von Terias hecabe selbst
unter Tieren der gleichen Zeit in einem Grade schwankend, wie bei keinem ändern südasiatischen
Schmetterling, und Terias hecabe ist deshalb wohl der am häufigsten benannte
Falter. Man kann von T. hecabe — und blanda — am gleichen Ort und Tag, vor allem
zwischen Dezember und April, Tiere des gleichen Geschlechts vom tiefen Chromgelb und
blassen Grünlichgelb, solche mit sehr breiter schwarzer Vflgl.-Binde und solche mit fast
fehlender Schwarzzeichnung am Vflgl.-Apex, solche von 26 und 16 mm Vflgl.-Länge fangen
(Einzelheiten: Spezieller Teil, S. 129). Jahreszeitlich gebunden ist von ihnen nur die Form
mit sehr schmalem, schwarzem Apikalstreif im Vflgl. oben und ausgeprägter rotbrauner
Fleckung in beiden Flügeln unten (f. mandarina), aber auch sie scheint mikroklimatisch
oder durch Erbgang bedingt, denn man kann z. B. am 1 . J an u a r am gleichen Orte neben
ihr fast alle Sommerformen fangen.
Diese weder geographisch noch jahreszeitlich bedingten hohen Schwankungen im E rscheinungsbild,
Chemotaxis und Entwicklungsdauer scheinen Ausdruck einer noch nicht
abgeschlossenen artlichen Entwicklung bei der familiengeschichtlich hochstehenden Rho-
docerinen-Gattung Terias. Ob die jeweilige Erscheinungsform durch die Reaktion der
individuellen Physiologie auf mikroklimatische Verhältnisse bewirkt wird oder ob — ähnlich
wie bei Delias die Entwicklungsdauer der Nachkommenschaft eines 9 (oder Geleges)
zwar identisch, aber gegenüber dem anderer 9$ verschieden ist, und ob eine gewisse
Entwicklungsgeschwindigkeit — und als ihr Ausdruck der Intensitätsgrad der Färbung —
gekoppelt ist mit einer besonderen Form der Chemotaxis1), bleibt festzustellen. Diese
Untersuchungen wären eine höchst dankenswerte Aufgabe einer Massenzucht dieses gemeinsten
südasiatischen Winter Schmetterlings Terias.
Auch würde bei einer Raupenentwicklung der Orangeform durch die heiße Zeit der Größenunterschied gegenüber der
selben Form viel beträchtlicher sein (etwa ähnlich dem von rhamni chinensis und rhamni major in Szechwan). Eine Überwinterung
als Imago erfolgt sicher nicht, sonst wären die Tiere infolge ihrer auffälligeren Färbung, ihres größeren Wasserbedarfs
und der auf ihre Erbeutung ausgesetzten Prämien nicht unbemerkt geblieben.
50) Genaue Zahlen Tabelle S. 43.
. B1) Der eine Fall von 4,5 Tagen Puppenstadium wurde bei einem Tier an Rhamnus beobachtet und war erstaunlich
infolge des Beobachtungsortes*: 25,5° n. Br. und 700 m Seehöhe bei unmittelbar ansteigendem Gipfel von 1100 m.
Cato. p s i l ia. Bei Colias, Gonepteryx, Dercas, Terias ist blaßgrünlichweiße Färbung
auf 99 beschränkt. Bei den vier in China vorkommenden Catopsilia zeigt sich folgende
Verteilung der Grundfarbe beider Geschlechter:
pomona: C?9 gelb oder sahnefarbig,
crocale: Cf$ gelb oder nur im proximalen Teile des Flügels so, im Distalfeld weiß.
florella: gelbe 2 .sind Begel, weiße Ausnahme, cf weiß.
pyranthe: 2 grünliehweiß oder das Distalfeld beider Flügel kann beim 2 gelblich
sein, cf weiß.
Bei Catopsilia erfolgt also eine Rückbildung der Pterin-Entwicklung von (der indomalaiischen
scylla und) pomona-crocale über florella zu pyranthe, bei der nur noch weiße
Cf cf Vorkommen oder auch die 22 grünlichweiß sind. Auch ein sonst in der Tribus gänzlich
fehlender Rückschlag in die stammesgeschichtlich alte Schwärzung kann bei crocale auf-
treten (f. flava: im Vflgl. an die Schrägfelderung bei Ixias, bei f. ostentata an die primitive
helle Bindenbildung bei Delias erinnernd). In China, an der Nordgrenze des Gattungsareals,
ist die Schw-ankung im Erscheinungsbild der Arten gering. Von Ceylon wird berichtet,
daß alle vier im Gebiet vorkommenden Formen von pyranthe gleichzeitig nebeneinander
fliegen, was darauf hindeutet, daß bei Catopsilia ähnlich schwankende Entwicklungsverhältnisse
vorliegen wie bei Terias.
B e s o n d e r h e i t e n im E r s c h e i n u n g s b i l d von I n d i v i d u e n k ü h l t r o c k e n
e r Ze i t en. Als Folge der Trockenzeit ist der Distalrand entweder als Ganzes gegenüber
dem stark versteiften Apex zurückgezogen oder die Adern bleiben als Versteifungsstäbe
erhalten und das Feld zwischen ihnen springt bogig zurück. Der vorgezogene Apex
des Vflgls. kennzeichnet Trockenzeittiere von Hebomoia glaucippe und in weit mehr verstärkter
Form solche von Terias herla (f. t: subfervens B t l r ., in Indien laeta B s d .). Die
bogige Ausbuchtung, vor allem des Distalrandes im Hflgl. ist charakteristisch für Bewohner
trockener Hochgebirge (die Formen von Gonepteryx mahaguru Gs t . von den zentral-
asiatischen Randgebirgen und den Gebirgen Zentralformosas).
Häufiger ist ein Unterschied im Verdunkelungsmodus zwischen Regen- und Trockenzeittieren.
Melanisierung infolge höherer Wärme und Feuchtigkeit verläuft — wie vorn
gesagt —. entlang der Äderung (Längsstreifung entlang der Äderung bei Cepora nerissa,
Delias hyparete, Pieris naganum 2, Synchloe napi und melete u. a.) und erreicht vielfach
eine Häufung an den Aderenden des Distal-, zuweilen auch des Kostalrandes. Solche
Schwärzungen fallen bei Trockenzeittieren weg oder sind stark reduziert (Cepora nerissa
auf beiden Flügeln unten).
Bei Terias herla subfervens B t l b . der Monate X II.—IV. (in S e it z , Paläarktenteil
S. 58 und Taf. 23 e als laeta B s d . bezeichnet) ist in Mittelgebirgslagen“") um 700 m in Nord-
lcuangtung der breite s c hw a r z e Vo r d e r f l ü g e l - R a n d in den Zwischenaderfeldern
oben fahl holzfarbig, braun und nur die Adern noch schwärzlich. Bei Leptidea sinapis
im hoehgebirgigen Westchina ist bei Tieren der Monate III.—IV. der große dunkle Apikalfleck
im Vflgl. nicht selten matt, kaum erkennbar oder auf Aderstreifen v„'; die dann
wie Schirmstäbe aussehen g - reduziert. Solche Tiere mit Rückbildung der Melaninentwicklung
entstehen durch mikroklimatische Verhältnisse auch in ändern kontinentalen oder
trockenen Gebirgslandschaften.
52) Bei ihrer westchinesischen und nordindisehen Vikariante sicher auch in mittleren Hochgebirgslagen und in früheren
Monaten.