
Organs zu unterscheiden. Zwischen ihnen treten die dunkleren Stäbchen aus dem Bakterienorgan als Füllmasse deutlich
hervor (Abb. 104). Eine zeitliche und räumliche Sonderung besteht nur insofern, als die Bakterien etwas später einzutreffen
scheinen und deshalb meist nur in der unteren Hälfte des Symbiontenballens anzutreffen sind. Bei Fulgora confusa fehlen
die Vertreter des m-Organs hier völlig.
Hier muß ich noch auf eine rätselhafte Erscheinung hinweisen, die ich bei Fulgora europaea beobachtete. Zwischen
den Dotterschollen der reifen Eier finden sich häufig kleine Gruppen fädiger oder kugeliger, zu Ketten auf gereihter,
meist unscharf umrissener Gebilde (Abb. 104), die sich mit „Heidenhain“ schwarz, mit Hämalaun-Eosin-Orange-G bräunlich
bis gelblich färben. Ob es sich hier um künstliche plasmatische Gerinnsel oder etwa um einen 4. Symbionten handelt,
der in dieser Phase zufällig distinkter erscheint, wage ich nicht zu entscheiden. Sein Ursprung müßten dann die rätselhaften
Zellen im Bakterienorgan sein und die Ovarialmycetome der Ausgangspunkt für seine von vorn erfolgende Infektion.
Ich besitze im Augenblick leider nicht genügend Material, um mit neu zu suchenden Methoden dieser Frage
nachzugehen. — Immerhin zeigen die bakterienhaltigen m-Organe der A-Gruppe, wie bei dieser offenbar noch relativ
jungen Symbiose noch ± akzessorischer Mikroorganismen sowohl die Organe selbst, als auch die Wege der Infektion
noch nicht so ausgewogen und festgelegt sind, wie wir das sonst zu sehen gewohnt sind.
2. D ie Gr u p p e B (Aersiagruppe). Im F e t t g ew e b e des Abdomens findet sich bei
den Angehörigen der Aersiagruppe stets ein relativ lockerer Befall mit He f en, der aber
von dem bisher bekannten Typ abweicht. In einzelnen, günstig gelagerten Fällen, besonders
bei jugendlichen Tieren, bei denen die Fettgewebselemente noch nicht so stark gequollen
und vakuolisiert sind (Nersia, Pteroplegma, Fulgora nodivena, F k, F r) ist nämlich
deutlich zu erkennen, daß die Hefen nicht wie sonst in die Fettzellen selbt eindrin-
gen, sondern nur die Spalträume z w i s c h e n ihnen besiedeln (Abb. 105), während die
Fettzellen' selbst völlig steril bleiben. Ich möchte diesen Typ der Fettgewebebesiedlung
mit Hefen deshalb als i n t e r z e l l u l ä r e n T y p bezeichnen. Am deutlichsten ist er bei
meinen Präparaten an einem jugendlichen $ von Fulgora nodivena festzustellen. Die
großen polygonal gelappten Fettzellen besitzen noch einen relativ großen rundlichen Kern,
und ihr dicht schaumiges Plasma enthält nur relativ kleine Vakuolen. Sie liegen nu r locker
aneinander, so daß die Spalträume zwischen ihnen, wohl durch Schrumpfung der Zellen
bei der Fixierung sekundär vergrößert, ziemlich weit sind. Die großen kräftigen Hefen liegen
ohne Ausnahme in diesen Spalträumen. Wo zwischen den Fettzellen aber nur wenig
Raum bleibt, werden die eingeklemmten Hefen von pseudopodienartigen Fortsätzen der
Fettzellen umgriffen, nie aber wirklich in sie auf genommen. Dadurch wird auch verständlich,
daß die Fettzellen hier nicht syncytial zusammentreten und ihre Zellgrenzen auflösen,
was sonst bei der Besiedlung mit Hefen stets geschieht und überhaupt als eine allgemeine
Reaktionstendenz symbiontenführender Zellen hingestellt werden kann. Später, d. h. bei den
meisten mir vorliegenden Tieren (Abb. 106) ist der interzelluläre Befallstyp nicht mehr so
augenscheinlich, weil die anschwellenden Vakuolen die Fettgewebszellen d erart aufblähen,
daß sie sich dicht aneinanderdrängen und von Spalträumen keine Spur mehr sehen lassen.
Obwohl dann auch die Zellgrenzen nicht mehr nachweisbar, vielleicht auch tatsächlich aufgelöst
sind — bestimmt ist das bei Cx0 (Abb. 111) der F a ll—, so ergibt sich doch fast stets
ein außerordentlich charakteristisches Bild, in dem die zwischen den aufeinanderstoßenden
Zellwänden eingeklemmten Hefen jeweils die Begrenzung der einzelnen Fettzellen im
Schnitt als mehr minder bienenwabig geordnete Reihen erkennen lassen. Ob die Hefen
in diesem Zustand wirklich histologisch noch außerhalb der Fettzellen liegen, vermag ich
nicht zu entscheiden, obwohl ich es annehmen möchte, weil sich bei intrazellulärer Lagerung
um die Hefen im Wirtsplasma Vakuolen bilden würden, was hier nicht der Fall
ist, andererseits aber von Hefen, wie überhaupt von allen Symbionten, im Wirtsplasma
sonst stets Vakuolen erzeugt werden. Physiologisch ist diese Frage, ob intra- oder
extrazelluläre Lagerung, in diesem Stadium auch nicht mehr so wichtig, da eben auf jeden
Fall eine innige B erührung von W irtsplasma und Symbionten erreicht ist. Die Befallsdichte
ist im allgemeinen locker, aber sehr wechselnd, nur bei F y, F„ F r und Cx0 dichter und gleichmäßiger,
Es kommen auch oft sterile, aber unscharf begrenzte Zonen vor. Die H e f e n sind
meist außerordentlich schlank, zigarren- oder stab-, ja sogar fast schlauchförmig und meist
sehr groß, seltener gedrungen und kleiner (F„ F t). Ih r dichtes, eosinophiles Plasma enthält
einen dunklen Kernkörper und mehrere kleine Vakuolen.
Die f - O r g a n e sind meist paarig entwickelte, lange, oft stark ausgezogene, dünne und meist unscheinbare, nur
bei Fb, Lappida, Fy und Cx0 kräftigere und bei Fulgora herbida kurze, gedrungene Schläuche (Abb. 107). Bei Lappida
Fr, Ft und Cx0 ist nur ein unpaarer, langer, querliegender, bei Fr m-förmiger Schlauch entwickelt. Ihre Organisation ist
im Prinzip dieselbe, die wir schon kennen gelernt haben, nur histologische Einzelheiten sind verschieden ausgeprägt. Die
epitheliale Hüllschicht ist im allgemeinen sehr kräftig, bald flacher (Nersia serlata, Fulgora herbida, F r, Fx), bald höher
und aus fast kubischen Zellen zusammengesetzt (Pteroplegma, Fulgora nodivena, F. apicalis, Fb, Lappida, Fk, Fp, Fy) und
stets von großen Tracheen und Tracheolen durchzogen. Bei Cx0 sind die Tracheen so weitlumig, daß sie oft größer sind
als der Querdurchmesser des Mycetoms, und die Mycetocyten ihnen einseitig wie mondförmige Reiter aufsitzen (Abb. 110,
109 a,b). Die rundlichen Kerne sind meist chromatinarm und gern zentripetal gelegen. Die Mycetocyten sind entweder
groß und dann liegen sie in einer Reihe hintereinander (Fulgora apicalis, F. nodivena, F. herbida, Fx, Fk, Fp, Ft, Nersia,
Pteroplegma) oder kleiner und dann mehrschichtig gelagert (Lappida, Fb, Fr), bei Fy und Cx0 zweireihig. Ihre chromatin-
reichen Kerne erstreben, wie meist die Mycetocytenkerne, eine Oberflächenvergrößerung, die auf verschiedenem Wege
erreicht wird, indem eine mehr oder weniger vollständige amitotische Zerschnürung eintritt. Ist sie unvollständig, so
entstehen gelappte und bizarr gestaltete Kerne in der Einzahl (Pteroplegma, Nersia, Fulgora herbida, Fx und Cx0), ist sie
aber vollständig, so erhalten wir zwei rundliche Kerne, die oft noch durch eine dünne Verbindung Zusammenhängen
(Lappida, Fulgora apicalis, Fb, Fk, Fp, Fy). Übergangsformen zeigt vor allem Fk, ungeteilt runde Kerne nur Fulgora
nodivena, Fr und Ft. Oft liegen die Kerne nicht mehr in der Mitte ihrer Zelle, sondern exzentrisch und wandständig
(Fk> Fp, Fr, Ft). Die Symbionten füllen die Mycetocyten dicht an und haben wohl meist kugelige oder kurzstabförmige
Gestalt, jedoch sind ihre Formen nicht immer gut erkennbar.
Bei Fx ist ein w e i t e r e s My c e t om ausgebildet (Abb. 108), das in vielen Beziehungen den bakterienhaltigen
m-Organen der Fulgora-Gruppe ähnelt und wohl mit ihm gleichzustellen ist. Beim cf ist es kleiner, gedrungener und unregelmäßig
polygonal gestaltet, beim dagegen größer und breit schlauchförmiger und gewunden. Es wird von einem
membranartig dünnen Epithel mit wenigen flach spindelförmigen Kernen umspannt und besteht aus großen ein- bis
zweikernigen polygonalen Mycetocyten, die, zwei- bis dreifach geschichtet, stellenweise syncytial zusammentreten. Zentral
bilden sich oft Spalträume aus. Die chromatinreichen Kerne sind meist gestreckt, vereinzelt grob gelappt und bisweilen
± vollständig amitotisch zerschnürt. Als Symbionten treffen wir eine dichtschaumigrkörnige Masse heller, offenbar kugeliger
oder kurzfädiger, bakterienartiger Organismen, die nicht näher erkennbar sind. Besondere Infektionsstadien werden
nicht gebildet. Bei einem der mir vorliegenden $ £ ist das Epithel des Organs an einigen Stellen abgehoben und der entstehende
linsenförmige Spaltraum zwischen ihm und den Mycetocyten dicht von Hefen aus dem Fettgewebe erfüllt, die
eben auch hier nur interzellulär auftreten. IpD a s Vorkommen des m-Organs auch in der sonst mycetomarmen Nersia-
Gruppe kann als ein Beweis für die Annahme gelten, daß es sich bei diesen Symbionten um eine relativ jüngere Symbiose
handelt, die akzessorisch zu den früheren hinzugetreten ist.
Von der E i i n f e k t i o n kann ich leider nichts berichten, da ich kein geeignetes Material
dafür besitze. Der Symbiontenballen (Abb. 112) in ablagereifen Eiern ist relativ klein
und unscheinbar und liegt der Oberfläche des hinteren Eipols von innen her an. E r ist meist
rundlich oder schwach polygonal und nur locker von wenigen Hefen erfüllt, zwischen denen
sich das Gerinnsel der unscheinbaren f-Symbionten als Kittmasse ausbreitet.
Im ganzen betrachtet, sind die symbiontischen Verhältnisse bei den Fulgorinen recht
uneinheitlich und schwer mit dem System in Einklang zu bringen, besonders wenn man
bedenkt, daß verschiedene Arten einer Gattung {Fulgora) ganz verschiedene Einrichtungen
besitzen. Vielleicht ist das aber ein Hinweis darauf, daß diese Gattung eben keine natürliche
Einheit ist und besser aufgegliedert werden müßte.
2. Unterfamilie Tropiduchinae.
Aus dieser Unterfamilie ist bisher nur eine Form, nämlich eine unbestimmte Art
der Gattung Tambina aus Sumatra von G. R ic h t e r untersucht worden, die lediglich eine
symbiontische Besiedlung des abdominalen Fettgewebes mit Hefen feststellen konnte. Mir