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 von Cixius nervosus L.  und  Fulgora  europaea L. 
 Wenn  ich bisher versucht habe,  einen möglichst umfassenden und alle größeren systematischen  
 Einheiten  berücksichtigenden  Überblick  über  die  symbiontischen  Einrichtungen  
 der JJ ulgoroiden zu geben,  so konnten dabei  im  allgemeinen  nur  die  Verhältnisse  bei  
 den  Imagines  oder  bei  älteren  (V.)  Larven  geschildert  werden;  einmal,  weil  aus  den  
 eingangs  erörterten  Gründen  jüngeres  oder  gar  embryonales  Material  von  Zikaden  nur  
 schwer zu beschaffen ist,  zum anderen, weil  eine Ausdehnung  der Arbeit  auf  diese Stadien  
 ihren Umfang gesprengt hätte.  Trotzdem ist  nicht  zu  verkennen,  daß  die  interessantesten  
 Probleme der Zikadensymbiose gerade w ährend der  Embryonalentwicklung  auftreten  und  
 daß eine richtige Beurteilung erst durch die  Kenntnis  des  gesamten  Individualzyklus  von  
 W irt und Symbionten  ermöglicht wird. 
 Bisher liegen für die Zikadensymbiose n ur vereinzelte Ansätze  zu  einer  solchen Bearbeitung  
 vor.  Den  ersten stellt  die  schon  einleitend  erwähnte  Arbeit  von  H e ym o n s   (1899)  
 dar  der  bei  einer  Beschreibung  der  Embryonalentwicklung  der  Cicadiden  unbewußt  die  
 Bildung  und  Entwicklung ihrer Mycetome  schilderte,  die  dann  1912  durch B ü c h n e r   ihre  
 richtige Deutung und eine entsprechende eingehendere Behandlung  erfuhren.  Derselbe  hat  
 dann  auch  (1925)  einige  Embryonen  einer  indischen  Eurybrachys-Art  untersucht,  die  jedoch, 
  Wie-WH  sahen,  nur Hefen  (und  vermutlich  ein f-Organ)  besitzt,  so  daß  die Vorgefundenen  
 Bilder nicht wesentlich von denen abweichen, wie sie bei der Embryonalentwieldung  
 anderer Homopterensymbiosen  auftreten. I TV2 "  ES dOT B B  iSt der Hefenballen ■ emsr  epithelialen  Schicht  plasmareicher Zellen  umgeben  de-  
 S ™   T T   “   blastodermbtldenden  Furchungskernen  vermutet. Während  der  Invagmation  dringen  diese  Hüll- 
 M Ü H  n D D H H   Uttd  belad<ffl  sich  mit  enthalten  aber  auch  stets  einige  Dotterkugeln.  Zu  glei- 
 ■  ■ ■ ¡ ■ H B — ■   110011 H B   Symbiontenballen  von  der  Schwanzspitze  des  Keimstreifs  an  das  obere  Ende  des  
 ■ H H H  v  V   I   Allsrollun*  des  EmI>r5,os  begen  Weibt.  Bei  dieser  wird  er,  ebenfalls  wieder  passiv,  vom  
 b riTchMoLlfen  F  Ky0S  H H   “   ^ n   hinteren'Eipol  befördert,  wo  er  sich  dann  allmählich  aufzulösen  scheint,  denn  
 bei  schlupfreifen  Embryonen  sind  große  Teile  des  Fettgewebes  bereits  von  Hefen  besiedelt. 
 Ich  habe  diesen  Fall  hier  vor  allem  deshalb etwas genauer wiedergegeben, weil ich  
 selbst  nicht  näher  die Entwicklung  einer hefeführenden  Zikade  untersucht  habe  und  weil  
 er  sehr  interessante  Vergleichsmögliehkeiten  zu der Embryonalgesehichte polysymbionter  
 und myeetomführender Formen  bietet.  Insbesondere  ist  zu  beachten,  daß  trotz  der  völlig  
 diffusen  Besiedlungsweise  des  imaginalen  Fettgewebes  durch  Hefen  primär  doch  eine  
 Art Myeetöm  (Primärmycetom)  gebildet wird,  das  sogar während  des  größten  Teiles  des  
 Embryonallebens  erhalten  bleibt. Daraus  ergibt  sich zum mindesten ein berechtigter Zweifel  
 an der Anschauung,  daß die Infektion  des Fettgewebes mit Hefen einen primitiven und  
 gleichsam wenig geordneten Zustand  des  symbiontischen Verhältnisses darstellt. 
 Mit einer ausführlichen Darstellung der Entwicklung  der  symbiontischen  Einrichtungen  
 im Verlaufe  der  Lebensgeschiehte  zweier  einheimischer,  polysymbionter  Fulgoroiden  
 (Cixius  nervosus  und  Fulgora  europaea)  soll  im  folgenden  versucht  werden,  wenigstens  
 einige Beispiele fü r völlig geschlossen bekannte,  symbiontische  Zyklen  bei  Zikaden  aufzu-  
 stellen.