Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß ich trotz eifrigen Suchens in Mycetocyten oder
symbiontenhaltigen Syncytien fast nie Mitosen gefunden habe, während Amitosen die Kegel
sind. Eine Ausnahme hiervon machen nur die Zellen larvaler m-Organe von Fulgora
europaea, wo allerdings der Kern zentral bleibt und um sich eine relativ große Plasmamasse
behält, und zudem die Symbionten sehr klein sind. Dagegen zeigen Zellverbände, die
in Kürze Symbionten aufnehmen werden, regelmäßig lebhafte mitotische Kernvermehrung,
besonders wenn sie schon epithelartig einer symbiontisehen Masse anliegen (Embryonalentwicklung),
während sie nach der Aufnahme der Symbionten sich nur noch amitotisch
vermehren.
Selbstverständlich kann eine Teilung des symbiontengefüllten Zelleibes seihst noch
viel weniger erfolgen als eine Mitose ihres Kernes, infolgedessen führen die amitptischen
Kernzerschnürungen in allen Fällen, in denen sie überhaupt auftreten, zu Syncytien, die
aus einer Zelle durch Kernvermehrung hervorgegangengpnd (PrimarsynCytien der a- und
b-Organe, zweikernige Kektalmycetocyten usw.). Andererseits haben sehr viele Mycetocyten
das Bestreben, mit ihren Nachbarn zu syncytialen Verbänden zu verschmelzen, also
Syncytien zu bilden, die sich aus ursprünglich mehreren Zellen zusammensetzen und die
streng genommen als Plasmodien zu bezeichnen sind. Dabei ist zwischen solchen zu unterscheiden,
die wie die Kektalsymbionten aufnehmenden Vitellophagenabkömmlinge sofort
bei ihrer Infektion verschmelzen (primäres Rektalsymbiontensyneytium|gund solchen, die
ihre Individualität nur zögernd aufgeben, wie z. B. oft schwächer infizierte FettgewéhszejH
len; obwohl im allgemeinen gerade für die symbiontenführenden Fettzellen der Satz gelten
kann, daß Symbiontengehalt syncytialen Zusammenschluß nach sieh zieht. Vielfach
verschmelzen Primärsyncytien noch weiter untereinander zu Syncp&en höherer Ordnung
(z. B. die aus einer Zelle durch amitotische Kernvermehrung entstandenen Primärsyncytien
der a- und b-Organe). Dagegen bleiben viele Mycetocyten auf dem Ein- oder Zweikernstadium
stehen; letzteres ist bei'den Bektalorganmycetocyten und z. B. bèi v Ä n In-
fektionshügelzellen der a-Organe der Fall. Im allgemeinen zeigen so die Mycetocyten, i a j j
besondere ihre Kerne, Bilder, wie sie in Zellen m it stark erhöhtem Stoffwechsel oft auftreten
(Vergrößerung der Kernober fläche). —
Bei polysymbionten Formen leben die verschiedenen Symbionten getrennt in verschiedenen
Mycetocyten oder Mycetomen, so daß die Zahl der verschiedenen symbiontisehen
Wohnstätten in einer Fulgoroide stets der Zahl ihrer Symbiontentypen entspricht; nur bei
Anwesenheit von Filialorganen (Rektalmycetom, Ovarialmycetome) ist sie um eins größer,
dagegen im Falle der Epithelinfektion (Epithelorgane) um eins kleiner. Nur so lange der
Wirtsorganismus aus einer oder wenigen Zellen besteht, im Ovarialei und während der
Furchung, bis zur Invagination, treten die verschiedenen Symbiontenarten zu einem gemischten
Verbände zusammen. Die Mischung vollzieht sich notwendigerweise schon in den
Follikelzellen, durch die sie in die Ovarialeier geleitet werden. Diese Follikelzellen sind,
wie B ü c h n e r es ausdrückt, polyphag, sie nehmen a l l e Symbiontensorten auf, mit Ausnahme
derer, die -f?? wie in einigen seltenen Fällen — über die Nähr plasmastränge von
einem unter der Endkammer der Ovar iole befindlichen Filialmycetom aus in die Eier gelangen.
— Sobald jedoch der junge Organismus über genügend Zellen verfügt mit einsetzender
Invagination des Keimstreifs -¿¿stellt er einige zur Aufnahme der Symbionten
bereit, die — um im Bilde B ü c h n e r s zu bleiben — nun monophag sind und aus dem Gemisch
des Symbiontenballens nu r je eine Sorte herauslesen, so daß in kurzer Zeit die verschiedenen
Symbiontensorten wieder säuberlich getrennt sind. Ob nun freilich der aktive
Teil an diesen Vorgängen immer nur ausschließlich die Wirtszellen sind — wie es B ü c h n
e r mit der Wahl seiner Ausdrücke mono- und polyphag gemeint hat — ist schwerlich
mit Sicherheit zu entscheiden. Zwar ist den Symbionten keine Eigenbeweglichkeit zuzusprechen
— sie wurde auch nie beobachtet — aber es ist sehr gut möglich, daß ihnen ein
gewisses Wahlvermögen zukommt, das sie befähigt, bestimmte Zellsorten zu meiden, andere
zu besiedeln (siehe auch den Abschnitt über die Ovarialeiinfektion weiter unten!).
Gleichartige Mycetocyten und Syncytien, d. h. solche, die die gleiche Symbiontensorte enthalten,
sind in den meisten Fällen ± eng aneinandergeschlossen und gegenüber ihrer
sterilen Umgebung schärfer abgegrenzt; mindestens ist ohne weiteres die Tendenz ersichtlich,
gleichartig infizierte Gebiete zu vereinigen und die Symbionten zu konzentrieren.
Wenn sich auch dieser Prozeß nicht an einer Symbiontensorte und bei einer Wirtsart oder
-gattung verfolgen läßt, so gestatten doch die in verschiedenen Formen verwirklichten Stufen
eine Reihe aufzustellen, welche diese Vorstellung rechtfertigt. Von Formen mit einer
völlig ungeregelten und diffusen Besiedlung des gesamten Fettgewebes (manche Hefeinfektionen
bei Flatiden und Issinen) füh rt sie über den bevorzugten Befall einzelner Zellen
und Zellgruppen (manche Fettgewebsinfektionen der Delphaciden, die verstreuten Bak-
teriocyten der Oliarus-Larven Cz aus Sumatra) zu geschlossenen Organen, den My c e t o men.
Unter diesen kann wieder eine Reihe aufgestellt werden von primitiver wirkenden
Formen, bei denen die Mycetocyten nur locker durch die sie versorgenden Tracheen zusammengehalten
werden (z. B. das s-Organ der Tettigometriden, das q-Organ der Steno-
cranws-Gruppe), über solche, die von einer fast oder völlig kernlosen, offenbar von peritonealen
Elementen gelieferten Membran fester zusammengehalten werden (z. B. die o-Or-
gane der Issiden, die m-Organe der Fulgoroiden), bis zu jenen, die eine eigene sterile,
epitheliale Hülle besitzen und aus großen immer weiter verschmelzenden, dicht von Symbionten
erfüllten Syncytien bestehen, wie die a-Organe und b-Organe der Cixiinen. Daß
diese Reihen zum mindesten annähernd ein richtiges Bild von der phylogenetischen Entwicklung
der Mycetome geben, wird durch die Tatsache unterstützt, daß in polysymbion-
ten Verhältnissen die offensichtlich zuletzt erworbene Symbiontensorte, also der tertiäre,
quartäre oder quintäre Symbiont einer W irtsa rt stets das primitivste und am wenigsten
ausgewogene Organ innehat bzw. die lockerste Besiedlungsweise zeigt, dagegen die, welche
wir auch aus anderen Gründen fü r länger im symbiontisehen Verhältnis stehend ansehen
müssen, in den am geschlossensten wirkenden Organen wohnen. Eine gewisse Ausnahme
machen davon die Hefen, die einer Bindung in Organe offenbar einen größeren Widerstand
entgegensetzen als die Bakterien, und die nur bei Issus dilatatus zu einem Mycetom konzentriert
sind. —
Wie wir am Beispiel der ontogenetischen Entwicklung der symbiontisehen Organe bei
Fulgora und Cixius gesehen haben, kann der paarigen oder unpaaren Entwicklung eines
Organs nicht allzu große Bedeutung beigemessen werden, ebenso wenig dem Zerfall in
weitere Teilmycetome (X-Organe der Cixiiden und Tettigometriden); denn diese Erscheinungen
beruhen auf äußeren, konstitutionellen Eigenschaften des Wirtsorganismus, den
Raumverhältnissen in seinem Abdomen, in dem die symbiontisehen Organe gewissermaßen
zusätzlich untergebracht werden müssen. Die Ausführwege der Geschlechtsdrüsen spielen
dabei eine wesentliche Rolle. Mycetome, die weit dorsal oder weit ventral liegen, bleiben
meist unpaar, während zentraler gelegene oft in paarige Teilorgane auseinandergedrängt
werden. Prim är werden natürlich alle Mycetome unpaar angelegt (Embryonalentwicklung).
In ähnlicher Weise ist die Form der Mycetome von den räumlichen Verhältnissen