
bis kurz schlauchförmigen Symbionten sind z. T. recht verschieden groß und vermehren
sich offenbar noch in etwas heterochroner Weise. Jeder enthält neben kleinen, zarteren
Granulis einen der schon oben erwähnten, sporenartigen, durch Eosin dunkelrot färbbaren
Einschlüsse. Diese, durchaus nicht gleichmäßig großen, etwa eiförmigen Gebilde füllen
wie Fremdkörper den Plasmaleib der kleinen Symbionten oft fast restlos aus. Meist weisen
sie ihrerseits in der Mitte eine kleine, runde, helle Vakuole auf. In den meisten Fällen
sind diese Einschlüsse zu dieser Zeit in den Riesensymbionten schon wieder verschwunden
oder zu mindesten schon stark verkleinert.
Die Lebensdauer des provisorischen Darmorgans ist nur auf wenige Tage und zwar
auf die letzten vor dem Schlüpfen des Embryos beschränkt. Sie scheint bei Fulgora noch
bedeutend kurzfristiger zu sein als bei Cixius, auch ein Grund, weshalb dieses Mycetom bei
der erstgenannten Art nur schwer festzustellen ist. Unmittelbar vor dem Schlüpfen des
Embryos, wahrscheinlich erst in den allerletzten Stunden vor der Sprengung der Eihüllen,
beginnt es sich allmählich aufzulösen. Die ersten Anzeichen dafür werden an den My-
cetocytenkernen sichtbar (Abb. 205 b), deren Chromatin sich pyknotisch zusammenballt
und verklumpt. Bald danach platzen auch die Mycetocyten selbst auf und entlassen unter
allmählicher Auflösung des plasmatischen Netzwerkes ihre symbiontischen Insassen nach
außen in das Lumen des Mitteldarmes (Abb. 205 c), das nun lückenlos, auch bei Cixius, den
gesamten hinteren Mitteldarmstrang durchsetzt, wenn es auch stellenweise noch sehr eng
ist. Die Auflösung selbst nimmt bei Fulgora ziemlich lange Zeit in Anspruch, da der Zerfall
der Mycetocyten an der hinteren nach dem Rektum gewandten Spitze des Organs beginnt
(Abb. 207) und wegen seiner lang schlauchförmigen Gestalt nur allmählich nach vorn
(vom Gesamttier aus betrachtet: nach hinten) zu fortschreiten kann, in dem Maße, wie hinten
(vorn) die Symbionten abwandern (Abb. 208), so daß die letzten, restlichen und noch in
Zerfall befindlichen Mycetocyten (Abb. 209) im Mitteldarm eben geschlüpfter Larven noch
einige Stunden lang zu beobachten sind. Dagegen zerfällt das provisorische Darmorgan von
Cixius ob seiner gedrungeneren Form viel schneller (Abb. 205 c), und nach dem Schlüpfen
läßt es sich nur selten in unscheinbaren Spuren (Zelltrümmern, Chromatinkugeln usw.)
noch nachweiseni'öw Welche Kräfte den Zerfall des Mycetoms veranlassen, ist freilich
schwer zu sagen. Wahrscheinlich spielt die nun einsetzende, sekretorische Tätigkeit der
Mitteldarmzellen, ein von ihnen produziertes, spezielles oder auch ein später noch auftretendes,
normales Verdauungsferment dabei eine maßgebliche Rolle. Es ist ja fast selbstverständlich,
daß sich der Organismus gegen das Mycetom zur Wehr setzen muß, das wie ein
Fremdkörper seinen Mitteldarm an einer Stelle undurchdringlich verstopft (Abb. 195).
Und nachdem nun in der oben geschilderten Weise eine durchgehende Verbindung vom Ösophagus
zum Enddarm hergestellt ist, muß auch dieser einzige Widerstand noch vor der
Aufnahme der normalen Darmtätigkeit, also noch vor dem Schlüpfen beseitigt werden;
denn die jungen Larven beginnen oft schon eine halbe Stunde nach dem Schlüpfen zu saugen,
wie ich mehrfach beobachten konnte. Der Darmtraktus muß also dann ungehindert
fü r den Nahrungsstrom passierbar sein. Es scheint deshalb durchaus einleuchtend, daß das
provisorische Darmorgan zerfällt, und zwar gerade jetzt zerfällt, und daß es vermutlich
nicht infolge einer Wirkung von Seiten der Symbionten oder infolge des Alterns der Mycetocyten
zugrunde geht, sondern aktiv vom Wirtsorganismus her aufgelöst wird.
Allein die Symbionten, die Wanderformen des provisorischen Darmorgans, bleiben
von diesen zersetzenden Kräften vollständig verschont. Von den zusammenbrechenden
Mycetocyten in das Lumen des Mitteldarms ausgeschüttet, beginnen sie nun in den MitteL
darmschleifen abwärts in Richtung auf den Enddarm zu wandern (Fig. 21, Abb. 195 u.
207), was zu der schon mehrfach gebrauchten Bezeichnung „Wanderformen“ Anlaß gab.
Allerdings ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß sie sich nicht selbst aktiv fortbewegen;
denn eine Eigenbeweglichkeit ist bei den Zikadensymbionten auch anderwärts
nie feststellbar gewesen. Viel wahrscheinlicher ist, daß die nun kurz vor dem Schlüpfen
des Embryos einsetzende Peristaltik des Darmrohres, sie vorwärts, besser gesagt, analwärts
treibt. Dafür spricht ferner auch die Schnelligkeit, mit der die Wanderung innerhalb weniger
Stunden, vor und während des Schlüpfens offenbar, vonstatten geht. Es ist nun
unsere Aufgabe, sie bei ihrer passiven Wanderung zu verfolgen, um ihr Ziel aufzufinden.
Dazu war es notwendig, den Verlauf des Mitteldarmes nach den Schnittbildern immer
wieder sorgfältig zu rekonstruieren; denn diese allein gewähren bei den mannigfachen
Schleifen- und Bögenbildungen desselben kein zusammenhängendes, klares Bild (Abb. 208).
So wurden die einzelnen Schnitte mit dem Zeichenapparat, wenigstens soweit sie Darmanschnitte
zeigten, neben- und teilweise auch übereinander gezeichnet und die etwa Vorgefundenen
Symbionten rot eingetragen. Dadurch war es, ohne daß plastische Rekonstruktionen
nötig wurden, möglich, mit Hilfe eines an- und ausstreichenden Farbstiftes die verwirrende
Fülle der Anschnitte in richtigen Zusammenhang zu bringen und dann eine plastische,
anschauliche Skizze des Darmverlaufes daraus abzuleiten (Fig. 21 u. Abb. 195), aus der zugleich
die Wege der Symbionten abzulesen, sind. Erleichtert wird diese nicht immer sehr
einfache Arbeit nur dadurch, daß die Symbionten gerade in dieser Wanderperiode sehr
distinkt färbbar sind. Bei Cixius sind sie fast rundlich oder kurz oval und relativ hell
(Abb. 205c), bei Fulgora indessen oblong, oft nieren- oder bohnenförmig gebogen, oder kurzschlauchförmig
und besitzen sehr dunkles Plasma (Abb. 207). Die groben, scholligen,
eosinophilen Einschlüsse der letzteren sind bis auf seltene Ausnahmen, in denen sie dann
allerdings fast den gesamten Symbiontenleib ausfüllen, verschwunden. Nur kleine, scharf
rotgerandete, rundliche Vakuolen deuten ihre ehemalige Existenz an. Vermutlich handelt
es sich um einen Reservestoff, der nun allmählich aufgezehrt worden ist und der bei den
C&xiws-Symbionten nur nicht färberisch in Erscheinung tritt.
Beim Verfolgen der Wandersymbionten ist zunächst als Wichtigstes festzustellen, daß
sie alle ohne Ausnahme analwärts in den Mitteldarmschlingen entlang wandern (Abb. 195,
Fig. 21 u. Abb. 208); kein einziger wurde jemals oberhalb des ehemaligen, provisorischen
Darmorgans in den vorderen, zum Ösophagus ziehenden Schlingen festgestellt. Das ist
auch eine Tatsache, die für die passive Fortbewegungsweise durch die Darmperistaltik
spricht. Der Mitteldarm ist inzwischen zu einem langen, oft blasig erweiterten, mehrfach
verschlungenen Rohr ausgewachsen. Zuerst müssen die Symbionten von ihrer rechts
gelegenen, alten Wohnstätte durch einen verhältnismäßig schmalen, bei Cixius oft eben
passierbaren Darmteil hindurchwandern (Abb. 208 links unten und Abb. 195), der sie bei
Cixius weit dorsal, bei Fulgora mehr ventral nach der linken Körperseite hinübergeleitet
und sie dann in einen stärker erweiterten, aufgetriebenen Abschnitt entläßt (Abb. 195).
Bei Fulgora müssen sie indes vorher noch eine längere nach hinten gerichtete Schleife auf
der linken Seite durchdringen (Fig. 21 und Abb. 208 links oben). Durch den ausgedehnten,
weitlumigen Mitteldarmteil, der sehr weit vorn (in der Region der Valvula cardiaca) aber
ebenfalls weit dorsal und quer im Abdomen liegt, gelangen sie nun wieder auf die rechte
Körperseite und nach ventral (Fig. 21 u. 195). Ein abermals nach links gewendeter, ventraler,
engerer Abschnitt fü hrt sie dann in den letzten wieder stärker erweiterten, bei
Cixius noch in sich gewundenen, bei Fulgora dagegen sackartig aufgeblasenen Teil des