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 Symbionten  innerhalb  der  Einzelbilder  stets  übertrieben  groß  und  schematisch,  a)  Männliche  Imago;  b)  weibliche  Imago,  
 bei  der  Ovarialeiinfektion;  c)  bis  e)  frühe  Embryonalentwicklung mit  der Sonderung  der  Symbionten  und  Anlage  der  Pri-  
 märmycetome,  f)  und  g)  Ende  der  Embryonalentwicklung  mit  der  Bildung  des  Rektalorgans  im  weiblichen  Geschlecht;  h)  
 spätes  Larvalstadium  mit  der  Induktion  der  Infektionshügel  am  weiblichen a-Organ. Rektal-, Riesen- und Wandersymbionten  
 schwarz,  a-Symbionten  hell,  m-Symbionten  strichförmig. 
 ganz  verschiedenen  physiologischen  Eigenschaften  jeweils  nur  eine  der  Symbiontenarten  
 aufnehmen. So besiedeln  die Rektalsymbionten  nu r  die  oberen  Hüllzellen,  die  von  einem  
 Vitellophagen abstammen und noch nebenbei  Dotter  verdauen;  die  a-Symbionten  dagegen  
 infizieren nur  die Zellen, die dem embryonalen Blastoderm  entstammen  und  den  unteren  
 Teil  der  Hülle  bilden.  F ü r  das  „Wie“  der Aufnahme  der Symbionten in  die  embryonalen  
 Zellen  bestehen  wieder  die  gleichen  Erklärungsmöglichkeiten  wie  bei  der  Follikelinfektion. 
   Entweder wird  sie  durch  einen  aktiven,  auswählenden  und  hier  nun  monophagen  
 Freßakt  von  Seiten  der Wirtszellen  bewerkstelligt,  und  dafür  sprechen  die  auf gefaserten  
 und +   verästelten  nicht lobopodialen!  Plasmaprotuberanzen,  die  mehrfach  zu  Beginn  
 der  Invagination  und  Symbiontensonderung an den förmlich nach innen auf brechenden, 
   zunächst  sterilen,  epithelialen Hüllzellen zu  beobachten  sind.  Oder aber  die Symbionten  
 selbst  versuchen  (in  der  oben  geschilderten Weise)  in die zukünftigen Wirtszellen einzudringen, 
   deren  Immunität  jedoch  gemäß  ihrer  verschiedenen Herkunft  nicht für alle  in  
 gleicher Weise  aufgehoben  ist,  so  daß  die  Rektalsymbionten  nur  die  oberen,  die  a-Sym-  
 bionten  nur  die  unteren  Hüllzellen  zu  infizieren  vermögen.  Vielleicht  spielen  aber  beide  
 Hypothesen  eine Rolle. 
 Dagegen  bleiben  die Vertreter  der  dritten Symbiontensorte  vorläufig  unverändert  in  
 der Mitte,  d.  h.  im Raume des ehemaligen  Symbiontenballens,  zurück.  Sicher  ist  das  kein  
 Zufall,  sondern  es kommt hier wieder  der Unterschied von phylogenetisch  älteren und  jüngeren  
 Symbionten zum Ausdruck.  Wir sahen, daß  monosymbionte Fulgoroiden  selten sind;  
 bei  ihnen besteht  das Problem  der Symbiontensortierung überhaupt nicht.  Dagegen ist die  
 Mehrzahl  der  Fulgoroiden  disymbiont,  und auch die polysymbionten Formen besitzen auf  
 jeden  Fall  auch  die  Symbiontensorten,  die  in  disymbionten  Verhältnissen  auftreten.  Die  
 Fulgoroiden  sind  also  zweifellos  schon  sehr  lange  disymbiont,  und  das  zeigt  sich  auch  in  
 der  Embryonalentwicklung,  selbst  bei  trisymbionten Formen noch,  indem der  embryonale  
 Organismus offenbar zunächst nur auf zwei Symbionten und ihre gesonderte Unterbringung  
 eingerichtet ist, und das sind  eben der Haupt- (X-  bzw.  Riesensymbiont)  und  der  Neben-  
 symbiont  (in  den  vorliegenden  Fällen  der  a-Symbiont).  Dagegen  wird  der  dritte,  phylogenetisch  
 jüngere  Symbiont  auch  in  der  Ontogenese erst viel später in den Wirtsorganismus  
 aufgenommen als die älteren Symbiontensorten.  Vermutlich  brächte  eine  solche  Anwendung  
 des  biogenetischen  Grundgesetzes  auch  auf  tetra-  und  pentasymbionte  Formen  
 noch  manche Einzelheiten  über  das phylogenetische  Alter  der  Symbiontensorten  zu  Tage.  
 Leider  fehlt  dazu  das  nötige  embryonale  Material. — 
 Bei  den tri- und natürlich auch bei  den  disymbionten  Formen  ist  die  Sonderung  der  
 Symbionten  beendet,  wenn  der  Symbiontenballen  den  oberen  Eipol  erreicht  hat.  Ob  das  
 bei den tetra- und pentasymbionten Fulgoroiden  auch  der  Fall  ist,  möchte  ich  bezweifeln.  
 Vermutlich  wird  bei  ihnen  die  Sortierung  in  mindestens  zwei  Etappen  erfolgen,  deren  
 erste so verläuft wie bei  den  di- und  trisymbionten  Arten,  indem  Haupt-  und  Nebensym-  
 biont  in  die vom Embryo bereitgestellten Zellen  Einlaß  finden,  während  in  der  Mitte  ein  
 Gemisch  von  zwei  oder  drei Symbiontensorten,  eben  den  Begleitsymbionten,  zurückbleibt.  
 Die zweite Sortierungsphase, die wahrscheinlich  erst nach  der Umrollung des Embryos mit  
 dem  Zerfall  des  Symbiontenballens  einsetzt,  hat dann die Sonderung der zwei bis drei Be-  
 gleitsymbiontensorten  zur  Aufgabe,  die  erst  von  jüngeren Wirtszellgenerationen  geleistet  
 werden kann;  denn  auch bei Fulgora und Cixius wird  die dritte Symbiontensorte  erst nach  
 der Umrollung in Wirtszellen aufgenommen.