
 
        
         
		Zahl der  A r t   d e r  Wa h l 
 S p e z i e s   O r t   registrierten  — 
 Anflüge  Blütenfarbe,  Pi 
 Ilebomoia  glaucippe  L.  Kuangtung  Rot  (Hibiscus  rosasinensis) 
 Purpur (Oxalis,  Ipomoea)3) 
 Gonepteryx rhumni  L.  Berlin,  Alpen  198  \  Rot (Melandrium  rubrum)  0,1 
 Gelb  (Salix  caprea,  Crocus)*)  18,6 
 Blau  (Salvia,  Delphinium)  |  16,1 
 Lila  (Crocus)*)  6,1 
 Purpur  (Knautia  2X,  Ajuga  13 X,  .  80,7 
 Lunaria  28X,  Corydalis  35X ,  Pul-  58,5 
 mondria  38 X) 
 Dercas verhuelli  v.  II.  |  S-Kuangtung  |  75  Gelb-Orange  bis  Orange  Rosa  (Lan-  j  20,0 
 tana) 
 Weiß (Dalbergia, Mussaenda)  .  |  80,0 
 Colias  (hyale,  eleclo)  Harz,  Alpen,  267  Gelb  (Hieracium,  Taraxum,  Hippo-  66,0 
 Pyrenäen, Yunnan  |  crepis5) 
 kräftig  gelbe  wilde  Chrysanthemum  
 I  Orange (Crepis  aurila)0)  14,4 
 I  Rot (Trifolium,  Cirsium)  ‘  19>6 
 Leptidea  sinapis  L.  j  Deutschland, Yunnan  88  Blau  (Myosotis)  38,9 
 Bläulich-P’urpur  (Ajuga,  Leonurus)  61)1 
 l |   Ipomoea  ist  trotz  ihrer  Häufigkeit  sehr  selten  von  Lepidopteren  besucht. 
 ■')  Weißer  Crocus  wird  deutlich  übergangen,  im  August  weißer  Phlox  (starker  Duft)  einmal  besaugt,  bei  der  Gonepteryx  
 am  nächsten  stehenden  Dercas  ist Weiß  als  Anflugsfarbe  bevorzugt. 
 §|  Außen  rot  angeflogen. 
 8)  eleclo. 
 Bei  den  primitivsten  Gattungen  ist  entweder  keine  Bevorzugung  einer  Blütenfarbe  
 erkennbar  (Deltas  aglaia)  oder  es wird Weiß,  der Zusammenklang aller Farben,  bevorzugt  
 (Aporia  der  Metaporia-Gruppe,  Delias  belladonna),  was  auch  im  zweiten  Falle  keine  
 Spezialisation  darstellt.  Bei  der  einzigen Aporia,  die nach Areal und Chemotaxis  aus dem  
 Rahmen  der  sonst  homogenen  Gruppe  herausfällt,  bei  crataegi,  kommt  der  Besuch  von  
 Weiß  noch  vor,  aber  die Spaltung  der Wahl  in  die  beiden  Farbgruppen  unterhalb  und  
 oberhalb  von  Grün  ist  bereits  deutlich,  die  Bevorzugung  liegt  anscheinend  bei  den  kurzwelligen  
 Strahlen. 
 Ausschlag  in Weißlich  oder Weiß  kommt  sonst  als  Seltenheit  noch  vor  (Pieris  napi 
 14,5  v. H., Anthocharis  3,5  v. H., mehr bei Euchloe). Bei Dercas  tritt Hinneigung zu Weiß  
 plötzlich  als Dominanz  auf  (80  v. H.,  man  vergleiche  auch  weiter  unten).  Dieser  Sprung  
 ist  um  so  interessanter,  als  bei  Gonepteryx,  der Dercas  am  nächsten  stehenden  Gattung,  
 Weiß  fast  gegensätzlich  zu wirken  scheint:  in  einer  Krokus-Pflanzung  von  etwa  200  bis  
 300  Stöcken  wurden  Gelb  und  Lila  stark  beflogen,  die  dazwischenstehenden  weißen  Krokus 
 Blüten  wurden  ausgesprochen  übergangen.  Duft  kann  Farbwirkung  aufheben  oder  
 übertreffen  (VIII.: weißer Phlox und kräftig violettblaue Buddleia werden von Gonepteryx  
 besaugt). 
 In  manchen  Fällen  ist wahrscheinlich,  daß die rote Außenseite der Bellis-Bliiten  (und  
 Knospen), die bei Anflug an Weiß am häufigsten gewählt wurden,  das Rötliche im Farbton  
 von  Polygonum  viviparum,  die  roten  Flecke  bei  Aesculus  parviflorus  die  Wahl  mitbestimmt  
 haben.  Über  den  Anflug  an  die weißen Fruchtstände von Taraxacum vergleiche  
 man  S.  25. 
 Bei  den  ändern  Gattungen  und  Spezies,  über  die  Angaben  vorliegen,  wirken  meist  
 sowohl lang- (Rot-Gelb-), wie kurzwellige (Blau-Purpur-)Strahlen  anziehend,  aber mit deutlicher  
 Bevorzugung  einer  Gruppe.  Nach  den  gemachten  Notizen  wurde  Anflug  auf  Gelb  
 noch  nicht  bei  Leptidea  und Hebomoia,  der  auf  Blau-Purpur  noch  nicht  bei Dercas  beobachtet, 
   doch  sind  die Zahlen  für  die  drei Gattungen  viel  zu  gering,  um  für  Schlüsse  auszureichen. 
  Bei Pieris canidia, napi, daplidice,  Colias  wurde  allein  Anflug  zu  Rot-Gelb,  bei  
 callidice  allein  zu  Rot  (Zahlen  gering),  bei  Pieris  brassicae,  rapae,  Anthocharis,  Gonepteryx  
 die  Dominanz  von  Bläulich-Purpur  beobachtet.  Zwischen  brassicae  und  rapae  ist  
 wieder ein deutlicher Un terschied: brassicae bevorzugt Pu rp u r  (in meinem Berliner Garten  
 Scabiosa,  Knautia,  Stachys  officinalis),  im  Jah re   1942  Rot  (Lythrum  -—^  Purpur  fehlte),  
 P .  rapae war  am gleichen Orte  ganz  überwiegend an Lavendüla und Erigeron semigrande,  
 die  von  brassicae  ausgesprochen  vernachlässigt  wurden.  Die. ändern  untersuchten  Pieris  
 (canidia,  napi,  daplidice)  bevorzugen  die  langwelligen  Strahlen. 
 Daß  Favoritblüten  der  Imago  und  Raupennahrung  einer Art  identisch  sind,  ist mir  
 unter  Lepidopteren  nur  von  der  Hesperiide  Erionota  thrax  L.  (an  Musa),  der  Danaide  
 Danais  chrysippus  L.  (Asclepias  curassavica  L.)  und  von  Pieriden  bekannt.  Unter  Pieri-  
 den  ist  es  sogar  vergleichsweise  häufig,  daß  die  Imago  mit Vorliebe  oder  gelegentlich  an  
 den  Blüten  der  Raupennährpflanze  saugt,  eine  Erscheinung,  die  man  als  geringe  Differenzierung  
 ansehen  kann. 
 Es  wurden  beobachtet: 
 Delias  aglaia  L.  als  Ausnahme  an  Loranthus-Blüten, 
 Pieris canidia  S p a r r m .  m i t   b e s o n d r e r   V o r lie b e   a n   ß r a s s i c a -B l ü t e n , 
 „  brassicae L.  nicht  selten  oder  häufig  an Rrassica-Blüten, 
 Anthocharis  cardamines L.  häufig an Cardamines, Biscutella, Turritis, 
 . Colias  hyale  L.  und  electo  L.  nicht  selten  an  Trifolium,  Coronilla,  Hippocrepis, 
 Dercas  verhuelli v. H. mit Vorliebe  an Dalbergia-Blüten. 
 b)  R e i z a u s l ö s e r   bei   Wa s s e r  b e d a r f .  Sind es beim Suchen  von Nektar  (Genußmittel) 
   Farbwirkungen,  so  sind  es  beim  Suchen  von  Wasser  größere  Flächen,  mit  abweichenden  
 Helligkeitswerten16),  die  anziehend  wirken.  Es  kann  eine  gegenüber  der  Umgebung  
 geringere  Helligkeit  sein:  schwarze  Holzkohle  oder  ähnlich  geschwärzte  Reste  
 alter  Feuerstätten  (Terias),  dunkle  Humusplätze  (Leptidea),  frisch  umgegrabene  Gartenbeete  
 (Pieris, Cepora),  nur wenig  dunkler braune Stellen eines Trockenplatzes  (Weg, Rand  
 einer  Böschung:  Pieris,  Terias,  Gonepteryx,  Colias).  Es können auch Orte sein,  die gegenüber  
 der Umgebung nur schwach dunkler oder sogar heller sind:  Erde oder Kies des Waldbachrandes  
 (Dercas),  Lehm  am  Reisfeldweg  (Hebomoia,  Ixias,  Terias),  der  helle  Sandstrand  
 an Teich  oder  See  (Catopsilia,  Terias).  Daß  auch  das Blinken  des Wassers  ralso  
 ein  ausgesprochenster  Helligkeitsreiz — ;anziehend wirken kann, zeigen das Anfliegen  von  
 Glassplittern  (Berlin)  und  einer  auf  einem  braunen Wege  abgelegten  Brille  (Südchina:  
 Gonepteryx,  Catopsilia). Wenn Catopsilia und  Terias  am  Schweiß  unbekleideter  menschlicher  
 Körper  saugten,  so  fällt  das  auch  unter  die  Rubrik  „Durch  besondere  Helligkeitswerte  
 auffallende  größere  Fläche“,  die  mir  nicht  durch  eigene  Beobachtung  bekannten  
 Fälle,  daß  Catopsilia  an  Urin  und  an  Fischkadaver  saugend  angetroffen  wurden,  sehr  
 wahrscheinlich  gleichfalls  a)  frisch  gejauchtes  Gartenfeld,  b)  Fischkadaver  am  feuchten  
 Strand. 
 10)  Das  trifft  auf  alle  mir  bekannten  Rhopaloceren-Gruppen  zu,  auch  auf  Hesperiiden  und  Heteroceren  (Sphingiden,  
 Geometriden,  tagfliegende  Noctuiden).