
Kaudal von diesem vorderen Blindsack ist dann der Ringmuskel durchbrochen, und von
der Radula ziehen Muskelbänder schräg hinab zu zwei ziemlich großen Knorpelstücken
(Abb. 159, kn.). Endlich ist das kaudale Ende der Radula mit der Radulascheide wieder in
die ventrale Vorderdarmwand eingesenkt (Abb. 159, r.t.). Entsprechend der Schmalheit der
Radula wird sie von einem nicht breiten Vorsprunge der ventralen Vorderdarmwand getragen,
der unmittelbar ventral vom Epithel keine Knorpelzellen, sondern nur Muskelfasern
enthält. Von diesen Knorpeln zu unterscheiden sind kleinere Zellen von knorpeliger
Art, die zwischen den Ringmuskelfasern kaudal vom vorderen Blindsack und namentlich
in der Umgebung der Radulascheide ziemlich häufig sind (Abb. 159). Die Form der Radula-
platten ist aus den Schnitten, welche die Radulascheide getroffen haben, zu erkennen; jede
Platte ist kranio-medial rundlich und lateral etwas zugespitzt, kaudad verschmälert sie
sich und läuft in zwei ziemlich lange und scharfe Spitzen aus, die sich über die nächstfolgende
Platte legen (cf. 37, Taf. XIV, Fig. 78). In bezug auf diese Beschreibung T i t i e l e ’s
der Radula kann ich mitteilen, daß in der Tat die zweispitzigen Zähne, wie T h i e l e diese
beschreibt, Vorkommen. Es ist aber sehr schwer zu entscheiden, ob wirklich alle Zähne diese
Form besitzen. In Abbildung 160 a gebe ich Abbildungen von Radulazähnen in nur einem
Schnitt. Der oberste Zahn ist wirklich zweispitzig; unter diesem findet man zwei breite
gebogene Zähne ohne Spitzen, unter diesen zwei kleine Zähnchen. Wahrscheinlich sind die
zwei kleinen Zähnchen die Spitzen eines nachfolgenden Zahnes. Aber auch finde ich ein Bild,
wie es Abbildung 160 b gibt, wo man einen dreieckigen Zahn trifft, mit nur einer Spitze
also. Ebenso bekommt man in Abbildung 160 c den Eindruck, als ob sich zwei dreieckige
Zähne nebeneinander befinden. Es ist auch hier außerordentlich schwer, sich ein genügendes
Bild einer solchen Radula zu machen, da Verschiebungen und Zerbrechungen immer
Vorkommen. Daß es verschiedene Arten von Zähnen geben würde, ist keineswegs unmöglich,
weil wir doch in Dondersia etwas Ähnliches finden. Es sei weiter bemerkt, daß es hier
keine Spur einer Zweiteilung weder der Radula noch der Radulatasche gibt. Wahrscheinlich
schließt sich diese Radula der Gruppe der doppelt pektiniden Radula an.
Das ventral von der Radula gelegene Epithel ist wenig von dem Vorderdarmepithel
neben der Radula verschieden. Es wird zunächst von einer rotgefärbten Basalmembran bedeckt,
die ohne scharfe Grenze in die gelbglänzende Substanz der Platten übergeht. Das
Epithel am Ende der Scheide, das die Radula erzeugt, ist dagegen bedeutend höher, etwas
körnig, mit basalen, runden, ziemlich kleinen und klaren Kernen. Der die Radula enthaltende
Teil des Vorderdarmes ist merklich erweitert; weiter kaudal verengt er sich sehr
stark durch Kontraktion der hier recht kräftigen Ringmuskulatur, so daß die Falten der
Vorderdarmwand fast den ganzen Innenraum ausfüllen. Zwischen den Ringfasern ist nach
T h i e l e eine große Anzahl von kleinen Knorpelzellen vorhanden, die jedenfalls den Muskeln
zum Ansatz dienen, welche den kaudalen Teil des Vorderdarmes begleiten. Indem die
Ringmuskulatur sehr viel schwächer wird, erweitert sich der Vorderdarm in seitlicher
Richtung und es treten wieder Schlunddrüsen in seiner Umgebung auf, wie in seinem oralen
Teil. Die Speicheldrüsen verschwinden endlich, sodaß das Ende des Vorderdarmes nur von
den subepithelialen Schlunddrüsen umgeben wird. Dieser plattgedrückte Endteil enthält
ziemlich kräftige Muskelbündel, die zuerst kaudad, dann laterad ziehen und, indem sie sich
zu mehreren starken Zügen verbinden, sich laterad zur Leibeswand begeben und sich an
dieser befestigen (Abb. 161). Hier sei auch bemerkt, daß über den Lateralsträngen mehrere
sehr starke Muskelbündel entspringen (Abb. 158), die sich an der Umhüllung der Speicheldrüsenmasse
anheften und diese tragen. Vor seinem Hinterende verjüngt sich der Vorderdarm
etwas und mündet durch eine dorsalwärts in den Mitteldarm gewendete Papille, die
eine enge Durchbohrung hat, aus. Eine Trennung in Pharynx und Ösophagus, wie T h i e l e
sie beschreibt, ist m. E. nicht vorhanden. Der Mitteldarm läuft oral in einen sehr großen
dorsälen Blindsack aus; dieser beginnt dorsal vom Zerebralganglion als ein zunächst rundlicher
Schlauch, der sich allmählich seitlich verbreitert und in der Region der Speicheldrüsen
ziemlich zusammengedrückt wird (Abb. 158, m.co.). Der Mitteldarm (Abb. 162, m.d.)
ist ein sehr weiter Sack, ohne merkliche Einschnürungen. E r wird im größten Teil seines
Umfanges von einem hohen, drüsigen Epithel bekleidet, dessen Zellen basale Kerne besitzen,
während das Protoplasma zahlreiche, bald größere, bald kleinere Tröpfchen enthält. Außerdem
enthalten die Zellen bedeutend größere Tropfen von gelber Farbe, die wieder aus zahlreichen
kleinen Tröpfchen zusammengesetzt sind (cf. 37, Taf. XIV, Fig. 83). Die gerundeten
Enden der Zellen werden mit ihren Sekreten abgestoßen und sind im Hohlraum des Darmes
in Menge vorhanden. Die Konservierung läßt eine Kontrolle nicht zu; möglicherweise
hat T h i e l e hier Keulenzellen beobachtet. Nur in der dorsalen Mittellinie, ventral vom
Dorsalsinus, verläuft ein Band eines jedenfalls wimpernden, niedrigen Epithels, in dem
drüsige Elemente fehlen. Daneben kann sich das Drüsenepithel zu zwei Wülsten erheben,
doch sind diese nicht von vorn bis hinten vorhanden. Auch sonst zeigt dieses drüsige Epithel
stellenweise verschiedene Höhe, jedenfalls keine beständige Erscheinung. Das Epithel
des Mitteldarmes ru h t auf einer homogenen Lamelle mit flachen Kernen, der sich wahrscheinlich
einzelne Ringfasern anlegen. Kaudad wird der Darm nach und nach enger und
ist von einer stärkeren Muskulatur umgeben, die sich aber nach außen nicht scharf absetzt.
Der eigentliche Enddarm enthält nur Wimperepithel, das einige kleine Fältchen bildet.
Schließlich wendet er sich ein wenig ventrad und läuft in den Analraum aus (Abb. 163
bis 166, e.d.).
N e r v e n s y s t em . Das Zerebralganglion (Abb. 156, z.g.) zeigt noch seine doppelte Anlage.
Es gibt jederseits 3 starke Nerven zu den atrialen Cirren ab, welche an der Basis der
Nerven ganglios anschwellen zu den Atrialganglien (cf. 37, Textfig. I, S. 249). Die Kon-
nektive zu den Lateralganglien und diejenigen zu den Ventralganglien entspringen an der
dorsalen Hälfte des Zerebralganglions; beide scheinen an den Lateralganglien miteinander
in Verbindung zu stehen. H o f fm a n n denkt hier an eine Zufallsbildung (12, S. 44), worin
ich ihm beistimmen kann. Die Bukkalkonnektive hängen unmittelbar kaudal vom Zerebralganglion
durch eine Kommissur zusammen; sie setzen sich kaudad fort zu den Bukkalganglien
(cf. 37, Taf. XIV, Fig. 79, g.b.), deren Kommissur aber von T h i e l e nicht erwähnt
wird. Sie wird jedoch sicher vorhanden sein. Die beiden Ventralganglien scheinen, soweit
man dies aus T h i e l e ’s Beschreibung erkennen kann, durch zwei Kommissuren zusammenzuhängen.
Gleich kranial vom Analraum sind die Ventralstränge merklich angeschwollen,
so daß hier von Ganglia posteriora inferiora (Abb. 164, g.p.i.) gesprochen werden kann.
Ganglia posteriora superiora (Abb. 167, g.p.s.) und die Suprarektalkommissur (Abb. 168,
s.r.k.) sind vorhanden. Von den ventralen Kommissuren und den latero-ventralen Kon-
nektiven spricht T h i e l e nicht speziell.
M u s k u l a t u r . Vom Muskelsystem ist zu erwähnen, daß sich an der ventralen Seite
zwischen der Ringmuskelschicht und den Diagonalmuskelfasern ein longitudinales Muskelbündel
befindet (Abb. 154, ä.l.m.).