
daß auch die beiden Fortsätze in den perikardialen Ausläufern vorhanden sind. Jede Spur
einer Einstülpung fehlt bei einem dritten Exemplar; es kann also hier von einem Atrium
überhaupt nicht die Rede sein (Abb. 18). Vom Ventrikel sieht man nur zwei sehr kleine Einstülpungen;
man kann also nicht von einem unpaaren Ventrikel sprechen (Abb. 19). Ein
Längsschnitt, wie Abbildung 20, zeigt das A trium kaudal vom Ventrikel liegend; beide Einstülpungen
haben die gleiche Größe. In Abbildung 21 endlich ist das A trium deutlich, während
eine der Einstülpungen der perikardialen Ausläufer der Länge nach getroffen ist. Die
atrialen und ventrikulären Wände haben denselben Bau wie die perikardiale Wand selbst;
sie sind Teile der letzteren. Bei allen untersuchten Individuen findet man einen großen Sinus
distalis (Abb. 22, s.d.), der das Blut vom hinteren Körperende dem Herzen zuführt. P ru -
vot gibt zwei Zeichnungen vom Herzen von Nematomenia (30, Taf. XXVIII, Fig. 26, 27).
In beiden ist das Herz (der Ventrikel?) sehr geräumig. T h i e l e bildet nur das „Dorsalgefäß“
ab (37, Taf. XVI, Fig. 140, v.d.), womit er wahrscheinlich den Sinus distalis andeuten will.
Man sieht, daß N. banyulensis (P r ijv o t ) ein Herz zeigt, welches das eine Mal gut entwickelt,
das andere Mal aber kaum zu erkennen ist. Wie haben wir uns nun diese Verschiedenheit
zu erklären? Man könnte mit P ru v o t an einen Einfluß der Geschlechtsprodukte auf das
Herz denken. Da aber bei allen untersuchten Individuen das Perikard mit Spermatozoen
gefüllt war und, wie wir gesehen haben, das Herz zum Teil dennoch gut entwickelt sein
konnte (Abb. 13— 16), muß dieser Gedanke verworfen werden. Eier wurden niemals im P e rikard
angetroffen. Es wäre nun aber schwer, eine befriedigende E rklärung zu finden, warum
die Spermatozoen einmal die Form des Herzens beeinflussen sollen und ein anderes Mal
nicht.
Die Ursache dieser Verschiedenheit scheint nur in dem Zustande des Herzens beim
E in tritt des Todes zu liegen, denn war das Herz in Diastole, so muß es in den Schnitten sichtbar
sein; je mehr aber das Herz kontrahiert war, um so kleiner wird es sein, um schließlich
im Zustand von Systole vollständig zu verschwinden. Es bleibt noch eine sehr wichtige Sache
zu besprechen übrig, nämlich die Möglichkeit einer Bildung von Spermatozoen im P erikard.
Bei allen untersuchten Individuen ist das Perikard mehr oder weniger mit männlichen Geschlechtsprodukten
gefüllt; auch in der Wand des Herzens und des Perikards finden sie
sich. Überall kommen Spermatozoen in und zwischen den Zellen vor. Man darf annehmen,
daß sie sich nicht an der Stelle gebildet haben, an der wir sie finden. Weil unsere P räparate
ungenügend sind, können wir uns n ur ein sehr unsicheres Urteil erlauben. Bei zwei Individuen
sind die Gonodukte, das praekloakale Organ mit seinem nach vorn gerichteten
Blindsack und die perikardialen Ausläufer, ganz leer, und man findet in den Geschlechtsdrüsen
nur unentwickelte Spermatozoen. Hier könnte man an eine Bildung der Spermatozoen
im Perikard selbst glauben. Bei einem anderen Exemplar werden in den Geschlechtsdrüsen
gar keine Spermatozoen gebildet, finden sich jedoch in großer Menge im Perikard,
während die Gonodukte und das praekloakale Organ wieder frei von ihnen sind. Bei einem
vierten Individuum lagen Spermatozoen im praekloakalen Organ, ja sogar in dem nach
vorn gerichteten Blindsack sowie in dessen Wand; ferner sind hier auch das Perikard, die
perikardialen A usläufer und Gonodukte ganz mit Spermatozoen gefüllt. Im Perikard selbst
findet man die männlichen Elemente hauptsächlich in der Herz wand, sowie in und zwischen
den Zellen der bewimperten Streifen; die ventrale Wand ist immer frei. In einem einzigen
Falle wurden auch Spermatozoen im Bindegewebe, welches das Perikard umgibt, wahrgenommen.
Es ist unsere Meinung, daß weder in der Herzwand noch in der Wand des Perikards
Spermatozoen gebildet werden. N. banyulensis (P r u v o t ) fehlen offenbar Samenblasen.
Es ist nicht unmöglich, daß das ganze Perikard und die Gonodukte als Samenblasen
fungieren. Dafür spricht das Exemplar mit dem mit Spermatozoen gefüllten Perikard und
den leeren Geschlechtsdrüsen, ebenso wie der Umstand, daß die perikardialen und Herzzellen
ganz anders aussehen wie das Keimepithel in den Geschlechtsdrüsen selbst. Dieses
setzt sich aus kleinen Zellen mit großen, runden, sehr stark sich färbenden Kernen zusammen
und ist ganz verschieden vom Epithel des Perikards. Beim Zusammenziehen des Herzens
bilden sich sehr feine Falten, in welche die Spermatozoen eingeklemmt werden. Dies
erklärt, warum wir diese im Schnitt zwischen der gefalteten Herzwand finden. Daß die
kleinen spitzen Körperchen selbst bis in die Zellen dringen können, beweist die Tatsache,
daß wir sie nicht nur in den Zellen der Gonodukte und der oralen Blindsäcke, sondern auch
in dem beide umgebenden Bindgewebe gefunden haben. Bei N. banyulensis (P ru v o t ) kommen
sie vornehmlich in den bewimperten Zellenstreifen vor, dessen Zellen sehr groß und
nicht dicht aufeinander gedrängt sind, ein Umstand, der das Eindringen erleichtert. Mit
T h ie l e (37, S. 277) halten wir es also für unwahrscheinlich, daß Spermatozoen im Perikard
gebildet werden.
2. G a t t u n g : Don der via HUBRECHT 1888.
Di a g n o s e . Körperform mehr oder weniger langgestreckt; mit oder ohne Rückenkiel.
Die Bauchfurche hängt mit dem Analraum zusammen und enthält eine Bauchfalte. Dorso-
terminale Sinnesorgane 2, 3 oder 11. Atrium vom Vorderdarm getrennt. Radula monoserial.
Die Ausführungsgänge der kurzen ventralen Speicheldrüsen vereinigen sich vor ihrer Mündung.
Dorsales Mitteldarmcoecum und laterale Mitteldarmausbuchtungen vorhanden. 1 oder
2 P a a r Samenblasen. Praekloakales Organ vorhanden. Analraum mit oder ohne kranialen
Blindsack. Kopulationsstacheln fehlen.
S p e c i e s : Dondersia festiva H u b r e c iit 1888.
Di a g n o s e . Körper mäßig lang, kranialer Teil verdickt; ohne Rückenkiel. Violett.
Spikula schaufei- und nadelförmig. Länge 10 mm, Längenindex 10. Zwei dorso-terminale
Sinnesorgane. Keulen- und Körnerzellen vorhanden. Zwei P a a r Samenblasen. Analraum
mit kranialem, dreilappigem Fortsatz.
V e r b r e i t u n g . Es wurden 4 Tiere im Golfe von Neapel gefangen. Ein Exemplar ist
ein Geschenk von weiland Herrn Prof. Dr. J. W. S p e n g e l ; Bemerkungen über Fundort
dieses Exemplars fehlen leider. Die anderen Tiere wurden bzw. in der Nähe von Capri,
bei Secca di Benda Palummo und im Golfe von Neapel gefangen; das erstgenannte dieser
Tiere in 65 m, das zweite in 60 m Tiefe, das dritte auf Aglaophenia myriophyllum ebenso
in 60 m Tiefe.
T e c h n i s c h e s . Das von Herrn Prof. Dr. J . W. Sp en g e l geschenkte Tier ist zuerst in
3% Salpetersäure entkalkt und nachher in Eisenkarmalaun in toto gefärbt worden. Man
hatte es in Querschnitte von 10 t*. Dicke zerlegt. Die Konservierung ist aber mangelhaft.
Beim von H u b r e c h t beschriebenen Tier fehlen weitere Angaben. Das dritte Exemplar
wurde zuvor entkalkt und nachher mit Karmalaun (DE Gr o o t ) in toto gefärbt. Die Querschnitte
sind 15 dick. Das vierte Tier wurde nicht geschnitten. H u b r ec h t ha t Dondersia
festiva beschrieben (13, S. 324). Diese Beschreibung ist aber ziemlich unvollständig, während
auch einige Ungenauigkeiten darin Vorkommen, so daß ich, obgleich ich mich in der