
Die Drüse ist an den Körperwänden mit feinen Muskelzügen aufgehängt, durch deren Wirkung
wohl auch die Form der Drüse geändert, und diese selber infolgedessen entleert wird. Dort wo ein
Muskel sich an die Drüsenwand ansetzt, ist diese meist etwas zipfelförmig vorgezogen.
C h u n fand bei Stylocheiron eine Antennendrüse, die die Form eines hufeisenförmigen
Säckchens hat. Der vordere Schenkel geht in einen Strang exkretorischer Zellen über, der nur im
Distalteil ein Lumen aufweist. Die Zellen besitzen runde bis ovale Kerne. Durch den Besitz eines
solchen Zellstranges, der bei Euphausia superba völlig fehlt, nähert sich Stylocheiron der Gattung
Leucifer, bei der die Antennendrüse die Form eines gewundenen Rohres hat, das in seinem distalen
Teile in einen soliden Zellstrang übergeht. Bei den anderen Decapoden ist die hier bekanntlich höchst
kompliziert gebaute Antennendrüse beträchtlich von der der Euphausiaceen verschieden.
Eine offenbar auch ziemlich einfach gebaute Antennendrüse fand S a r s (1867) bei Mysis
relicta, die jedoch auf den dritten Stammgliede ausmündete.
Y. Das Nervensystem.
Das G e h i r n ist sehr klein und erreicht in seinen größten Dimensionen nicht einmal den
halben Durchmesser des Auges. Es hat eine überraschend regelmäßige Würfelgestalt (Fig. 83).
Aus seiner vorderen oberen Ecke entspringen die Augennerven (n. o.). Aus der hintern untern Ecke
treten die Schlundkommissuren (c. m.) aus und die vorderen unteren Ecken entsenden die Nerven
für die ersten Antennen (n. a. 1). Aus der unteren Seitenkante entspringen die Nerven für die zweiten
Antennen (n. a. 2). Sie verlaufen zunächst etwa nach außen und hinten, biegen aber dann nach vorn ab.
Während das Innere des Gehirns aus Fasemmasse besteht, legt sich über seine ganze Außenseite
eine Schicht von Ganglienzellen, die an der hinteren Dorsalkante besonders dick ist.
Das B a u c hma r k (Fig. 82) zeigt 16 Ganglien, von denen 10 auf den Thorax und 6 auf
das Abdomen kommen. Die Schlundkommissuren sind ziemlich lang. Unmittelbar hinter dem
Oesophagus ist eine die Kommissuren verbindende Faserbrücke (br. Fig. 82) vorhanden. Nicht
weit von dieser Brücke entfernt liegt das erste Ganglion. Es ist nicht besonders groß. Die hinter ihm
liegende Kommissur nach dem zweiten Ganglion hin klafft in der Mitte ziemlich weit. Derartig
bekommt man den Eindruck, daß das erste Ganglion noch in der Schlundkommissur selber läge.
Eine mittlere Verbindung der Ganglien der beiden Seiten ist jedoch vorhanden. Das zweite und dritte
Ganglion liegen dichter beieinander als die anderen Ganglien unter sich. Auch die Ganglien des achten
und neunten Paares sind einander nahe gerückt. Dagegen ist zwischen den Ganglien des neunten und
zehnten Paares ein etwas größerer Zwischenraum vorhanden.
Im Thoracalteil sind die Längskommissuren zwischen den Ganglien deutlich in der Mittellinie
getrennt. Vor allem sind die Kommissuren zwischen den drei letzten Thoracalganglien in der Mitte
durch einen weiten Längsspalt entschieden, durch die die drei Äste der Aorta descendens treten (Fig. 4).
Die Kommissuren zwischen den Abdominalganglien lassen keine äußere und auch nur eine undeutliche
innere Längstrennung erkennen. Dasselbe gilt von der Kommissur zwischen dem letzten Thoracal-
und dem ersten Abdominalganglion.
Der Belag von Ganglienzellen liegt auf den Thoracalganglien der Hauptsache nach an den
Seiten und auf der Unterseite. Beim ersten Ganglion aber ist der Belag auf der Oberseite viel
beträchtlicher'als der recht minimale der Unterseite und auch beim zweiten Ganglion ist noch ein
recht ansehnlicher Belag auf der Oberseite vorhanden.
In den Abdominalganglien bildet der Belag an Ganglienzellen ein ausgesprochen ventrales
Polster. Außer diesem Belag an der Unterseite ist beim letzten Ganglion noch ein solcher auf der
Dorsalseite, unmittelbar vor dem sich zum After nach unten biegenden Darme vorhanden.
Wie bei den Decapoden fanden sich neben den kleineren auch Riesenganglienzellen (Fig. 84),
vor allem zahlreich in den Abdominalganglien.
Bisher war bekannt das Nervensystem von Euphausia pellucida, von dem Sa r s Beschreibung
und Abbildung liefert, und dann das Nervensystem von Stylocheiron nach den Schilderungen von
Chun. Bei Euphausia pellucida fand Sars eigentümlicherweise II Thoracalganglien, während
Chun bei Stylocheiron auch nur deren 10 feststellt. Bei der letzteren Gattung sind die Ganglien so
dicht aneinander getreten, daß die verbindenden Kommissuren ganz unterdrückt sind. Das Gehirn
ist hier beträchtlich größer als bei den beiden Euphausiaarten, was wohl auf die räuberische Lebensweise
zurückzuführen ist, die viel bessere Sinnesorgane erfordert, als sie bei Tieren mit friedlicher Art
des Nahrungserwerbes Vorkommen.
Riesenganglienzellen fand Chun bei Stylocheiron nicht.
Während die Decapoden durchweg eine mehr oder weniger weitgehende Verschmelzung der
einzelnen Ganglien des Bauchmarkes aufweisen, besitzen die Mysidaceen im allgemeinen 10 getrennte
Thoracalanglien, wenn freilich auch bei ihnen, nämlich in der Gattung Gnathophausia Verwachsungen
Vorkommen. Andererseits hat die Gattung Boreomysis 11 Thoracalganglien, so daß wie bei Euphausia
pellucida jedes der 11 Thoracalextremitätenpaare sein eigenes Ganglion besitzt.
VI. Zusammenfassung der hauptsächlichsten Ergebnisse.
Das Herz von Euphausia superba, in seiner äußeren Gestalt an das Decapodenherz erinnernd,
besitzt zwei Paar Ostien. Ein drittes Paar, wie bei anderen Euphausiaceen, das dem dorsalen Paare
der Decapoden entsprechen würde, ist obliteriert.
Das Herz ist nicht, wie bei den Mysidaceen ein einfacher Schlauch, sondern in seinem Inneren
.kreuz und quer von Muskeltrabekeln durchzogen.
Die Anordnung der großen Herzgefäße entspricht im allgemeinen der bei manchen Decapoden-
larven und ähnelt der bei erwachsenen Decapoden.
An der Wurzel der Gefäße stehen zweilippige Ventilklappen, aus Muskelmasse bestehend.
Auf der Unterseite des Herzens entspringen zwei Arteriae descendentes, von denen die eine
klein und schwach ist und bald verschwindet, während die viel größere andere zur Aorta descendens
wird. Sie teilt sich vor dem Durchtritt durch das Bauchmark in drei Äste, die das Mark zwischen
dem siebenten und achten, achten und neunten und neunten und zehnten Ganglion passieren. Der
vordere Ast wird zur Sternalarterie, der mittlere versorgt das sechste Cormopodenpaar und der hintere
wird nach Abgabe von Gefäßen für die Stümpfe der beiden letzten Cormopodenpaare zur Abdominal-
arterie. Ein Paar von Arteriae laterales posteriores ist vorhanden.
Die Aorta posterior ist verdoppelt, was sich daraus erklären läßt, daß das Blut der Abdominalarterie
völlig zur Versorgung der abdominalen Leuchtorgane verbraucht wird und den beiden Aortae
posteriores die ganze Versorgung des Abdomens mit seiner kräftigen Muskulatur verbleibt.