Es sind, soweit man sie bei der Kleinheit des Objektes überhaupt zählen kann, j e a c h t
s o l c h e r C h r o m o s o m e n v o r h a n d e n , die als sehr kurze und dicke Stäbchen auftreten
(Fig. 22). Aus dieser Teilung der Spermatogonien-Vierergruppen gehen die S p e rm a t o c y t e n
hervor, die sich alsbald zu den beiden Reifungsteilungen anschicken. D ie C h r om o s o m e n z
ah l 8 bei d i e s e r l e t z t e n S p e rma t o g o n i e n t e i l u n g i s t s o m i t die Normalzahl,
was auch damit übereinstimmt, daß sowohl bei den Reifungsteilungen der männlichen als auch
bei denen der weiblichen Geschlechtszellen die Hälfte, nämlich je vier Chromatinpartieh auftreten.
Es wurde besondere Mühe darauf verwandt, diese Zahlen einwandfrei festzustellen, da ein paar
Angaben von P i e r a n t o n i in seiner Arbeit über die Embryonalentwicklung von Sacoocinus
existieren, die besagen, daß bei der Furchung des Eies in den Blastomeren je sechs Chromatinschleifen
vorhanden seien, wie es jener Autor auch in seiner Fig. 5 und 6 auf Taf. III abbildet:
„In buone sezioni di uova durante la prima segmentazione è possibile distinguere alla fase
di diaster due gruppi di sei cromosomi ciascuno; i cromosomi hanno forma di ansa con decorso,
lievemente ondulato, e le sei anse si trovano con la curvatura rivolta verso il centro dell’ aster. La
Fig. 5 rappresenta uno di questi tagli, o, megl io, l a c omb i n a z i o n e di due o t r e
t a g l i c o n s e c u t i v i ’).“ — Auch bei dem zweiten Teilungsschnitt sollen je Sechs Chromosomen
zu sehen sein: „Anche qui ho potuto contare nella piastra equatoriale di ciascuna delle due figure
di mitosi il numero di sei cromosomi (Fig. 6) simili a quelli del diaster della fase antecedente. Da
P i e r a n t o n i die Chromatinbestandteile der Äquatorialplatten nicht auf einem Schnitt, sondern
auf deren zweien bis dreien verteilt gesehen hat, so ist es leicht möglich, besonders weil die langen
geschlängelten Schenkel der einzelnen Schleifen nicht in ihrer ganzen Ausdehnung auf einen seiner
Schnitte zu liegen kamen, daß ein Irrtum über die Anzahl dieser Schleifen sich einstellen konnte.
Nach unseren sehr sorgfältig und unter Vergleichung von äußerst zahlreichen Teilungsbildern
angestellten Untersuchungen ist es ganz sicher, daß die Normalzahl der Chromosomen bei beiden
Saccocirrus-Arten acht ist.
Unsere Figur 23 zeigt zwei Spermatogonien einer Vierergruppe, in denen sich bereits die aus
der Teilung hervorgegangenen je acht Tochterchromosomen in der Vakuole der sich bildenden Tochterkerne
zu verteilen beginnen, während die Zellen selbst noch keinerlei Durchschnurung aufweisen.
Zwischen den beiden Zellen sieht man eine schmale Plasmabrücke, durch .die dieselben
Zusammenhängen, sowohl unter sich, als auch mit den übrigen zwei Zellen der Vierergruppe. Dieser
„C Y T 0 P H 0 R“, wie wir die gemeinsame, relativ geringe Plasmamenge nennen können, an der
die Spermatogonien und später auch die Spermatocyten mit kurzen Stielen hängen, läßt sich mit
Gebilden vergleichen, wie sie bei Turbellarien und Anneliden, unter den letzteren besonders
bei Oligochaeten und Hirudineen, weit verbreitet sind.
Da diese zentrale Plasmamasse nur die Verbindung der vier, später acht und sechzehn Zellen
darstellt, so besitzt sie natürlich keinen eigenen Kern, wie er sich bei manchen Cytophoren anderer
Tiergruppen findet. Sie stellt lediglich eine Vereinigung der Zellstiele dar. Im Innern dieses Cyto-
phors zeigt sich bei Saccocirrus nach entsprechend intensiver Färbung durch Eisenhämatoxylin
nach Heidenhain ein dunkles Band, das in jede der anhängenden Zellen eine sich dort allmählich
auflösende Verzweigung abgibt. Wir haben es hier wohl mit Resten der Spindel- und Verbindungs-
fasem aus den vorhergehenden Teilungen zu tun, mit sogenannten Mitosomen nach P 1 a t n e r.
') Von mir hervorgehoben,
C a 1 k i n s beobachtete Ähnliches bei Lumbricus, u n d auch sonst sind derartige Gebilde noch mehrfach
bei den verschiedensten Tierformen nachgewiesen worden.
Die Kerne der acht Spermatocyten I. Ordnung machen nun zunächst ein bläschenförmiges
Ruhestadium durch. Die Spermatocyten selbst nehmen eine rundliche Form an und bilden gewissermaßen
zwei Quartette, die gegeneinander um die gemeinschaftliche Achse um etwa 45 Grad gedreht
sind, so daß die Zellen des unteren in die Furchen zwischen den oberen zu liegen kommen (Fig. 24).
Es beginnen alsbald die Vorbereitungen für die I. Reifungsteilung. Es muß hier vorausgeschickt
werden, daß es sowohl hier bei den männlichen, wie auch bei den nachher zu besprechenden Reifungsvorgängen
der weiblichen Geschlechtszellen nicht möglich war, bei der Kleinheit des Objektes und
den ungünstigen Chromatinverhältnissen (sehr kurze, gedrungene Chromatinelemente, die äußerst
dicht zusammengeballt zu sein pflegen, so daß eine Unterscheidung der einzelnen nur in wenigen
Fällen möglich ist) die einzelnen Phasen dieser Vorgänge näher zu verfolgen. Es muß deshalb unentschieden
bleiben, da das ja auch nicht in der Absicht dieser Arbeit lag, nach welchem der vielumstrittenen
Modi die Reduktion des Chromatins vor sich geht. Wir haben nur so weit auf die Einzelheiten
dieser Vorgänge einzugehen, als es für die Erkenntnis der Qualität des jeweilig vorliegenden Zellhaufens
nötig ist. Denn es soll hier das Hauptgewicht auf die Art und Weise gelegt werden, wie die von den
Spermatogonien-Vierergruppen abzuleitenden Spermatocytengruppen und die endlich resultierenden
Spermatiden und Spermien sich gruppieren.
Es mag deshalb, hier bereits darauf hingedeutet werden, daß wir Haufen (S p e r m a t o-
S p h ä r e n hat man derartige Zellkonglomerate genannt) von je acht Spermatocyten I. Ordnung,
solche von je sechzehn Spermatocyten II. Ordnung und endlich solche von je zweiunddreißig Spermatiden
konstatieren können, während die Spermatozoen regelmäßig in Bündeln von je sechzehn auftreten,
indem sich jede 32-zellige Spermatidengruppe vor der Umwandlung ihrer Elemente halbiert.
Der Durchmesser der Spermatocyten I. Ordnung, die bis auf den hier schon mehr als bei den
Vierergruppen bimförmig ausgezogenen Stiel immer noch ziemlich kugelförmig sind, beträgt zirka
15 (x, der ihrer ruhenden Kerne 5—8 y.. Die ganze Achter-Gruppe erscheint äußerlich selbst als
kugelförmige Zellanhäufung mit einem Durchmesser von 30—35 (J~
Die erste Reifungsteilung.
Alsbald beginnt in den Kernen der Spermatocyten sich der Vorgang der SYNAPSIS zu zeigen.
Das Chromatin tritt zu einem Spiremknäuel zusammen, der einseitig im Kernbläschen gelagert ist,
und zwar so, daß etwa von einer Stelle aus schlingenförmig gebogene Fäden ausgehen (sogenannte
Bukettfigur) (Fig. 25). In der Nähe dieser Stelle pflegt auch der bis dahin in den ruhenden Kernen
immer sichtbare und durch Eisenhämatoxylin dunkel geschwärzte Nucleolus zu liegen.
In ein paar vereinzelten Fällen fanden sich die acht Spermatocyten I. Ordnung nicht in einem
kugeligen Haufen, sondern genau alle in einer Ebene um einen elliptischen kleinen Cytophor herum
gelagert. Sie enthielten alle das einseitig angeordnete Spiremknäuel, und zwar mit nach dem Zentrum
der Zellplatte gerichteten Spitzen der Bukettfiguren, wo auch die Nucleolen zu sehen waren. Die
Bedeutung dieser vereinzelten Erscheinung konnte nicht näher ermittelt werden.
Der Spiremfaden zerfällt dann in acht Chromatinelemente, die zunächst längere Zeit in dem
immer noch deutlich sichtbaren Kernbläschen zu verweilen scheinen (Fig. 26), denn man trifft die
Spermatocyten I. Ordnung sehr häufig auf diesem Stadium in den Schnitten.
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