in Anspruch genommen wird, zunächst durch den Analschlauch, dann durch die Lophophorarme.
Die Verdickung stellte gewissermaßen eine Vorbereitung für diese Aufgaben dar.
Eine leichte, allmählich tiefer werdende Einsenkung des Furchenbodens unterhalb des Afters
repräsentiert die Anlage des Nervensystems (Fig. 29, 31 u. f.: n), dessen Weiterbildung sich ganz
wie bei Cristatella und bei der gewöhnlichen Knospung vollzieht.
Während sich nun jenseits der Nervenbucht die Furche bei Cristatella als tiefer Spalt abermals
in die Knospenwand einsenkt und so den oralen Teil des Darmes begründet (vgl. Taf. IV, Fig. 10,
12: or), ist das Verhältnis bei Pectinatella ein wesentlich anderes. Je weiter man hier die Furche
nach abwärts verfolgt, desto flacher wird sie, und gegen das Ende des Knospenlumens ist sie von
diesem selbst kaum noch zu sondern (Fig. 30 n, or). Es fehlt also eine vom Knospenlumen abgesetzte
Einstülpung für den Oesophagus, und auch weiterhin ändert sich daran nichts. Der Hohlraum des
Vorderdarms entsteht vielmehr direkt aus dem unteren Abschnitt des primären Knospenlumens,
das nach dem Analschlauch zu durchbricht und ganz allmählich dem Bereiche des Darms einverleibt
wird.
Die verschiedene Entstehung des oralen Darmrohrs bei Pectinatella und Cristatella dokumentiert
sich noch auf verhältnismäßig späten Stadien dadurch, daß das Rohr bei Pectinatella als ein breites, mit
seinem größten Durchmesser in die Querrichtung der Knospe eingestelltes Organ erscheint, während
es bei Cristatella ganz schmal ist und folglich fast nur im Medianschnitt scharf umschrieben, hier
aber dafür um so ausgedehnter ist.
Der Unterschied in der Entwickelung ist ja im Grunde nicht sehr von Belang. Denn auch bei
Cristatella wird beinahe die ganze hintere Wand des ursprünglichen Knospenlumens in den Bereich
des Darmes gezogen, und auch bei Pectinatella ist durch das Vordringen des Lumens gegen den Analschlauch
etwas wie eine selbständige Divertikelbildung gegeben. Eine Schwierigkeit besteht aber
hinsichtlich der oralen Tentakeln, die bei Cristatella augenscheinlich noch aus der analen Wand des
primären Knospenlumens, wenn auch dicht an der Umbiegungsstelle, hervorgehen, bei Pectinatella
dagegen aus der oralen Wand entspringen. An der Innenseite dieser Wand sieht man schon in Fig. 28
oberhalb der mit ot bezeichneten Region eine leichte Einkerbung, die auf allen folgenden Stadien
so konstant wiederkehrt, daß ich sie nicht für zufällig halten kann, und die ich nur als die frühzeitig
auftretende Grenze zwischen der Tentakelscheide und dem Gebiet der oralen Tentakeln zu deuten weiß.
Diese Grenze würde also organologisch der Stelle entsprechen, wo bei Cristatella der vordere Abhang
des mittleren Hügels nach aufwärts umbiegt und in die orale Knospenwand übergeht (vgl. Taf. IV,
Fig. 12, oi). Die tiefsten Punkte des Knospenlumens nach Zusammenziehung der Keimscheibe
wären demnach bei Cristatella und Pectinatella organologisch nicht gleichwertig, nicht analog. Ich
glaube dies darauf zurückführen zu können, daß bei der stärkeren Schrägstellung der Pectinatella-
Knospe, die durch die stärkere Vertiefung des oralen Teiles der Ringfalte herbeigeführt wird, eine
stärkere Umrollung der beiden Blätter stattfindet, wie das schon früher (S. 48, Schluß) aus anderen
Gründen angenommen wurde. So würde ein Teil des mittleren Hügels, eben die Region der oralen Tentakeln,
die bei Cristatella dem Hügel verblieb, bei Pectinatella in die vordere Knospenwand verlegt
worden sein, und damit würde das spätere ungleiche Verhalten der Knospen seine Erklärung finden.
Wie sich in diesem Punkte die Knospen des Stockes verhalten, habe ich nicht besonders
untersucht. Für Pectinatella. halte ich bei der sonstigen großen Übereinstimmung im Bau der Knospe
des Statoblasten und der Knospen des Stockes eine Abweichung für ausgeschlossen. Für Cristatella
möchte ich annehmen, daß auf frühen Stadien der Knospenbildung eine ähnliche Umrollung stattfindet
wie im Statoblasten von Pectinatella und daß dadurch der Gegensatz zu den Vorgängen bei
Pectinatella einerseits und im Statoblasten von Cristatella selbst andererseits überbrückt wird.
In Fig. 34 ist die Verbindung zwischen den beiden Abschnitten des Darms bereits hergestellt,
aber erst ganz kürzlich, so daß die Grenze noch sicher erkennbar ist. Das ist später nicht mehr der
Fall, und wenn ich von allen theoretischen Erwägungen absehen wollte, so würde ich nicht bestimmt
sagen können, welcher Stelle des ausgebildeten Darms diese Grenze entspricht. Ich selbst und alle
neueren Untersucher, die sich darüber geäußert haben, haben die Einschnürung zwischen dem Oesophagus
und dem Cardialteil des Magens als die Grenze zwischen den genetisch verschiedenen Teilen
angesehen, so daß der verschiedenen Entstehung zugleich eine verschiedene Funktion entsprechen
würde: die resorbierenden Schichten würden danach ausschließlich dem analen, die zuleitenden
dem oralen Abschnitt angehören. Ich gestehe, daß mir. der endgültige Beweis, daß es sich so verhält,
für die Phylactolämen noch nicht erbracht erscheint, wenigstens habe ich ihn für den Statoblasten
nicht zu erbringen vermocht. Die Stelle, wo sich das Diaphragma zwischen Oesophagus und Cardialteil
des Magens bildet (Taf. VII, Fig. 40, 38, 36: g), glaube ich mit Sicherheit bis zu dem Stadium Taf. VI,
Fig. 35 zurückverfolgen zu können, ob da aber diese Stelle oder die dahintergelegene Verengung bei x
der Grenze zwischen Oral- und Analschlauch entspricht, das wage ich nicht zu entscheiden. Bei rein
morphologischer Betrachtung scheinen mir meine Bilder mehr für das Zweite zu sprechen. Träfe
das wirklich zu, so würde die Grenze mitten in den Magendarm fallen, und ein morphologisch und
physiologisch einheitliches Organ würde aus zwei getrennten Teilen seine Entstehung nehmen.
Dieser, sowohl für die Theorie der Keimblätter wie für die Systematik der Bryozoengruppe
außerordentlich wichtige Punkt wird nur durch eine besonders darauf gerichtete Untersuchung,
welche die Stadien von Fig. 34 bis 36 Schritt für Schritt verfolgt, außer Zweifel zu stellen sein, und
zwar werden dafür die Knospen des Stockes geeigneter sein als die schwerer zugänglichen des Statoblasten.
Mir selbst hat es zu dieser Arbeit bisher leider an Zeit gefehlt.
Der blindsackförmige Magen (Fig. 36, 38, 40: ma) ist unter den drei Hauptabschnitten des
Darms derjenige, der am spätesten seiner definitiven Gestalt entgegengeführt wird, also gewissermaßen
der jüngste. Erst nach dem Auf brechen des Statoblasten gewinnt er seine charakteristische Form,
indem er- sich rasch in die Länge streckt. Um Raum zu finden, legt er sich, wie bei Cristatella und
abweichend von dem Verhalten im Stock (für Crist. vgl. Untersuch., Taf. XIV, Fig. 158, und Taf. III,
Fig. 46), rückwärts über den Enddarm und zugleich krümmt er sich zu einer nach unten offenen,
U-förmigen Schlinge zusammen (Fig. 40). Die inneren Längsfalten, an Zahl 8—-9, sind schon im Stadium
Fig. 38 (vgl. den Querschnitt Fig. 391) deutlich ausgebildet.
Der Funiculus und die Retractormuskeln bilden sich, wie ich schon 1891 (1. c., S. 103) für
Cristatella vermutete, aber nicht sicher belegen konnte, in der Weise, daß das Polypid mit dem unteren
Ende an die Leibeswand stößt, und daß dann, bei allmählicher Entfernung, die Zellen seines äußeren
Blattes an der Leibeswand haften und sich teils zum Funicularstrang, teils zu Muskelfäden ausziehen.
Diese Entstehungsweise unterscheidet sich wesentlich von der im Stocke, wo die Organe zwar ebenfalls
vom äußeren Knospenblatt, aber durch Abspaltung vom Halsteil der Knospe gebildet werden,
um von da zugleich mit der fortwachsenden Leibeswand an ihre definitiven Plätze zu wandern.
In Fig. 34 ist der Funiculus bereits angelegt. Infolge der starken Kontraktion der Knospe
ist er- an der Leibeswand gerissen, und eine der Muskelfasern, die er enthält, ist zu Tage getreten.
Die Stelle, wo er sich an der Knospe inseriert, entspricht ziemlich genau der Grenze zwischen dem oralen
und analen Teil des Darms. In Fig. 35 ist der Strang unversehrt, sonst aber nicht verändert. Er.