
 
        
         
		s t e n   Li cht ,   de r   Gegenpol ,   den  wi r   d e s h a l b   „Du n k e l p u n k t “  n e n n e n   
 wol l en,   dem  t i e f s t e n   S c h a t t e n   s o w e i t   al s   mö g l i c h   z u g e w e n d e t   wi rd.   
 Das Auge  wird  stets  mit  seiner  distalen  Fläche  vom  Licht  nach  dem  Dunkel  zugedreht.  Auf  
 einseitige Verdunkelung  reagieren  die  Augenmuskeln  im  Experiment  am  promptesten.  Lichtverstärkung  
 aus  gleicher  Richtung  pflegt,  wie  schon  R ä d 1  bemerkte,  ohne Wirkung  zu  sein. 
 Die beschriebene Ruhestellung  im Lichtgefälle  ist  derart,  daß  alle  korrespondierenden  
 S e k t o r e n   des  G e s amt a u g e s   g l e i c h   v i e l   L i c h t   e r h a l t e n ,   sowohl die beiden  
 lateralen als  die  dorsalen und  ventralen.  Da  die  kugligen Kristallkegel weit  über  das  pigmentierte  
 Augenzentrum  hinwegragen,  so  wird  dieses  Licht  auch  denjenigen  Augenkeilen  zugeführt,  deren  
 Linsen dem Lichte die Seiten zuwenden.  Sie sind so gestaltet, daß seitlich und vielleicht selbst halb  
 distalwärts  in  den  Kegel  einfallende  Strahlen  nach  dem  Rhabdom  zu  reflektiert  werden  können. 
 Das bekannte,  bisher völlig rätselhafte  „Augenzittern“,  jenes  beständige Hin-  und Herrollen  
 der Augen,  welches aber den Betrag einer Linsenbreite nicht  überschreitet, wird dadurch verursacht,  
 daß  die  Kontraktionszustände  der  einzelnen  Muskeln  (zumal  auf  dem  Objektträger!)  beständig  
 wechseln;  dieses  Zittern  bewirkt,  daß  innerhalb  jedes  Sektors  ein  ziemlich  gleichmäßiger  Lichtgenuß  
 der  Rhabdome  herrscht. 
 Da  alle  korrespondierenden Sektoren  in  jener  Ruhestellung gleich  viel  Licht  erhalten,  so  ist  
 das Auge  in  dieser  Stellung  im  Zustand  des  optischen  oder  „photochemischen  Gleichgewichts“ :  
 alle Rhabdome,  oder  genauer alle antagonistischen Rhabdomgruppen verarbeiten  die  gleiche Menge  
 von Lichtenergie. 
 Sobald wir  nun  durch  eine Verschiebung  der  Lichtquelle  oder  durch  partielle Verdunkelung  
 eines  diffusen  Lichts  bewirken,  daß  eine  andere Region  des Auges,  etwa  die  dorsale  oder  ventrale,  
 die  stärkste  Verdunkelung  erfährt,  so  bemerken  wir,  daß  d i e j e n i g e n   A u g e n mu s k e l n   
 k o n t r a h i e r t   we rden,   d e r e n   S e k t o r e n   am  meisten  v e r d u n k e l t   sind.   Diese  
 Kontraktionen haben  zur  Folge,  daß immer wieder der  „Dunkelpunkt“  des  Auges  in  den  tiefsten  
 Schatten gebracht  wird,  daß  also  die  Hauptachse  des Auges  immer  wieder  in  das  Lichtgefälle  
 eingestellt wird, soweit wenigstens die Kontraktionsfähigkeit der betreffenden Muskeln es  e r l a ub t . 
 Es bleibt noch die  Frage  zu beantworten,  wie  diese  Einstellung  im natürlichen Habitat  der  
 Tiere  sich  vollzieht.  Hier  wenden  sie  (wie  auch  im  Experiment)  dem  diffusen,  stets  von  oben  
 kommenden  Licht  die  Rückseite  des Körpers  und  damit  die  Augenbasis  zu.  In  dieser  Haltung  
 bekommen, wenn das Auge genügend gesenkt wird,  alle  6 Sektoren des Auges gleichmäßiges  Licht,  
 während  der  nach  unten  (im  Raum)  gewendete  Dunkelpunkt  von  dort  her  kein  Licht  erhält,  
 u n d   g e g e n ü b e r   dem  von  obe n  k o m me n d e n   L i c h t   im  S c h l a g s c h a t t e n   
 de r   R e t i n a p i gm e n t k u g e l   s i c h  b e f in d e t . 
 In dieser optischen Ruhestellung, die durch Position D in Fig.  13 a wiedergegeben ist, befindet  
 sich  das  gesenkte  Auge  einer  schwimmenden  Hyalodaphnia,  wenn  sie  der  wagrechten  Lage  
 sich so weit nähert,  daß  ihre Längsachse nur um etwa 25—30 Grad von der Horizontalen  abweicht,  
 wobei der Kopf also immer noch höher steht als der Rumpf.  Bei langköpfigen,  zumal jugendlichen  
 Tieren  ist  das  häufig  genug  zu  beobachten  (Fig. 29 a). 
 Bei  Bosmina  kann  die  entsprechende  Augenstellung  (Depression  bis  zum  optischen  Gleichgewicht; 
  Fig.  13 b,  Position D) nur dann eingenommen werden, wenn der Kopf tiefer als der Rumpf  
 steht,  also  beim  Abwärtsschwimmen. 
 (b)  3.  D ie   mo t or i s c he   Gl ei ch g e wi c h l s s t e l l u n g   des  Auge s   und  ihre  
 (anges t reht e)   K o n s t a n t h a l t u n g   dur ch  di e  A n t e n n e n m u s h e i n . 
 Wenn  eine Daphnia  so  gegen  das  Lichtgefälle  orientiert  ist,  wie  Fig.  13 a  (Pfeil  L)  zeigt,  
 befindet sicli  das  Auge bei  Position  D  zwar im optischen aber nicht  im  m o t o r i s c  h e n  Gleichgewicht; 
   letzteres ist  nur  in Position  R vorhanden:  a l l e  Au g e nm u s k e l n   g l e i c h m ä ß i g   
 g e s p a n nt .   Diese motorische  Ruhestellung  des Auges  ist —  im  Licht  —  nur  dann  möglich,  
 wenn  die „Hauptebene“  des Muskelapparats  (also der Pfeil R  der  Figur 14,  vgl.  auch Fig. 13)  d e r  
 L i c h t r i c h t u n g   p a r a l l e l   ist.  Die  dafür  nötige  Körperhaltung  nimmt  das  Tier  aber  im  
 See  nur  selten ein, weil  sein  Schwerpunkt  dann  über  der Bewegungsachse  liegt. 
 Die mittlere  natürliche Stellung  („Normalstellung“)  ist in Fig.  14 a  angegeben:  dabei  steht  
 die Hauptebene  (R)  nicht  parallel,  sondern  s e n k r e c h t   z u r   L i c h t r i c h t u n g   (L).  Die 
 I 
 ventralen  Sektoren  sind  also verdunkelt,  die Depressoren  infolgedessen  stark  kontrahiert,  ohne  in  
 der Regel  die Stellung  des  optischen  Gleichgewichts  ganz  zu  erreichen. 
 Dieser  fortwährende Reizzustand muß  sich  noch  erheblich verstärken, wenn der  Kopf  beim  
 Herabpendeln  des. Rumpfes  aufgerichtet  wird,  er  muß  dagegen  nachlassen,  so  oft  der  Kopf  
 sich  senkt. 
 Und  darin  liegt  nun  der  Kernpunkt  des  ganzen  Mechanismus:  d e r  Tonus   der 
 v e n t r a l e n   A u g e nm u sk e l n   w i r k t   als  r e g u l i e r e n d e r   Rei z  so  auf   die  
 Ru de r bewe gung,   daß  die  mo t o r i s c h e   G l e i c h g e w i c h t s s t e l l u n g   des  
 Auges   mö g l i c h s t   e r r e i c h t ,   der   Kopf   also  g e s e nk t   wird.   Wir werden  im  
 nächsten  Abschnitt  sehen,  daß  jeder  Ruderschlag  aus  einer  dorsalwärts  und  einer  ventralwärts  
 gerichteten Komponente  besteht,  deren Kraftverhältnis veränderlich ist.  Jene Tonussteigerung der  
 ventralen Augenmuskeln-steigert  die Wirksamkeit  der  ersteren Komponente,  sodaß  in unserem Fall  
 der  R u d e r s c h l a g   mehr   d o r s a l   g e r i c h t e t   wird,  und  den vorher  durch  Gravitation  
 aufgerichteten  Kopf i n  die  Horizontalstellung  senkt  (und  in  dieser  vorwärts  wirft).  Die  Folge  
 davon  ist,  da  nun wieder  das  Licht mehr  von  der  Dorsalseite  auf  den Augenapparat trifft,  daß