Durch den experimentellen und variationsstatistischen Beweis des Übergangs
von longispina in cucullata ist die Reihe von den groben Litoralformen
zu den pelagischen cwcwZZata-Rassen geschlossen. Die Entwicklung ist also nur
schrittweise durch Anpassung an die Lebensbedingungen im freien Wasser und
vielfach nebeneinander unter besonderen örtlichen Bedingungen vor sich gegangen.
Nach der anderen Seite nach pulex zu sind Stammformen noch nicht
gefunden worden. Die Daphnia Zschohkei Stingelins und die Variation vigezzina
R. Monti können wohl als Übergänge angesehen werden, da sie im Habitus mit
einer groben longispina übereinstimmen; nur der kontinuierliche Borstensaum
auf der Endkralle ist am Grunde unterbrochen, dadurch daß einige stärkere
aus der Reihe heraus und etwas höher gerückt sind. Eine ähnliche Daphnie fand ich in
Borsten
dem Gehägeteich von Loßwig bei Torgau. Der Unterschied ist noch geringer als bei der Zschohkei,
die Form steht demnach noch näher an longispina. Sonst weist sie alle durch das Litoral induzierten
Eigenschaften auf, in dessen Nähe sie gefischt wurde. Textfig. 9 zeigt das Abdomen und Eig. 4 der
Tafel das ganze Tier.
III. Über die Variation der Bosmina longirostris.
Über die Zusammengehörigkeit der Bosmina longirostris und cornuta besteht kein Zweifel mehr.
Beide sind zu einer Spezies zusammen zu ziehen, deren Saisonvariationen sie darstellen. Wesenberg
widmet dieser Zyklomorphose in
den „Planktonuntersuchungen“
ein größeres Kapitel. In dem
von mir untersuchten Gebiet
ist die Variation der Bosmina
longirostris- naturgemäß die
gleiche. Den Tieren des Frühjahrs
und Winters mit langem
Mucro, langen, wenig gebogenen
1. Antennen und großem, aber
wenig hohem Körper stehen die
des Sommers mit kurzem Mucro,
kurzen gebogenen 1. Antennen
und kleinem, hohem Körper
gegenüber. Neben dieser letzten
Form beobachtete ich jedoch
fast regelmäßig eine zweite,
die Wesenberg nicht anführt.
. Frühjahrsform.
F ig. 10. Bosmina longirostris.
d. Winterform, b, c. brevicomis-Form. , f. cornuta-Forn
Gleichzeitig mit und neben den cornuta- traten brevicornis-Weibchen mit stark verkürzten ersten
Antennen auf, die jedoch zum Unterschied von der vorigen nicht die sichelförmige Krümmung zeigten,
sondern fast vollkommen gerade gestreckt waren. In den Figuren 10 a—f sind die Formen abgebildet.
Zugleich mit cornuta verschwand auch die zweite Form. Den Tieren des Winters war der doppelte
Dimorphismus nicht anzusehen. Inwieweit die drei Varietäten zusammengehören, ob beide Sommer-
formen unabhängig voneinander aus einer gleich aussehenden Winterform hervorgehen, oder ob die
Tiere mit kurzen geraden Antennen als extreme Alters- oder Saisonvariation von der cornuta und mittelbar
von der longirostris abstammen, vermag ich nicht zu entscheiden.
IV.
In der Daphniden-
literatur ¡¡ind schon seit
langer Zeit unter der Bezeichnung
Nackenzähne Bildungen
am Kopfpanzer der
Daphniden bekannt, die allgemeinere
Beachtung kaum
gefunden haben. Erst kürzlich
hat Brehm durch die
Publikation in der Revue
erneut die Aufmerksamkeit
darauf zu lenken gesucht,
nachdem er in seiner Arbeit
über das Achenseeplankton
den systematischen Wert der
Zähne diskutiert hat.
Brehm tut nur der
Zähne von Daphnia longispina
Erwähnung. Ähnliche
oder gleiche Bildungen werden
aber auch bei pulex und
hyalina, bei galeata und cucullata
beobachtet, nur daß
sie bei letzteren nicht mehr
im Nacken, sondern auf dem
Scheitel sitzen. Daß die
Scheitelzähne mit den
Nackenzähnen identisch sind,
scheint mir aus den folgenden
Befunden hervorzugehen.
Die ältesten Nachweise
der Zähne, die sich
überhaupt in der Literatur
finden ließen, sind die Zeichnungen
eines longispina-d
(Fig. 12 a) , die uns Fischer
Die Nackenzähne der Daphniden.
Fig. 11.
Abbildungen früherer Autoren von Daphnien mit Nacken- und Scheitelzähnen,
a. longispina nach Fischer; b. h yalin a nach Leydig; c. cucullata nach Schödler;
d. longispina (var. Le ydigi) nach Sars; e, g. longispina nach Brehm; h, i. hyalina
(notodon) n. Burckhardt; k. longispina (vicina) n. Richard; 1, m. longispina (dentata)
nach Matile; f, n, o. D. minnehaha nach Herrick.