wie die Es-ephippio- Weibchen, produzieren wie diese hohe Eisätze und bringen Junge mit erhöhter
Vitalität und größerer Helmhöhe hervor.
i Übrigens bin ich nicht der einzige, der mehrere Variationsmaxima in einem Jahre gefunden hat.
Herr Dr. Langhans hatte die Liebenswürdigkeit, mir mitzuteilen, daß auch im Hirschberger Großteich
das Variationsextrem nur im Frühjahr und Herbst gefunden wird (D. longispina-gracilis), während
in der Zwischenzeit die Stammform longispina bei geringer Anzahl und niedrigen Eisätzen lebt.
Die Frühjahrsgeschlechtsperiode wird nun, je größer und tiefer die Gewässer werden, immer
mehr zurückgedrängt, und der Verlauf der Variation wird dann dem von Wesenberg geschilderten
immer ähnlicher. Immerhin bleibt eine Reminiszenz an die erste Periode in außerordentlich vielen
Fällen bestehen. Der Zufall spielte mir einen Fang aus dem Bodensee vom 10. Juni 1911 in die Hand
Zwei Prozent der darin massenhaft enthaltenen Daphnia hyalina trug Ephippien!
Wichtig erscheint mir vor allem, daß meine Befunde sich vorzüglich vereinigen lassen mit den
experimentellen Ergebnissen Wolterecks. Auch in den Kulturen treten nach einer bestimmten Anzahl
von Generationen Depressionen und die Tendenz, geschlechtlich zu werden, auf. Diese Tiere erreichen
trotz optimaler Bedingungen nicht die Variationsextreme, wie die Tiere niederer Generationszahl
nach Ephippien und Depression (bezw. Geschlechtlichkeit).
Die Temporalvariation (1. Zyklus. 11. 5—9. 7) der Daphnia des Kospudner Mühlteichs ist
auf der Tafel dargestellt in Fig. 7 a—e. Man beachte besonders den Unterschied in der Größe
zwischen der 1. Generation (11. 5) und den folgenden. Die dargestellten Tiere entsprechen den
berechneten Variationsmitten. Die beiden Reihen Fig. la—f und 2 a—h zeigen an typischen
Exemplaren den Verlauf der Variation in zwei anderen Teichen, dem Lauerschen Graben und der
Ilhngsläche bei Zöbigker. Beide Rassen sind grobe Uferformen, die noch weniger variieren.
In ähnlicher Weise mögen sich die Bewohner anderer Teiche mit gleichen Bedingungen verhalten.
Wichtig erscheinen mir vor allem die Veränderungen in der Größe, in der Form des Rostrums,
der Stirn und in der Kopfhöhe. Wir sehen daraus, daß die Daphnien der Teiche im wesentlichen
dieselbe Richtung der Variation einhalten wie die der Seen? Prinzipiell sind beide nicht verschieden,
nur die Intensität der Veränderlichkeit ist eine andere.
Gehen wir jetzt über zur Betrachtung der Lokalvariationen. Jede einzelne zu beschreiben
ist ein Ding der Unmöglichkeit, da sie vielfach nur durch geringe Unterschiede meist der Physiognomie
voneinander abweichen. Immerhin lassen sich größere Gruppen zusammenfassen, innerhalb deren
minimale, erbliche Rassenverschiedenheiten existieren, und die von anderen Gruppen beträchtlich
abweichen und so den Namen der Varietät mit Recht tragen. Die Figuren, hoffe ich, werden der beste
Kommentar sein, zugleich verweise ich auf die Tafelerklärungen.
Die Abbildungen der Reihe 5 stellen eine grobe longispina-Rasse dar, vom Typus Lauer,
Illingslache usw., wie ich sie in Massen gefunden habe und wie sie am häufigsten aussehen. Besonders
auffällig ist die große Daphnia der Fig. 5a. Es ist ein Weibchen der Frühjahrsgeneration aus einer
Ziegeleilache. Die zwei weiteren Figuren 5 b und c gehören zur gleichen Population und sind vollkommen
erwachsene Sommertiere.
Eine schöne Varietät ist in den Abb. 3 a, b wiedergegeben. Charakterisiert ist sie durch die
enorm lange Spina, die eigentümliche Kopfform, und wie Sars richtig anführt, durch stark verkürzte
Ruderborsten. Sie deckt sich vollkommen mit der caudata Sars, wie sie in den ,,Cladoceren Zentralasiens“
dargestellt ist. Die Spina erreicht nicht weniger als 90 Prozent und mehr der Schalenlänge.
Dieses Merkmal ist jedoch keineswegs allen Tieren gemeinsam; es kommen auch kürzere
Spinen vor. Alles deutet darauf hin, daß die Altersvariation die Länge des Stachels stark
reduzieren kann.
In den Figuren 6—15 sind Rassen zusammengestellt, die Charaktere von bestimmter Intensität
tragen. Alle gehören mehr oder weniger zur Varietät pidchella Sars, die zum Vergleich in
Fig. 6 kopiert ist. Die Tiere sind der Daphnia des Kospudner Teiches ähnlich und stammen aus
Stadtteichen und Gewässern der näheren Umgebung Leipzigs. Die Teiche gehören alle zum Flußgebiet
der Pleiße, erhalten teilweise sogar direkten Zufluß von ihr. Das einheitliche Aussehen kann
darin seine Erklärung finden.
Die am Anfang der Reihe stehenden Daphnien schließen sich noch eng an Daphnia longispina
typica an, die weiteren zeigen eine auffällige Steigerung der Charaktere. Die letzten tragen schon
eine ziemlich hohe Crista, wie dies aus einem extremen Falle an der Daphnia aus dem Schwanenteich
am Augustusplatz in Leipzig (Fig. 15 b) ersichtlich ist. Fig. 14 aus dem Scheibenholzteich und 12 aus
dem Teich im Charlottenhof in Lindenau interessieren uns durch ihre geringe Größe und die Kleinheit
des Kopfes. Abgesehen von einer bemerkenswerten Zartheit bei stumpfem Rostrum ist das Nebenauge
winzig klein, so daß man Mühe hat, es nachzuweisen. Die Ähnlichkeit mit cucvllata ist eine sehr große.
Daphnia cucullata kommt nun in der Tat in den Teichen in einer ungehelmten Varietät vor. Man
weiß wirklich manchmal nicht, wo der Trennungsstrich zu ziehen ist. Das einzige Mittel zur Unterscheidung
bleibt dann nur noch das Rostrum, das allerdings auch nur einen minimalen und dazu
relativen Unterschied bietet. Man vergleiche z. B. die D. longispina der Fig. 14 mit der D. cucvllata,
die in Fig. 26 b gezeichnet ist. Die Grenze zwischen den Spezies ist manchmal nicht leicht festzustellen,
zumal möglicherweise im Freien auch intermediäre Bastarde Vorkommen. Eine sichere
Entscheidung kann meiner Ansicht nach in so schwierigen Fällen eine längere Beobachtung des
Teiches bringen.
Zoologloa. Hott C7. 45