r r
Lat o na s et i f er a Müll, ist für die Fauna Sachsens vollkommen neu. Lilljeborg bemerkt
ausdrücklich, daß die Art nur sporadisch und dann auch nicht sehr häufig in Schweden auftritt.
Keilhack erwähnt 6 Fundorte mit je 1—4 einzelnen Individuen. Damit im Einklang steht, daß ich
Latona überhaupt nur zweimal gefunden habe und zwar:
am 30. VIII. 08 im Doktorteich bei Sachsendorf und
am 24. IX. 08 im Schwarzen See bei Cunnersdorf.
Das erstemal waren 5 Exemplare, das zweitemal 3 Tiere in das Netz geraten. In beiden Fällen waren
die Fänge mit dem Stocknetz vom Ufer aus zwischen der üppigen Vegetation gemacht worden.
Sämtliche Individuen, die ich besaß, waren im frisch konservierten Zustande durch prächtige
Farben ausgezeichnet. Der Fettkörper war intensiv karminrot bis violett, der Darm war gelblich
bis grün und gegen den Anus zu braun. Außerdem wies die Schale mehrere diffuse rote und blaue
Flecken auf, wie sie Weißmann bei Macrothrix beschrieben hat.
H olop e d ium gibberum. Zacharias hat für sächsische Fischteiche die Sidide nachgewiesen,
die einzige Cladocere, die als Anpassung an das Leben im freien Wasser die Oberflächenvergrößerung
durch Abscheiden der Gallerthülle zeigt. Holopedium ist wie Latona eine seltenere
Art. Wo sie aber einmal vorkommt, tritt sie in Massen auf, trotzdem konnte ich nie solche Mengen
beobachten, wie es z. B. Fritzsch für die Böhmerwaldseen zu beschreiben Gelegenheit hatte. $ und
Dauereier sind mir nie zu Gesicht gekommen.
An Holopedium sind wiederholt Schmuckfarben konstatiert worden. Prächtig rote Töne
haben Sars sogar veranlaßt, eine besondere Varietät „ornata“ aufzustellen. Gerade an dieser Daphnide
habe ich jedoch die Farbe selten und nur schwach sehen können. Ich lasse die Fundorte und Daten
folgen.
Wermsdorf Zeisigteich 18. VII. 08, 24. IX. 08.
Ejrchteich 18. VII. 08.
Deutschbaselitz Großteich 9. VI. 08.
Commerau gf. Penkatschteich 10. VI. 08.
kl. Penkatschteich 10. VI. 08.
Zscharkteich 10. VT. 08.
Wolschankteich 10. VI. 08.
D a p h n i a magna und D a p h n i a p ul ex. Das Vorkommen der beiden gemeinen
Daphnien im Gebiet gibt die Tabelle (2) an. Natürlich ist ihre Verbreitung eine weit größere, da sie
die von mir wenig besuchten Tümpel kleinster Art bevölkern. Auf ihre Sexualperioden einzugehen
erübrigt sich. Es ist längst bekannt, daß magna und pulex ausgesprochen polyzyklische Arten sind,
die schon kurz nach ihrem ersten Auftreten Dauereier produzieren. (Schaus fand am 17. III. 06
c? und Ephippialweibchen.) Die Zyklen folgen weiterhin zumal in kleineren Gewässern vielfach
so rasch aufeinander oder sind so wenig scharf von einander abgegrenzt, da,ß Ephippien-Weibchen
während des Sommers beinahe immer zu finden sind, und daß das Ende einer solchen Periode
nur durch die prozentuale Zunahme der parthenogenetischen Weibchen angezeigt wird.
Wie vielfach von ändern Beobachtern beschrieben wurde, ist die Fruchtbarkeit der partheno-
genetisch sich vermehrenden $ von magna und pulex zu gewissen Zeiten eine ganz ungeheure. Nicht
selten habe ich 50 Jungfemeier im Brutraum und mehr gezählt. Ein Satz von 30 Jungen ist in
Populationen zu Beginn der Jungfernzeugung etwas ganz Gewöhnliches. Man kann jetzt begreifen,
daß in kleinen Teichen und Tümpeln in kurzer Zeit die beiden Spezies so an Masse zunehmen,
daß das Wasser rot davon erscheint und Schöpfen mit einem Glase genügt, um Hunderte zu
erlangen.
In derartigen Quantitäten traten am 21. V. 08 die beiden Nebenkammdaphnien in einem
Ufertümpel des Großen Torgauer Teiches auf. Hier sammelten sich die Tiere besonders auffällig zu
großen Schwärmen. An dem heißen und sonnigen Tage vereinigten sich die Daphnien nämlich zu
rotbraunen wimmelnden Bändern, die dem Schatten der Uferpflanzen (Schilfstengel, Typha) folgten.
Die Ursache der Schwarmbildung darf daher in diesem Falle wohl in der negativen Photopathie
gesehen werden.
Daß nudi pulex und magpa geringe Variationen zeigen, ist bekannt; ich Werde an andrer Stelle
darauf zurückkommen.
D a p h n i a l o n g i s p i n a Müll. Unter diesem Namen vereinige ich alle nebenkammlosen
Daphnien mit Ausnahme von cucullata, die aber streng genommen auch dazu gehört. Die Gründe
dafür sind in einem besondern Kapitel über Lokal- und Saisonvariationen niedergelegt.
Es gibt wohl kaum einen Teich, in dem sich nicht eine Kolonie dieser Spezies fände. Ihre
Abundanz und Frequenz ist außerordentlich groß, aber trotz ihrer Häufigkeit und trotz der großen
Literatur, die sich über die Art angesammelt hat, sind wir noch weit entfernt von einem einheitlichen,
allgemein anerkannten System.
Auch über die Geschlechtsperioden sind die widersprechendsten Meinungen laut geworden.
Während Daphnia longispina im hohen Norden und in den Alpen nur einen Zyklus durchläuft, hat sie
in unseren Breiten gewöhnlich zwei Maxima der geschlechtlichen Fortpflanzung, die im Frühjahr
bezw. Herbst liegen. Dies ist aber keineswegs die Regel. Es kommen sowohl monozyklische als polyzyklische
Populationen vor. In einigen Fällen ist sogar von fast asexuellen Rassen berichtet worden.
Wie läßt sich dies verschiedene Verhalten erklären? v. Scharfenberg hat gezeigt, daß die Zyklen
für die Daphnien obligatorisch sind, daß sie zuzeiten nicht unterdrückt werden können, daß nach
einer bestimmten Anzahl von Generationen Geschlechtstiere, Männchen und befruchtungsbedürftige
Weibchen auftreten müssen, daß aber das Eintreten dieses Zeitpunktes durch verschiedene Faktoren,
Temperatur und Nahrung vor allen Dingen, verschoben werden kann. Mit Weißmann dürfen wir
also jetzt annehmen, daß Kolonien von longispina, die zeitig im Frühjahr aus den Ephippien erwachen,
früher Ephippien bilden als später erscheinende. Für die ersten ist das Jahr länger, sie werden deshalb
größere Neigung zu mehrfacher Wiederholung des Zyklus haben als die letzteren, deren Sommer-
Ephippien sich eventuell infolge des eintretenden Winters nicht mehr entwickeln können. Nun gelangen
aber die Bewohner der Tümpel und kleinen Teiche infolge der raschen Erwärmung des Wassers,
schneller zur Entwicklung als die größerer Teiche und Seen, infolgedessen müssen die Tümpelformen
häufiger Dauereier bilden als pelagische Seendaphnien. Zudem bieten größere Wasserbecken den
Daphnien Lebensbedingungen von größerer Konstanz als Tümpel, die stärker den wechselnden
Einflüssen der Temperatur unterliegen. Ein längeres Gleichbleiben der Lebensbedingungen ist für
die Daphniden günstig und wirkt darauf hin, die Parthenogenese länger zu erhalten, die sexuelle Fortpflanzung
hinauszuschieben oder überhaupt auszuschalten.
Wir haben in der Tat in unsern Teichen und Seen sowohl polyzyklische als mono- und fast
azyklische Rassen. Für die kleineren Fischteiche Sachsens ist folgendes Verhalten charakteristisch.
Im Anfang bis Ende April treten je nach der Strenge des Winters und dem Einsetzen des Tau Wetters
die Daphnien auf und werden ganz allmählich häufiger, bis sie im Anfang Mai rapid an Zahl zunehmen
und das erste Frühjahrs-Maximum erreichen. Diesem folgt sofort eine Periode der geschlechtlichen