Von den U i o p o d e i ist der i n n e r e (Fig. 22) etwa zweimal, der ä u ß e r e (Eg. 23)
etwa 2 y2mal so lang als das Telson. Beide sind umsäumt von langen, feingefiederten Borsten. In
bezug auf die unter ihrer Basis liegenden Sinneszellen, den Terminalstrang und die Zellen in ihrem
Inneren gleichen sie ganz den Schuppenbörsten.
Im Basalteil der inneren Uropoden liegt das den Mysideen eigentümliche Ge h ö r o r g a n
(Eg. 22, ho). Über die Unterseite der Gehörkapsel zieht sich nach dem Otolithen (ot) zu ein Ast
des Hörnerven (Im,). 2 Äste des letzteren (7ms, hiij laufen außerdem bis zu dem neben der Gehörblase
gelegenen Teile des Außenrandes des inneren Uropoden. Hier finden sich sehr zarte, an ihrer Basis
kugelig auf getriebene Härchen (hh), die wohl als Hörhärchen aufzufassen sind. Allem Anscheine
nach dient der Otolith mehr der Wahrnehmung des Gleichgewichts, während die Hörhärchen feinere
Erschütterungen des Wassers aufnehmen.
Um etwas Genaueres über den inneren B au von Echinomysis chuni zu erfahren, zerlegte
ich ein Männchen in Schnitte. Leider zeigten sich gerade bei diesem Exemplar die Organe etwas
geschrumpft; ein weiteres wollte ich nicht opfern. Ich vermag daher nur soviel anzugeben, als sieh
aus diesen Schnitten und aus direkter Beobachtung ungeschnittener Tiere ergab.
Der V e r d a u u n g s t r a k t u s beginnt mit dem schräg nach vom und oben verlaufenden,
muskulösen Oesophagus, der in den geräumigen, innen mit feinen Chitinhaaren ausgekleideten Kau-
magen (Eig. 1, k) führt. In das Hinterende desselben münden 5 Paar Leberschläuche (Fig. 1, l,—!„),
Ein Paar ist kurz und legt sich rechts und links an den Kaumagen (l,). Das zweite Paar schmiegt sich
dem Hinterrande desselben an (Q. Die nächsten zwei Paare haben mittlere Länge (ls, I J ; das fünfte
Paar endlich ließ sich bis in die hintere Hälfte des Cephalothorax verfolgen (ls).
Etwa von der Eintrittsstelle der Leber an erfährt der Magen eine eigenartige Umformung
(Fig. 24). Sein Lumen schnürt sich eine Strecke weit seitlich ein und bekommt Ip-förmigen Querschnitt.
Die grobe Nahrung gleitet im oberen, kräftiger chitinisierten Teile (ob) dahin, der untere
Teil ist durch eine Doppelreuse von Borsten (bo) gegen den oberen abgegrenzt, so daß also nur feinere
Nahrungsteilchen in die untere Kinne (u) gelangen können. In dieser, deren Wände übrigens auch
fein behaart sind, zieht sich eine von unten her aufsteigende, nach hinten sichelförmig verlaufende
Falte (f) hin, die an jeder Seite zwei galerienartig angeordnete Borstenreihen (br„ br.) trägt. Der
ganze Borstenapparat dient dazu, nur völlig gelöste Nahrung bis zu den Kinnen (s) gelangen zu lassen,
die dann mit den zartwandigen, absorbierenden Hohlräumen (nach J o r d a n 1 mit der Leber), in
Verbindung stehen.
Hinter diesem pyloralen Abschnitte geht der Magen in den einfach schlauchförmigen Darm (d)
über. Dieser läuft etwa durch die Mitte des Cephalothorax und steigt dann zur Rückenseite des
Hinterleibes auf. Im 6. Abdominalgliede bildet er, von der Seite gesehen, einen 2 -förmigen Enddarm
(m) und mündet an der unteren Seite der Telsonwurzel nach außen.
Vom He r z (Fig. 1, h) und dem übrigen Kreislaufsorgan ließ sich bei den vorliegenden Objekten
leider nicht viel ermitteln. Aus Schnitten konnte ich ermessen, daß das Herz, das unmittelbar unter
J) J o r d a n , Die Phylogenese der Filtervorrichtungen im Pylomsmagcn der Malaeostraca. Verh. der Deutsch. Zool.
Ges. 1909. S. 255—266. M. 7 Fig.
der Rückenwand des Cephalothorax hegt, etwa in der Querlinie zwischen den 4. Brustbeinen beginnt
und in gleicher Höhe mit den Flügeln des Rückenpanzers auf hört, so daß es zum größeren Teile unter
der hinteren Einbuchtung des letzteren hegt.
Vom z e n t r a l e n N e r v e n o r g a n gibt Fig. 25 ein halbschematisches Bild. In das
große, zweiteihge Gehirn (og) münden vom seithch, nahe beieinander, die Nerven der 1. Antennen
(nax) und der Augen (no). Die Nerven der 2. Antennen (na2) dagegen treten ziemhch weit hinten ein,
dort, wo sich die Nervenmasse bereits anschickt, den Oesophagus zu umschreiten. Hinter diesem
folgt ein ziemhch kompakter, reichlich mit Ganglienzellen umhüllter Teil fug), von dem aus der Kau-
apparat versorgt wird. Weiterhin werden deuthch sieben Ganghenpaare, die zu einer geschlossenen
Gruppe aneinandergereiht sind, sichtbar. Zwischen ihnen treten die Nerven der Brustbeine (nbx—nb2)
aus, auch die des ersten Paares. Aus diesem Grunde rechnet Chun das erste Brustbeinpaar, trotz
seines von dem der übrigen recht abweichenden Baues, zu den Brustbeinen, eine Ansicht, der man
wohl beistimmen kann.
Von der Gangliengruppe der Brustbeine führen zwei längere Nervenstränge zu den Ganglien
des Abdomens (g abd 1—6). Die der 5 vorderen Glieder sind fast gleich groß, ziemhch kugelig. Das
des 6. Ghedes dagegen ist länglich oval. Von ihm aus führen Nervenäste nach dem Telson und den
Uropoden.
Die Ge s c h l e c h t s o r g a n e : Die Ov a r i e n (Fig. 1, ov) hegen oberhalb des Darmes und
beginnen etwa in Höhe des zweiten Brustbeinpaares. Die Eileiter vermochte ich leider nicht zu
erkennen. Von den zwei Paar B r u s t l am e l l e n sind die hinteren die größeren. An ihrem
Rande sind sie fein gefranst.
Die paarigen Ho d e n beginnen ebenfalls in gleicher Linie mit dem zweiten Brustbeinpaare,
verlaufen oberhalb des Darmes ziemhch weit nach hinten und schicken dann in scharfem Bogen die
vasa deferentia abwärts nach den letzten Brustbeinen, an deren Basen die penes hegen (Fig. 18, pen).
Letztere, gerade, röhrige Gebilde, tragen an ihrem freien Ende drei Lappen, die die Ausmündungsstelle
umgeben (Fig. 18, plx—pl3; Fig. 26, plx—pl3). Einer davon ist mit einem Dorn bewehrt (plx). Im
Innern der Lappen hegen, bäumchenartig um einen gemeinsamen Strang gruppiert, große Zellkerne (k).
Auf einem Schnitte lassen sich feine, nach außen führende Stränge (str) verfolgen, denen zarte Härchen
(h) auf sitzen. Ob hier ein Sinneswerkzeug oder ein Organ vorhegt, das zur Ausscheidung irgendwelcher
Stoffe dient, wage ich noch nicht zu entscheiden.
Im Lumen des Penis läßt sich auf demselben Schnitte (Fig. 26) auch ein Ballen von Spermato-
zoen (sp) erkennen. Es sind langgestreckte, keulenförmige Gebüde. Von anhaftenden Fäden ist
wegen der dichten Häufung der Spermatozoen nichts zu sehen.
Überblicken wir zum Schlüsse noch einmal den eigenartigen Bau von Echinomysis chuni,
so lassen die großen, in ein Front- und Seitenauge geschiedenen SehWerkzeuge, die verlängerten
Endopoditen der Brustbeine mit ihrem dreiteihgen Metacarpus und ihrer Endklaue, das verkürzte
Telson, die so außerordentlich reiche Bedornung und der Überfluß an Sinneswerkzeugen erkennen,
daß wir es mit einer p e l a g i s c h lebenden Form zu tun haben.
Zoologien. Hoft 07. 18